Video: Ergon BT Lenkerband-Vorstellung
Ergon BT Lenkerband – kurz und knapp
- Ergonomische Lenkerband-Serie mit angepassten Eigenschaften für verschiedene Einsatzbereiche
- 3 Lenkerband-Typen mit speziellen Texturen und Dicken: Road mit 2 mm Stärke, Allroad mit 2,5 mm Stärke, Gravel mit 3,5 mm Stärke
- Materialaufbau mit AirCell Foam soll Vibrationsdämpfung erhöhen und Druckverteilung verbessern
- Kann wahlweise für Fokus auf Griffgefühl oder Komfort gewickelt werden
- Mit eingearbeiteter Wickelhilfe
- Verfügbar sofort
- Preis ab 32,95 € UVP
- Info https://www.ergonbike.com/de/
Details
Die Tage, in denen feinster Asphalt der heilige Gral des Rennradfahrens war, sind lange gezählt. Allroad-Bikes und Gravel Bikes läuteten einen Wandel der Fahrgewohnheiten ein. Die Ergonomiespezialist*innen von Ergon aus Koblenz nehmen sich dem an und wollen dafür sorgen, dass es den Händen auch auf langen Fahrten mit ständigen Erschütterungen gut geht. Dafür setzt man auf neue Materialkombinationen und Denkarbeit. Zuletzt brachten die Koblenzer*innen den Ergon SR Allroad Core Sattel, den wir bereits ausprobiert haben (hier zum SR Allroad Core-Test). Er ergänzt auch die bekannte Ergon CF-Federsattelstütze, die mit ihrer Blattfeder aus Carbon Leichtgewicht und Komfort für gröbere Pisten zusammenbringt.
Nun stellt Ergon erstmals ergonomisches Lenkerband (engl. „bar tape“, daher die Abkürzung BT im Produktnamen) für die Bereiche Rennrad, Gravel und Allroad vor. Das „BT Road“ fällt mit 2 mm Stärke dünner aus als die Lenkerbänder für die Allroad- (2,5 mm) und Gravelräder (3,5 mm). Laut Hersteller soll das Lenkerband aus einem speziellen EVA-Schaum (AirCell) Vibrationen dämpfen und auf diese Weise Handbeschwerden verringern. Das Band kann auf zwei Weisen gewickelt werden: mit 1/3 Überlappung für den Fokus auf Griffgefühl und mit 2/3 Überlappung für gesteigerten Komfort. Die Textur des Bandes hilft dabei, die richtige Wicklung zu finden. Zudem ist die Oberfläche besonders stark strukturiert für Gravel und glatter für reibungslose Handpositionswechsel am Rennrad. Nicht zuletzt werden die verschiedenen Lenkerformen auch mit verschiedenen Längen bedacht.
Um den Komfort auf besonders schlechten Strecken nochmals zu erhöhen oder den Druck noch besser zu verteilen, hat Ergon eine weitere Neuheit im Programm, die wir zusammen mit dem BT Allroad ausprobiert haben. Das:
Ergon OrthoCell Pad Set
Das Ergon das OrthoCell Pad Set kann zusätzlich unter dem Lenkerband angebracht werden. Die Idee einer zusätzlichen Dämpfung ist dabei nicht neu. An den Profi-Rennrädern für den Kopfsteinklassiker Paris-Roubaix wickeln die Mechaniker*innen häufig doppelte Lagen Lenkerband. Auch Gel Pads gibt es bereits. Das Ergon Pad-Set setzt dagegen auf sogenannten OrthoCell-Schaum in 2,5 mm Dicke. Das Ergon-Material soll besonders hohe Rückstellkräfte bieten. Das 4-teilige Dämpfungs-Set deckt die Oberlenker-, Unterlenker-, sowie Brems- und Schaltgriff-Position ab. Es ist laut Ergon zu 100 Prozent in Deutschland hergestellt und für 29,95 € erhältlich.
Auspacken und Montage
Wie bei Ergon üblich, kommen beide Teile des BT Allroad Test-Sets in einer umweltfreundlichen Kartonagen-Verpackung. Darin befindet sich neben dem Allroad-Lenkerband und den OrthoCell-Pads auch eine ausführliche und gute Bedienungsanleitung. Ein klares Plus!
