Paris Roubaix: Ein Monument, das Radsport-Fans die Freudentränen und den Profis echte Tränen in die Augen treibt - bei bestem Wetter fielen am Samstag und Sonntag die Entscheidungen bei den Frauen und Männern.
Bei den Frauen konnte sich die Rennrad-Comebackerin Pauline Ferrand-Prévot am Ende souverän durchsetzen - und das, obwohl sie gesundheitlich angeschlagen ins Rennen ging und fast auf eine Teilnahme verzichtet hätte. Ihrer Tempoverschärfung kurz vorm Carrefour de l'Arbre hatte keine Fahrerin etwas entgegenzusetzen.
Die Vorjahres-Siegerin und Weltmeisterin Lotte Kopecky hatte am Ende nichts mit der Entscheidung zu tun. Immerhin konnte ihre SD Worx-Teamkollegin Lorena Wiebes Platz 3 einfahren.
Die Freude im Team Visma Lease a bike war grenzenlos. - Foto: Max Schumann
Vor dem Start des Männer-Rennens war der Andrang am Bus von Team UAE am größten - der Weltmeister und Überflieger Tadej Pogacar hatte seine Anwesenheit angekündigt. Mit Spannung wurde erwartet, ob der eher leichte Slowene auf der knallharten Strecke überhaupt eine Chance haben würde.
Das Ziel der Träume: Das Velodrom von Roubaix.
Zwischen dem Start in Compiègne und dem Ziel in Roubaix liegen rund 250 Kilometer Distanz, vor allem aber 30 Pavé-Sektoren, die von 2 Sterne (knallhart) bis 5 Sterne (unfassbar brutal knallhart) klassifiziert sind - der Wald von Arenberg ist der wohl bekannteste Sektor.
Spoiler: Dieser muskulöse Mann hat zwar fleißig gejubelt, aber war nicht siegreich - mit außenverlegten Leitungen und ohne Aero-Helm wäre das auch ein Ding der Unmöglichkeit.
Wie hart das Rennen ist, ist unmöglich in Worte zu fassen - für viele Profis ist es die wohl größte Herausforderung in der Karriere.
Bonjour aus Compiègne! Seit 1896 findet das Rennen von Paris nach Roubaix statt - wahlweise wird es als Königin der Klassiker oder als Hölle des Nordens bezeichnet. Beides passt ziemlich gut.
Die Ruhe vor dem Sturm: Früh am Morgen war es noch ruhig im Start-Bereich, doch das sollte sich spätestens mit dem Eintrudeln der Teams ändern.
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Zwischen Start und Ziel liegen gut 50 Kilometer Kopfsteinpflaster - und so smooth wie hier geht es dabei kaum zur Sache.
Nach Platz 2 von Letizia Borghesi am Vortag war die Stimmung vorm Start beim EF EasyPost-Chef Jonathan Vaughters relativ locker und entspannt.
Wie viel Druck hättens denn gern? - Unsere Beobachtung: Zwischen 3,1 und 3,3 bar waren der Schlüssel zum Erfolg.
Wir freuen uns schon sehr auf die POV-Aufnahmen vom mitunter extrem chaotischen Rennen.
250 Kilometer lang einen Hinkelstein vor den Latz geknallt bekommen - so ungefähr muss sich das Rennen anfühlen … | Foto: Max Schumann
Ein Tag im Spa wäre wohl doch die bessere Wahl gewesen.
Die Räder vom Team Intermarché Wanty warten auf die Tortour - die Equipe rund um Sprint-Star Binyam Girmay ging auf dem Aero-Renner von Cube an den Start und stattete diesen teils mit 35 mm-Reifen aus, die wohl gerade so in den Hinterbau passen.
Das Motto des Tages: Breite Schlappen …
… und große Kettenblätter!
Auf Tuchfühlung mit den Stars - für Jung und Alt ist Paris Roubaix ein Spektakel. | Foto: Max Schumann
Das Menü des Tages: Kopfsteinpflaster-Suppe als Entrée, als Hauptgang ein leckeres Pavé vom Rind und als Dessert wird ein Fünf-Sterne-Sektor mit Vanille-Eis kredenzt - na dann: Bon Appetit!
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Vor dem Start wurden alle Räder penibel überprüft, ob sie den Regularien entsprechen.
Das Schuhwerk vom Team Lidl-Trek war nur schwer zu übersehen.
An allen Ecken und Enden hat man kleine Modifikationen an den Rädern gefunden - etwa Grip Tape auf der Innenseite des Flaschenhalters, damit die Trinkflasche auf den Pavés nicht flöten geht. Zahlreiche Impressionen gibt's in unserem Tech-Artikel!
Wem gehört dieser Hobel? - Unser Tipp: Der zugehörige Fahrer hat durchaus was auf dem Kasten …
Wie es sich anfühlt, Paris Roubaix als Manager zu gewinnen, weiß Red Bull bora Hansgrohe-Manager Ralph Denk aus eigener Erfahrung - bei der diesjährigen Ausgabe sollte sein Team jedoch nichts mit der Entscheidung zu tun haben.
Das Gravaa-System, mit dem man per Knopfdruck den Luftdruck in den Reifen anpassen kann, war sicherlich eines der technischen Highlights in der Boxengasse - Team Visma Lease a bike setzte konsequent auf die spannende Technologie.
