Giant Revolt X 2023 Infos und Preise
- Neue Offroad-orientierte Variante des Gravel Bikes Revolt
- Advanced Composite Carbonrahmen
- RockShox Rudy XPLR-Federgabel mit 40 mm Federweg
- Dropper-Post mit 25 mm Federweg
- Reifenfreiheit 45 mm oder 53 mm in 700c (Flip-Chip-Geometrie)
- Ausstattung SRAM Rival / SRAM GX Eagle AXS Mullet
- Max. Gewichtszulassung 150 kg
- Verfügbar sofort
- Infos www.giant-bicycles.com
*gewogen, Größe L
Steckbrief
Nach der vielversprechenden Neuvorstellung des Giant Revolt in 2022 schieben die Taiwaner jetzt die Trail orientierte Variante ihres Gravel Bikes nach – mit dem Zusatz „X“ für „Offroad“. Übernommen hat das neue Giant Revolt X technische Schmankerl wie den Flip-Chip am Hinterbau zur Geometrie-Variation, mit dem sich auch die Reifenfreiheit von 45 mm auf 53 mm tunen lässt. Aber es besitzt auch einen neuen Carbonrahmen, der für eine Federgabel mit 40 mm Federweg optimiert wurde. Und als weiteren Bonus fürs Fahren im rauen Gelände gibt es eine absenkbare Sattelstütze, die gleichzeitig 25 mm Federweg zur Verfügung stellt.
Einsatzbereich | Gravel |
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Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 9,9 kg |
Stack | 607 mm |
Rahmengrößen | XS, S, M, M/L, L, XL (im Test: L) |
Website | www.giant-bicycles.com |
Preisspanne | 5.999 Euro |
Wir konnten das Giant Revolt X Advanced Pro 1 mit dem neuen Carbonrahmen testen. Es ist ausgestattet mit einer SRAM Rival AXS im Mullet-Build, also Rennrad-Gruppe mit SRAM AXS Eagle MTB-Kassette und Schaltwerk, und hat die neuen, sehr leichten und breiten Giant CXR X1 Carbonlaufräder an Bord. An der Redaktions-Waage präsentiert es sich mit 9,9 kg gar nicht so schwer, wie angesichts der dicken Reifen (45 mm), der eher schweren Rival-Gruppe und der Dropper-Post erwartet.
Giant Revolt X 2023 Details
Um die Trail-Stufe am Giant Revolt X zu zünden, scheuten die Taiwaner nicht davor zurück, einen eigenen Carbon- und Alurahmen zu bauen. Er unterscheidet sich vom Revolt ohne X durch ein kürzeres Steuerrohr. Diese Maßnahme schafft Platz für die Federgabel und erlaubt gleichzeitig noch etwas flachere Sitzpositionen, weil der Stack geringer ausfällt. Auch das Tretlager liegt deutlich höher, um besser über Absätze im Gelände zu kommen. Leider ist der Revolt X-Rahmen nur mit 1-fach-Schaltungen kompatibel. Alle anderen Maße sind sehr ähnlich.
- Innenlager-Bauart BB86
- Steuerlager 1-1/4″ unten und 1-1/8″ oben
- Bremsaufnahme Flat-Mount 160 mm / 140 mm
- Sattelstütze 30,9 mm runde, Adapter auf D-Form 27,2 mm erhältlich, Dropper-Post tauglich
- Antrieb- /Schaltungs-Kompatibilität nur 1-fach Schaltungen
- Garantie lebenslang für Erstbesitzer
- Gewichtszulassung 150 kg (Fahrer*in max. 136 kg)
Am Carbonrahmen unseres Giant Revolt X-Testbikes fällt sofort das volumige, boxförmige Unterrohr auf, das am Tretlager in ebenfalls dicke Kettenstreben übergeht – das lässt Antrittssteifigkeit und Fahrstabilität satt erwarten. Ein Versprechen, das das Revolt X auf dem Trail auch einlöst, so viel sei verraten. Zwischen den Streben ist hinten Platz für richtig dicke Reifen bis 53 mm in 700c, zumindest wenn man den Flip-Chip auf „lang“ stellt. Beinahe 29er-Maß also. Die Rock-Shox Rudy Ultimate XPLR-Federgabel kann Reifen bis 50 mm Breite aufnehmen.
