Video: Cannondale Topstone Carbon 2025 Test
Cannondale Topstone Carbon 2025 Infos und Preise
Das Canndondale Topstone Carbon ist eines der wenigen Gravel Bikes mit Federung am Hinterbau – und optional auch vorn mit der einarmigen und schnell ansprechenden Lefty. Das Topstone Carbon 2025 hält an dem bewährten Ansatz fest und wartet mit einem neuen Rahmenset auf. Es bietet jetzt ein Staufach im Unterrohr und einen aufgeräumten Look mit semi-integrierten Leitungen. Weggefallen ist in der neusten Generation dafür das SmartSense-System, das Licht und Akku im Rahmen integrierte. Und Cannondale schwört auch den asymmetrisch eingespeichten Laufrädern (AI) ab. Ebenso gibt es keine Modelle mehr mit 650b Laufrädern – das ist in gewisser Weise auch ein Abschied vom Ur-Ahn des Topstone, dem Cannondale Slate, mit dem Cannondale bereits 2016 zu den Pionieren der jungen Gravel-Szene gehörte. Wir konnten das Cannondale Topstone Carbon 1 Lefty bereits vor Markstart testen. Doch hier zunächst die Fakten:
- Allround Gravel Bike mit King-Pin Federung hinten
- Neuer Carbonrahmen mit integrierten Leitungen/Zügen
- Rund 30 mm Federweg am Sattel
- Optional mit neuer Lefty Oliver mit 40 mm Federweg
- Carbon Layup an Rahmenhöhen angepasst
- Staufach im Unterrohr
- Reifenfreiheit 52 mm hinten/ 56 mm vorne (47 mm mit Lefty)
- Gewicht Komplettrad ab 8,9 kg (Größe 56)
- Info www.cannondale.com
Preise
Topstone Carbon LTD Di2 7.499 €
Topstone Carbon 1 Lefty AXS 6.899 €
Topstone Carbon 2 AXS 4.299 €
Topstone Carbon 2 GRX 3.999 €
Topstone Carbon 3 GRX 3.299 €

Was ist neu?
Einsatzbereich | Tour, Gravel |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 10,0 kg |
Stack | 597 mm |
Rahmengrößen | 47, 51, 54, 56, 58, 61 (im Test: 56) |
Website | www.cannondale.com |
Preisspanne | 3.299 Euro – 7.499 Euro |
Federung macht schneller, besonders, wenn die Wege rauer werden. Das ist die Überzeugung, die Cannondale vertritt (und im übrigen auch Specialized mit dem Diverge STR oder Trek mit dem Checkpoint). Entsprechend hält die US-Marke an ihrem einzigartigen Rezept fest: Ein aufgehängter Hinterbau liefert am Sattel circa 30 mm Federweg je nach Fahrergewicht. Das funktioniert über eine Lagerung am Sitzrohr, während die Kettenstreben als Blattfeder dienen. Kingpin nennt Cannondale das System, und es blieb für das Topstone 2025 unverändert. Für maximale Stoßdämpfung vorn gibt es außerdem ein Modell mit der markanten Lefty Oliver Federgabel. Und hier gibt es gleich die erste Neuerung.
Lefty Oliver mit 40 mm
Wie der Name nahelegt, ist die Lefty Oliver auch in ihrer neusten Auflage eine einseitige Federgabel. Das bedeutet auch, dass sie nur mit den passenden Naben gefahren werden kann.
Die neue Generation Lefty Oliver besitzt nun 40 mm Federweg, also 1 cm mehr als die Vorgänger-Gabel. Damit zieht die Lefty gleich mit aktuellen Gravel Federgabeln von RockShox, Fox oder CaneCreek. Wie letztere ist sie ebenfalls traditionell eine Upside-Down-Gabel. Eine geringe ungefederte Masse soll das Ansprechverhalten verbessern, an der Lefty wie gehabt noch unterstützt durch Nadellager für leichtes Gleiten der Rohre ineinander.
Neu ist ein Elastomer-Puffer. Er soll noch etwas Stoßdämpfung bereitstellen, wenn die Gabel durchschlägt, was das Fahren mit geringerem Luftdruck in der Federung erlaubt. Federung (Luftkammer) und Dämpfer wurden ebenfalls erneuert.