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Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was kommt …
Kurz nach der offiziellen Team-Präsentation ging es rund für die Profis - Foto: Max Schumann
Hier geht es noch eher gemächlich zur Sache - allerdings finden die ersten Meter direkt stilecht auf Kopfsteinpflaster statt. | Foto: Max Schumann
Der neutralisierte Start liegt einige Kilometer außerhalb von Compiègne und ist wie ein Großteil des Rennens komplett flach - nur halt ohne Kopfsteinpflaster …
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Früh konnte sich eine achtköpfige Ausreißer-Gruppe an die Spitze setzen und das Hauptfeld etwas distanzieren - Jonas Rutsch und Markus Hoelgaard, hier an Position 2 und 3, konnten das Rennen am Ende jeweils in den Top 10 abschließen.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag hat es in der Gegend ordentlich geregnet, sodass es die ein oder andere Pfütze zwischen den Pflastersteinen gab - am Ende hatte das aber zum Glück keine signifikanten Auswirkungen aufs Rennen, zumal die Strecke im weiteren Rennverlauf praktisch trocken wurde.
Spätestens ab dem ersten der insgesamt 30 Sektoren geht es knallhart zur Sache - am Ende von Sektor 29 war der Mitfavorit Filippo Ganna aufgrund einer Reifenpanne bereits mit Rückstand aufs Hauptfeld unterwegs.
Während hinten Team Ineos Grenadiers mit dem Defekt von Filippo Ganna zu kämpfen hatte, machte vorne Alpecin Deceuninck rund um Mathieu van der Poel ordentlich Tempo - praktisch immer an der Seite des Siegers aus 2023 und 2024: Tadej Pogacar …
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Patrick Lefevere hat zwar seine schillerende Karriere als Team-Manager und sportlicher Leiter beendet, doch den Besuch eines Rennens wie Paris Roubaix lässt er sich selbstverständlich nicht nehmen.
Binyam Girmay hatte schon früh einen kleinen Rückstand auf die absoluten Top-Favoriten und somit nichts mit dem Kampf ums Podium zu tun.
Zwei Sektoren geschafft, noch 28 ausstehend - da kann man schonmal den Lappen baumeln lassen …
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Kurz vorm Trouée d'Arenberg verschärften Pogi und MvdP spürbar das Tempo, um zu den Ausreißern aufzuschließen - trotz diverser Attacken konnte sich niemand im ersten Fünf-Sterne-Sektor entscheidend absetzen, doch das Hauptfeld wurde hier bereits ordentlich gesprengt.
Das Schild verrät es bereits: Gleich geht's nach Arenberg - und das wird scheppern … | Foto: Max Schumann
Die Mechaniker hatten alle Hände voll zu tun - überall lagen Laufräder bereit, um schnell Defekte reparieren zu können. Ein Leidtragender im Wald von Arenberg war Nils Politt, der mit einem platten Reifen viel Zeit einbüßen musste.
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Zugegeben: Besonders abwechslungsreich ist die Landschaft bei Paris Roubaix nicht unbedingt - aber an dem Rennen nimmt man schließlich auch nicht teil, um die Aussicht zu genießen.
Goldig!
Auch goldig!
Lidl Trek machte ordentlich Tempo, doch nach dem ersten Fünf-Sterne-Sektor war nur noch Mads Pedersen in der Spitzengruppe übrig. - Der Däne, hier an zweiter Position, machte einen sehr starken Eindruck.
Mit dem Auto übers Kopfsteinpflaster zu knallen, ist schon ein ziemlich krasses Erlebnis - und auf einem Rennrad mit 32 mm schmalen Reifen und Geschwindigkeiten von 60 km/h? Das muss man schon wollen …
Da ist ein Flug im Helikopter doch die deutlich bequemere Art zu reisen …
Was macht eigentlich Wout van Aert? Der Belgier fuhr nach einem Sturz lange der Spitzengruppe hinterher, konnte sich mit fortlaufendem Rennen aber in der Verfolgergruppe etablieren. Kein anderer Fahrer wurde am Streckenrand so frenetisch gefeiert.
Für Mads Pedersen nahm das Rennen in Sektor 15 eine dramatische Wendung: Mit einem Reifen-Defekt musste er seine durchaus berechtigten Hoffnungen auf den Sieg begraben.
Jasper Philippsen wurde zwischenzeitlich von Pogi und MvdP abgeschüttelt, konnte dann aber wieder den Anschluss ans Spitzen-Duo herstellen - jedenfalls vorübergehend.
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Da waren es nur noch 3: Außerhalb von Orchies bestand die Spitze nur noch aus Tadej Pogacar, Mathieu van der Poel und Jasper Philippsen. - Der Weltmeister zeigte eine beeindruckende Leistung und attackierte immer wieder, doch das Alpecin-Duo konnte zu diesem Zeitpunkt das Rennen gut kontrollieren.
Und weiter geht's mit Vollgas in den nächsten Sektor - das galt nicht nur für uns im Begleitfahrzeug von Team Visma Lease a bike, sondern natürlich auch für das Fahrerfeld.
Die Stimmung am Streckenrand war wie nicht anders zu erwarten bombastisch.
Auf dem zweiten Fünf-Sterne-Sektor Mons-en-Pévèle verschärfte Mathieu van der Poel das Tempo deutlich - doch statt Tadej Pogacar abzuschütteln, war es Jasper Philippsen, der dem Tempo der beiden Giganten nicht mehr folgen konnte.
