Das Canyon Grizl 2021 im ersten Test: Das neue Carbon-Gravel Bike von Canyon sorgt bei der Premiere auf der Bikestage für einige Ahs und Ohs. „Ah“, kein Doppeldecker-Lenker! „Oh“, erfrischende Lackierung! Der Aha-Effekt kam aber erst beim Fahren. Hier findet ihr unseren ersten Test der Bikepacking-orientierten Grail-Alternative.
Canyon Grizl 2021 Steckbrief
Einsatzbereich | Tour, Gravel, Reise |
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Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 9,2 kg |
Stack | 579 mm |
Rahmengrößen | XXS, XS, S, M, L, XL XXL (im Test: M) |
Website | www.canyon.com |
Das neue Canyon Grizl CF SL ist die Bikepacking-Alternative zum schnellen Grail CF mit dem bekannten Doppeldecker-Lenker, das als Race-Gravel Bike weiterhin im Programm bleibt. Dabei kann man ans Grizl dank mehr Montagepunkten viel mehr Taschen und Co. dranpacken, es bekommt sogar eigene Bikepacking-Taschen von Apidura/Canyon. Zusätzlich packt es auch noch gestiegene Reifenfreiheit drauf – für mehr Komfort oder mehr Geländetauglichkeit, je nach Geschmack. Bis 50 mm in 700c sind möglich. Trotz anderem Carbon-Rahmen ist die bewährte Geometrie weitgehend identisch zum Grail, nur einen Hauch laufruhiger. Ab 1.999 € geht es mit dem Grizl CF SL6 los. Das Spitzenmodell der CF SLX-Baureihe kommt mit der neuen Campagnolo Ekar 1×13, wiegt 8,6 kg und kostet 4.499 €. Der CF SLX-Rahmen soll dabei 950 g in Größe M wiegen. Wir haben das Grizl CF SL 8 im Test, das ab 2.799 € zu haben ist – und zwar wie alle Modelle ab der heutigen Premiere.
Video: Canyon Grizl 2021
Was ist neu am Canyon Grizl CF SL und SLX?
Der Name deutet es schon an: Eine Nähe zum Canyon Grail will das Grizl nicht verleugnen. Die Frage müsste also besser lauten: „Was sind die Unterschiede zum Grail AL und Grail CF?“, denn Canyon bleibt seiner bewährten Gravel-Geometrie weitgehend treu – dazu später mehr. Die wichtigsten Innovationen lassen sich an ein paar Eckdaten festmachen:
- Viel Reifenfreiheit bis 50 mm in 700c (42 mm am Grail)
- Viele Bikepacking-Montagepunkte Ösenpaare auf Oberrohr, 2x im Rahmendreieck, 1x unter Unterrohr, 3-Punkt-Aufnahmen beidseits der Gabel
- Schutzblechtauglich Die breiten Schützer des Grail:On passen über die Werksbereifung (45 mm)
- Bremsen Bremsscheiben bis 180 mm passen (ab Werk: 160 mm)
- Passende Bikepacking-Taschen von Apidura/Canyon leichte, wasserdichte Bags, Top Tube Bag (1 Liter) zum Anschrauben, Frame Bag und Saddle Bag (5 Liter).
- Gemäßigte Sport-Geometrie Stack-to-Reach-Verhältnis zwischen Canyon Endurace und Canyon Ultimate
Ausstattung: GRX und Campagnolo Ekar
Man hätte auch dick „Adventure-Gravel Bike“ draufschreiben können. Aber Canyon hat einen anderen Weg für das Lackkleid gewählt. Einen, der aus dem üblichen technisch-schlichten Design der Canyon-Rennräder ausschert und nach einem Aufbruch ins Ungewisse aussieht: Farbsplitter auf dem fein aufgetragenen Mattlack deuten fliegende Steine und Spritzer an. Kleine Farbtupfer bilden Mini-Schriftzüge bei den Gewinde-Einsätzen, die an Warnhinweise auf Flugzeugen erinnern. Sie beziffern die passenden Drehmomente für die Schrauben oder nennen die Gewichtsgrenzen für die Beladung der Gabel – üppige 3 kg pro Seite kann man übrigens dranpacken.