Eine echte Federung will eingestellt werden. Das geht bei der Lefty Oliver über den Luftdruck und die Zugstufendämpfung. Insgesamt soll die nunmehr 3. Generation der Lefty Oliver damit sanfter abzustimmen sein als je zuvor. Sie soll ohne Negativ-Federweg (SAG) gefahren werden.
Stauraum
Neu ist der Stauraum im Unterrohr, der sehr gut verarbeitet ist, allerdings etwas kleiner ausfällt, weil er unten verschlossen ist. Die zugehörige Tasche liefert Cannondale bei allen Modellen mit.

Bikepacking
Wie gehabt soll das Cannondale Topstone für lange Touren mit vielen Taschen gut ausgelegt sein. Gewinde-Paare für Halter unter dem Unterrohr, auf dem Oberrohr und natürlich 2 Stück im Rahmendreieck runden die Bikepacking-Vorbereitung ab.
Wer auch an der Gabel etwas transportieren will, kann das nur am Starrgabel-Modell. Dazu gibt es zwei Gewindepaare je Seite, die laut Cannondale „mit dem Gewicht einer Trinkflasche“ belastet werden können. Weniger also, als die häufig zu findenden 1,5 kg je Seite.
Für Schutzblechmontage ist das Topstone Carbon ebenfalls vorbereitet. Für Gepäckträger sind allerdings keine Montagepunkte vorhanden.
Sehr löblich: Insgesamt gibt Cannondale ein Systemgewicht von 150 kg frei, was nicht so häufig am Markt vorkommt.
- Innenlager-Bauart BSA, 68 mm
- Steuerlager Acros IS52 ICR, Oben: 1,5”, unten 1,5”
- Bremsaufnahme Flat-Mount 160 mm / 160 mm, max 180 mm vorne
- Antrieb- /Schaltungs-Kompatibilität 1-fach und 2-fach, Umwerfer abnehmbar, elektronische und mechanische Schaltungen, max. Kettenblattgröße: 1-fach: 44 Z., 2-fach: 48-31 (Shimano) / 43-30 SRAM
- Garantie lebenslang
- Gewichtszulassung 150 kg

Ausstattung: guter Einstieg mit GRX
Unser Cannondale Topstone Carbon Testbike mit SRAM Rival AXS / GX Eagle AXS-Mix ist eines von insgesamt 6 Modellen, das die US-Marke auf den Markt bringt. Es rangiert dabei mit einem Preis von 6.899 € direkt unter dem Top-Modell. Das Top-Modell Topstone Ltd. Di2 wartet für rund 600 € mehr mit einer Shimano GRX Di2 Gruppe auf und verzichtet auf die Lefty-Federgabel. Es ist zudem mit 8,9 kg (Herstellerangabe) erwartungsgemäß das leichteste Rad im Programm, ist aber dennoch kein Leichtgewicht.
Einen extraleichten Lab71-Rahmen, wie beim Vorgänger, findet man nicht im Line-up. Alle Rahmen kommen in der gleichen Carbonqualität. Aber unser Test-Modell ist das einzige, das die Lefty-Federgabel an Bord hat – in der Vorgängergeneration gab es hier mehr Auswahl.



