Testergebnisse der 4 Gravel Bikes 2022 mit Federung: BMC Urs LT Two, Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension, Specialized Diverge Expert Carbon und Trek Checkpoint SL 6 eTap – alles Gravel Bike-Modelle mit mehr oder weniger aufwendigen Federungssystemen. Wir haben die 4 Räder in einer Preisspanne von 4.299 bis 6.600 Euro getestet. Hier die Resultate und unser Testfazit.
Was bieten die Gravel Bikes mit Federung im Test?
Benötigt man eine Federung am Gravel Bike? Das ist eine sehr interessante Frage, die man ganz sicher nicht pauschal beantworten kann. Was man jedoch festhalten kann: Das Angebot an gefederten Gravel Bikes wird von Jahr zu Jahr größer und die eingesetzte Technologie wird besser und leichter. In der Folge tauchen immer mehr gefederte Gravel Bikes auf, die eine hohe Performance mitbringen, ohne dabei zu sehr auf die Waage zu drücken. Dass derart ausgestattete High Tech Bikes jedoch bei der allgemeinen Marktlage nicht günstiger werden, ist auch klar. Wir haben für unseren diesjährigen Test vier Modelle der Oberklasse ausgesucht, mit einer Preisspanne von 4.099 bis 6.600 Euro.
Dafür bekommt man auf jeden Fall einen hochwertigen Carbonrahmen und in der Regel auch eine elektronische Schaltgruppe mit 12 Gängen. Diese bringt gerade im Gelände den unschätzbaren Vorteil von kurzen Bedienwegen und sehr geringen Bedienkräften. Zudem kann man recht einfach weitere Schaltpunkte, zum Beispiel am Oberlenker, nachrüsten.
Zum Teil verbauen die Hersteller in dieser Preisklasse auch schon Carbon-Laufräder, die dabei helfen, das Gewicht niedrig zu halten. Die Federungs-Konzepte sind erfreulich vielfältig und folgen zum Teil komplett unterschiedlichen technischen Ansätzen. Wie sich die einzelnen Konzepte schlagen, könnt ihr in den Einzeltests der vier Räder lesen.
Begrenzte Auswahl
Gravel Bikes mit Federung sind noch immer so etwas wie Exoten. Das war schon 2020 bei unserem ersten Test von 4 Gravelbikes mit Dämpfung so und hat sich seitdem nicht gravierend geändert. Die Federungskomponenten sind jedoch besser und effektiver geworden und werden in Zukunft noch mehr Gravel Bikerinnen und Biker von ihren Qualitäten zu überzeugen wissen. Es ist also damit zu rechnen, dass sich das Angebot an Gravel Bikes mit Federung deutlich erweitern wird.
Im Moment ist es allerdings noch so, dass die Hersteller in diesem Segment noch recht vorsichtig sind. Es gibt oft deutlich weniger Modelle und Ausstattungsvarianten mit Federung als bei den Modellen ohne Federung. Zudem produzieren etliche Hersteller die gefederten Modelle auch nicht in so vielen Rahmengrößen wie die Standard-Räder. Letztlich gilt jedoch auch hier: Die Nachfrage regelt das Angebot. Und wir sind davon überzeugt, dass dieses Segment in den nächsten Jahren wachsen wird.
Unterschiedliche Federungskonzepte
Während sich bei den Mountainbikes über Jahre hinweg Federgabeln und Stoßdämpfer mit Luftfeder nahezu flächendeckend durchgesetzt haben, gibt es im Bereich der gefederten Gravel-Bikes noch komplett unterschiedliche technische Ansätze. Alle vier Hersteller in unserem Test von 4 Gravel Bikes mit Federung verfolgen gänzlich andere Lösungen, um die Performance und den Komfort mit ihren Rädern zu verbessern.
