Der zweite Versuch
13.05.2017
Nachdem ich mit meiner Leistung beim ersten 200er Brevet dieses Jahr im März nicht wirklich zufrieden war, startete ich zwei Monate später einen zweiten Versuch in Münster. Ziel war es nicht wieder total kaputt und abgeschlagen als Letzte nach 200 km anzukommen. Im März schaffte ich gerade einmal einen Schnitt von 19 km/h, was selbst für mich langsam war.
Samstag hieß das früh aufzustehen. So quälte ich mich um 4 Uhr aus dem Bett. Gegen 6:30 Uhr machte ich mich mit dem beladenen Auto auf den Weg nach Münster, wo ich rechtzeitig ankam. Mit dem Rad rollte ich zur Anmeldung. Hier war um 20 vor Acht noch überhaupt nichts los. Das kannte ich von meinen bisherigen Starts in Münster aber anders. Das Wetter war schon ganz angenehm mit ca. 14 bis 15 Grad und es war mittlerweile von oben trocken, aber die Straßen noch nass. Für den Tag waren mehrere Gewitter vorher gesagt.
Mein mit Schutzblechen und einem zweiten
Flaschenhalter aufgerüstetes Peugeot sollte mich wieder über die Distanz tragen.
Auch zwei Velomobile waren wieder am Start. Nach 8 Uhr wurden die nur ca. 25 Starter gebrieft und in zwei Gruppen aufgeteilt. Ich war in der zweiten Gruppe mit ca. 10 Leuten. Die Gruppe startete zunächst sehr ruhig, bevor sie nach ein paar Kilometern in zwei Gruppen zerfiel.
Ich fuhr zunächst in der hinteren etwas größeren Gruppe, die mir aber selbst für den Anfang zu langsam war. So machte ich mich alleine auf den Weg und holte zunächst einen einzelnen Fahrer ein. Da es gut lief zog ich vorbei.
Langsam schloss ich auf die vordere Dreiergruppe auf und hing mich dort dran. Das Tempo war genau richtig für mich.
Doch dann in einer Kurve eine Schrecksekunde. Der Fahrer vor mir rutschte in einer schnell gefahrenen Kurve in einer kleinen Pfütze weg und stürzte. Ich hatte direkt hinter ihm eine etwas andere Fahrlinie gewählt und konnte zum Glück noch
bremsen. Er hatte sich die Hüfte geprellt, eine sehr schmerzhafte Verletzung, aber nicht gefährlich. Gebrochen schien nichts. Während er sich sammelte kamen die Anderen aus der Anfangsgruppe nach und nach vorbei. Ich machte mich wieder auf den Weg, da ich nicht helfen konnte und fuhr wieder an Allen vorbei. Jetzt lief es richtig gut und ich hatte bereits nach 28 km die letzten Fahrer der ersten Startgruppe im Blick, als ich nicht aufs Navi achtete und mich bergab verfuhr. Endlich merkte ich es und musste dann die Steigung wieder hoch. Am Horizont sah ich alle Anderen richtig abbiegen und damit an mir vorbei ziehen. Da es jetzt die einzigen richtigen Steigungen zwischen Nottuln und Coesfeld gab, brauchte es eine Weile bis ich mich wieder ran gefahren hatte. Peter vom Verein Westerholt-Buer war dann neben einem holländischen Fahrer der einzige der meinem Tempo folgte, als ich vorbei zog.
So bildeten wir eine Dreiergruppe die ab jetzt weiter zog. Das passte vom Tempo ganz gut und wir kamen voran. Es war immer noch bewölkt, aber die Straßen trockneten langsam ab. Die zuletzt gestarteten Velomobile pfeilten irgendwann an uns vorbei. Wir genossen die typische Münsterländer Landschaft. Dann sahen wir die Velomobile noch einmal am Straßenrand. Die Fahrer machten Pause, holten uns später aber natürlich wieder ein.
Mittlerweile waren Peter und ich alleine unterwegs. Wir kamen durch Gescher und Südlohn. Unser holländischer Mitfahrer hatte wohl für eine Pause angehalten. Doch wir zogen durch und wollten nach 77 km in Winterswijk Pause machen. Zuvor passierten wir hinter Oeding die Grenze zu den Niederlanden. Für mich immer wieder ein schöner Moment. Schließlich erreichten wir die Kontrolle in Winterswijk, wo wir auf eine Dreiergruppe trafen, die gerade wieder startete. Die sollten wir noch öfters sehen. Wir ließen abstempeln, fanden aber die Tankstelle für eine Pause zu ungemütlich. Also fuhren wir weiter. Es sollte sich doch noch etwas Besseres finden lassen. Eine für Randonneure gefährliche Denkweise.
Kurz nach der ersten Kontrolle dann die Ortseingangsschilder von Winterswijk. Da musste Peter natürlich für ein Foto posieren.
Und mein Peugeot ließ es sich natürlich auch nicht nehmen vor dem Ortsschild den französischen Poser zu geben.
Hier merkte ich schon das es deutlich besser lief wie noch im März, wo ich bereits nach 50 km zu kämpfen hatte. Peter und ich wechselten uns in der Führung ab, fuhren aber oft nebeneinander und quatschten. So verging die Zeit im Fluge.