In günstigeren Preisregionen geht es los mit dem Topstone Carbon 3 GRX für 3.299 €. Es bringt erfreulicherweise eine Shimano GRX 610 Gruppe mit 2×12 Gängen mit. Dabei ist die Übersetzung von 46/30 zu 11-36 richtig bergtauglich. Aber auch bei den Modellen mit 1-fach Antrieb setzt Cannondale auf bergfreundliche Antriebe, bei denen wie an unserem Testrad eine MTB-Kassette mit 10-52 (SRAM Apex/GX Eagle) oder 10-51 (Shimano GRX) hinten für leichte Klettergänge sorgt. Hier alle Modelle im Überblick:
Modell | Topstone Carbon Ltd. Di2 | Topstone Carbon 1 Lefty AXS | Topstone Carbon 2 AXS 1x | Topstone Carbon 2 GRX 2x | Topstone Carbon 3 GRX 1x | Topstone Carbon 3 GRX 2x |
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Preis | 7.499 € | 6.899 € | 4.299 € | 3.999 € | 3.299 € | 3.299 € |
Gewicht | 8,9 kg | 9,8 kg | 9,9 kg | 9,9 kg | 10,3 kg | 10,2 kg |
Rahmen | Carbon, 12x142 mm Steckachse, 160 mm Flat-Mount, King-Pin Hinterbau | Carbon, 12x142 mm Steckachse, 160 mm Flat-Mount, King-Pin Hinterbau | Carbon, 12x142 mm Steckachse, 160 mm Flat-Mount, King-Pin Hinterbau | Carbon, 12x142 mm Steckachse, 160 mm Flat-Mount, King-Pin Hinterbau | Carbon, 12x142 mm Steckachse, 160 mm Flat-Mount, King-Pin Hinterbau | Carbon, 12x142 mm Steckachse, 160 mm Flat-Mount, King-Pin Hinterbau |
Gabel | Carbon, 12x100 mm Steckachse, 160 mm Flat-Mount | Lefty Oliver Gen 3, 40 mm Federweg, Luftfeder/Dämpfung, blockierbar | Carbon, 12x100 mm Steckachse, 160 mm Flat-Mount | Carbon, 12x100 mm Steckachse, 160 mm Flat-Mount | Carbon, 12x100 mm Steckachse, 160 mm Flat-Mount | Carbon, 12x100 mm Steckachse, 160 mm Flat-Mount |
Gruppe | Shimano GRX Di2 2x12 | SRAM Rival/GX Eagle 1x12 | SRAM Apex/GX Eagle 1x12 | Shimano GRX 820 2x12 | Shimano GRX 610 1x12 | Shimano GRX 610 2x12 |
Übersetzung | 48/31 / 11-34 | 42 / 10-52 | 42 / 10-52 | 48/31 / 11-34 | 40 / 10-51 | 46/30 / 11-36 |
Laufradsatz | Reserve 40 I 44 GR, 27 mm Innenweite, DT Swiss 240 Naben | Reserve 40 I 44 GR, 27 mm Innenweite, DT Swiss 370 und Lefty Naben | WTB KOM Team i25 TCS mit Formula Naben, 25 mm Innenweite | WTB KOM Team i25 TCS mit Formula Naben, 25 mm Innenweite | WTB ST i25 TCS, 25 mm Innenweite | WTB ST i25 TCS, 25 mm Innenweite |
Reifen | Vittoria Terreno Dry, 700x45c, tubeless ready | WTB Raddler TCS Light, 700x44c, tubeless ready | WTB Riddler TCS Light, 700x45c, tubeless ready | WTB Riddler TCS Light, 700x45c, tubeless ready | WTB Riddler TCS Light, 700x45c, tubeless ready | WTB Resolute TCS Light, 700x45c, tubeless ready |
Lenker | Easton EC90 AX Carbon | Easton EA 70 AX | Cannondale 2 ShortDrop, 7050 Alu | Cannondale 2 ShortDrop, 7050 | Cannondale 3, Alu | Cannondale 3, Alu |
Vorbau | Cannondale C1 Conceal, Alu, 31.8, -6° | Cannondale C1 Conceal, Alu, 31.8, -6° | Cannondale C1 Conceal, Alu, 31.8, -6° | Cannondale C1 Conceal, Alu, 31.8, -6° | Cannondale C1 Conceal, Alu, 31.8, -6° | Cannondale C1 Conceal, Alu, 31.8, -6° |
Sattelstütze | SAVE Carbon, 27.2 mm, | SAVE Carbon, 27.2 mm, | Cannondale 2 Carbon, 27.2 mm | Cannondale 2 Carbon, 27.2 mm | Cannondale 3 Alu, 27.2 mm | Cannondale 3 Alu, 27.2 mm |
Besonderheiten | Staufach inklusive Tasche im Unterrohr, Reserve Fillmore Ventile | Staufach inklusive Tasche im Unterrohr, Reserve Fillmore Ventile | Staufach inklusive Tasche im Unterrohr, Reserve Fillmore Ventile | Staufach inklusive Tasche im Unterrohr, Reserve Fillmore Ventile | Staufach inklusive Tasche im Unterrohr, Reserve Fillmore Ventile | Staufach inklusive Tasche im Unterrohr, Reserve Fillmore Ventile |
Die interessantesten Modelle im unteren Preisbereich scheinen uns dabei die Topstone 3 GRX-Varianten zu sein. Hier gibt es funktional nur marginale Unterschied zu höherwertigen Varianten mit GRX 820. Lediglich einfachere Felgen und eine Alu-Sattelstütze statt Carbon gilt es zu verschmerzen.
Wer auf elektronisches Schalten Wert legt, wird erst ab 4.299 € fündig beim Topstone Carbon 2 mit SRAM Apex 1×12 Gruppe.
Die Reserve 40 | 44 GR-Laufräder gibt es nur an unserem Test-Modell und am Top-Modell (dort mit höherwertigen DT Swiss 240-Naben). Sie sind definitiv ein Ausstattungs-Highlight. Denn ihre innen 27 mm breiten Felgen sorgen für eine sehr gute Abstützung der breiten WTB-Reifen. Und sie überzeugten uns schon im Cannondale SuperX Test mit geringer Seitenwindempfindlichkeit.