Das Herzstück des Canyon Grizl bildet natürlich der neu entwickelte Carbon-Rahmen. Canyon baut ihn wie üblich in zwei Carbonqualitäten: dem leichteren CF SLX und dem Basismodell CF SL, beide übrigens mit identischen Gabeln. Die Gabeln sehen schon äußerlich mit breiten Schultern robuster aus als die Canyon Grail-Modelle. Canyon hat die Belastung beim Gepäcktransport getestet, sodass man die erlaubten 6 kg beruhigt über Buckelpisten prügeln kann.
In der Top-Carbonqualität ist das Grizl entweder mit Shimano GRX 800 Di2 2×11-Schaltung zu haben oder mit der mechanischen Campagnolo Ekar 1×13 Gravel-Gruppe. Den leichtesten Berggang und die größte Gangspreizung (479 %) bekommt man dabei mit der Shimano GRX Di2. Wer kleine Gangsprünge bei hohem Tempo will, ist am Grizl CF SLX mit der Campagnolo Ekar (440 % Spreizung) besser beraten. Beide CF SLX-Modelle kommen im Unterschied zu den CF SL-Varianten mit DT Swiss Gravel Carbon-Laufrädern. Alles zusammen macht sie das unterm Strich rund 800 g bis 900 g leichter als das Grizl auf CF SL-Niveau.
=> Hier findet ihr unseren Campagnolo Ekar Test
Auch beim Canyon Grizl CF SL haben Kunden die Wahl zwischen 1-fach- und 2-fach Rennrad-Schaltungen. Allerdings beschränkt sich das Angebot auf Shimanos mechanische GRX-Gravelgruppen, die in 3 Ausstattungsniveaus zu haben sind. Los geht es ab 1.999 € mit einer Shimano GRX RX400 2×10, vergleichbar der Shimano Tiagra am Rennrad am Grizl CF SL6. Dann gibt es eine 2×11 GRX-Gruppe ab CF SL7-Niveau. Und einen Sprung bei den Laufrädern hin zu breiteren Felgen, der gefederten VCLS-Sattelstütze sowie die GRX RX800-Gruppe auf Ultegra Niveau gibt es auf CF SL8-Niveau.
Canyon Grizl CF SL6 | Canyon Grizl CF SL7 | Canyon Grizl CF SL7 WMN | Canyon Grizl CF SL8 | Canyon Grizl CF SL 8 1x | Canyon Grizl CF SLX 8 Di2 | Canyon Grizl CF SLX 8 1x | |
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Preis | 1.999 € | 2.299 € | 2.299 € | 2.799 € | 2.699 € | 4.599 € | 4.499 € |
Gewicht | 9,8 kg | 9,5 kg | 9,5 kg | 9,3 kg | 9,1 kg | 8,7 kg | 8,6 kg |
Rahmen | Canyon CF SL Carbon, 12x142 mm Steckachse | Canyon CF SL Carbon, 12x142 mm Steckachse | Canyon One One Two to One One four Canyon CF SL Carbon, 12x142 mm Steckachse | Canyon One One Two to One One four Canyon CF SL Carbon, 12x142 mm Steckachse | Canyon One One Two to One One four Canyon CF SL Carbon, 12x142 mm Steckachse | Canyon One One Two to One One four Canyon CF SLX Carbon, 12x142 mm Steckachse | Canyon CF SLX Carbon, 12x142 mm Steckachse |
Gabel | Canyon One One Two to One One four CF Disc (Einbauhöhe 385 mm bei 650B, 404 mm bei 700C) | Canyon One One Two to One One four CF Disc (Einbauhöhe 385 mm bei 650B, 404 mm bei 700C) | Canyon One One Two to One One four CF Disc (Einbauhöhe 385 mm bei 650B, 404 mm bei 700C) | Canyon One One Two to One One four CF Disc (Einbauhöhe 385 mm bei 650B, 404 mm bei 700C) | Canyon One One Two to One One four CF Disc (Einbauhöhe 385 mm bei 650B, 404 mm bei 700C) | Canyon One One Two to One One four CF Disc (Einbauhöhe 385 mm bei 650B, 404 mm bei 700C) | Canyon One One Two to One One four CF Disc (Einbauhöhe 385 mm bei 650B, 404 mm bei 700C) |
