Welche Rennrad-Neuheiten waren am spannendsten? Was war der beliebteste Renner der Woche? Welcher Eventbericht fand starkes Interesse und welche Radtests waren besonders gefragt? Manches überraschende Ergebnis findet sich in unserem Überblick zum Best of Rennrad-News 2018.
Nachrichten
Das offenherzige Video der australischen Pro-Rennradfahrerin Macey Stewart, in dem sie ans Karriereende wegen zu dichtem Überholen denkt, hat viele Leser bewegt. Wir nahmen es zum Anlass, die entsprechende Regelung der StVO und internationale Programme zur Kontrolle genauer anzuschauen. Generell findet Rennradfahren im Verkehr statt, weshalb das Thema Rennrad & Verkehr regelmäßig für Schlagzeilen sorgte, wie die zahlreichen Beiträge zu Rennrad-Unfällen zeigen.
2018 wird auch als das Jahr in die Radsport-Bücher eingehen, in dem die UCI Scheibenbremsen am Rennrad genehmigte – und, nebenbei gesagt, übrigens auch die erlaubte Sockenlänge neu regelte, worüber wir aber nicht berichtet haben.
Tour de France, Giro und Co.
Während die Rennrad-Saison in Down Under startete, waren wir in Kälte und Schnee der Cyclocross WM 2018 in Valkenburg unterwegs, um die Räder der CX-Profis zur portraitieren. Meist angeschautes Cyclocross-Probike: Talita de Jongs Specialized Crux S-Works.
Und zur Klassikersaison nahmen wir dann die Räder der Straßenprofis bei Liège-Bastogne-Liège genauer unter die Lupe. Publikumsrenner hier waren das Canyon Ultimate CF SLX von LBL-Dominator Alejandro Valverde, als er noch nicht Weltmeister war und das 3T Strada mit SRAM 1-fach – seht es euch noch einmal an, es wird so schnell nicht mehr im Peloton auftauchen.
Vom Giro d’Italia 2018 wird wohl Chris Froomes beeindruckendes Solo auf der Königsetappe mit dem Colle del Finestre noch einige Jahre in Erinnerung bleiben. Allerdings nicht bei allen in einer guten, wie der viel gelesene Kommentar von Daniel Lenz zur Berichterstattung der BBC über den Soloritt zeigt. Und natürlich Maximilian Schachmann, der mit seiner Vorstellung beim Auftaktzeitfahren und beherzten Fahrweise in den Bergen als die neue deutsche Rundfahrthoffnung aus dem Giro 2018 hervorging.
Bei der Tour de France gingen 2018 elf deutsche Fahrer an den Start, unter denen sich auch ein hoch motivierter John Degenkolb befand. Über seine Ambitionen bei der Kopfsteinpflaster-Etappe nach Roubaix hatten wir vorher mit „Dege“ ein Interview geführt. Sein Glück, als er die Etappe tatsächlich gewann, gehört sicher zu den Radsportbildern des Jahres. Das prägende Bild von der zweiten Hälfte der Tour war das teaminterne Duell zwischen Chris Froome und Geraint Thomas. Als Froome schließlich seine Bereitschaft auf die Kapitänsrolle zu verzichten erklärte war die Meldung eine der wichtigsten der Tour – aber nicht ganz so wichtig wie die Abfahrtskünste von Andrè Greipel und die Aufgabe vieler Pros in den Bergen.
-> Hier findet ihr all Infos zur Tour de France 2019
Rennrad-Tests: doppelt interessant
Die Vorstellung des Canyon Grail polarisierte wie keine andere Rennrad-Neuheit 2019 die Leser auf Rennrad-News. Zusammen mit dem Test des Grail CF SLX ein hochinteressantes Doppelpack in der Lesergunst.
Das Canyon Grail CF SLX 8.0 Di2 ist ein herausragendes Gravelbike. Die Fahrdynamik und Laufruhe im Gelände gehören zum Besten, was man derzeit bei Gravelbikes geboten bekommt, die Kontrolle auf leichten Trails setzt dem Spaß kaum Grenzen. Mit den Carbonlaufrädern sucht auch die Fähigkeit, auf der Straße Tempo zu machen, ihresgleichen. Mit kleinen Einschränkungen bei der Taschenwahl kann das Grail auch fürs Bikepacking gut genommen werden, hat aber seine größere Stärke bei Wochenend-Trips - neudeutsch: Micro-Adventures. Es ist erwartbar, dass die hervorragenden Fahreigenschaften auch bei den günstigeren, kaum schwereren Modellen ähnlich sein werden, die damit ein sehr attraktives Preis-Leistungsverhältnis haben. Der Lenker spielt am Ende fast eine untergeordnete Rolle. Wenn die Sitzposition passt (und man gewillt ist, sich auf das Maß der Systemintegration einzulassen), erhält man ein kleines Komfortplus. Wenn nicht, ja, wenn es doch für diesen Fall etwas gäbe...