Tuning-Potenzial gibt es am Test-Rad dagegen bei den Reifen. Der WTB Raddler ist zwar gut für gröberes Geläuf profiliert, wie es zu einem Gravel Bike mit Federung passt. Er läuft aber nicht besonders leicht. Zudem erreichten die Pneus trotz der großen Innenweite der Felge nur beinahe die 45-mm-Breite, fallen also sehr schmal aus. Außerdem hielt der Vorderreifen nur mit mehrmaliger Dichtmilch-Nachfüllung die Luft so lange, wie es für eine mehrstündige Gravel Tour angebracht ist – eine Erfahrung, die wir schon öfter mit WTB-Reifen gemacht haben.
Noch ein Wort zum Lenker des Testrades. Er ist gut für Geländefahrten und Kontrolle auf Trails im Unterlenker ausgelegt. Der sehr kurze Unterlenker-Teil lässt aber eine komfortable Handposition für längeres Fahren im Unterlenker vermissen.


Geometrie: Komfort für lange Strecken
Lange Strecken sollten dem Cannondale Topstone 2025 liegen. Sitzposition und Geometrie schlagen in die gleiche Kerbe wie das ausgefeilte Federungs-Konzept.
Schon ein Blick auf die Stack-to-Reach Werte macht klar, dass man eher in aufrechter Haltung im Sattel Platz nimmt. Mit Werten von 1,53 und 1,56 in den mittleren Rahmengrößen liegt das Maß im Bereich komfortabler Endurance-Rennräder. Es ist vergleichbar mit dem Specialized Diverge STR, das durch die Future Shock-Federung ebenfalls eine geringe Neigung des Oberkörpers bewirkt.
Wie beim letztens erneuerten Cannondale SuperX und beim Topstone-Vorgänger bleibt es bei der sogenannten Outfront-Geometrie. Bedeutet: Cannondale geht nicht den Weg eines verlängerten Reachs und kurzen Vorbaus – im Vergleich zum Canyon Grizl in M ist der Reach zum Beispiel runde 2 cm kürzer. Stattdessen setzt man auf einen deutlich flachen Lenkwinkel, gepaart mit großer Gabelvorbiegung, um genug Stabilität für Schotterabfahrten zu gewährleisten.
Rahmengröße | 47 | 51 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 364 mm | 373 mm | 378 mm | 383 mm | 389 mm | 397 mm |
Stack | 554 mm | 561 mm | 579 mm | 597 mm | 615 mm | 646 mm |
STR | 1,52 | 1,50 | 1,53 | 1,56 | 1,58 | 1,63 |
Lenkwinkel | 69,9° | 70,7° | 70,7° | 70,7° | 70,7° | 70,7° |
Sitzwinkel, real | 73,1° | 73,1° | 73,1° | 73,1° | 73,1° | 73,1° |
Oberrohr (horiz.) | 53,2 mm | 543 mm | 554 mm | 564 mm | 576 mm | 593 mm |
Steuerrohr | 97 mm | 101 mm | 123 mm | 142 mm | 164 mm | 196 mm |
Sitzrohr | 410 mm | 446 mm | 482 mm | 518 mm | 554 mm | 590 mm |
Überstandshöhe | 716 mm | 741 mm | 772 mm | 80 mm | 83,1 mm | 86,4 mm |
Kettenstreben | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm |
Radstand | 1.009 mm | 1.012 mm | 1.026 mm | 1.036 mm | 1.050 mm | 1.069 mm |
Tretlagerabsenkung | 79 mm | 79 mm | 76 mm | 76 mm | 74 mm | 74 mm |
Gabel-Offset | 55 mm | 55 mm | 55 mm | 55 mm | 55 mm | 55 mm |
Federweg (hinten) | 30 mm | 30 mm | 30 mm | 30 mm | 30 mm | 30 mm |
In unserer Geometrie-Datenbank könnt ihr das Cannondale Topstone 2025 ganz einfach mit anderen Gravel Bikes vergleichen. Einfach auf die Links in der Tabelle unten klicken. Eine sehr ähnliche Geometrie haben zum Beispiel Arc8 Eero 2024 in L oder das Rose Backroad AL in 57 (bei höherem Stack).
Insgesamt offeriert Cannondale das Topstone in 6 Rahmengrößen, was dem üblichen Spektrum in der Gravel Kategorie entspricht, aber nicht besonders feinteilig ist.