Schalt- und Antriebsgruppe | Shimano GRX 400 2x10 | Shimano GRX 600 2x11 | Shimano GRX 600 2x11 | Shimano GRX 800 2x11 | Shimano GRX 800 1x11 | Shimano GRX 815 2x11 | Campagnolo Ekar 1x13 |
Kurbel / Zähne | Shimano GRX 400 46-30 T | Shimano GRX 600/810 / 46-30 T | Shimano GRX 600/810 / 46-30 T | Shimano GRX 800 / 48-31 T | Shimano GRX 800 / 40 T | Shimano GRX 800 / 48-31 T | Campagnolo Ekar / 40 T |
Kassette / Zähne | 11-34T | 11-34T | 11-34T | 11-34 | 11-42 | 11-34 | 10-44 |
Bremsen | Shimano GRX 400 160/160 mm | Shimano GRX 600, 160/160 mm | Shimano GRX 600, 160/160 mm | Shimano GRX 800 160/160 mm | Shimano GRX 800 160/160 mm | Shimano GRX 800 160/160 mm | Campagnolo Ekar 160/160 mm |
Laufradsatz | DT Swiss C 1850 Spline DB 23, 622x22c | DT Swiss C 1850 Spline DB 23, 622x22c | DT Swiss C 1850 Spline DB 23, 622x22c | DT Swiss G 1800 Spline DB 25, 622x24c | DT Swiss G 1800 Spline DB 25, 622x24c | DT Swiss GRC 1400 Spline DB 42, 622x24c | DT Swiss GRC 1400 Spline DB 42, 622x24c |
Reifen / Größe | Schwalbe G-One Bite TLE EVO 622 x 45 und 584 x 45 | Schwalbe G-One Bite TLE EVO 622 x 45 und 584 x 45 | Schwalbe G-One Bite TLE EVO 622 x 45 und 584 x 45 | Schwalbe G-One Bite TLE EVO 622 x 45 und 584 x 45 | Schwalbe G-One Bite TLE EVO 622 x 45 und 584 x 45 | Schwalbe G-One Bite TLE EVO 622 x 45 und 584 x 45 | Schwalbe G-One Bite TLE EVO 622 x 45 und 584 x 45 |
Lenker | Canyon Ergo AL HB0050 | Canyon Ergo AL HB0050 | Canyon Ergo AL HB0050 | Canyon Ergo AL HB0050 | Canyon Ergo AL HB0050 | Canyon Ergo AL HB0050 | Canyon Ergo AL HB0050 |
Vorbau | Canyon Stem V13 | Canyon Stem V13 | Canyon Stem V13 | Canyon Stem V13 | Canyon Stem V13 | Canyon Stem V13 | Canyon Stem V13 |
Sattel | Selle Italia Model X | Selle Italia Model X | Selle Italia Model X | Fizik Argo Terra R5 150 mm | Fizik Argo Terra R5 150 mm | Fizik Argo Terra R5 150 mm | Fizik Argo Terra R5 150 mm |
Sattelstütze | Canyon SP57 VCLS | Canyon SP57 VCLS | Canyon SP57 VCLS | Canyon S15 VCLS 2.0 | Canyon S15 VCLS 2.0 | Canyon S15 VCLS 2.0 | Canyon S15 VCLS 2.0 |
Ausstattung Testrad
Schauen wir uns den Canyon Grizl CF-Rahmen genauer an. Die wichtigste Neuerung stellt klar die weit größere Reifenfreiheit als bei den Grail-Modellen dar. Mit 50 mm in 700c liegt sie beinahe auf 29er Niveau (fast 2,0 Zoll). Damit fährt das Grizl gleichauf mit dem Ghost Fire Road Rage und erreicht beinahe das 3T Exploro.
Ähnlich wie die Wettbewerber senkt Canyon die rechte Kettenstrebe des Grizl ab, um Raum für die Pneus zu schaffen. Canyon sagt, dass mit den 50-mm-Reifen noch 6 mm Platz zu Rahmen und Gabel bleiben. So sollte man auf eigenes Risiko auch 2,1-Zoll-MTB-Pneus fahren können (testen wir noch), was die Auswahl enorm erhöht. Die Kettenstrebe ist oben und unten hervorragend vor Schäden durch die Kette geschützt, wie übrigens der gesamte Rahmen vor reibenden Zügen und fliegenden Steinen gut und ästhetisch abgeschirmt ist – sehr fein!