Pro / Contra
zum TestPro
- geringes Gewicht
- hoher Komfort am Heck
- präzises Handling im Gelände
- große Laufruhe
- leichter, ruhiger Lauf auf der Straße
- Di2 Sorglos-Schaltung mit Schaltunterstützung
- Top-Laufräder
- viele clevere Details
- Preis/Leistungs-Verhältnis
Contra
- nur minimale Anpassung der Sitzposition möglich
- Festlegung auf das Canyon Gravelcockpit
- Gravelcockpit kann bestimmte Fahrertypen in manchen Handpositionen einschränken
- Gravelcockpit beim Bikepacking nicht optimal nutzbar
Die Gattung der geländegängigen Rennräder läutete der Jahreszeit gemäß auch das Testjahr auf Rennrad-News ein. Zahlreich goutiert: der Test des Giant TCX SLR 2 Cyclocrossers im Januar als preiswerter Einstieg in den Sport.
Ganzjahresfahrer freuten sich besonders über den anschließenden Test des Bergamont Grandurance RD 5.0, der als Best of Commuter-Rennrad-Test in das Jahr einging. Die fortlaufende Testreihe von alltagstauglichen Rennrädern fand einen – vorläufigen -Abschluss im Test des Cube Nuroad Race FE, der zwar erst kürzlich erschien, aber schon zu den meistgelesenen Tests zählt.
Wie das neue Rose X-Lite sich in den Händen der erfahrenen Testerin Sissi Pärsch bewährte war, ebenfalls ein besonders viel nachgefragter Testbericht auf Rennrad-News. Hier nochmal das Fazit:
Das Rose X-Lite Four Disc entpuppt sich tatsächlich als eine extrem starke Mischung: pfeilschnell und sauleicht, dabei dennoch souverän und komfortabel (nicht nur dank der Reifenbreite). Bei allem Vorwärtsdrang ist es in keiner Sekunde zickig und bei aller Sportlichkeit lässt es auch gerne entspannte Momente zu. Die individuelle Konfiguration ist ein starker Bonus und in der Kombination mit Store oder dem Partner-Service von LiveCycle feiner Luxus. Egal in welcher Ausstattung, Rose liefert einen sehr überzeugenden, smoothen Allrounder, der es schnell mag.
Pro / Contra
zum TestPro
- ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis
- sehr leicht
- Aerodynamikbonus
- fahrstabil
- Gabel- und Rahmendurchlauf für breite Reifen
- schon in der Basis-Variante hochwertige Ausstattung
Contra
- für Bergfahrer empfiehlt sich eine andere Übersetzung
Im Vergleich von 2.199-Euro-Rennrädern mit Scheibenbremse traten im Frühjahr vier Kandidaten an, die für ihre jeweiligen Hersteller Umsatzgaranten sein sollen.
- Canyon Ultimate CF SL Disc 7.0
- Rose Team GF Four Disc
- Giant TCR Advanced Disc
- Specialized Roubaix Sport Disc
Besonders spannend fanden unsere Leser dabei vor allem den testinternen Vergleich der beiden Versender-Räder.
Renner der Woche: Eis vor Titan vor Handmade
Das Popcycle gewann als Renner der Woche die Herzen der Rennrad-News Leser wie kein anderes Rad. Das Custom Stahl-Rennrad, dessen Lackierung und Name von einer amerikanischen Eis-Marke inspiriert wurde, war mit großem Abstand der Hingucker schlechthin. Chapeau vor dem Erdenker für den Mut zur Farbe und dem Erbauer fürs Umsetzen.
Der erste Renner der Woche war zugleich einer der meist angeschauten. Kein Wunder, der Knoblich Randonneur, der im Selbstbau entstand, hat auch jede Menge Feinheiten, die es anzuschauen lohnt.
Aber auch Schlichtheit kann schön sein, zumindest anziehend. Ebenfalls auf dem Podium der Beliebtheit zu finden ist das außergewöhnliche Lynskey Cube Titan-Rennrad – ein Redesign aus Österreich. Wie und was ist mit Carbon-Rennrädern? Nun ja, wir stellen fest, dass Renner der Woche aus Stahl in der Publikumsgunst weiter oben liegen. Bei Carbon liegt der Reiz eher im Technischen, wie der meistgeschaute Kohlenstoff-Faser-Renner zeigt.
Komponenten: das 12-fach Jahr
2018 wird auch als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem 12-fach am Rennrad Einzug hielt. Campagnolo machte wie schon bei 11-fach als erster der drei großen Schaltungshersteller den Schritt zu einem Ritzel mehr am Rennrad. Die Vorstellung der neuen Campagnolo Super Record 12-fach und Record 12-fach war entsprechend eines der Highlights auf Rennrad-News. Es war nur eine Frage der Zeit, bis eine der beiden anderen Rennrad-Schaltungsgrößen nachzog. Als vor kurzem erste Bilder einer Sram Red eTap Schaltung mit 12 Ritzeln auftauchten, interessierte das sogar noch mehr Leute auf Rennrad-News als die Premiere für 12-fach am Rennrad.