Sitzposition Testrad
Die Sitzposition am Testrad in Größe 56 fällt für mich mit 1,8 m Größe (siehe Testerprofil) schon ziemlich komfortabel aus. Mit nur 4,5 cm Überhöhung zwischen Sattel (760 mm Höhe) und Lenker platziere ich mich eher in aufrechter Haltung. Würde man alle Spacer unter dem Vorbau entfernen, läge die Überhöhung bei maximal 7,5 cm – deutlich weniger also, als man es von Race Gravel Bikes oder Rennrädern kennt.
Der breite Lenker (42 cm an den Hoods) mit eher langem Reach und der für ein modernes Gravel Bike lange Vorbau bringen den Schwerpunkt dennoch weit genug nach vorne.
Auf dem Kurs: Lass laufen!
Wer von einem Rennrad oder Race Gravel Bike auf das Cannondale Topstone Carbon 1 Lefty umsteigt, wird sich spontan etwas entschleunigt fühlen. Mit dem breiten Lenker, der etwas aufgerichteten Sitzhaltung und den eher grobstolligen Gravel Reifen kommt nicht unmittelbar Tempodrang auf.
Keine Frage, auf dem Asphalt hat unser Topstone Testrad nicht seine Domäne. Es wirkt aber dennoch spritzig, viel dynamischer als es die Optik erwarten lässt. Besonders, wenn die Gabel blockiert ist, lässt sich im Antritt kaum ein Unterschied zu anderen Gravel Bikes ausmachen: steif und direkt. Es rollt in Aero-Haltung an den Hoods doch zügig dahin. Die eher aufrechte Sitzposition in normaler Hood-Haltung hat einigen Anteil an der gefühlten Entschleunigung, wenn man über 30 km/h geht. Auch die Reifen sind nicht als Leichtläufer bekannt.

Aber wer überwiegend auf Straße und feinem Schotter unterwegs ist, wird ohnehin nicht nach gefederten Gravel Bikes schauen. Oder doch? Einen guten Grund gäbe es. Denn schon auf „normal schlechten“ Wirtschaftswegen mit Asphaltflicken und Erhebungen zeigt sich, dass die Federung einiges wegbügelt. Jedenfalls so viel, dass ich sie vorne immer aktiviert lasse und eigentlich nur noch blockiere, wenn Wiegetritt angesagt ist.
Stichwort Federung. Wie verhält es sich mit dem Komfort? Die einfache Antwort: Eine Federgabel, ist eine Federgabel, ist eine Federgabel. Federung am Vorderrad bringt einfach mehr Spursicherheit und Kontrolle am Lenker, wenn die Strecken rauer werden. Und speziell die Lefty mit ihren nun 40 mm Federweg spricht gefühlt noch einmal sensibler an, als andere Federgabeln, die ich schon gefahren bin. Gleichzeitig führt sie das Vorderrad noch besser. Und auch der KingPin Hinterbau stellt jede Menge Stoßdämpfung bereit. Zwar ist er nicht so feinfühlig ansprechend wie das Specialized Diverge STR System, hat aber null Wippneigung im Sattel.

Die Federung in Kombination mit der typischen Cannondale Outfront-Geometrie macht aus dem Cannondale Topstone 2025 Lefty im Test das Gravel Bike, das mir bisher am meisten Fahrspaß und Fahrsicherheit auf einfachen Trails lieferte. Auch Ablaufrillen, Wellen und leicht herausragende Felsen meistert das Topstone so, dass es sich nach mehr als den nominell 40 mm Federweg anfühlt. Jetzt fügen sich auch die WTB Resolute-Reifen hervorragend ins Bild, die sehr guten Seitenhalt bieten.