Bikepacking-Montage-Möglichkeiten sind satt vorhanden: 3 Gewinde-Einsätze sind es auf dem Unterrohr, dazu kommt jeweils ein Paar für Halter auf dem Oberrohr, am Sitzrohr und unter dem Unterrohr. Auch für ein Schutzblech und/oder Gepäckträger hinten sind gut abgedeckte Einsätze vorhanden.
Neben der montierten Dropper-Post kann das Revolt X wahlweise auch mit der D-förmigen Giant D-Fuse-Carbonsattelstütze bestückt werden oder eben mit einer normalen runden 30,9 mm-Stütze.
Insgesamt wirkt der Giant Revolt X-Rahmen sehr gut verarbeitet. Allerdings vermissten wir an einem so trailtauglichen Gravel Bike den Schlagschutz am Unterrohr. Die Leitungen gehen so in den Rahmen, dass keine Scheuerstellen entstehen und der Lack gut geschützt wird.
Ausstattung: SRAM 1x only
Zum Start in Deutschland kommt das Giant Revolt X nur in der von uns getesteten Modellvariante, während in anderen Ländern noch weitere Varianten mit Carbonrahmen zu haben sind. Allen Rahmenvarianten gemeinsam ist der Flipchip im Hinterbau, mit dem sich die Geometrie verändern lässt.
Federgabel und Dropper-Post
Bereits ab Werk kommt das Giant Revolt X mit einer interessanten postmodernen Variostütze. Sie lässt sich nicht nur absenken, sondern bietet auch 25 mm Federweg. Ein aus den üblichen Abfahrts-Griffpositionen gut erreichbarer Hebel neben dem Schalthebel dient zum Absenken oder Ausfahren. Man muss etwas kräftiger drücken oder ziehen, aber die Bedienung ist intuitiv und beim Trail-Graveln hat man den Dreh schnell raus. In den kleinen Rahmenhöhen lässt sich die Stütze um 75 mm absenken, bei den großen Rahmen sind es 100 mm.
Das Giant Revolt X 2023 Advanced Pro 1 kommt zudem mit der Rock-Shox Rudy Gravel-Federgabel (hier mehr zur RockShox Rudy Ultimate XPLR). Sie bietet 40 mm Federweg, die sich der per Luftdruck an das gewünschte Feder-Verhalten anpassen lassen. Geht es lange bergauf oder steht ein Sprint an, lässt sich Gabelwippen per Lock-out an der Gabel abstellen.
Übersetzung: SRAM AXS Mullet-Builds
Bei den Ausstattungen für das Revolt X setzt Giant ganz auf SRAM 1x Ensemble. Wer maximale Bergtauglichkeit will, findet diese bei unserem Testbike mit Funkschaltung. Hier kommt die Rival-Gruppe im sogenannten Mullet-Build mit MTB-Kassette und -Schaltwerk aus der SRAM AXS Eagle-Reihe zum Einsatz. Aus der Übersetzung 40 Zähne vorne zu 10-42 Zähnen hinten ergibt sich ein Übersetzungs-Spektrum von 520 %. Bedeutet: Steile Anstiege kann man mit 60er Trittfrequenz im Wandertempo bewältigen. Und bergab lässt sich locker bis rund 50 km/h mittreten (90er Kadenz).