Auf der Waage wird klar: Komfort kommt nicht von nichts. Rund 100 g addiert man für die komplette Komfortkur aus Lenkerband und Pads. Wer also ein paar hundert Euro in Gewichtsersparnis in Form eines superleichten Carbon-Cockpits investiert hat, wird sich eher für 2 Lagen Kork-Lenkerband entscheiden – allerdings auch mit einem anderen Ergebnis, dazu unten mehr. Gel-Pads wiederum wären noch einmal deutlich schwerer.
Die Montage der OrthoCell Pads ist so simpel, wie es nur geht. Platzieren, wo benötigt, andrücken, fertig. Das Material ist so flexibel und die Einschnitte sind so gesetzt, dass die Pads selbst an unserem ungewöhnlich geformten Testlenker alle Biegungen und Ausformungen fest umschließen. Der Kleber hält gut. Vorgeformte Schnittkanten erleichtern das Anpassen an die Lenkerbreite. Der größte Vorteil ist auf den ersten Blick, wie gut die Pads den Übergang vom Lenker zu den Bremsschaltgriffen kantenloser gestalten.
Nächster Schritt: Lenkerbandwickeln. Hier hilft die Anleitung sehr gut, auch jenen, die weniger Erfahrung damit haben. Ich entschließe mich für die Wickelvariante mit mehr Taktilität, also 1/3 Überlappung. Dabei gibt die aufgeprägte Struktur eine gute Orientierung und erleichtert das passende Anlegen auch an kniffligeren Stellen. In der sehr engen Oberlenkerbiegung bekomme ich es aber nicht streng nach Vorgabe hin. Alle Lenkerformen kann man mit einer pauschalen Markierung sicher nicht bedienen. Positiv fällt auf, dass das Lenkerband stark dehnbar, aber reißfest ist und sich so gefahrlos nach Bedarf stretchen lässt. Die Lenkerend-Stopfen sitzen bombenfest.
Ergon BT Allroad – Test am Rad
Wie fühlt sich das Ganze nun an? Vorab: Ich fahre (außerhalb von Rennen) vorzugsweise ohne Handschuhe, weil ich mich dann weniger eingepackt fühle, und mag gerne ein direktes Gefühl für die Lenkung und Rückmeldung vom Untergrund. Insofern war ich zunächst grundsätzlich skeptisch, ob mir 2 Lagen dickes Lenkerband persönlich liegen.
Im ersten Griffgefühl ist das Ergon BT Allroad-Lenkerband „tacky“, wie es inzwischen für Lenkerbänder heißt, also sehr griffig bis klebrig. Auch ohne Handschuhe wirkt das Material recht angenehm auf der Haut, färbte nicht ab und erzeugte auch bei längeren Fahrten keine Scheuerstellen. Dabei verschiebt sich das Band nach längerer Nutzung und Regenfahrten nicht, wie es durchaus mal vorkommen kann. Und auch die Pads bleiben zuverlässig an Ort und Stelle.
Der Härtetest über eine Tagestour steht noch aus, aber der erste Eindruck geht in eine gute Richtung. Wie schon beim Wickeln vermutet, gewinne ich am Übergang zwischen Hoods und Lenker eine bequeme, statt bisher nur passable Handhaltung hinzu – und Handhaltungen kann man nie genug haben. Auch im Unterlenker ist die zusätzliche Dämpfung willkommen, weil sie die Griffsicherheit auf rumpeligen Passagen erhöht und wenigstens ein paar Spitzen nimmt. Sicher ein Gewinn für den Typ Fahrer*in, der oder die gerne technische Passagen auf Gravel im Unterlenker bewältigt. Zu dem zähle ich mich aber nicht. Ich steuere bergab meist an den Hoods und kann deshalb dort wenig von Pads und Ergon BT Allroad profitieren.