An die breiteren Reifen ist unser Grizl CF SL8-Testrad mit den DT Swiss G 1800 Alu-Laufrädern mit 24 mm Maulweite gut angepasst. Mehr Felgenbreite bedeutet bessere Abstützung des Reifens bei geringem Druck in den Kurven und damit bessere Führung. Etwas anders sieht das bei den günstigeren Grizl CF SL-Modellen aus, die mit 22 mm Maulweite auskommen müssen. Gut gefiel uns das unaufdringliche Freilaufgeräusch der DT Swiss-Naben mit Stirnzahn-Freilauf (Ratchet).
Auf der Felge sitzt bei allen Modellen der gleiche Reifen: ein Schwalbe G-One Bite in 45 mm, der uns erneut mit seinen erstaunlichen Allroundeigenschaften überraschte. Am Testrad sind wir direkt tubeless gefahren – wohl auch ein Grund dafür, dass es mit 9,2 kg an unserer Waage noch einmal 100 g leichter ist, als Canyon angibt. Ausgeliefert wird das Grizl mit Schlauch, aber die Umrüstung ist vorbereitet. Es gibt nach unserer Erfahrung wenig Reifen, mit denen das erwartbare Einsatzgebiet des Grizl in Deutschland so gut abgedeckt werden kann.
Noch einmal zurück zum Grizl-Rahmen mit weiteren funktionalen Details. Praktisch für Bikepacking ist, dass die Züge und Leitungen seitlich in das Unterrohr laufen. So bleibt im Rahmendreieck Platz, um Taschen einzuhängen. Insgesamt 4 Paar Gewindeniet-Einsätze am Rahmen und 2 Dreipunktbefestigungen an der Gabel bringen eine Vielzahl an Transportmöglichkeiten. Mehr geht nur an Spezialrädern. Damit erreicht das Grizl quasi den Silberstandard in Sachen Bikepacking.
Ebenfalls gut gelöst hat Canyon die Klemmung der Sattelstütze, die wie beim Grail CF ausgelegt ist. Sie sitzt weiter unten, hinter dem tiefergelegten Knoten von Sitzrohr und Oberrohr. So ermöglicht die Klemmung, dass die Carbon-Sattelstütze an allen Modellen über einen weiteren Bereich flexen kann und damit Komfort spendet.
Am Testrad erhöht die Canyon S15 VCLS-Blattfederstütze mit 20 mm Federweg den Komfort noch einmal deutlich. Zusammen mit dem sehr gut gedämpften Fizik Argo Terra R5-Sattel ergab das einen Komfort, der gefühlt merklich über den meisten Gravel Bikes mit Federkonzepten lag. Aber es bedingt auch die für Federsattelstützen typische Wippneigung bei schnellem Pedalieren. Etwas nervig ist dabei der Einstellungsprozess des Sattels. Für jede Neigungsverstellung muss die Stütze aus dem Rahmen entnommen werden. Denn die Blattfeder-Elemente müssen dazu gegeneinander verschoben werden. Den besten Sitzkomfort erzielten wir dabei übrigens mit einer etwas stärkeren Neigung der Sattelnase als gewohnt, da die Stütze noch etwas in den Federweg sinkt.
=> Vergleichstest von Gravel Bikes mit Federung
„Was, keine elektronische Schaltung“, war die Reaktion eines Gravel-Kompagnons beim ersten Anblick des Grizl CF SL 8. Wohl auch, weil das Aussehen eine gewisse Werterwartung an Antrieb und Schaltkomponenten weckt. Die montierte Shimano GRX RX 800 liegt etwa auf Ultegra-Niveau, was zum Preis des Bikes passt. Funktional besteht der größte Unterschied beim Schalten zur elektronischen Variante in der geringeren Schaltgeschwindigkeit beim Hochschalten, höheren Handkräften sowie natürlich der Schalttaster-Anordnung – zumindest im Neuzustand. Aber fluffig und zuverlässig wie gewohnt wechseln die Gänge.