Die einfachste – aber deshalb bei weitem nicht zwangsläufig die schlechteste Lösung, so viel sei hier schon mal verraten – ist auf die vertikale Nachgiebigkeit von Rahmen und Sattelstütze zu setzen. Damit kann man schon verblüffend gute Ergebnisse erzielen. Das Prinzip des nachgebenden Carbons kann man noch unterstützen, indem man wie beim BMC Urs Elastomere einsetzt, um die gezielte Verformung des Rahmens zu ermöglichen und zu unterstützen. Auch Canyon setzt bei seiner zweigeteilten Sattelstütze auf die Flexibilität von richtig dimensionierten Carbon-Bauteilen.
Des Weiteren finden sich gefederte Lenker, ein Stoßdämpfer im Steuerrohr und eine ausgewachsene Telegabel mit Luftfeder im Testfeld. Ein breites Spektrum an technischen Lösungen also, die alle zum Ziel haben, möglichst wenig Gewicht mitzubringen und dennoch schnellere und komfortablere Fahrten im Gelände zu ermöglichen. In den Einzeltests könnt ihr nachlesen, wie sich die verschiedenen Konzepte im Test geschlagen haben.
Elektronische Schaltgruppen mit 1-fach-Antrieb
1-fach-Antriebe mit 12 oder 13 Gängen sind in dieser Preisklasse die Regel. Das zeigt sich auch an unserem Testfeld, das komplett auf SRAM 1×12 Antriebe mit elektrischer Unterstützung setzt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Einfachheit, Wegfall des Umwerfers, Kombination mit MTB-Kassetten und die einfache Bedienung seien hier nur beispielhaft genannt.
Wie so oft im Gravel Bereich lohnt auch hier der Blick über den Tellerrand hinüber zu den Mountainbikern. Dort haben sich die 1-fach-Antriebe durchgesetzt und dominieren den Markt komplett. Die Gravel Sparte folgt dieser Entwicklung, gleichwohl sie von einem 2-fach-Antrieb noch viel mehr profitieren könnte als ein Mountain Bike. Schließlich wird ein Gravel Bike zu großen Teilen seines Daseins auch auf der Straße bewegt. Und hier passen nicht alle 1-fach-Übersetzungen der Testräder zu jedem Einsatzgebiet, so viel sei an dieser Stelle schon mal verraten.
Systemintegration
Im Bereich der hochwertigen Rennräder längst Standard, kommen auch im Gravel-Segment nach und nach immer mehr Räder mit integrierter Zugführung und dadurch deutlich aufgeräumterer Optik an den Start. Für Puristen und Bikepacker ein Graus, spricht die cleane Optik von komplett im Rahmen verlegten Zügen auch immer mehr Offroad-Fans an. Das Trek Checkpoint geht diesbezüglich in unserem Testfeld voraus und führt die Bremsleitungen direkt vor dem Steuerrohr sauber in den Rahmen. Ein Trend, dem sicher weitere Hersteller folgen werden. Zumindest im höherpreisigen Bereich, in dem keine klassischen Schalt- oder Bremszüge mehr verbaut, sondern elektronisch geschaltet und hydraulisch gebremst wird. Den Bremsleitungen ist es nämlich egal, in welchen Radien und verzweigten Bahnen sie verlegt werden.
