Außerdem sehe ich bei Ineos dieses Jahr drei Probleme.
- Bernal ist einfach noch zu jung. Auch wenn er vorher als neuer Toursieger hochgehypt wurde. Für einen jungen Radsportler eher kontraproduktiv. Ich denke er braucht noch zwei, drei Jahre. Wenn er nicht vorher verheizt wird.
- Thomas ist kein echter Kapitän. Ich denke er ist eher ein introvertierter Typ, der im letzten Jahr aus Froomes Schwächen Vorteile ziehen konnte. Ohne Froome hätte er nach meiner Einschätzung im letzten Jahr die TdF nicht gewonnen.
- Und hier kommt der letzte Punkt. Froome fehlt an allen Ecken und Enden. Er ist jemand der die Fäden ziehen und eine Mannschaft dirigieren kann. Das merkt man meistens nicht, aber da geschieht viel im Hintergrund. Und er kann Rennen lesen. Wenn er daraus kein Kapital schlagen kann, liegt es meistens daran dass er einen schlechten Tag hat. Und selbst dann versucht er daraus noch zum Vorteil seiner Mannschaftkollegen etwas zu machen. Siehe Thomas im letzten Jahr.
Leider hat Froome nach meiner Ansicht wohl seinen Zenit überschritten und wird im nächsten Jahr nicht mehr gewinnen können (lasse mich gerne positiv überraschen). Die "jungen Wilden" der anderen Teams werden ihn überrollen. Thomas wird es auch nicht wieder schaffen. Und Bernal ist zu jung. Damit steckt Ineos in einem Dilemma, sollten sie sich keinen potentiellen Toursieger kaufen (was bei deren Budget kein Problem sein sollte). Somit dürfte in den nächsten Jahren für Spannung gesorgt sein. Was die meisten hier sicher sehr freuen wird.
Stimme dir was Bernal und Froome angeht
100% zu. Bernal ist fraglos hochtalentiert, aber er braucht noch Zeit und ob er das halten kann, was manche sich von ihm versprechen, steht auf einem anderen Blatt. Man kann gerade bei dieser Tour wieder sehen, was aus Hoffnungsträgern werden kann, siehe Bardet und Quintana. Beide nur noch noch Schatten früherer Brillianz.
Thomas hat in der Tat letztes Jahr davon profitiert, das Froome dabei war, allein schon weil Froome den Fokus der Konkurrenz auf sich gezogen hat.
Das Duo Thomas/Froome war letztes Jahr zudem trotz der offensichtlichen "Verschleißerscheinungen" die Froome bei seiner vierten Grandtour hintereinader innerhalb von 13 Monaten zeigte, einfach stärker als das Duo Thomas/Bernal.
Ich halte es btw. auch für unwahrscheinlich, dass Froome nochmal die Tour gewinnen kann, allein das Alter spricht dagegen. Tatsächlich steht Ineos damit wohlmöglich vor einer Phase ohne absolute GT-Favoriten-Rolle. Die haben zwar nächste Jahr voraussichtlich auch Carapaz. Dass der eine GT gewinnen kann, wenn er dort zukünftig als Favorit an den Start geht und nicht wie beim Giro davon profiteieren kann, dass sich die vermeintlichen Top-Favoriten gegenseitig neutralisieren, muss sich auch erst noch zeigen.
Im Moment scheint mir Pinot mit den besten Chancen, nächsten Sonntag ganz oben zu stehen in Paris. Mich würde das wegen seines offensiven Fahrstils und aufgrund der manchmal sehr wechselvollen Karriere von ihm, in der tolle Leistungen und gesundheitliche Rückschläge immer wieder eng beieinanderlagen, freuen.