Wichtiger für den Geländespaß ist die Übersetzung der kompletten Shimano GRX 800-Gruppe, die wir hier im Ritzelrechner für euch hinterlegt haben. Trotz hoher Bandbreite und guten Anschlussgängen mag man mit ihr an steilen Anstiegen im Wald gerade mit Gepäck schon mal einen leichteren Gang vermissen. Bei knapp über zwei Metern Entfaltung ist Schluss im leichtesten Gang. Das bedeutet, dass man im leichtesten Gang auch an steilen Anstiegen um die 11 km/h schaffen muss, um im flüssigen Tritt zu bleiben (60 U/min). Größere Kassetten kann das Schaltwerk laut Shimano offiziell nicht bedienen. Hier findet ihr Alternativen für große Kassetten mit der GRX-Schaltung im MTB-News-Forum.
Nichts Neues gibt es in Sachen Cockpit am Grizl. Es kommt der gleiche Lenker wie am Aluminium Grail zum Einsatz. Er fällt mit 60 mm Reach ziemlich kompakt aus und gefiel uns auch dank seines moderaten Flares. Der Vorteil des konventionellen Lenkers gegenüber dem Grail CF ist, dass Lenkertaschen aller Arten platziert angehängt werden können.
Geometrie: verwandt mit dem Grail AL
In Sachen Gewichtsbalance, Sitzposition und Fahrwerksauslegung macht das Canyon Grizl CF 2021 keine Experimente. Großteils gleicht die Canyon Grizl-Geometrie dem bewährten Grail AL, wie unser Geometrievergleich zeigt. Lediglich die Kettenstreben fallen wenige Millimeter länger aus, um Platz für die breiten Reifen zu machen. Damit ähnelt das Grizl ebenfalls stark dem Grail CF.
So verspricht das Grizl einerseits mit langen Kettenstreben (435 mm bei 700c) eine hohe Laufruhe und satte Traktion am Berg. Andererseits sollte die Lenkung durch eine stark verlängerte Front in Kombination mit kurzen Vorbauten agil und lebendig bleiben. Die verlängerte Front in Zahlen: Rund 2 cm kürzer fällt der Vorbau im Vergleich mit einem Canyon-Rennrad in unserer Rahmenhöhe „M“ aus. Etwa gleich weit ist der Reach verlängert.
Rahmengröße | XXS | XS | S | M | L | XL | XXL |
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Laufradgröße | 27,5″ / 650B | 27,5″ / 650B | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 377 mm | 382 mm | 397 mm | 402 mm | 409 mm | 427 mm | 436 mm |
Stack | 522 mm | 537 mm | 556 mm | 579 mm | 605 mm | 626 mm | 644 mm |
STR | 1,38 | 1,41 | 1,40 | 1,44 | 1,48 | 1,47 | 1,48 |
Lenkwinkel | 70° | 71° | 71° | 72,3° | 72,5° | 72,8° | 72,8° |
Sitzwinkel, effektiv | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Oberrohr (horiz.) | 532 mm | 541 mm | 562 mm | 574 mm | 588 mm | 612 mm | 627 mm |
Steuerrohr | 121 mm | 133 mm | 118 mm | 138 mm | 164 mm | 185 mm | 204 mm |
Sitzrohr | 432 mm | 462 mm | 492 mm | 522 mm | 552 mm | 582 mm | 612 mm |
Kettenstreben | 420 mm | 420 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Radstand | 1.007 mm | 1.007 mm | 1.036 mm | 1.037 mm | 1.050 mm | 1.072 mm | 1.086 mm |
Innerhalb der fein gestuften Auswahl von 7 Größen sollte jeder von 166-194 cm die passende Rahmengröße finden. Typisch für die Canyon Gravel Bikes ist das Laufrad-Größenkonzept, das ergonomisch passende kleine Rahmenhöhen mit vergleichbaren Fahreigenschaften zu den „großen“ Bikes erlaubt: In Größe XXS und XS kommen 27,5-Zoll-Laufräder zum Einsatz.