Überblick: 4 Gravel Bikes mit Federung im Vergleichstest
Modell | Preis | Gewicht (gewogen ohne Pedale) | Kurbel/Schaltung | Übersetzung | Laufradsatz | Reifenfreiheit | Federung vorn/hinten |
---|---|---|---|---|---|---|---|
BMC Urs LT Two | 5.999 € | 9,9 kg (Gr. M) | SRAM Rival/GX Eagle AXS, 1×12 | 38 / 10-52 | DT Swiss G1800 Spline | max. 42 mm in 700c | MTT Gabel (20 mm Federweg) / MTT-Sitzstreben (10 mm Federweg) |
Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension | 4.999 € | 9,3 kg (Gr. M) | SRAM Force/Force XPLR eTap AXS, 1×12 | 40 / 10-44 | Reynolds ATR Carbon | max. 55 mm in 700c | Rock Shox Rudy Ultimate (30 mm Federweg) / Canyon S15 VCLS 2.0 CF Sattelstütze |
Specialized Diverge Expert Carbon | 6.600 € | 9,2 kg (Gr. 54) | SRAM Rival/GX Eagle AXS, 1×12 | 40 / 11-50 | Roval Terra C | max. 47 mm in 700c | Future Shock 2.0 (20 mm Federweg) / – |
Trek Checkpoint SL 6 eTap | 4.299 € | 9,4 kg (Gr. 54) | SRAM Rival eTap AXS, 1×12 | 40 / 10-44 | Bontrager Paradigm Comp 25 | max. 45 mm in 700c | – / IsoSpeed |
BMC Urs LT Two
- Preis: 5.999 €
- Rahmen/Gabel: Carbon/Carbon
- Antrieb/Schaltung: SRAM Rival/GX Eagle AXS, 1×12
- Federung vorn/hinten: MTT Gabel (20 mm Federweg) / MTT-Sitzstreben (10 mm Federweg)
- Laufräder: DT Swiss G1800 Spline
- Gewicht: 9,9 kg (gewogen ohne Pedale, Gr. M)
- www.bmc-switzerland.com
Das BMC Urs LT Two bietet viel Technik und eine „echte“ Federung an Heck sowie Front. Das wirkt sich spürbar positiv auf das Fahrverhalten aus und erhöht sowohl die Performance als auch den Komfort. Leider jedoch auch das Gewicht. Mit 9,9 kg ist das BMC, zumindest gemessen am Preis von 5.999 Euro, kein Leichtgewicht. Dass es dennoch Spaß macht, damit bergauf zu fahren liegt auch an der bergtauglichen Übersetzung mit einem 38er Kettenblatt und der Kassette mit 10-52 Zähnen. Das Fahrverhalten ist eher sicher als verspielt und vermittelt dabei auch weniger erfahrenen Gravelpilot*innen viel Sicherheit.
Pro / Contra
Stärken
- Perfekt fürs Bergfahren auf Gravel
- Souveränes, sicheres Fahrverhalten
- Viel Federungskomfort
- Solides, gut geschütztes Rahmenset
Schwächen
- Hohes Gewicht
Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension
- Preis: 4.999 €
- Rahmen/Gabel: Carbon/Aluminium
- Antrieb/Schaltung: SRAM Force/Force XPLR eTap AXS, 1×12
- Federung vorn/hinten: Rock Shox Rudy Ultimate (30 mm Federweg) / Canyon S15 VCLS 2.0 CF Sattelstütze
- Laufräder: Reynolds ATR Carbon
- Gewicht: 9,3 kg (gewogen ohne Pedale, Gr. M)
- www.canyon.com
Zum Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension Test
Sehr gute Ausstattung, beste Federung an der Front, hoher Komfort am Sattel und ein sehr attraktiver Preis in unserem Testfeld mit vier Gravel Bikes mit Federung. Das Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension kann auf ganzer Linie überzeugen und wird damit verdienter Testsieger. Das Gesamtpaket mit SRAM Force Schaltgruppe, Reynolds ATR Carbon-Laufrädern und der Rock Shox Rudy Ultimate Federgabel ist so stimmig, dass der - an der Ausstattung bemessen - günstige Preis von 4.999 Euro nur noch das Sahnehäubchen auf dem Kuchen ist.
Zu Bedenken ist lediglich die sportlich ambitionierte Übersetzung, die nur für Mittelgebirge oder sehr fitte Gravel Biker*innen geeignet ist. Wer wenig Punch in den Beinen hat oder eine Tour in den Alpen plant, sollte über ein kleineres Kettenblatt nachdenken. Ebenso gibt es für Hardcore-Backpacker und Weltreisende besser geeignete Bikes. Ansonsten kann man mit dem Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension jedoch nicht viel falsch machen.