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In einer vergleichsweise unscheinbaren Rechtskurve kam es dann zur Vorentscheidung: Tadej Pogacar ging mit zu hoher Geschwindigkeit in die 90°-Kurve und landete im Graben - kein wilder Sturz, aber bei dem Malheur fiel auch noch die Kette ab. Das nutzte van der Poel für eine Tempo-Verschärfung, durch die er sich ein Polster von 15 bis 20 Sekunden herausfuhr. | Foto: Max Schumann
Dieser junge Fan meinte es gut, doch fast wäre es 33 km vorm Ziel zu einem Drama gekommen - ein "Fan" feuerte Mathieu van der Poel bei rund 50 km/h eine volle Wasserflasche ins Gesicht. Der Niederländer kam zum Glück ohne Sturz oder Verletzung davon.
Zwar musste Mathieu van der Poel im letzten Fünf-Sterne-Sektor Carrefour de l'Arbre sein Rad wechseln, doch auch Tadej Pogacar war zu einem Austausch des Arbeitsgeräts gezwungen - so konnte der Niederländer mit einem Vorsprung von etwa einer Minute nach Roubaix knattern.
Hier ist es fast geschafft: Der letzte der 30 Sektoren ist eher Show und führt durch die Innenstadt von Roubaix - kurz danach bieg man ins legendäre Velodrom ab.
Der Rückstand auf van der Poel war zu groß, doch wirklich in Gefahr durch die Verfolger geriet Tadej Pogacar auch nicht - so konnte er hoffentlich die letzten Kilometer nach Roubaix etwas genießen. Zart besaitete Leserinnen und Leser sollten sich besser nicht das linke Handgelenk des Weltmeisters im Zoom anschauen …
Die Ränge auf der altehrwürdigen Radrennbahn von Roubaix waren selbstverständlich bis auf den letzten Platz gefüllt - und alle warteten auf den Paris Roubaix-Hattrick von Mathieu van der Poel.
Geschafft! Nach 2023 und 2024 holt Mathieu van der Poel erneut den Sieg beim wohl härtesten Klassiker der Radsport-Welt - damit konnte der Niederländer den 8. Karriere-Sieg bei einem Monument feiern.
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Für den Sieg hat es bei Tadej Pogacar nicht gereicht, doch der Slowene wird zurückkommen - ohne Sturz und Panne hätte er sich wohl bis zum Ende ein packendes Duell mit Mathieu van der Poel geliefert.
Im Sprint um Platz 3 hatte Mads Pedersen die Nase vorn - dahinter kamen Wout van Aert und Florian Vermeesch ins Ziel.
So wirklich freuen konnte sich Mads Pedersen jedoch nicht über seinen mehr als respektablen dritten Rang - zu groß war die Enttäuschung über den platten Reifen, durch den er keine Chance auf den Sieg hatte.
Auch Filippo Ganna stand im Ziel die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
So sieht Erschöpfung aus …
Wout van Aert fuhr letztlich ein sehr gutes Rennen, doch der Belgier wird sich mehr als Platz 4 erhofft haben.
Groß war die Freude hingegen bei seinem Team-Kollegen Matthew Brennan, der lange Zeit ein herausragendes Rennen fuhr und zwar am Ende etwas abreißen lassen musste, aber viel Zeit weit vorne im Rennen verbrachte.
Kaputte Trikots waren im Ziel eher die Regel als die Ausnahme …
Binyam Girmay konnte mit seiner Paris Roubaix-Premiere und Platz 15 definitiv sehr zufrieden sein - wir würden nach 250 Kilometern mit einem 46er-Schnitt auch gerne so fresh aussehen wie der Eriträer unter seinem Uvex Surge Aero MIPS-Helm.
Nicht wenige Fahrer brachen nach der Ziel-Ankunft in Tränen aus. War es die Anstrengung? Die Enttäuschung? Die psychische Erschöpfung? Oder die Erleichterung? - Vermutlich von allem ein bisschen.
Der Award für die martialischste Ziel-Einfahrt geht an den tschechischen Lidl Trek-Profi Mathias Vacek.
Die ganze Brutalität von Paris Roubaix fassen die Hände von Max Walscheid perfekt zusammen …
Wie man diese ziemlich schwere Trophäe in die Lüfte stemmt, weiß Mathieu van der Poel zu gut - mit einem weiteren Sieg könnte der Niederländer in der ewigen Bestenliste nun zu Roger de Vlaeminck und Tom Boonen aufschließen, die die Hölle des Nordens jeweils vier Mal gewinnen konnten.
Das schnellste Rad des Sonntags war einmal mehr das Canyon Aeroad CFR - oder auch: Das zuverlässigste Rad des Tages, denn ohne Defekt kam praktisch niemand in Roubaix an. Mit lediglich einem sehr schnellen Radwechsel hat der Niederländer sein Material nahezu perfekt beherrscht, was auch ganz klar zu seinem Können zählt.
Er kam, sah und siegte … fast. Tadej Pogacar hat Gefallen gefunden an Paris Roubaix und bereits angekündigt, in den nächsten Jahren wieder starten zu wollen. - Ob es dazu wirklich kommt, werden wir sehen, aber Chancen auf den Sieg hat der Slowene allemal.
Das war's aus der Hölle des Nordens, die wie jedes Jahr ein absolut packendes Spektakel geboten hat. In diesem Sinne: Au revoir!
Paris Roubaix 2025
Einmal Hölle und zurück – Fotostory vom Rennen
Paris Roubaix 2025 ist vorbei – und auch die neuste Ausgabe des Rennens, das seit 1896 stattfindet, wird mit Sicherheit in die Geschichte des Radsports eingehen. Unsere Impressionen der Hölle des Nordens gibt's in der Fotostory.