Sitzt man auf dem Grizl bei entsprechender Lenkerhöhe durch die Spacer genauso wie auf einem Canyon-Rennrad? Nein, denn der Lenker ist breiter und die Lenkerform unterscheidet sich. Bei gleicher Lenkerhöhe ist die Sitzposition auf dem Grizl deshalb sogar einen Tick sportlicher. Und tatsächlich kann man durch Weglassen von Spacern auch auf dem Grizl richtig windschnittig tief sitzen. Canyon wollte bewusst diese Race-Option offen lassen. Und wie fühlt sich das an?
Canyon Grizl CF SL Test auf dem Kurs
So sitzt man: Ab Werk befinden sich 2,75 cm Spacer unter dem Vorbau, mehr geht also nicht. Schon damit platziert das Canyon Grizl seine Fahrer:innen gefühlt ausgewogen bis sportlich. Wer eine wirklich gemütlich aufrechte Sitzposition will, schaut deshalb besser gleich woanders. Am Testrad maßen wir für einen 1,8 Meter großen Fahrer bei 765 mm Sitzhöhe eine Überhöhung von 6,5 cm.
Auch der Lenker selber schlägt nicht den ganz abenteuerlichen Weg ein und macht sich unter den Schultern vergleichsweise schlank. So liegen die „Hoods“ am Testrad circa 42 cm auseinander, eingefleischte Rennradfahrer fühlen sich damit auf Anhieb wohl. Der Griff am Oberlenker ist wegen der dicken Lage Lenkerband komfortabel. Rutscht man weiter Richtung Hoods, liegen die Hände wie in einer Mulde. Diese quasi festgebackene Position gibt auf Abfahrten richtig viel Sicherheit. Aber auf langen Geraden zwingt sie zum aktiven Handwechsel. Am Unterlenker ruhen die Hände 46 cm (jeweils Mitte-Mitte) auseinander, ebenfalls eher eine moderate Ausstellung und damit noch gut fürs Tempomachen geeignet.
Auf der Straße: Canyon spricht selbst von Einbußen im Einsatz auf der Straße wegen der breiten Reifen – das konnte ich aber im Vergleich zu anderen Gravel Bikes ganz und gar nicht nachfühlen. Mit den Schwalbe G-One Bite rollt das Grizl wie ein D-Zug auch auf glattem Asphalt. Vom Stollenprofil der Gravel-Reifen sollte man sich nicht täuschen lassen. Wie schnell das Grizl auf festem Kies und Teer ist, war eine der Überraschungen des Tests. Im Antritt wirkt es tatsächlich mehr wie ein behäbiger Grizzly als flinker Waschbär, was sich aber zum Teil auch durch den typischerweise geringeren Reifendruck, zum Teil durch die etwas schwereren Laufräder erklärt. Die Kraftübertragung wirkt unmittelbar und direkt.
Auf dem Kiesweg: Mit großer Erwartungshaltung ging es auf die Schotterpiste. Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Schnelles gerades Rollen und mit Tempo gefahrene Kurven gehen locker aus den Beinen und von der Hand. Die Seitenführung der G-One Bite lädt immer zum Spielen ein. Bei leicht überhöhter Geschwindigkeit schiebt das Bike schön über beide Räder.
Besonders überzeugt das Grizl, wenn der Belag etwas gröber wird – man denke „Feldweg“ oder „Traktorspur“. Die dickeren Reifen und der Komfort am Rennrad-Sattel spielen schön zusammen. So, dass man letztlich an vielen kleinen Stellen entspannter im Sattel und am Lenker bleibt und am Ende weniger ermüdet. Komfort ist definitiv eine der Stärken des Grizl – aber nicht zu verwechseln mit Gemütlichkeit. Bei all dem Gerappel bleibt das Rad selber dennoch ruhig und es klapperte oder knackte nirgends.
Am Berg: Wiegetritt und Klettern sind mit dem supersteifen Canyon Grizl-Chassis ein Vergnügen. Wie eine Bergziege verhält es sich zwar nicht, lässt aber auch keine kraftvollen Antritte verpuffen. Aufgrund der leicht sportlichen Sitzposition muss auch der Rücken dabei nicht zu sehr leiden. Über die Übersetzung wurde schon geredet: Sie dürfte noch etwas leichter sein.
