Idee und Umsetzung sind nicht übel, aber auch nicht neu; vergleichbare Lenkerträger gab es im Lauf der letzten ca. 70 Jahre immer wieder mal.
Die Verdrehsicherung mit Seil und Gurt finde ich überraschend und gelungen. Ich hätte da eher eine steife, verstellbare Abstützung zum Gabelkopf hin erwartet, oder eine komplett starre Halterung an einem speziellen Spacer (siehe Swood Cycles oder Tim Tas & Rek), oder am Vorbaudeckel (z.B. Hunter Cow Catcher), oder... was hat man da nicht schon alles gesehen, im Guten wie im Schlechten.
Mit Seil und Gurt wird das Ganze natürlich wirklich universell und bleibt einigermaßen flott abnehmbar. Wie straff und wackelfrei die Halterung im Fahrbetrieb dann wirklich bleibt, wäre interessant.
Flott abnehmbar ist auch ein altmodischer Decaleur, der zusammen mit einer steifen Taschenrückwand auch ohne fest am Rad montierte Auflagefläche darunter auskommen könnte, dann aber wiederum eine sehr feste Klemmung am Lenker braucht, oder eine andere Art der Abstützung gegen Verdrehen.
Möglichst minimalistische, schnell und halbwegs spurlos abnehmbare Taschen und Träger am Rennrad sind nach wie vor ein interessantes Betätigungsfeld mit einer Vielzahl von Möglichkeiten und Ideen.
Wer sich dafür interessiert und sich selbst ein wenig den Kopf darüber zerbrechen mag, darf hier gern mitschreiben - und bitte keine Angst vor dem bösen Wort "Klassiker" im Titel:
https://www.rennrad-news.de/forum/t...r-verschiedenen-typen-befestigung-diy.177167/
Da wurde z.B. eine ähnliche Lösung mit Verdrehsicherung gezeigt, flott aus einen einzigen Stück Aluminiumdraht gebogen und einfach über Lenker und Vorbau zu fädeln.
Ich selbst finde fest montierte, aber möglichst leichte Träger auch an einem schnellen Tourenrad, Gravelbike oder "Alltagsrenner" nicht verkehrt. Auf Maß selbstgebaut, sitzen sie völlig wackelfrei und geben einige Freiheit bei der Wahl des Gepäckstücks.
Zuverlässige Träger für mittelgroße Lenkertaschen sind im Eigenbau unter 200 g umsetzbar, Halter für hintere Seitentaschen unter 300 g. Die können dann gern auch für immer am Rad bleiben, tragen aber natürlich keine irren Lasten für den Wocheneinkauf oder die Weltreise.
Die darauf abgestimmten Taschen sind in der Regel schwerer als die Träger, aber das ergibt ja durchaus Sinn. Je steifer die ggf. verwendeten Taschen sind, desto leichter können die Träger sein; damit empfiehlt sich direkt auch der Eigenbau der Taschen oder zumindest die Modifikation käuflicher Exemplare z.B. mit dünnen Sperrholzplatten oder innenliegenden Rahmen. Wenn die Tasche samt Inhalt auch ohne Träger nicht allzu sehr aus der Form geht und nicht "wabbelt", hat man schon viel gewonnen und kann sich einen wirklich zierlichen, superleichten Träger dafür bauen. Leider gibt es bislang kaum einen Taschenhersteller, dem diese Idee schon gekommen ist.
Der Forumsrekord für einen fernreisetauglichen (!) und ausgiebig erprobten Taschen- und Trägersatz im Eigenbau liegt vermutlich bei 430 + 80 g hinten (große Längstasche und Halter), 730 + 40 g vorn (zwei Lowrider-Taschen und Halter) und 270 g für eine Lenkertasche am Zeitfahraufsatz; dazu gibt es einen eigenen Thread von Erbauer, der im o.g. verlinkt ist (#58).
Problematisch bei modernen, reinen Rennradrahmen sind natürlich die Befestigungsmöglichkeiten an Rahmen und Gabel. Das geht leider nicht immer ohne weiteres und zwingt oft zum Ausweichen auf möglichst flexible Lenker- und Sattel(stützen)halterungen, oder eben gleich auf Bikepacking-Ausrüstung.
Anders ausgedrückt:
Das "Problem" vieler käuflicher Taschen und Träger ist, dass sie auch der größte denkbare Trottel an jedes beliebige Rad montieren können soll und sie dort die maximal vorstellbare Zuladung am besten noch dauerhaft aushalten. Dabei werden Tasche und Träger leider getrennt voneinander betrachtet und sollen möglichst frei kombinierbar sein.
Das ist verständlich, führt aber eben nur sehr selten zu wirklich tollen Lösungen, die wenig wiegen, einfach handzuhaben sind und dabei auch noch gut aussehen.
Dabei bräuchte es nur vergleichsweise geringe Veränderungen an vielen bekannt guten Taschen, um sie für superleichte Minimalträger vorzubereiten, die nicht an jedes Rad passen müssen und ggf. von den Rahmenherstellern angeboten werden. Aber ob es dafür eine Zielgruppe gibt, im Zeitalter von Bikepacking und Jobrad?