Das Highlight am anderen Ende des Preisspektrums war das Debut der Shimano 105 R7000 Gruppe. Ihr Erscheinen löste zwar keinen „Hype“ aus. Wie sich aber bei Erscheinen der Neuheiten 2019 immer klarer heraussschält, ermöglicht sie 2019 eine Klasse wertiger Rennräder mit Preisen, die unterm Strich gegenüber 2018 ein Upgrade bedeuten. In dieser Hinsicht wird 2019 spannend.
Rennnrad-Neuheiten 2019: Aero oder Gravel?
Auch 2018 setzte sich der Trend fort, Neuheiten nicht allein auf der Eurobike zu zeigen, sondern stattdessen oder zusätzlich bei eigenen Hausmessen den Vorhang über den neuen Modellen zu lüften. Unter anderem der ZEG, Cube, Giant, Stevens, Focus und Radon stattete die Redaktion einen Besuch ab.
Eindeutiger Trend bei den Neuheiten für 2019 waren die Aero-Rennräder mit Allround-Anspruch. Den Anfang machte das Specialized Venge Disc, das nun mit weniger schwellenden Formen auftritt als sein Vorgänger. Trek stellte mit dem neuen Madone eine vielbeachtete Neu-Entwicklung seines Aero-Wettkampfbikes vor, wobei besonders die neuen Project One Custom Lackierungen zum Hingucker wurden. Und mit dem Cervèlo S5 zeigten auch die Aero-Spezialisten aus Kanada, dass sie gedenken, beim Wettbewerb um das „schnellste Rennrad der Welt“ ein Wörtchen mitzureden.Ein Anspruch, den das ebenfalls gerade erst vorgestellte Focus Izalco Max Disc gar nicht erst formuliert, weil neben der Aerodynamik bei seiner Präsentation auch andere Werte wie Praxistauglichkeit und Komfort im Fokus standen. Und das Wilier Cento 10 Pro bildet den Stand der Aero-Entwicklung der italienischen Marke ab.
Fast schon kein Trend mehr, sondern die bestimmende Größe bei den Neuheiten im Rennradbereich sind die Gravelbikes. Auf kaum einem Gebiet tut sich mehr als bei den geländegängigen Bikes für Kieswege und Co. Den Sieg des Mainstreams über die Avantgarde verkörpert hier die Neu-Erscheinung des Canyon Grail AL im Herbst, für die sich auf Rennrad-News sogar noch mehr Leser interessierten als für die Carbonvarianten.
Auch Giant lieferte mit dem Revolt Advanced eine vielbeachtete Neuvorstellung eines Gravelbikes – bisher hatte die Marke sich bei Rennrädern für gröberes Terrain auf Cyclocross konzentriert.
Apropos Cyclocross: Hier hatte Canyon mit dem neuen Inflite AL eine stärker beachtete Neuheit in 2018 parat. Ein Exot, aber vielleicht ein Stellvertreter für einen Trend bei den Gravelbikes, ist das Niner Magic Carpet Ride: ein vollgefedertes Gravelbike mit Carbonrahmen, das die Kollegen von MTB-News beim Sea Otter Festival entdeckten und für Rennrad-News fotografierten, was viele Blicke auf sich zog. Spannend wird, welche Federkonzepte 2019 an Gravelbikes vorgestellt werden.
Rennrad-Events 2018: DIY
Auf zahlreichen kleineren und größeren Events fuhren Rennrad-News Reporter 2018 mit oder dokumentierten aus dem Zentrum des Geschehens. Frei nach der Devise „trau keiner Nachricht, die du nicht selbst geschaffen hast“, war der am häufigsten gelesene Bericht der Selbstversuch von Johannes Herden an einem 300-km-Granfondo – ein lesenswertes episches Radabenteuer und ein Beitrag zur Grenzüberwindung, denn es ging nach Holland.
Über ein kurzes, aber nicht minder schmerzvolles Event: der andere stark gefragte Bericht von der Schlammschlacht beim Munich Super Cross mit vielen Bildern aus einer Stunde in der Hölle.
Ebenfalls anstrengend, aber mit deutlich höherem Genussanteil – auch beim Betrachten der Bilder – ist ein anderes Reportage-Highlight auf Rennrad-News 2018: der Bericht zur Torino-Nice-Rally 2018 von Robert Krügel fand die Beachtung, die er verdient hat.
Eine Nachricht aus der Jedermann-Rennszene, die überraschenderweise kaum Beachtung fand, war die Info, dass bei den Rennen des German Cycling Cup künftig Amateure aller Klassen starten dürfen, also alles bis knapp unter Kontinental-Profi-Niveau. Noch vor wenigen Jahren hätte die scheibchenweise Aushöhlung des Jedermann-Gedankens für einige Aufregung gesorgt.
Ihr seid gefragt: Was waren für euch die Tops – oder Flops – des Rennrad-Jahres 2018? Wovon wünscht ihr euch mehr in der Berichterstattung auf Rennrad-News? Welche Tests würdet ihr gerne lesen? Und welche Reportagen würden euch interessieren? Schreibt es in die Kommentare, wir nehmen eure Anregungen ernst!
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