Renner der Woche
Big forest frameworks – Eigenbau – Columbus Stahlrohre (Spirit, Life, Zona, Cromor), gelötet, gravelfriend
Rennrad-News.de: Hallo gravelfriend. Wie bist Du zu dem Rad gekommen, das wir heute als Renner der Woche vorstellen? Warum hast Du Dich für genau diesen Aufbau entschieden?
Die Idee meinen eigenen Rahmen zu bauen hatte ich schon seit über 30 Jahren. Auf der einen Seite wollte ich schon lange einen „Maßrahmen“ haben, auf der anderen Seite komme ich ursprünglich aus dem Handwerk und liebe es, Dinge mit den eigenen Händen zu erschaffen. Ich habe schon ein Gravelbike zu einer Zeit gesucht, als man von den Fahrradhändlern belächelt wurde „was das denn für ein neumodischer Trend wäre und warum man nicht ein Rennrad oder ein Mountainbike kaufen wolle“. Stahl als Rahmenwerkstoff finde ich super spannend und alles andere als altmodisch. Bei dem Rahmenbaukurs bei Robert Piontek von Big Forest Frameworks konnte ich mit jedem Handgriff, den ich gemacht habe, einen direkten und unmittelbaren Einfluss auf das Aussehen und die Qualität des fertigen Rahmens und somit auch des Rades ausüben. Bei den Komponenten hatte ich auf der einen Seite mit den Lieferengpässen zu kämpfen gehabt und auf der anderen Seite habe ich auch einen Schwenk von Shimano zu SRAM, von mechanisch zu elektronisch, sowie von 2-fach zu 1-fach durchgeführt (und bis jetzt nicht bereut).
Was zeichnet das Rad für Dich besonders aus? Wenn es ein Selbstaufbau oder Tuning ist: Worauf hast Du besonders geachtet?
Natürlich habe ich mittlerweile das ein oder andere Gravelbike – hier wollte ich aber ein auf mich abgestimmtes sehr minimalistisches Rad bauen, was für schnelle Touren, aber auch längere Ausfahrten passen soll. Befestigungen an Stellen wo ich sie benötige und alles andere habe ich einfach weggelassen. Zum Beispiel bin ich auf eine elektronische Einfach- Schaltung umgestiegen und habe dafür die Zugführung für den Schaltzug und Umwerfer weggelassen. Außerdem läuft die hintere Hydraulikleitung komplett durch den Rahmen, was durch ein T47 Tretlager realisiert werden konnte.
Bleibt jetzt alles so oder wird es weitere Ausbaustufen geben?
Grundsätzlich bin ich mit dem fertigen Rad super zufrieden und sehe derzeit keinen Bedarf an großen Änderungen.
Was wiegt Dein Renner der Woche?
Das fertige Fahrrad wiegt mit Pedalen, Flaschenhalter und Tacho genau 9300 Gramm – der Stahlrahmen selbst hat ein Gewicht von 1960 Gramm. Sicherlich könnte ich das Gewicht durch einfache Tuningmaßnahmen wie ein leichteres Lenkerband, leichtere Reifen u.s.w. reduzieren, jedoch würde das auf Kosten des Komforts, der Zuverlässigkeit oder Langstreckentauglichkeit gehen.
Wo fährst Du mit diesem Rennrad? Welche Rennen, RTF oder andere Veranstaltungen hat es schon bestritten?
In meiner Jugend haben wir fast jedes Wochenende RTF- Veranstaltungen besucht, jedoch ist das Radfahren neben dem Laufen für mich „nur noch“ eine aktive Erholung. Das Rad ist dafür da, über die sogenannten Wald-Highways, schnelle Radwege oder einsame Landstraßen zu fahren. Auf der anderen Seite möchte ich damit auch längere Ausfahrten oder Overnighter machen.
Wie würdest Du das Fahrverhalten des Rades charakterisieren?
Die Geometrie ist perfekt, ich habe mich sofort zuhause gefühlt, absolut keine Umstellung, alles passt. Sozusagen wie für mich gemacht (was es ja ist – aber trotzdem bin ich froh, dass das Rahmenbau-Experiment funktioniert hat.) Der Rahmen ist steif und direkt / agil – aber nicht nervös und dämpft wie bei Stahl üblich ein wenig subtil (und das ist gut so).
Wie und wann bist Du zum Rennradfahren gekommen?