Revolt X Advanced Pro 1 | |
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Preis | 5.999 € |
Gruppe | SRAM Rival eTap AXS 1x12 |
Übersetzung | 40 - 10-52 |
Rahmen | Advanced-Grade Composite, 12x142mm Steckachse, Flipchip Ausfall-Ende |
Gabel | RockShox Rudy XPLR, 40 mm, Lock-out, Luftfederung |
Kurbel | SRAM Rival |
Schaltwerk | SRAM GX Eagle AXS, gedämpft |
Kassette | SRAM XG-1275 |
Laufradsatz | Giant CXR X1 Carbon Disc, 25-6722, Tubeless |
Reifen | Giant CrossCut Grip 1, 700x45c, tubeless |
Sattelstütze | Giant Contact Switch Vario Stütze mit 25 mm Federweg, 30.9 mm, Lenker-Fernbedienung |
Sattel | Giant Contact Approach |
Neuer Giant CXR X1-Gravel Laufradsatz
Ein Ausstattungs-Highlight unseres Giant Revolt X 2023 Testbikes ist der ebenfalls neue Giant CXR X1-Gravel-Laufradsatz aus Carbon, der übrigens an allen Revolt X-Modellen mit Carbonrahmen zum Einsatz kommt. Er ist mit 1.430 g (Herstellerangabe) sehr leicht, aber gleichzeitig mit der innen 25 mm breiten Felge sehr vielseitig. Wie bei den meisten seiner High-End-Laufräder setzt Giant hier auf das Hookless-Design. Das schränkt die Reifenwahl etwas ein, hat aber auch Vorteile in Sachen Robustheit. Auch die hauseigenen Naben wirken überzeugend. Differenzierte Flansche für gerade Speichen sollten für Langlebigkeit und Stabilität sorgen. Beim Freilauf setzt Giant auf ein eigenes Stirnzahn-Modell mit 60 Zähnen, das einen sehr geringen Eingriffswinkel von 6° hat. Das ist im Gelände ein Vorteil, wenn etwa für Wurzeln im Anstieg mit dem Treten kurz ausgesetzt und wieder angetreten wird. Allerdings tönt der Freilauf auch recht aufdringlich.
Neue Giant Cross Cut Grip-Reifen
Ganz neu sind auch die Giant Cross Cut Grip-Reifen, die am Giant Revolt X 2023 Premiere feiern. Sie sind laut Giant für 90 % Offrad-Einsatz optimiert, fühlten sich aber im Test mit ihren dichten, eckigen Mittelstollen auf der Straße nach gutem Leichtlauf an. Gleichzeitig hinterließen sie in schnellen Gravel-Kurven einen sehr berechenbaren Eindruck und erweiterten das Kurvenvertrauen gegenüber Allroundern wie etwa dem Schwalbe G-One Bite (nur als Beispiel) noch einmal spürbar. Sie sind dabei nur in der Größe 45-622 wie am Testrad verfügbar. Dort bauten sie auf den Hookless-Felgen mit 46 mm minimal breiter.
Cockpit
Ausladend präsentiert sich das Cockpit des Revolt X, das an allen Modellen identisch ist. Am Giant Contact SL XR D-Fuse-Lenker am Testrad liegen die Schalthebel 460 mm weit auseinander. Im leicht ausgestellten Unterlenker (8° Flare) kommt man sogar auf runde 50 cm – fast schon MTB-Breite von einst. Das hilft im Gelände, Schläge vom Untergund zu parieren, fühlt sich aber auf schnellen Wegen bremsend an. Sehr angenehm liegt der gut gerundete und abgeflachte Oberlenker in der Hand. Damit gleich zur Passform des ganzen Rades.
Geometrie: lang oder länger?
Mit sechs Größen von XS bis XL bedient das neue Giant Revolt X die anvisierte Kundschaft. Dabei fällt es nicht riesig aus. Ich konnte mit meinen 1,8 m Körpergröße das Modell in L noch gut fahren, saß keineswegs zu gestreckt, obwohl Giant die Größe ab 1,79 m empfiehlt, ich also an der unteren Grenze lag.