Pro / Contra
Stärken
- Beste Federung im Test
- Exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Hoher Komfort
- Sehr gute Ausstattung
Schwächen
- Übersetzung nur bedingt bergtauglich
Specialized Diverge Expert Carbon
- Preis: 6.600 €
- Rahmen/Gabel: Carbon/Carbon
- Antrieb/Schaltung: SRAM Rival/GX Eagle AXS, 1×12
- Federung vorn/hinten: Future Shock 2.0 (20 mm Federweg) / –
- Laufräder: Roval Terra C
- Gewicht: 9,2 kg (gewogen ohne Pedale, Gr. 54)
- www.specialized.com
Zum Specialized Diverge Expert Carbon Test
Das Specialized Diverge Expert Carbon wirkt schon im Stand sehr kompakt. Ein Eindruck, der sich auch beim Fahren fortsetzt. Das Diverge ist quirlig, agil und fährt sich auf der Straße fast wie ein reinrassiges Race-Rennrad. Auf grobem Schotter ist daher in der Abfahrt eine erfahrene Hand am Lenker nicht von Nachteil. Bergauf kann zudem aufgrund der kompakten Geometrie schon mal das Vorderrad leicht werden. Die Future Shock Federung am Vorbau funktioniert erstaunlich gut, auch wenn sie nicht perfekt gedämpft ist. Der Komfort am Sattel ist auf höchstem Niveau für einen Rahmen ohne Federung. Hier zeigt Specialized, was mit modernem Carbon-Bau und einer passenden Carbon-Sattelstütze möglich ist. Insgesamt ein tolles Gravel-Bike für alle, die kompakte Abmessungen und ein quirliges Handling bevorzugen.
Pro / Contra
Stärken
- Leichtestes Bike im Test
- Exzellentes Handling auf Asphalt
- Toller Komfort am Sattel Sensible Frontfederung
Schwächen
- Auf ruppigen Abfahrten nervös
Trek Checkpoint SL 6 eTap
- Preis: 4.299 €
- Rahmen/Gabel: Carbon/Carbon
- Antrieb/Schaltung: SRAM Rival eTap AXS, 1×12
- Federung vorn/hinten: – / IsoSpeed
- Laufräder: Bontrager Paradigm Comp 25
- Gewicht: 9,4 kg (gewogen ohne Pedale, Gr. 54)
- www.trekbikes.com
Zum Trek Checkpoint SL 6 eTap Test
Das Trek Checkpoint SL 6 eTap ist mit einem Preis von 4.299 Euro das günstigste Rad in unserem Test. Umso erstaunlicher, dass es dennoch einen echten Mehrwert liefert, denn sowohl die Verarbeitung, als auch die Lackierung sind einen Tick besser als bei den Mitbewerbern. Wer also viel Wert auf das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Optik legt, bekommt mit dem Trek das stimmigste Bike. Die Lackierung sieht einfach wertig aus, der hochwertige Lenker ergänzt das optische Paket perfekt. Der Komfort auf wirklich ruppigen Pisten ist nicht ganz so gut, wie bei den Besten im Test, dafür performt das Trek Checkpoint auf Apshalt und moderaten Schotterwegen exzellent und macht dabei die fehlende Federung an der Front fast vergessen.
Pro / Contra
Stärken
- Sehr hochwertiger Look
- Exzellente Verarbeitung
- Niedrigster Preis im Testfeld
- Hohe Performance auf Asphalt
Schwächen
- Keine Federung an der Front
- Eingeschränkter Komfort auf ruppigen Wegen
Das ist uns aufgefallen
- Lenker Viel Flare, wenig Flare, breit, schmal – im Testfeld waren viele Formen vertreten. Am meisten Flare bietet der Lenker des Trek, mit Abstand am wenigstens der Rennbügel des Canyon. Dafür hat Canyon gemessen an den Hoods den breitesten Lenker, Specialized den schmalsten. Auch hier werden letztlich persönliche Vorlieben über Gefallen oder Abneigung entscheiden.