Tatsächlich durch meinen Vater. Mit meinem Konfirmationsgeld habe ich mir dann mein erstes Rennrad gekauft und liebe es seitdem – auch wenn ich eine familien- und berufsbedingte Pause von 10 Jahren eingelegt hatte und erst seit 2015 wieder aktiv unterwegs bin.
Wie würdest Du Dich jetzt selbst als Rennradfahrer charakterisieren?
Früher immer Attacke, heute suche ich eher die Micro-Abenteuer, wobei mich die Strava-Segmente auch nicht kalt lassen.
Was ist deine persönliche Lieblings-Trainingsrunde?
Das ist eine meiner Lieblingsrunden auf Komoot – eine Mischung aus Asphalt und guten Schotterwegen mit vielen kleinen Highlights entlang der Strecke.
Wie bist Du zum Forum von Rennrad-News gekommen?
Tatsächlich verfolge ich sehr regelmäßig die Berichte über den „Renner der Woche“ und bin meist begeistert über die Kreativität und die Liebe zum Detail der vorgestellten Räder.
Was macht für Dich den Reiz des Rennradfahrens aus?
Freiheit und Leichtigkeit
Dein Verhältnis zur Radbranche – immer das neuste oder am liebsten noch mit Rahmenschalthebel?
Ich verfolge die Entwicklungen sehr genau und überlege dann, ob es mir einen Vorteil bringt. Zum Beispiel wollte ich nie eine Scheibenbremse haben – bis ich diese einmal Probe gefahren bin. Umgekehrt kann ich mit meinem Mountainbike von 2000 ebenfalls mit viel Freude durch den Wald fahren ohne etwas zu vermissen.
Technische Daten: Big forest frameworks – Eigenbau – Columbus Stahlrohre (Spirit, Life, Zona, Cromor), gelötet
Rahmen: Big forest frameworks – Eigenbau – Columbus Stahlrohre (Spirit, Life, Zona, Cromor), gelötet
Gabel: Columbus Futura Gravel – Carbon
Schalthebel: SRAM Force AXS etap
Umwerfer: einfach
Ritzelkassette / Abstufung: SRAM XPLR 12fach – 10 bis 44
Tretkurbel / Abstufung / Innenlager: SRAM Force Wide 44 Zähne, Cane Creek Hellbender 70 T47Pedale: Shimano XTR
Kette: SRAM Force flat top
Bremsen: SRAM Force
Laufräder: HUNT Gravel Race
Reifen: Schwalbe G-One R tubeless
Sattel / Sattelstütze: Ergon SR Allroad Core Pro Men / Ritchey WCS Carbon Zero
Vorbau / Lenker: Ritchey WCS C220 84D – 90 mm Ritchey WCS VentureMax Road 42cm
Sattel / Sattelstütze: Ergon SR Allroad Core Pro Men, Ritchey WCS Carbon Zero Sattelstütze
Lenkerband: BBB Cycling Gravel Ribbon
Sonstiges (Licht, Gepäckträger, Dynamo, integrierte Funktionen): –
Über den Renner der Woche
Die letzten Renner der Woche findet ihr hier:
Wie gefällt euch der Renner der Woche?
18 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDas denke ich auch jedes Mal - bis ich dann die Grundierung mit "Kontrollschwarz" schleife. Hier stellvertretend eine Delle im Rohr:
Man bezahlt den Kurs und den Rahmen extra, oder ist das im Kurspreis inklusive?
Das Pulvern geschieht dann zu einem anderen Zeitpunkt, nehme ich an?
Könnte man aufs Pulvern verzichten, wenn man Nasslack bevorzugen würde?
Schönes Ergebnis übrigens.
Klar, das Rad hat mich ziemlich genau 6.000 € gekostet. Alleine die Beschaffung von den Brems- Schaltgriffen über eBay Kleinanzeigen (das war die einzige Chance so etwas zu bekommen) hat das Budget zum 650€ geschmälert😔. Der Kurs hat 5 Tage gedauert, dann war der Rahmen fertig. Dazu kam ca. eine Woche für dad Pulverbeschichten ( von Abgabe bis Abholen) und ein Tag für das Aufbauen.
Nasslack ist natürlich auch möglich, aber wurde mir für den Einsatzzweck abgeraten.
Jetzt hast du aber die Sparfüchse verschreckt…. 😱
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