Natürlich darf er.
Die Frage ist: warum klappt das auch noch? Denn eigentlich ist der Kaiser, dem man da applaudiert nackt. Es ist weder eine besondere Leistung noch ein besonderes Abenteuer. Was läuft schief in einer Gesellschaft, wenn so jemand für ein solch banales Unterfangen öffentliche Aufmerksamkeit bekommt?
Frage mich das schon länger, Auslöser war ein Besuch der Globetrotter Film-Tour: Lauter krasse Sachen, dann kam ein Typ, der schon als Kind ein Bein verloren hatte und jetzt auf den Kilimandscharo wollte. Auf Krücken, weil mit Prothese kann es ja jeder.
Komplett absurd angesichts dessen, was ähnlich Eingeschränkte überall und auch im Sport leisten. Zu allem Überfluss hat er sich letztendlich hochtragen lassen. Ergebnis: Standing Ovations als er als besonderer Stargast auf die Bühne geholt wurde. Eine Ohrfeige für alle anderen, die tatsächlich Herausragendes geleistet haben.
Also, an was liegt es? Daran, dass alle händeringend nach Content suchen? Aber warum applaudiert dann auch noch das Publikum?
Was ist denn für Dich applaudierendes Publikum? – Die bloße Berichterstattung ist doch - in dem Fall - fast neutral.
Und jenseits der Schilderungen von Alltagsdetails, finde ich eine Glorifizierung irgendwie nicht.
Ist halt eine Form von Eskapismus und weder spektakulär noch uninteressant (für einige).
Oder haben sich nur die/unsere Maßstäbe eklatant verschoben. Ab wann ist was ein Abenteuer und was darf in welchem Kontext wie kolportiert werden? Hört sich oft so an, als ob jemand gezwungen wird sich die Schilderungen/Berichte/Filme anzuschauen.
Spätestens wenn die eigene Begeisterungsfähigkeit nachlässt (sagen wir mal ab 30), braucht es doch nur 10 RedBull-Filme, die allgemeine Werbung von so ziemlich ALLEM, um klar definieren zu können was Überhebung, Verklärung und fast schon absurde Wahrnehmungsverschiebung ist. Emotionale Nasenriinge, die als Trigger für KAUFEN nutzbar gemacht werden.
Ich kann Deinen Punkten schon folgen, bis auf die nicht geklärte Definition von "tatsächlich Herausragendes".
Fast jeder von uns würde es jenseits seiner Erträglichkeitsgrenzen einordnen müssen, einen Winter in einem durchnässten Zelt in einem der Flüchtlingslager an den europäischen Grenzen zu verbringen. Realität für viel zu viele Menschen und zu überleben ist die Challenge sehr vieler Menschen, weit jenseits von selbst gewählten Abenteuern.
Und ja, wir suchen offenbar eher nach Content, den wir emotional zu pseudoepisch Herausragendem machen.