Wie viele moderne, ebenfalls offroad-orientierte Gravel Bikes, hat auch das Giant Revolt X eine Geometrie mit Anleihen beim MTB: Der Reach fällt lang aus. Gepaart mit kurzen Vorbauten, gibt das eine agilere Lenkung. Ein großer Stack sorgt für eine aufrechtere Sitzposition. Das erhöht bei steilen Trail-Abfahrten die Übersicht und schont auf langen Strecken den Rücken. Am Testrad kam noch die maximale Zahl Spacer (4 cm) hinzu, was mit erklärt, dass trotz sehr breitem Lenker kein Streckbank-Gefühl aufkam.
Im Gegenteil: Das Giant Revolt X platziert mich in Größe L ziemlich aufrecht, wie auch die anderen mittleren Rahmenhöhen mit einem STR-Wert von um die 1,5 eher für komfortable Sitzpositionen ausgelegt sind. Allerdings ist die Sitzhaltung im Vergleich zu radikalen Trail Gravel Bikes wie dem YT-Szepter noch sportlich. Der Stack entspricht etwa dem eines Canyon Grizl in L. Über unsere Geometrie-Datenbank könnt ihr hier direkt das Revolt X mit anderen Gravel Bikes vergleichen.
Rahmengröße |
XS
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S
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M
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M/L
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L
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XL
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Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 386 mm | 387 mm | 389 mm | 393 mm | 399 mm | 410 mm |
Stack | 549 mm | 560 mm | 576 mm | 592 mm | 607 mm | 621 mm |
STR | 1,42 | 1,45 | 1,48 | 1,51 | 1,52 | 1,51 |
Lenkwinkel | 70,4°70,5° | 70,9°71° | 71,4°71,5° | 71,9°72° | 71,9°72° | 71,9°72° |
Sitzwinkel, real | 73,9°74° | 73,4°73,5° | 73,4°73,5° | 72,9°73° | 72,9°73° | 72,9°73° |
Oberrohr (horiz.) | 543 mm | 553 mm | 560 mm | 575 mm | 585 mm | 600 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 100 mm | 115 mm | 130 mm | 145 mm | 160 mm |
Sitzrohr | 430 mm | 450 mm | 470 mm | 490 mm | 510 mm | 530 mm |
Überstandshöhe | 726 mm720 mm | 743 mm736 mm | 761 mm755 mm | 778 mm772 mm | 796 mm790 mm | 814 mm808 mm |
Kettenstreben | 435 mm425 mm | 435 mm425 mm | 435 mm425 mm | 435 mm425 mm | 435 mm425 mm | 435 mm425 mm |
Radstand | 1.033 mm1.023 mm | 1.034 mm1.024 mm | 1.036 mm1.026 mm | 1.041 mm1.031 mm | 1.051 mm1.041 mm | 1.067 mm1.057 mm |
Tretlagerabsenkung | 69 mm68 mm | 69 mm68 mm | 69 mm68 mm | 69 mm68 mm | 69 mm68 mm | 69 mm68 mm |
Gabel-Offset | 45 mm | 45 mm | 45 mm | 45 mm | 45 mm | 45 mm |
Auch das Giant Revolt X kommt mit der variablen Geometrie, die Giant schon mit dem Revolt für sein Gravel Bike eingeführt hat. Die Besonderheit ist ein sogenannter Flip-Chip im Hinterbau. Durch Umdrehen kann die Achse weiter vorn positioniert werden – ausgeliefert wird in der langen Position, in der wir auch gefahren sind. So hat das Revolt X allerdings mit 435 mm noch immer keine extralangen Kettenstreben. Das Tuning läuft also eher in Richtung einer wendigeren Basis.
Giant Revolt X im ersten Test auf dem Kurs
Bei unseren ersten Testfahrten mit dem Giant Revolt X kam allerdings gar nicht der Wunsch nach einer wendigeren Basis auf. Es wirkt auf dem Trail schon so lebendig, dass keine Tuning-Gedanken aufkamen. Doch der Reihe nach.