Wir genossen die Fahrt durch die Niederlande sehr. Irgendwo sahen wir ca. 40 junge Männer mit französischen VeloSolex-Mofas. Anscheinend eine Klubausfahrt. Leider achteten wir dabei nicht aufs Navi und verfuhren uns. Wir sollten noch ein paar extra Kilometer machen. Winterswijk durchfuhren wir dann doch ohne Pause. Wir wollten die ca. 30 km zur nächsten Kontrolle fahren und dann pausieren. Über Meddo und Rekken erreichen wir Haaksbergen. Hier trafen wir die drei Fahrer von der ersten Kontrolle wieder. Doch mit der Pause wurde es nach 108 km immer noch nichts. Entweder gefiel uns die Location nicht, oder sie hatte zu. Also fuhren wir weiter. Ich hatte mich bis hierhin nur von 700 ml Apfelschorle ernährt. Bei der Fahrt durch Haaksbergen traf ich dann auf einen anderen französischen Klassiker. Eine wunderschöne Citroen DS stand in einer Hauseinfahrt. Bin zwar kein Fan von Autos, aber die "Göttin" hatte es mir irgendwie angetan. Weiter ging es aber mit meinem klassischen Peugeot.
Nun führte uns die Route leider wieder nach Deutschland. In Alstätte machten wir auch wieder keine Pause. Ich wunderte mich noch das ich immer noch fit war und selbst nach 120 km kein Hungerast drohte. Aber lange konnte das nicht mehr gut gehen. Doch jetzt fuhren wir nur noch über einsame Straßen und kleinste Dörfer. In Heek steuerten wir dann doch endlich einen Supermarkt an und versorgten uns mit neuen Getränken und Essen. Zum Glück gab es neben dem Supermarkt eine Sitzbank und wir machten die erste richtige Pause nach über 140 km. Jetzt hatten wir bereits zweidrittel der Strecke zurückgelegt und lagen richtig gut in der Zeit. Mittlerweile schien längst die Sonne und wir hatten über 20 Grad. So entledigte ich mich meiner Armlinge und fuhr kurzärmelig weiter. Die Landschaft, die Sonne und die Wärme ließen geradezu Urlaubsfeeling aufkommen. Wir waren immer noch guter Dinge und nach der kleinen Stärkung immer noch bei Kräften. Allerdings machte mir mittlerweile auch mein Heuschnupfen zu schaffen und ich hustete öfters und bekam schlechter Luft. Auf meine Leistung schien das aber kaum Einfluss zu haben.
Wir waren immer noch flott unterwegs und ich machte trotz Gegenwind Tempo.
Dann ereilte Peter ein schleichender Plattfuß hinten. Wir legten am Rande eines Bauernhofes eine Zwangspause ein. Nur noch 20 Kilometer bis zur nächsten Kontrolle, von da nur noch 30 km ins Ziel. Und wir hatten gerade Nachmittag. Schnell war der Defekt behoben und wir zogen weiter.
In Greven steuern wir dann das MCDonalds an um uns den ersehnten Stempel zu holen. Wir machen noch einmal Pause. Eine Cola und zwei Veggieburger soltlen mir Kraft für die letzten 30 km geben. Leider hatte die Belegschaft mit technischen Defekten zu kämpfen und so dauerten meine Burger ziemlich lange und unsere Pause wurde länger als geplant. Wir nahmen es mit Gelassenheit. 30 km waren doch nur noch eine Spazierfahrt. Schließlich machten wir uns wieder auf den Weg und die Kilometer schmolzen nur so dahin. Mittlerweile hatten wir späten Nachmittag.
Nur noch 10 km bis Münster und wir fuhren durch die Rieselfelder. Wunderschöne Landschaft vor den Toren Münsters. Ehe wir uns versahen fuhren wir nach Münster rein und erreichten nach 205 km im 18:45 Uhr die letzte Kontrolle, eine Westfalen Tankstelle. Hier sollten wir dann auch die Kontrollkarten abgeben. Wir trafen auf andere Fahrer die kurz vor uns eintrafen. Ich bekam einen richtigen Hustenanfall und röchelte nur noch vor mich hin. Blöder Heuschnupfen. Gut das das nicht während der Fahrt so schlimm kam. Nach einer Weile und einigen Schlucken Wasser beruhigten sich meine Atemwege wieder etwas. Wir gaben unsere Karten ab und machten uns auf die letzten 5 km zum Startort, wo unsere Autos standen. Hier verabschiedete ich mich von Peter meinem Mitfahrer. Noch einmal vielen Dank! Zu zweit machte die Strecke auf jeden Fall mehr Spaß.
Als Fazit kann ich sagen das der Brevet richtig Spaß gemacht hat. Das Wetter spielte auch toll mit und die Strecke durchs Münsterland und die Niederlande gefiel mir gut. Schade das so wenig Starter dabei waren.
Noch ein paar Daten: Wir fuhren 210 km (durch ein paar Verfahrer), mit einem Schnitt von 24 km/h. Die Strecke hatte nur etwas über 500 Höhenmeter die sich überwiegend zwischen Nottuln und Coesfeld konzentrierten. Reine Fahrtzeit war etwas über 8,5 Stunden. Insgesamt etwas über 10 Stunden. Meine Fitness ist also wieder da. Ein schönes Gefühl.