Es ist das wohl brutalste und erbarmungsloseste Radsport-Rennen der Welt: Auf rund 250 Kilometern führt die Rennstrecke von Compiègne, einem Ort nördlich von Paris, ins legendäre Velodrom von Roubaix. Dazwischen liegen 30 Pavé-Sektoren mit einer Länge von gut 50 Kilometern, die nur schwer in Worte zu fassen sind – was am heimischen Fernseher schon ziemlich unangenehm aussieht, ist in Realität die wohl schlimmste Tortour, die man sich für Rennrad-Reifen und Rennfahrer-Hände vorstellen kann. Vor allem die drei Sektoren mit fünf Sternen – Trouée d’Arenberg, Mons-en-Pévèle und Carrefour de l’Arbre – führen häufig zur Vorentscheidung. So sollte es auch in diesem Jahr beim Männer-Rennen sein. Doch der Reihe nach.
#Paris Roubaix: Ein Monument, das Radsport-Fans die Freudentränen und den Profis echte Tränen in die Augen treibt - bei bestem Wetter fielen am Samstag und Sonntag die Entscheidungen bei den Frauen und Männern.
Diashow: Paris Roubaix 2025: Einmal Hölle und zurück – Fotostory vom Rennen
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Rennen der Frauen: Pauline Ferrand-Prévot holt den Sieg für Frankreich
Bereits am Samstag wurden die Frauen auf die knallharte Rennstrecke geschickt. In der fünften Ausgabe von Paris Roubaix Femmes avec Zwift werden zwar „nur“ 17 Sektoren und eine Gesamtlänge von rund 150 km gefahren, doch wer glaubt, dass das Rennen dadurch ein Kinderspiel ist, der ist wohl auch davon überzeugt, die Erde sei eine Scheibe. Zunächst war es Ellen van Dijk und ihr Team Lidl-Trek, das ordentlich Tempo gemacht und sich an die Spitze gesetzt hat. Nach einem Sturz von Pauline Ferrand-Prévot, die aufgrund gesundheitlicher Probleme fast nicht an den Start gegangen wäre, setzte sich eine Spitzengruppe rund um Lorena Wiebes, Marianne Vos und Vorjahres-Siegerin Lotte Kopecky ab.
Das Tempo an der Spitze blieb trotz hochkarätiger Besetzung jedoch nicht konstant hoch. Stattdessen war das Renngeschehen immer wieder von Attacken und Geschwindigkeitswechseln geprägt – wohl auch, weil keine der anderen Fahrerinnen ein allzu ausgeprägtes Interesse daran hatte, mit den SD Worx-Fahrerinnen Lotte Kopecky und Lorena Wiebes zu kooperieren. Dadurch konnte eine Gruppe rund um die Visma Lease a bike-Fahrerin Pauline Ferrand-Prévot wieder zur Spitzengruppe aufschließen, aus der sich zu dem Zeitpunkt Emma Norsgaard (Lidl-Trek) abgesetzt hatte.
#Bei den Frauen konnte sich die Rennrad-Comebackerin Pauline Ferrand-Prévot am Ende souverän durchsetzen - und das, obwohl sie gesundheitlich angeschlagen ins Rennen ging und fast auf eine Teilnahme verzichtet hätte. Ihrer Tempoverschärfung kurz vorm Carrefour de l'Arbre hatte keine Fahrerin etwas entgegenzusetzen.
Einige Kilometer vor dem letzten 5-Sterne-Sektor nutzte die amtierende Mountainbike-Olympiasiegerin die Gelegenheit, zu Norsgaard aufzuschließen und direkt an ihr vorbeizuziehen. Am Ende vom Carrefour de l’Arbre hatte Pauline Ferrand-Prévot so bereits eine knappe Minute Vorsprung, während ihre Team-Kollegin Marianne Vos in der Gruppe dahinter jegliche Attacken erfolgreich unterbinden konnte.
Im Velodrom von Roubaix war die Stimmung entsprechend fantastisch: Erstmals seit rund 30 Jahren konnte bei Paris Roubaix wieder ein Franzose oder eine Französin das Elite-Rennen gewinnen! Dahinter setzte sich Letizia Borghesi auf den letzten Kilometern vorm Ziel von der Verfolgergruppe ab und wurde Zweite. In einem Schlusssprint war es letztlich Lorena Wiebes, die sich gegen Marianne Vos durchsetzen und somit immerhin Rang 3 feiern konnte.
#Die Vorjahres-Siegerin und Weltmeisterin Lotte Kopecky hatte am Ende nichts mit der Entscheidung zu tun. Immerhin konnte ihre SD Worx-Teamkollegin Lorena Wiebes Platz 3 einfahren.
#Die Freude im Team Visma Lease a bike war grenzenlos. - Foto: Max Schumann
Mathieu van der Poel ist und bleibt der König von Roubaix
Beim Rennen der Männer waren alle Augen auf das Duell zwischen Mathieu van der Poel und Tadej Pogačar gerichtet. Mit extrem viel Spannung wurde das Paris Roubaix Senioren-Debut des Slowenen erwartet. Würde der Team UAE-Fahrer auf der anspruchsvollen Strecke, die normalerweise von deutlich schwereren Fahrern dominiert wird, überhaupt eine Chance haben?
Das Rennen sollte sich wie so oft zu einem Survival of the fittest entwickeln. Noch vor dem ersten Sektor konnte sich eine rund zehnköpfige Spitzengruppe absetzen, zu der unter anderem Jonas Rutsch und Markus Hoelgaard gehörten. Zwar wurde die Gruppe kurz vorm legendären Wald von Arenberg gestellt, doch das Risiko sollte sich bezahlt machen: Der Deutsche vom Team Intermarché Wanty blieb bis zum Schluss weit vorne und beendete das Rennen auf einem überragenden 6. Platz.