Auf den ersten Asphaltmetern überrascht das Revolt X uns gleich mit einem leichten Lauf, den ich beim Anblick der Stollen und der schieren Wucht dieses Gravel-Gerätes nicht erwartet hätte. In einen Temporausch verfällt man mit dem breiten Lenker nicht, aber zügiges Dahinrollen ist, vor allem am Oberlenker, viel kräfteschonender als erwartet und unterm Strich kaum ein Unterschied zu anderen gefederten Gravel Bikes. Dabei überzeugt auch die Geräuscharmut, mit der die Anfahrt zum Gravel-Trailrevier auf Asphalt vonstattengeht.
Zum Test von 4 Gravel Bikes mit Federung
Dass die 12 Gänge des SRAM AXS-Mullet-Antriebes leicht, intuitiv und 100 % zuverlässig zu schalten sind, muss schon fast nicht mehr gesagt werden. Ein echter Vorteil ist die Funkschaltung dann, wenn gedankenlos viele Gänge geschaltet werden sollen, um unter Teillast so schnell wie möglich in den Anstieg zu rasen.
Auf dem Trail-Anstieg mit leicht angefeuchtetem Waldboden klettert das Revolt X mit den langen Kettenstreben gut, gelegentlich muss man leicht im (übrigens sehr bequemen) Giant Approach Sattel nach vorne rutschen, um ein frühzeitiges Steigen des Vorderrades zu vermeiden. Das ist eine der Stellen, an denen die eigentliche für mich optimale und vorn tiefere M/L-Rahmengröße sicher besser „geliefert“ hätte.
Wie passt die Übersetzung? Glasklar, mit 40-52 kommt man die meisten Anstiege ohne übermäßiges „Schnaufen“ hinauf, aber ein 38er Kettenblatt wäre bei diesem Einsatzgebiet und den Reifenoptionen des Revolt X sicher auch kein Fehlgriff.
Über den hervorragenden Halt der neuen Giant Cross Cut Grip-Reifen in Gravel-Kurven wurde ja schon gesprochen. Überhaupt läuft das Revolt X auf dem Kiesweg wie an der Schnur gezogen. Die Lenkung trifft ziemlich genau den gewünschten Mix aus lebendig und spurtreu genug für schnelles Fahren. Dabei neigt das Revolt X auch bei niedrigen Reifendrücken nicht zum Übersteuern in den Kurven, was uns bisweilen bei Trail Gravel Bike-Geometrien schon negativ auffiel.
In schnellen Kurven, wo viel Gewicht auf dem Vorderrad gefragt ist, muss man freilich kleine Abstriche machen, denn die Sitzposition fordert ihren Tribut. Vorteile hat die Trail-Geometrie in engen Kurven – Fußüberlappung mit dem Vorderrad ist kein Thema.
Aber das Beste zum Schluss: die Federung. Fangen wir mit der Dropper-Post an. Sie federt tatsächlich spürbar ein wenn gröbere Schläge von unten kommen und sinkt beim Aufsitzen circa 5 mm ein. Grobes Geläuf glättet sie spürbar, bei vielen kleinen Schlägen ist sie anderen Federkonzepten wie dem Specialized Diverge STR oder der Ergon CF Allroad Pro Carbon Sattelstütze jedoch gefühlt unterlegen. Unterm Strich aber ein klarer Gewinn – zumal der eigentliche Bonus ja das Absenken und Ausfahren ist.