Sehr gut gefällt beim Auf und Ab im Wald und Spaß-Graveln auch das Übersetzungsspektrum der SRAM Rival AXS im Mix mit GX-Eagle, mit dem kein Anstieg zu steil ist. Tatsächlich fühlt sich das Topstone Lefty auf steilen Anstiegen sogar recht leichtfüßig an. Der 1-fach Antrieb sorgt in bewährter SRAM AXS-Manier für intuitivste Bedienung. Und die Schaltung mit Transmission-Technik wechselt für meinen Geschmack sogar noch etwas geschmeidiger und präziser die Gänge als die Road-Ensembles.
Obwohl das Topstone Lefty kein Wendigkeitswunder ist, würde ich die Fahrfreude-Wertung gerade auf Abfahrten und schnellen Gravel-Wegen auf 5 von 5 setzen.

Bleibt noch die Frage nach längeren Touren. Fast schon eine rhetorische Frage. Denn, klar, der Mehrwert durch den gesteigerten Komfort wächst mit jedem Kilometer auf Gravel. Am Ende ist man einfach weniger genervt (und nach gängiger Forschungsmeinung auch weniger erschöpft), weil es weniger am Lenker rüttelt.
Das ist uns aufgefallen
- Lenker Breit genug für Kontrolle auf Trails, aber leider etwas kurz im Unterlenker, so dass hier eine komfortable Position als Alternative zu den Hoods fehlt.
- Lefty Oliver Perfekte Vorderradführung trifft auf sensibleres Ansprechverhalten als bei allen anderen bisher von uns gefahrenen Gravel Gabeln am Markt, plus einfache Blockierung. Der Performance-Maßstab, mit dem Preis eingeschränkter Kompatibilität.
- Gewichtszulassung Schön, dass Cannondale mit 150 kg viel Spielraum für Gepäck oder große oder schwere Menschen lässt.
- Schaltung Die große Bandbreite des Mix aus GX Eagle und Rival passt zur Vielseitigkeit des Topstone Carbon mit Lefty – gute Wahl!
- Reifen Zum wiederholten Mal fiel uns an den WTB-Reifen auf, dass sie erst nach 2 Ladungen Dichtmilch richtig dicht wurden und den Druck akteptabel hielten.
- Für wen? Wer maximalen Komfort und Fahrsicherheit an einem gefederten Gravel Bike im Paket sucht, wird schwer bessere Alternativen zum Topstone finden.
- Für wen besser nicht? Wer auf geringes Gewicht und rennrad-artige Agilität gesteigerten Wert legt und auch am liebsten in Rennhaltung fährt, ist weniger gut beraten, auch wenn sich mit Downsizing, schmalerem Cockpit und anderen Reifen sicher noch einiges an Race Charakter herauskitzeln lässt.
- Welche Gravel Bikes sind ähnlich oder kommen nahe? Im Prinzip alle Modelle aus unserem Gravel Bikes mit Federung Test. Der damalige Testsieger Canyon Grizl Trail CF SLX ist aktuell bei Canyon nicht mehr zu haben. Neu hinzugekommen sind: Specialized Diverge STR ebenfalls vollgefedert, aber nur der Fahrer wird entkoppelt. Sensibleres Ansprechverhalten, aber ohne den Bonus höherer Fahrsicherheit. Leichter. Etwa gleiches Preisniveau. Giant Revolt X Günstige Alternative. Mit RockShox Rudy Ultimate und einer sehr gelungenen Dropper-Post mit integrierter Federung gibt es hier etwas mehr Trail Tauglichkeit, aber keinen gefederten Hinterbau. Etwa gleich schwer. Unterm Strich aber das am ehesten vergleichbare Gravel Bike.
Fazit – Cannondale Topstone Carbon 2025
Der Komfortkönig hat einen würdigen Nachfolger. Das Cannondale Topstone Carbon setzt auch in seiner 2025er Neu-Auflage den Maßstab in der Kombination aus Komfort und Kontrolle auf Gravel. Mehr Fahrspaß bei der Feierabendrunde und weniger Ermüdung auf der Langstrecke bringt das Test-Modell mit neuer Lefty Oliver gekonnt unter einen Hut. Die Ausstattung ist klug auf die Stärken des neuen Gravel Bikes abgestimmt. Der hervorragende Laufradsatz passt zur Preisklasse, die Schaltgruppe weniger. Die einzigartige Technik hat ihren Preis.