#Vor dem Start des Männer-Rennens war der Andrang am Bus von Team UAE am größten - der Weltmeister und Überflieger Tadej Pogacar hatte seine Anwesenheit angekündigt. Mit Spannung wurde erwartet, ob der eher leichte Slowene auf der knallharten Strecke überhaupt eine Chance haben würde.
Während sich vorne die Spitzengruppe absetzte, hatte deutlich weiter hinten der als Mitfavorit ins Rennen gegangene Italiener Filippo Ganna Schwierigkeiten. Ein Defekt im ersten Sektor mit anschließendem Radwechsel ließ den Ineos Grenadiers-Fahrer deutlich zurückfallen, während gleichzeitig im Hauptfeld deutlich das Tempo verschärft wurde. Zwar konnte der Dritte von Mailand Sanremo sich wieder fast nach vorne kämpfen, doch die Aufholjagd war zu kräftezehrend, sodass er die nachfolgende Tempoverschärfung nicht mitgehen konnte.
Diese sollte kurz vorm Trouée d’Arenberg erfolgen. Tadej Pogačar, Mathieu van der Poel und Mads Pedersen drückten das Gaspedal ordentlich durch, sodass die Favoriten gemeinsam in den ersten der drei Fünf-Sterne-Sektoren gingen. Niemand konnte sich entscheidend absetzen, wenngleich vor allem Mathieu van der Poel direkt im Anschluss mehrfach attackierte. Nils Politt, ein wichtiges Ass im UAE-Ärmel, verlor durch einen platten Reifen jedoch wertvolle Zeit, sodass Tadej Pogačar fortan auf sich gestellt war, während Mathieu van der Poel noch Jasper Philippsen an seiner Seite hatte. Eine fantastische Leistung zeigte zu diesem Zeitpunkt des Rennens der Schweizer Stefan Bissegger, der fortan eine Spitzengruppe mit van der Poel, Philippsen, Pedersen und Pogacar bildete.
Schnell wurde klar, dass Tagessieg nur über einen dieser fünf Fahrer im Spitzenquintett führen würde, während Mitfavorit Wout van Aert nie so wirklich den Anschluss nach ganz vorne schaffte. In Sektor 15 nahm das Drama weiter seinen Lauf: Während Mathieu van der Poel und Tadej Pogačar das Tempo immer wieder erbarmungslos verschärften, musste Mads Pedersen mit einem platten Reifen eine Zwangspause einlegen und auf den Radwechsel warten. Fortan waren MvdP und der amtierende Weltmeister als Duo an der Spitze unterwegs – das Duell der Giganten nahm seinen Lauf, wenngleich in der Folgezeit Jasper Philippsen zu seinem Alpecin Deceuninck-Teamkollegen aufschließen konnte.
Selbst für den mit allen Wassern gewaschenen Superstar aus Slowenien war das eine ungewohnte Situation: Ein direktes Duell nicht nur gegen Mathieu van der Poel, sondern auch gegen seinen Teamkollegen Jasper Philippsen, den wohl besten Sprinter der Welt. Doch eine Attacke von MvdP im zweiten Fünf-Sterne-Sektor Mons-en-Pévèle sollte nicht Tadej Pogačar, sondern Philippsen zum Verhängnis werden, der das Tempo nicht mitgehen konnte. Da waren es nur noch zwei.
#Zwischen dem Start in Compiègne und dem Ziel in Roubaix liegen rund 250 Kilometer Distanz, vor allem aber 30 Pavé-Sektoren, die von 2 Sterne (knallhart) bis 5 Sterne (unfassbar brutal knallhart) klassifiziert sind - der Wald von Arenberg ist der wohl bekannteste Sektor.
Die Vorentscheidung dieses einmal mehr dramatischen Rennens sollte rund 40 Kilometer vor dem Ziel fallen. In einer Rechtskurve in Sektor 9 ging Tadej Pogačar in Führung zu liegend mit zu hoher Geschwindigkeit in eine Rechtskurve. Dabei wurde er wohl auch von einem Motorrad leicht irritiert. Zwar ging er sehr sanft zu Boden, doch in der Hektik wurde auch noch die Kette an seinem Arbeitsgerät abgeworfen. Mathieu van der Poel nutzte die Gunst der Stunde und konnte schnell einen Vorsprung von gut 20 Sekunden rausfahren.
Das sah schon sehr nach Entscheidung aus, und doch wäre fast alles ganz anders gekommen: 33 Kilometer vorm Ziel wurde dem Niederländer, der nicht nur Fans hat, bei hoher Geschwindigkeit von einem Zuschauer eine volle Wasserflasche ins Gesicht geworfen. Der Täter hat sich mittlerweile gestellt und bereut seine Tat – viel wichtiger ist jedoch, dass es hierbei nicht zu einem schweren Unfall gekommen ist oder die reichlich sinnfreie Aktion zumindest eine Auswirkung auf den Ausgang des Rennens hatte.
#Spoiler: Dieser muskulöse Mann hat zwar fleißig gejubelt, aber war nicht siegreich - mit außenverlegten Leitungen und ohne Aero-Helm wäre das auch ein Ding der Unmöglichkeit.