Also, ab auf den MTB-Singletrail – um das Revolt X auch mal an die Grenzen zu bringen, sind wir gleich auf einen MTB-Trail mit Bremswellen, kleinen Anliegern und groben Steinen in der Spur abgebogen. Ein Zug mit dem Zeigefinger am Hebel neben dem Rival-Shifter und der Sattel senkt sich unter dem Fahrergewicht. Wirkte die Rock-Shox Rudy XPLR-Federgabel auf feinerem Gravel nur mittel gewinnbringend, ist jetzt klar, was sie im Paket mit der Dropper-Post leistet: Wenn sich überraschende Wellen im Trail auftun, spendet sie Sicherheit und bei Bremswellen macht sie aus unerträglichem Gerüttel am Lenker erträgliches Geschüttel – geschüttelt, nicht gemartert lautet die Devise. Dabei verleiht die Sitzposition Übersicht – und an Steifigkeit und Lenkpräzision lässt der Giant Revolt X-Rahmen keine Zweifel aufkommen.
Die Bremsen mit 160 mm-Rotoren liefern in der Abfahrt für mein Körpergewicht genug Kraft und lassen sich gut dosieren. Schwerere Fahrer*innen, für die das Revolt X geeignet ist, wären vielleicht mit einer 180 mm-Scheibe besser bedient, die mit der Gabel ebenso gefahren werden kann.
Fahreindruck nach den ersten drei Trails: Das ganze Paket aus breiten, aber leichten Laufrädern, griffigen, robust wirkenden Reifen mit guter Seitenführung, breitem Cockpit, gut bedienbarer Dropper Post und Rock-Shox-Federgabel und der ausgewogenen Geometrie spielt auf dem Trail hervorragend zusammen. Dem ersten Test-Eindruck nach hätte das Giant Revolt X damit in einem neuerlichen Vergleich gefederter Gravel Bikes ein sehr gutes Blatt auf der Hand.
Giant Revolt X versus …
Welche Bikes sind mit dem Giant Revolt X vergleichbar oder kommen ihm nahe? (Klick den Modellnamen für mehr Infos von Rennrad-News).
YT Szepter: Noch deutlich stärker trailorientierte Geometrie und mit viel aufrechterer Sitzposition. Ähnlich ausgestattet, aber auf SRAM Force-Niveau für knapp 1.000 € weniger und mit mehr Montagemöglichkeiten. Etwa gleich schwer, geringere Reifenfreiheit (45 mm).
Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension: Gleicher Preis, aber auf SRAM Force-Niveau und circa ein halbes Kilo leichter – dafür auch ohne Vario-Stütze, aber mit gefederter Sattelstütze. Sportlichere Sitzposition.
BMC Urs LT Weniger trailorientiert, aber mit aufgehängtem Hinterbau, statt Sattelstützfederung, eher für sportliches Gravel Fahren mit Komfortplus. Vorn nur 20 mm Federweg. Ähnlich ausgestattet ohne Dropper-Post und mit deutlich weniger wertigem Laufradsatz etwa 1.000 € teurer.
Cannondale Topstone Carbon 2 Lefty: Mit SRAM Force AXS XPLR 1×12 für 8.999 €. Dropper-Post und Hinterbaufederung sind hier kombiniert mit der sehr feinfühligen Lefty-Federgabel mit 30 mm Federweg. Noch etwas aufrechtere Geometrie.
Fazit
Das Giant Revolt X 2023 fährt sich auf Anhieb in die Testergunst. Seine große Stunde schlägt klar auf dem Trail, wo es mehr Spaß macht als eher sportlich ausgelegte, aber auch gefederte Gravel Bikes. Genial: die gefederte Vario-Stütze und die Kombi aus traktionsstarken Reifen und leichten Carbon Gravel-Laufrädern. Eine starke Mischung! Dabei wird das Revolt X trotz Trail-Bonus nicht zu schwer, wirkt auf schnellem Gravel sicher und bequem und ist auf der Straße nicht zu behäbig. Race-Einsatz für grobes Geläuf nicht ausgeschlossen (mit schmalerem Lenker). Der Preis liegt in der Mitte des Spektrums und ist für ein Fachhandels-Bike fair.