Cannondale Topstone Carbon 2025 – Pro / Contra
Stärken
- Komfort
- Kontrolle
- Langstrecken-Tauglichkeit der Sitzposition
- Gewichtszulassung
- Verarbeitung
Schwächen
- Proprietäres Vorderrad
- Gewicht
- Reifen

Was sagt ihr zum Cannondale Topstone 2025?
Testablauf
Hier haben wir unsere Fahreindrücke gesammelt:
- Bergisches Land Bergisches Land: welliges Gravel- und Walweg-Terrain mit kurzen Anstiegen bis 20 % und maximal 110 Hm am Stück. Einfache, felsige Trails ohne Wurzeln und Sprünge. Plus eine Runde auf der Rennrad-News Standard Gravel Teststrecke.
Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, also vormontiert. Testräder werden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Für den Test werden die Räder gewogen, die Sitzposition wird bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen und die Reifen auf den mittleren empfohlenen Reifendruck befüllt. Für eventuelle Geländefahrten wird der Reifendruck zusätzlich auf den unteren empfohlenen Wert gesenkt. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
Noch mehr Gravel Bike Tests auf Rennrad-News:
- Cannondale Topstone 2025 Test: Vorsprung durch Komfort
- Specialized Crux DSW Test: Alu Gravel Bike leicht gemacht
- Neues Cube Nuroad C:62 EX im Test: Highend-Graveln für 3.000 €
- Neues Rose Backroad FF Race Gravel Bike im Test: Bestimmt für Bestzeiten
- Rose Backroad Plus GRX RX600 im E-Gravel Bike Test: Offroad-Bike mit Power-Motor
- 8bar Mitte Steel V3 Gravel Bike Test: Unterm Glitter steckt ein treuer Freund
- Canyon Grizl 8 1by Ekar im Test: Die wilde 13 zum milden Preis
- Neues Focus Atlas 8.8 im Test: Bikepacking viel leichter gemacht
- Neues Scott Solace-E-Gravel-Bike – erster Test: Radfahren wie im Computer-Spiel
- Das neue Specialized Diverge STR im Test: Future Shock-Fully Gravel Bike
24 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIch würde vermutlich das Gewichtslimit an der Stelle 'lockerer' handhaben, würde aber pro Seite auch nur auf max. 1kg kommen – zumindest bei meinem Packset.
Cannondale war damals mit dem ersten Topstone durchaus wegweisend. Jetzt haben sie aber in gewissermaßen den Trend verschlafen. Der Trend im Homeland of Gravel geht eindeutig zu langen, harten, technisch anspruchsvollen und professionellen Ultradistanz Rennen.
In den USA erfreuen sich dafür immer mehr die Dropbar MTBs entsprechender Beliebtheit, weil sie die Geschwindigkeit und Grip eines MTB über solche Strecken mit dem Komfort mehrere Griffpositionen und Aerovorteilen des Dropbar kombinieren.
Cannondale hätte aus meiner Sicht gut daran getan, das neue Topstone als waschechtes Dropbar MTB mit entsprechender Reifenfreiheit, mehr Federweg und Geometrie anzubieten.
Die 30 bzw. jetzt wenigstens 40 mm sind aber in der Tat immer noch zu kurz und zu wenig. Daher stimme ich der ursprünglichen Aussage zu: bei 40 mm fährt man eigentlich nur das Gewicht und die aufwendige Technik spazieren, ohne wirklich alle Vorteile einer guten Federung zu haben. Man sieht es ja in den diversen Versuchen, aus den 40 mm möglichst viel aktiven Weg rauszukitzeln, z.B. hier bei der neuen Lefty durch Verzicht auf jedweden Sag.
Das alles bitte mit einem Körnchen Salz lesen, denn in der Tat habe ich leider noch keiner Lefty Olliver selber fahren können. Noch eine der anderen spezifischen Gravelgabeln.
Wir können aber als gute Arbeitsgrundlage hernehmen, dass die 30 bis 40 mm bisheriger Gravelgabeln mehr dem Wunsch entsprechen, Rahmen und Geometrien bestehender Gravelbikes nicht zu sehr anpassen zu müssen und gleichzeitig auch der Kundschaft das Konzept Federung in Häppchen schmackhaft zu machen.
Wenn man's richtig angehen wollte, wäre man bei 60 bis 100 mm. Und gerne sähe ich auch endlich mal Ansätze, so eine Federgabel mehr Aero zu gestalten.
Ich für meinen Teil fahre ganz bewusst mein Dropbar MTB mit einer 100 mm Federgabel.
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