- Elektrische Schaltungen Elektrische Schaltungen sind in dieser Preisklasse Standard. Und das ist für die meisten Nutzer:innen gut so, denn gerade im Gelände bieten sie durch minimale Bedienkräfte und kleinste Fingerbewegungen unschlagbare Vorteile gegenüber mechanischen Versionen, bei denen man die Griffposition zum Schalten anpassen und zum Gangwechsel die ganze Hand verdrehen muss. Wer mehrere Wochen außerhalb der Zivilisation unterwegs sein möchte, bekommt allerdings ein Problem mit dem Laden der Akkus.
- Antrieb Im Testfeld mit vier Gravel Bikes fanden sich ausschließlich 1×12 Antriebe von SRAM. Die Übersetzungen sind jedoch denkbar unterschiedlich. Vorn kam in der Regel ein 40er Kettenblatt zum Einsatz, nur BMC setzt auf ein bergtauglicheres Kettenrad mit 38 Zähnen. Mit der 38 zu 52 Untersetzung bieten die Schweizer auch den mit Abstand leichtesten Berggang an. Die kleinsten Gangsprünge gibt es bei Trek und Canyon. Umrüsten ist nicht immer einfach, denn nicht jedes Schaltwerk kann jede Kassette bedienen. Deshalb bitte vorher erkundigen ob die Übersetzung passt bzw. passend gemacht werden kann. Das vordere Kettenblatt kann hingegen in jedem Fall getauscht werden.
- Reifenfreiheit Federungen im Rahmen bedeuten nicht, dass man auf den Komfort von breiten Reifen verzichten sollte. So feinfühlig wie ein guter Reifen mit passendem Luftdruck kann keine Federung der Welt kleine Unebenheiten glatt bügeln. Am meisten Freiheit bietet Canyon mit 55 mm Reifenfreiheit, am wenigsten BMC mit 42 mm.
- Reifen Auch hinsichtlich der Reifen gibt es natürlich ganz unterschiedliche persönliche Vorlieben. Ausreichend Grip bei trockenen Verhältnissen boten alle Pneus der Testkandidaten. Auch in Sachen Rollwiderstand waren keine negativen Ausreißer zu vermelden. Somit dürfte zumindest für Spaß auf den ersten Touren gesorgt sein, danach kann man seine persönlichen Favoriten aufziehen.
4 Gravel Bikes mit Federung im Test – Fazit
Nun mal Butter bei die Fische, macht eine Federung am Gravel Bike Sinn oder sollte man lieber die Finger davon lassen? Wie so oft im Leben lautet die Antwort: Kommt ganz darauf an. Nämlich auf das Einsatzgebiet, die persönlichen Vorlieben, die Region in der man lebt und nicht zuletzt auf die finanziellen Möglichkeiten oder die persönliche Bereitschaft für das nächste Gravel Bike viel oder wenig Geld ausgeben zu wollen.
Unser Test hat auf jeden Fall gezeigt, dass eine echte Federgabel, wie sie millionenfach an Mountainbikes eingesetzt werden, die besten Voraussetzungen mitbringt, auch am Gravel Bike richtig gut zu funktionieren. Und zwar ohne gravierende Nachteile mitzubringen. Unser Testsieger Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension beweist, dass man ein ausgereiftes Gravel Bike mit Federung bekommt, ohne einen deutlichen Gewichtsaufschlag in Kauf nehmen oder zu tief in die Tasche greifen zu müssen. Die Zeit ist reif und die Federgabeln werden an immer mehr Gravel Bikes auftauchen, davon sind wir fest überzeugt.