Pro / Contra
Stärken
- Fahrspaß und Fahrsicherheit offroad
- Komfort auf schlechten Wegen
- Leichter Carbon-Laufradsatz
- Griffige Reifen
- Hohe Gewichtszulassung
Schwächen
- Nur 1-fach-Ausstattungen
- Schlagschutz am Unterrohr fehlt
Was sagt ihr zum neuen Giant Revolt X Advanced Pro 1 im Test?
Testablauf
Hier haben wir unsere Fahreindrücke gesammelt:
- Bergisches Land 2 Testfahrten, eine davon mit 2 wechselnden Testern, auf Straße, Gravel-Wegen im Wald und mit möglichst hohem Trailanteil. Hier findet ihr eine Testfahrt auf Strava.
Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, also vormontiert. Testräder werden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Für den Test werden die Räder gewogen, die Sitzposition wird bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen und die Reifen auf den mittleren empfohlenen Reifendruck befüllt. Für eventuelle Geländefahrten wird der Reifendruck zusätzlich auf den unteren empfohlenen Wert gesenkt. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
Noch mehr Rennrad-Neuheiten 2023 auf Rennrad-News:
- Neues Giant Propel 2023 im Test: Schlank macht schnell
- Colnago V4 Rs Tadej Sonderedition: Pogačar bekommt Rennrad zur WM
- Cicli Bonanno Futomaki Disc ICR: Schlanker Stahl Competition-Renner
- Ariel Dash E-Rennrad: Titan-Carbon-E-Bike mit Hypercar-DNS
- Neues Cube Nuroad Hybrid E-Gravel Bike: Mit Bosch SX zwischen Abenteuer & Büro
67 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIch komme vom MTB mit 4 Kolbenbremse und 200 / 200mm Scheiben, bin vorher schon 160 / 160mm Rival Bremsen gefahren. Klar geht das auch ganz gut, Reserven hätte ich trotzdem gerne, die Gabel kann es, der Rahmen ist dafür leider nicht freigegeben.
.... aber die Sattelstützen-Abdeckung haben sie immer noch nicht im Griff ...
Servus zusammen,
erst einmal "Ich liebe ballern" 🙂
Und ich oute mich mal, als zufriedener Käufer dieses total überladenen und viel zu schwerem Gravel-Fahrrad!!
Zu meinen Beweggründen:
Ich bin leidenschaftlicher Enduro-Fahrer (Trek Slash) bei normalen Ausfahrten, Alpencross und auch das ballern im Bikepark.
Nebenbei bin ich aber auch mit den Rennrad unterwegs gewesen, für den Weg zur Arbeit, aber auch für die angesagten Triathlons (leider seit Corona raus). Nun hat mich das ganze Straßen fahren, neben den Autos ziemlich genervt, gelangweilt (passiert nix) und angekotz... .
Hier wann dann die erste Berührung mit nem Gravel "Revolt 1". Mit welchen ich dann fasst tgl. 2x 40km durch den Wald zur Arbeit gependelt bin und zusätzlich die eine oder andere Ausfahrt gemacht habe.
Und hier kommt das Gedankenspiel!!
Dabei habe ich festgestellt, dass ich für "normale" Ausfahrten über die Waldautobahnen, in einer ruhigen Gesellschaft oder mit der Dame des Hauses, nicht die GummiKuh (Enduro) auspacken muss, sondern schön gemütlich mit dem Gravel mithalten kann.
Hierbei musste ich dann aber feststellen, dass es doch teilweise im Grenzbereich lag bzw. auch bei deftigen Wegen ermüdendes gerüttelt war.
Hier kommt dann die Bequemlichkeit hinzu, so dass ich mich für das Revolt X als neues Baller-Spass-Mobil für den Wald- und Wiesentrail entschieden habe.
Das Enduro kommt dann zum tragen, wenn es mal in einer Männerrunde zum knallen geht. 🙂
Somit finde ich, findet jeder Topf seinen Deckel.
Na auf einen hoffentlich goldenen Herbst und unfallfreie Fahrt.
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