Auf dem Trail: Ein Gravel Bike ist kein Mountainbike. Aber mit dem neuen Canyon Grizl kann man den Spaß auf einfachen Trails gegenüber vielen anderen Gravel Bikes doch noch ein gerüttelt Maß (Wortspiel beabsichtigt) steigern. Für die Feinabstimmung an grobe Pisten habe ich mich schrittweise an den optimalen Druck herangetastet und bin bei der letzten Testfahrt mit 1,8 bar vorne und 2,1 bar hinten wirklich gut gefahren – auf eigenes Risiko, denn das unterschreitet die Angaben auf den Reifen. Vor allem die Steuerpräzision der überaus direkten und verwindungssteifen Front stiftet viel Vertrauen in schnell wechselnden Kurven. Persönliche Bestzeiten purzelten. Trail-Test: mit Bravour bestanden.
Das ist uns aufgefallen
- Ausbalancierte Auslegung Die Canyon Grizl-Geometrie funktioniert in vielen Situationen.
- Reifen-Felge-Kombi Die DT Swiss-Laufräder spielen hervorragend mit den Schwalbe G-One Bite zusammen. Gute Seitenführung und nur minimale Luftverluste im Tubeless-Set-up.
- Präzises Handling Die überaus steife Front gibt viel Sicherheit abseits der Straße.
- Verarbeitung Gut geschützter Rahmen und sinnvolle „Bedienungshinweise“ für eine lange Haltbarkeit.
- Gewichtszulassung 120 kg sind für ein Gravel Bike okay, aber für einen Bikepacking-Boliden nicht üppig.
- Flaschenhalter Die Carbon-Käfige am Testrad aus dem Canyon-Zubehörprogramm hielten die Trinkflaschen bombenfest im Griff. Flaschenhalter für Paris-Roubaix gesucht? Hier sind sie.
Test-Fazit: Canyon Grizl CF SL 8
Adventure-Gravel Bike steht drauf, Spaßmaschine steckt drin und eine große Portion Komfort gibt es als Sahnehäubchen obendrauf. Das neue Das Canyon Grizl CF SL setzt seine Marke in vielen Gravel-Bereichen, in punkto Langstrecken-Komfort für uns sogar vielleicht eine Bestmarke. Das spielt im Hinblick auf den anvisierten Bikepacking-Bereich natürlich in die Karten. Verarbeitung und Ausstattung liegen auf dem gewohnt hohen Canyon-Niveau. Kurz: Das Canyon Grizl könnte einigen Gravel Bikes dort draußen das Wasser abgraben und auch für Modelle aus dem eigenen Haus bleiben nur wenig wirklich zugkräftige Argumente – außer dem Gewicht, das bei den Grizl CF SL-Modellen etwas höher liegt. Übrigens ist ein Alu-Modell schon in der Pipeline.
Pro / Contra
Pro
- Vielseitiger, fein verarbeiteter Carbonrahmen
- Hervorragende Steuerpräzision
- Gutes Größenkonzept
- Sehr guter Komfort am Sattel
- Hohe Reifenfreiheit
- Gut aufgestellt und geprüft in Sachen Bikepacking
Contra
- Ausstattung etwas schwer
- Gewichtszulassung
Was denkt ihr über das neue Canyon Grizl?
Video: Das Canyon Grizl in 15 Sekunden
Testablauf
Hier haben wir unsere Fahreindrücke gesammelt:
- Bergisches Land Circa 140 km Fahrten, überwiegend abseits des Asphalts auf allen Arten von Wegen. Von typischen befestigten Waldwegen mit feinem Schotter über schnelle, flache Trails bis zu steilen Abfahrten mit Wurzeln und gröberen Steinen war alles dabei.
- Bad Kreuznach Überführungsfahrt auf festen, steinigen Böden mit viel losem Geröll durch die Weinberge. Giftige Anstiege bis 20 %.
Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, also vormontiert. Testräder werden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Für den Test werden die Räder gewogen, die Sitzposition wird bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen und die Reifen auf den mittleren empfohlenen Reifendruck befüllt. Für eventuelle Geländefahrten wird der Reifendruck zusätzlich auf den unteren empfohlenen Wert gesenkt. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
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