Trotz 3.300 Höhenmetern konnte Sprinter Pascal Ackermann den Radklassiker Eschborn-Frankfurt 2019 gewinnen. Er war von Beginn an als Kapitän bei Bora-Hanshgrohe gesetzt. John Degenkolb sprintete bei seinem erklärten Heimrennen auf den zweiten Platz. Am sonnigen Maifeiertag stand viel Publikum Spalier an der Strecke durch den Taunus mit dem mehrmals zu befahrenden Mammolshainer Stich.
Der Rennverlauf
Rund 40 km sind es auf dem aktuellen Kurs von Eschborn-Frankfurt von den letzten Anstiegen bis zum Ziel in Frankfurt vor der alten Oper. Damit ist der Radklassiker, der regelmäßig am 1. Mai ausgetragen wird trotz 3.222 Höhenmetern in der Regel abonniert auf Sprintankünfte. Allerdings begünstigt die Schwere des Rennens die Klassikerspezialisten, die auch nach langen Distanzen und großen Anstrengungen noch genug Reserven und Explosivität für einen Sprint haben. John Degenkolb (Trek-Segafredo), der bei Eschborn-Frankfurt seinen ersten großen Profi-Sieg feierte, hat schon bewiesen, dass er zu dieser Art Fahrer gehört: mit Siegen bei Paris-Roubaix und Mailand-San Remo. Mit Nils Politt war ein weiterer deutscher Klassikerjäger im Feld und auch André Greipel war vertreten. Aber den Sieg holte sich ein anderer Sprinter, der eigentlich nicht als ausgesprochener Klassikerspezialist gilt: Pascal Ackermann von Bora-Hansgrohe. Er ist damit der erste Rennfahrer seit zwanzig Jahren, der das deutsche Rennen als amtierender deutscher Meister gewinnt.
Im Rennverlauf auf der 187,5 Kilometer langen Strecke hatte es Katusha-Alpecin versucht, Nils Politt in eine Ausreißergruppe zu bringen. Aber alle Fluchtversuche wurden rechtzeitig in der letzten Schlussrunde am Main in Frankfurt gestellt. Interessant ist, dass ganze 60 Rennfahrer das Rennen vor Erreichen des Ziels verließen, darunter auch Roger Kluge, André Greipel oder Phil Bauhaus von deutscher Seite.
Bora-Hansgrohe hatte schon beim Stellen der Fluchtgruppen viel Nachführarbeit geleistet und übernahm auch in den Schlussrunden die Spitze, um einen Zug für Pascal Ackermann zu formieren. Rund 7 km vor dem Ziel hatten sich alle Mitfavoriten im vorderen Drittel des Pelotons eingefunden. Ackermann hatte aber noch 6 Fahrer an der Seite, sein Hinterrad wurde von Rüdiger Selig abgeschirmt. Der Sprint startet 500 m vor dem Ziel, Ackermann fährt noch ein kurz Ellbogen an Ellbogen mit Kristoff, ist zunächst hinten, während Degenkolb vorne die Spitze übernimmt, kommt aber am Ende stark auf und gewinnt.
Pascal Ackermann fährt dieses Jahr zum ersten Mal den Giro d‘ Italia.
Stimmen der Fahrer
Pascal Ackermann: „Ich stand heute zugegebenermaßen unter ziemlich großem Druck. Wir sind ein deutsches Team, das an einem deutschen Rennen teilnimmt, und natürlich wollten wir alles tun, um zu gewinnen. Das Team ist in Bestform, und so freuen wir uns auf den kommenden Giro d’Italia.“
„Wir fahren die Rennen mittlerweile lieber von vorne und zeigen Präsenz. Das motiviert mich auch für das Finale. Der Sprint war allerdings etwas früh für mich, aber Kristoff kam dann von hinten an mir vorbei und war der perfekte Anfahrer. Die anderen haben in den Anstiegen etwas Probleme bekommen, ich habe mich aber sehr gut gefühlt. Daher habe ich mir gedacht, ich ziehe mein Ding durch und habe nicht mehr auf die anderen geschaut. Und ich wusste aus den vergangenen Wochen und meinem Training, dass ich eine sehr gute Form habe“
John Degenkolb: „Schade, dass es nicht gereicht hat zum Sieg – das ist natürlich ein kleiner Wermutstropfen. Ich freue mich für Pascal, dass er unser Heimrennen gewinnen konnte. Das zählt schon was. Es ist eine große Nummer, diesen Sieg mit nach Hause zu nehmen, gerade auch, weil es ein WorldTour-Rennen ist. Ich habe versucht, immer in Schlagdistanz aber nie im Wind zu sein. Da habe ich mir nichts vorzuwerfen. Seit wir durch Eschborn durchgefahren sind, hatte ich allerdings Krämpfe. Ich hatte richtig zu kämpfen. Der Wille war aber groß. Das ist, was zählt und was mir den zweiten Platz gebracht hat.“ Der 30-Jährige wohnt an der Strecke in Oberursel und hatte entsprechend viel Support an der Strecke: „Das Rennen ist etwas ganz Besonderes. Ich habe ganz viele bekannte Gesichter gesehen, Leute die mit Dege-Plakaten Support geben, die auf der Strecke etwas gemalt haben.“
Die Renn-Zusammenfassung im Video
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