Da sich Tadej Pogacar nach seinem Crash inklusive versuchter Aufholjagd für einen Radwechsel entschied, ging Mathieu van der Poel mit einem Vorsprung von rund einer Minute in den finalen Fünf-Sterne-Sektor Carrefour de l’Arbre. Und tatsächlich hatte der Niederländer hier zum ersten Mal am Tag mit Schwierigkeiten zu kämpfen – doch nach einem platten Reifen war sein Begleitfahrzeug sofort mit einem Ersatzrad zur Stelle, sodass sein Paris Roubaix-Hattrick letztlich nicht mehr gefährdet wurde. Unter tosendem Jubel bog rund eine Minute nach MvdP dann Tadej Pogačar ins Velodrom von Roubaix – einmal mehr war es eine beeindruckende Leistung des Slowenen, der nächstes Jahr in der Hölle des Nordens wohl wieder angreifen will.
#Wie hart das Rennen ist, ist unmöglich in Worte zu fassen - für viele Profis ist es die wohl größte Herausforderung in der Karriere.
Dahinter folgte der Platz um den letzten Platz auf dem Podest. Florian Vermeersch, Wout van Aert und Mads Pedersen lieferten sich auf den finalen Kilometern des Rennens einen erbitterten Kampf, der mit einem Sprint ins Ziel endete. Am meisten Körner hatte letztlich Mads Pedersen, der sich aber nicht so wirklich über Platz 3 freuen konnte – zu groß war die Enttäuschung über die verpasste Chance durch den Reifendefekt früher im Rennen.
Aus deutscher Sicht noch erwähnenswert sind neben dem hervorragenden sechsten Platz von Jonas Rutsch auch die Leistungen von Marius Mayrhofer auf Rang 19 sowie Phil Bauhaus zwei Plätze dahinter – wenngleich absolut jede Leistung an diesem eindrücklichen Tag größten Respekt verdient. Mit einem Rückstand von fast einer Stunde kam als letzter Fahrer Joey Pidcock ins Ziel. „The best, the worst, the most impressive, the least impressive, hardest, longest ride, race, day of my life” schrieb der kleine Bruder von Tom Pidcock zu seiner Fahrt hinterher auf Instagram – man kann ihm in jedem Fall glauben.
#Bonjour aus Compiègne! Seit 1896 findet das Rennen von Paris nach Roubaix statt - wahlweise wird es als Königin der Klassiker oder als Hölle des Nordens bezeichnet. Beides passt ziemlich gut.
#Die Ruhe vor dem Sturm: Früh am Morgen war es noch ruhig im Start-Bereich, doch das sollte sich spätestens mit dem Eintrudeln der Teams ändern.
#Zwischen Start und Ziel liegen gut 50 Kilometer Kopfsteinpflaster - und so smooth wie hier geht es dabei kaum zur Sache.
#Nach Platz 2 von Letizia Borghesi am Vortag war die Stimmung vorm Start beim EF EasyPost-Chef Jonathan Vaughters relativ locker und entspannt.
#Wie viel Druck hättens denn gern? - Unsere Beobachtung: Zwischen 3,1 und 3,3 bar waren der Schlüssel zum Erfolg.
#Wir freuen uns schon sehr auf die POV-Aufnahmen vom mitunter extrem chaotischen Rennen.
#250 Kilometer lang einen Hinkelstein vor den Latz geknallt bekommen - so ungefähr muss sich das Rennen anfühlen … | Foto: Max Schumann
#Ein Tag im Spa wäre wohl doch die bessere Wahl gewesen.
#Die Räder vom Team Intermarché Wanty warten auf die Tortour - die Equipe rund um Sprint-Star Binyam Girmay ging auf dem Aero-Renner von Cube an den Start und stattete diesen teils mit 35 mm-Reifen aus, die wohl gerade so in den Hinterbau passen.
#Das Motto des Tages: Breite Schlappen …#… und große Kettenblätter!
#Auf Tuchfühlung mit den Stars - für Jung und Alt ist Paris Roubaix ein Spektakel. | Foto: Max Schumann
#Das Menü des Tages: Kopfsteinpflaster-Suppe als Entrée, als Hauptgang ein leckeres Pavé vom Rind und als Dessert wird ein Fünf-Sterne-Sektor mit Vanille-Eis kredenzt - na dann: Bon Appetit!
#Vor dem Start wurden alle Räder penibel überprüft, ob sie den Regularien entsprechen.
#Das Schuhwerk vom Team Lidl-Trek war nur schwer zu übersehen.
#An allen Ecken und Enden hat man kleine Modifikationen an den Rädern gefunden - etwa Grip Tape auf der Innenseite des Flaschenhalters, damit die Trinkflasche auf den Pavés nicht flöten geht. Zahlreiche Impressionen gibt's in unserem Tech-Artikel!
#Wem gehört dieser Hobel? - Unser Tipp: Der zugehörige Fahrer hat durchaus was auf dem Kasten …
#Wie es sich anfühlt, Paris Roubaix als Manager zu gewinnen, weiß Red Bull bora Hansgrohe-Manager Ralph Denk aus eigener Erfahrung - bei der diesjährigen Ausgabe sollte sein Team jedoch nichts mit der Entscheidung zu tun haben.
#Das Gravaa-System, mit dem man per Knopfdruck den Luftdruck in den Reifen anpassen kann, war sicherlich eines der technischen Highlights in der Boxengasse - Team Visma Lease a bike setzte konsequent auf die spannende Technologie.
#Kurz nach der offiziellen Team-Präsentation ging es rund für die Profis - Foto: Max Schumann
#Hier geht es noch eher gemächlich zur Sache - allerdings finden die ersten Meter direkt stilecht auf Kopfsteinpflaster statt. | Foto: Max Schumann
#Der neutralisierte Start liegt einige Kilometer außerhalb von Compiègne und ist wie ein Großteil des Rennens komplett flach - nur halt ohne Kopfsteinpflaster …
#Früh konnte sich eine achtköpfige Ausreißer-Gruppe an die Spitze setzen und das Hauptfeld etwas distanzieren - Jonas Rutsch und Markus Hoelgaard, hier an Position 2 und 3, konnten das Rennen am Ende jeweils in den Top 10 abschließen.
#In der Nacht von Samstag auf Sonntag hat es in der Gegend ordentlich geregnet, sodass es die ein oder andere Pfütze zwischen den Pflastersteinen gab - am Ende hatte das aber zum Glück keine signifikanten Auswirkungen aufs Rennen, zumal die Strecke im weiteren Rennverlauf praktisch trocken wurde.
#Spätestens ab dem ersten der insgesamt 30 Sektoren geht es knallhart zur Sache - am Ende von Sektor 29 war der Mitfavorit Filippo Ganna aufgrund einer Reifenpanne bereits mit Rückstand aufs Hauptfeld unterwegs.
#Während hinten Team Ineos Grenadiers mit dem Defekt von Filippo Ganna zu kämpfen hatte, machte vorne Alpecin Deceuninck rund um Mathieu van der Poel ordentlich Tempo - praktisch immer an der Seite des Siegers aus 2023 und 2024: Tadej Pogacar …
#Patrick Lefevere hat zwar seine schillerende Karriere als Team-Manager und sportlicher Leiter beendet, doch den Besuch eines Rennens wie Paris Roubaix lässt er sich selbstverständlich nicht nehmen.
#Binyam Girmay hatte schon früh einen kleinen Rückstand auf die absoluten Top-Favoriten und somit nichts mit dem Kampf ums Podium zu tun.
#Zwei Sektoren geschafft, noch 28 ausstehend - da kann man schonmal den Lappen baumeln lassen …
#Kurz vorm Trouée d'Arenberg verschärften Pogi und MvdP spürbar das Tempo, um zu den Ausreißern aufzuschließen - trotz diverser Attacken konnte sich niemand im ersten Fünf-Sterne-Sektor entscheidend absetzen, doch das Hauptfeld wurde hier bereits ordentlich gesprengt.
#Das Schild verrät es bereits: Gleich geht's nach Arenberg - und das wird scheppern … | Foto: Max Schumann
#Die Mechaniker hatten alle Hände voll zu tun - überall lagen Laufräder bereit, um schnell Defekte reparieren zu können. Ein Leidtragender im Wald von Arenberg war Nils Politt, der mit einem platten Reifen viel Zeit einbüßen musste.
#Zugegeben: Besonders abwechslungsreich ist die Landschaft bei Paris Roubaix nicht unbedingt - aber an dem Rennen nimmt man schließlich auch nicht teil, um die Aussicht zu genießen.
#Lidl Trek machte ordentlich Tempo, doch nach dem ersten Fünf-Sterne-Sektor war nur noch Mads Pedersen in der Spitzengruppe übrig. - Der Däne, hier an zweiter Position, machte einen sehr starken Eindruck.
#Mit dem Auto übers Kopfsteinpflaster zu knallen, ist schon ein ziemlich krasses Erlebnis - und auf einem Rennrad mit 32 mm schmalen Reifen und Geschwindigkeiten von 60 km/h? Das muss man schon wollen …
#Da ist ein Flug im Helikopter doch die deutlich bequemere Art zu reisen …
#Was macht eigentlich Wout van Aert? Der Belgier fuhr nach einem Sturz lange der Spitzengruppe hinterher, konnte sich mit fortlaufendem Rennen aber in der Verfolgergruppe etablieren. Kein anderer Fahrer wurde am Streckenrand so frenetisch gefeiert.
#Für Mads Pedersen nahm das Rennen in Sektor 15 eine dramatische Wendung: Mit einem Reifen-Defekt musste er seine durchaus berechtigten Hoffnungen auf den Sieg begraben.
#Jasper Philippsen wurde zwischenzeitlich von Pogi und MvdP abgeschüttelt, konnte dann aber wieder den Anschluss ans Spitzen-Duo herstellen - jedenfalls vorübergehend.
#Da waren es nur noch 3: Außerhalb von Orchies bestand die Spitze nur noch aus Tadej Pogacar, Mathieu van der Poel und Jasper Philippsen. - Der Weltmeister zeigte eine beeindruckende Leistung und attackierte immer wieder, doch das Alpecin-Duo konnte zu diesem Zeitpunkt das Rennen gut kontrollieren.
#Und weiter geht's mit Vollgas in den nächsten Sektor - das galt nicht nur für uns im Begleitfahrzeug von Team Visma Lease a bike, sondern natürlich auch für das Fahrerfeld.
#Die Stimmung am Streckenrand war wie nicht anders zu erwarten bombastisch.
#Auf dem zweiten Fünf-Sterne-Sektor Mons-en-Pévèle verschärfte Mathieu van der Poel das Tempo deutlich - doch statt Tadej Pogacar abzuschütteln, war es Jasper Philippsen, der dem Tempo der beiden Giganten nicht mehr folgen konnte.
#In einer vergleichsweise unscheinbaren Rechtskurve kam es dann zur Vorentscheidung: Tadej Pogacar ging mit zu hoher Geschwindigkeit in die 90°-Kurve und landete im Graben - kein wilder Sturz, aber bei dem Malheur fiel auch noch die Kette ab. Das nutzte van der Poel für eine Tempo-Verschärfung, durch die er sich ein Polster von 15 bis 20 Sekunden herausfuhr. | Foto: Max Schumann
#Dieser junge Fan meinte es gut, doch fast wäre es 33 km vorm Ziel zu einem Drama gekommen - ein "Fan" feuerte Mathieu van der Poel bei rund 50 km/h eine volle Wasserflasche ins Gesicht. Der Niederländer kam zum Glück ohne Sturz oder Verletzung davon.
#Zwar musste Mathieu van der Poel im letzten Fünf-Sterne-Sektor Carrefour de l'Arbre sein Rad wechseln, doch auch Tadej Pogacar war zu einem Austausch des Arbeitsgeräts gezwungen - so konnte der Niederländer mit einem Vorsprung von etwa einer Minute nach Roubaix knattern.
#Hier ist es fast geschafft: Der letzte der 30 Sektoren ist eher Show und führt durch die Innenstadt von Roubaix - kurz danach bieg man ins legendäre Velodrom ab.
#Der Rückstand auf van der Poel war zu groß, doch wirklich in Gefahr durch die Verfolger geriet Tadej Pogacar auch nicht - so konnte er hoffentlich die letzten Kilometer nach Roubaix etwas genießen. Zart besaitete Leserinnen und Leser sollten sich besser nicht das linke Handgelenk des Weltmeisters im Zoom anschauen …
#Die Ränge auf der altehrwürdigen Radrennbahn von Roubaix waren selbstverständlich bis auf den letzten Platz gefüllt - und alle warteten auf den Paris Roubaix-Hattrick von Mathieu van der Poel.
#Geschafft! Nach 2023 und 2024 holt Mathieu van der Poel erneut den Sieg beim wohl härtesten Klassiker der Radsport-Welt - damit konnte der Niederländer den 8. Karriere-Sieg bei einem Monument feiern.
#Für den Sieg hat es bei Tadej Pogacar nicht gereicht, doch der Slowene wird zurückkommen - ohne Sturz und Panne hätte er sich wohl bis zum Ende ein packendes Duell mit Mathieu van der Poel geliefert.
#Im Sprint um Platz 3 hatte Mads Pedersen die Nase vorn - dahinter kamen Wout van Aert und Florian Vermeesch ins Ziel.
#So wirklich freuen konnte sich Mads Pedersen jedoch nicht über seinen mehr als respektablen dritten Rang - zu groß war die Enttäuschung über den platten Reifen, durch den er keine Chance auf den Sieg hatte.
#Auch Filippo Ganna stand im Ziel die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
#Wout van Aert fuhr letztlich ein sehr gutes Rennen, doch der Belgier wird sich mehr als Platz 4 erhofft haben.
#Groß war die Freude hingegen bei seinem Team-Kollegen Matthew Brennan, der lange Zeit ein herausragendes Rennen fuhr und zwar am Ende etwas abreißen lassen musste, aber viel Zeit weit vorne im Rennen verbrachte.
#Kaputte Trikots waren im Ziel eher die Regel als die Ausnahme …
#Binyam Girmay konnte mit seiner Paris Roubaix-Premiere und Platz 15 definitiv sehr zufrieden sein - wir würden nach 250 Kilometern mit einem 46er-Schnitt auch gerne so fresh aussehen wie der Eriträer unter seinem Uvex Surge Aero MIPS-Helm.
#Nicht wenige Fahrer brachen nach der Ziel-Ankunft in Tränen aus. War es die Anstrengung? Die Enttäuschung? Die psychische Erschöpfung? Oder die Erleichterung? - Vermutlich von allem ein bisschen.
#Der Award für die martialischste Ziel-Einfahrt geht an den tschechischen Lidl Trek-Profi Mathias Vacek.
#Die ganze Brutalität von Paris Roubaix fassen die Hände von Max Walscheid perfekt zusammen …
#Wie man diese ziemlich schwere Trophäe in die Lüfte stemmt, weiß Mathieu van der Poel zu gut - mit einem weiteren Sieg könnte der Niederländer in der ewigen Bestenliste nun zu Roger de Vlaeminck und Tom Boonen aufschließen, die die Hölle des Nordens jeweils vier Mal gewinnen konnten.
#Das schnellste Rad des Sonntags war einmal mehr das Canyon Aeroad CFR - oder auch: Das zuverlässigste Rad des Tages, denn ohne Defekt kam praktisch niemand in Roubaix an. Mit lediglich einem sehr schnellen Radwechsel hat der Niederländer sein Material nahezu perfekt beherrscht, was auch ganz klar zu seinem Können zählt.
#Er kam, sah und siegte … fast. Tadej Pogacar hat Gefallen gefunden an Paris Roubaix und bereits angekündigt, in den nächsten Jahren wieder starten zu wollen. - Ob es dazu wirklich kommt, werden wir sehen, aber Chancen auf den Sieg hat der Slowene allemal.
#Das war's aus der Hölle des Nordens, die wie jedes Jahr ein absolut packendes Spektakel geboten hat. In diesem Sinne: Au revoir!
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4 Kommentare
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Paris Roubaix 2025: Einmal Hölle und zurück – Fotostory vom Rennen
Was war dein persönliches Highlight von Paris Roubaix 2025?
Toller Bericht, wunderbare Eindrücke - vielen Dank!
Sehr schön und klasse Bilder, die die Faszination gut rüberbringen - merci!
Schöne Fotos!
Ist das aber nicht Andreas Klier von EF auf dem Foto?
3 Fotos von den Mädels 😯 - die große Speicherkarte vergessen?
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