Genauso beweist unser Preis-Leistungs-Sieger Trek Checkpoint SL 6 eTap, dass man genauso so gut ohne Federgabel oder überhaupt eine Federung an der Front glücklich werden kann. Mit einem gut abgestimmten Rahmen und dazu passenden Komponenten gibt es auch ohne Federgabel Spaß ohne Ende. Das gilt übrigens auch am Heck für die sehr gut federnden Rahmen und Sattelstützen von Canyon und Specialized. Letzten Endes sollte jeder passend zu seinen Vorlieben und zu den bevorzugten Strecken selbst entscheiden, welches das am besten passende Bike ist.
Worauf haben wir im Test Wert gelegt?
Was ein Gravel Bike eigentlich ist oder können muss, hat sich seitdem der Trend vor ein paar Jahren durchstartete, ständig verschoben. Galten bei den ersten Gravel Rennen und Rides wie Unbound Gravel noch 35 mm Reifen als breit und geradezu offroad-lastig, müssen es am Gravel Bike von heute eher 45 mm sein. Das soll auch die Ansprüche von Bikepackern zufriedenzustellen, die auch schwierige Wege komfortabel in Angriff nehmen wollen. Nicht zuletzt gibt es eine wachsende Schar von Allroad-Bikes, also besonders schnellen Gravel-Bikes, die näher am Endurance-Rennrad liegen und häufig lediglich bis 35 mm Reifenfreiheit bieten.
Für unsere Bewertung gilt deshalb: breiter ist besser, mehr Reifenfreiheit ist ein Plus – zumal damit auch mit Schutzblechen breitere Reifen gefahren werden können. Stichwort Schutzbleche: Auch Vielseitigkeit allgemein haben wir als Pluspunkt bewertet. Sei es, dass schlicht mehr Ösen für Bikepacking-Halter vorhanden sind oder dass die Bikepacking-Tasche besonders einfach angebracht werden kann, weil keine Leitungen und Kabel im Weg sind.
In diesem Vergleichstest haben wir speziell Gravel Bikes mit Federung ins Visier genommen. Das Angebot derartiger Räder ist noch überschaubar, wächst aber stetig und wird in der Zukunft einen immer größeren Stellenwert einnehmen, davon sind wir überzeugt.
Natürlich spielt auch schlicht die Wertigkeit der Ausstattung eine Rolle und wie gut sie zum Einsatzbereich passt. Als Einsatzbereich haben wir – angesichts der Ausstattung mit Federung – 40 % Straße und 50 % Einsatz auf Schotter sowie 10 % Spaß auf Trails zugrunde gelegt. Das dürfte zwar mehr Gravel-Anteil sein, als viele tatsächlich unter die Räder nehmen, aber die Freiheit, einfach mal auf den kleinen Waldweg nebendran abzubiegen und sich dort auszutoben, macht ja viel von der Faszination Gravel Bike aus. Man kann, wenn man will. Vor allem mit einem Gravel Bike mit integrierter Federung!
Ganz bestimmt nicht zuletzt spielen die Fahreigenschaften für einen Test eine besondere Rolle. Jeweils getrennt für Straße und Gravel haben wir uns gefragt: Wie sprintfreudig ist das Rad? Wie einfach ist es, das Tempo zu halten, wenn es einmal erreicht ist? Und wie schnell und kontrolliert habe ich das Gravel Bike wieder heruntergebremst? Hoch eingestuft haben wir auch schlicht, wie viel Spaß es uns in Kurven bereitet und ob sich die verbauten Federungssysteme eventuell auch negativ auswirken können.
Alles zum Thema Gravel Bike auf Rennrad-News
Wir hoffen, dass wir euch mit unseren umfangreichen und sehr ausführlichen Tests dazu konkrete Entscheidungshilfen geben. Berichtet uns gerne auch in den Kommentaren von euren persönlichen Erfahrungen mit Gravel Bikes mit oder ohne Federung oder fragt in unserem Forum nach den Erfahrungen und Vorlieben anderer User.
Wie sind eure Erfahrungen mit Gravel Bikes mit Federung?
So haben wir die Gravel Bikes getestet
Alle Gravelbikes im Vergleich wurden auf einer identischen, circa 10 km langen Teststrecke in Mouans-Sartoux, Frankreich, getestet. Alle Bikes im Test wurden von 2 Fahrern im Wechsel gefahren. Die Fahreindrücke notierten sie unmittelbar nach den Testfahrten in einem Testschema. Bewertet wurden: das Fahrverhalten in langsamen engen und schnellen weiten Kurven, das Beschleunigen am Berg und in der Ebene, die passende Übersetzung für Gravelanstiege, die Sicherheit in der Abfahrt (inklusive Bremsen), der Komforteindruck am Sattel und am Lenker.
Die Teststrecke beinhaltete circa 30 % Straßenanteil, Anstiege bis kurzzeitig 15 % auf der Straße und ähnlich steile Anstiege auf Forstwegen. Zu überwiegendem Anteil bestand die Teststrecke aus Gravel-Wegen, die auf der 50 Shades of Gravel Skala der Stufe 5 bis 9 zuzuordnen wäre, sprich: überwiegend felsiger Untergrund mit losem Kies und teils großen Steinen. Feuchte Waldböden waren gar nicht enthalten. Auch anspruchsvolle Abfahrten auf einfachen Trails mit lehmigem, trockenem Boden und kurze Schiebe- und Tragepassagen waren enthalten.
Die Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Neben den gezeigten Rädern können noch weit mehr Testräder angefragt worden sein, die zum Beispiel aus Gründen der Lieferfähigkeit nicht teilnehmen konnten. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, d.h. vormontiert. Die Testräder wurden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Für den Test wurden die Räder gewogen, die Sitzposition bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen und die Reifen mit identischem Reifendruck befüllt. Die Gravel Bikes mit Reifen mit Schlauch fuhren wir mit 2,5 bar hinten und 2 bar vorn. Die Gravel Bikes mit Tubeless-Reifen Set-up fuhren wir mit 1,8 bar vorn und 2,2 bar hinten, jeweils unabhängig von der Reifengröße. Das unterschreitet teils die Empfehlungen der Reifen-Hersteller, hat sich aber für die leichten Fahrer ohne Gepäck im Test bewährt. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
Körpergröße | 176 cm |
Schrittlänge | 85 cm |
Oberkörperlänge | 65 cm |
Armlänge | 56 cm |
Gewicht | 66 kg |
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, Triathlon-Rennen, Trainings-Einheiten auf dem Rollentrainer
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich, nicht zu lang
Körpergröße | 180 cm |
Schrittlänge | 86 cm |
Oberkörperlänge | 51 cm |
Armlänge | 62 cm |
Gewicht | 75 kg |
- Fahrvorlieben
- Lieber kurz und schnell als lang und erschöpfend
- Bevorzugtes Terrain
- Mittelgebirge, Flandern, kurvig, gerne auch mit Flatterband auf Wiesen
- Vorlieben bei der Sitzposition
- Kompromiss zwischen Endurance und Race
- Sprinter, Rouleur oder Kletterer?
- Am ehesten wohl Rouleur. Für den Sprinter fehlen die Ellenbogen und die Watt, für den Kletterer zu schwer
Alle Tests zu Gravel Bikes mit Federung 2022 lest ihr hier:
- Trek Checkpoint SL 6 Test: Wie schlägt sich die Trek-Federung?
- Specialized Diverge Expert Carbon Test: Gravel Racer mit Komfortplus
- Canyon Grizl CF SLX 8 Suspension Test: Besser mit Federgabel?
- BMC Urs LT Two Test 2022: Herz und Verstand für Offroad
- 4 gefederte Gravel Bikes 2022 im Test: BMC, Canyon, Specialized und Trek