Schätzen lerne ich den Zusatzkomfort aber, wenn der Weg dauerhaft holprig ist, man denke an trockene Feldwege oder Gravel der Stufe 5 bis 10 auf der Gravel-Skala. Dann ist ein häufiger Handwechsel zwischen Hoods und Oberlenker die beste Chance, Druckstellen zu vermeiden. Und es kommt einfach gut zupass, wenn es am Oberlenker dann nicht so hart zugeht. Der Unterschied zu normal „dickem“ Lenkerband ist auf Anhieb zu spüren. Im Vergleich zu 2 Lagen Korklenkerband ist das Ergon BT Allroad plus OrthoCell Pads eine andere Komfortliga, ich weiß, nach 2 Paris-Roubaix-Challenges, wovon ich spreche.
Ergon BT Allroad Test-Fazit
Das Ergon BT Allroad Lenkerband gewinnt Sympathien durch einfaches Winkeln und freundliche Anleitung dazu. Gegenüber preislich vergleichbaren High-End-Lenkerbändern der Klasse „tacky“ und dicker hat es außerdem ein Vielseitigkeitsplus. Die Entdeckung dieses Ausprobiert ist das OrthoCell Pad-Set. Es mindert Druckspitzen spürbar, kaschiert kantige Übergänge, ist einfachst zu platzieren und lässt freie Wahl beim Cockpit-Design. Ein Tipp.
Pro / Contra
Stärken
- Mindert Druckgefühl
- Griffig
- Einfach zu wickeln
- Vielseitig
- Qualität und Verpackung
Schwächen
- Eingeschränkte Design-Auswahl
Wonach entscheidet ihr beim Lenkerband? Spielt Druckminderung für euch eine Rolle?
Weiterlesen
Weitere kurze Tests aus der Serie Ausprobiert findest du auf dieser Übersichtsseite. Wenn du ein Produkt für einen ersten Test vorschlagen möchtest, schreibe uns einfach hier eine Nachricht!
Zum Weiterstöbern empfehlen wir dir die fünf neuesten Beiträge in unserer Serie Ausprobiert.
- Neuer Schwalbe G-One RX Pro – Ausprobiert!: Schneller Race Gravel-Reifen fürs Grobe
- Zipp Super 9 Disc – Ausprobiert!: Schnelle Scheibe für besondere Tage
- Trainingsplattform Rouvy – Ausprobiert!: Indoor-Training mit Outdoor-Look
- Canyon CFR Rennrad-Helme – Ausprobiert!: Aero und Highbar für Speed und Sicherheit
- CHPO Luca Rennrad-Brille – Ausprobiert: Gute Sicht für kleines Geld?
19 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumUpdate – nach Erstverwendung der PADs von Ergon. Die von mir gestern frisch ausgepackten Padauflagen kleben leider gar nicht. Weder am nackten (zuvor entfetteten) Lenker, noch auf Malerband. Letztlich habe ich die Auflage mit Malerband komplett befestigen müssen, um den Lenker für das Wickeln vorzubereiten.
Frage: ist das von Ergon so gewollt? Also dass die Klebeschicht nicht haftet wie Montageband kann ich nachvollziehen, aber in meinem Fall war es eher wie eine Silikonschicht unter manchen Lenkerbändern!?
Bei einem neu eingeführten Produkt schließe ich eine Überlagerung einfach mal aus.
Übrigens haftete die Schutzfolie formidable an der Klebeschicht
Ich bekomme die Tage noch mal eine Lieferung, für das Rad meiner Kurzen und bin gespannt, ob die Pads (vermutlich aus einer anderen Charge) sich ähnlich gerieren!?
Hier sieht man ganz gut, dass das Pad eigenständig haften sollte.
Viele Grüße
Micha
Ich schreib Ergon mal … 🙂
Sorry, aber die Pads haften nicht ausreichend ohne zusätzliche Befestigung. Und wenn man das Lenkerband wieder entfernt, zerlegt es das Pad gleich mit, weil der Kleber am Band so stark ist. Teures Einwegprodukt!
Ich würde grundsätzlich empfehlen geklebte Lenkerbänder vor der Demontage mit einem Heißluftföhn oder einem regulären Föhn aufzuwärmen. Dadurch wird der Kleber weich und das Band lässt sich in der Regel sehr leicht und vor allem größtenteils rückstandsfrei entfernen. Mit der Methode konnte ich schon zwei Jahre alte Lenkerbänder problemlos auf neue Lenker umziehen.
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: