Bekannte Idee
Die Idee, den Luftdruck der Reifen während der Fahrt zu verändern, gibt es schon seit vielen Jahren. Unsere Kollegen von MTB-News haben ein skurriles System namens Adaptrac mit Luftdruck-Reservoir und zwei Manometern am Lenker schon im Jahr 2012 gesichtet. Dass es sich nicht durchsetzen konnte, scheint nicht wirklich verwunderlich.
Das moderne Setup von Gravaa mit dem Namen KAPS (Kinetic Air Pressure System) ist völlig anders aufgebaut und soll laut dem Hersteller ein spielend einfachen Wechsel des Luftdrucks ermöglichen. Dazu ist in der Nabe eine kleine mechanische Luftpumpe eingebaut, die durch die Rotation des Laufrades betrieben wird und lediglich rund 4 Watt zusätzliche Energie benötigen soll (die natürlich der Fahrer aufbringen muss). Ist der gewünschte Luftdruck eingestellt, wird die Pumpe mit einer Kupplung deaktiviert, sodass sich das Laufrad ganz normal ohne zusätzliche Energieverluste dreht.
Gesteuert wird die Technik über eine drahtlose Kontrolleinheit am Lenker, mit der man per Knopfdruck den Luftdruck senken oder erhöhen kann. Die Absenkung erfolgt naturgemäß sehr schnell, das Aufpumpen kann je nach Reifenvolumen und Differenzdruck schon mal eine Minute oder länger dauern.
Der Hintergrund dabei ist natürlich, dass man bei Rennen wie Paris-Roubaix die Kopfsteinpassagen mit wenig Luftdruck und die Asphaltstücke mit höherem Druck fahren könnte. Laut einer Studie von Gravaa würde dies nicht nur den Komfort deutlich verbessern, sondern enorme Vorteile beim Rollwiderstand erzielen. Aus diesem Gesichtspunkt ist das System natürlich für den Rennsport interessant.
Serienreife Technik
Wer denkt, dies alles sei Zukunftsmusik und noch in einem frühen Entwicklungsstadium, wird sich verwundert die Augen reiben, denn auf der Homepage von Gravaa kann man ein fertiges Laufradset mit 40 und 44 mm hohen Aero-Felgen und der kompletten Technik für 4.299 € bestellen. Auch Versionen für Gravel Bikes und MTBs sind verfügbar und kosten knapp 3.000 Euro.
Ob sich die Technik im Rennsport durchsetzen wird und wir zum Beispiel bei Paris-Roubaix Teambikes mit Gravaa Laufrädern sehen werden, bleibt abzuwarten. Edoardo Affini, der den Laufradsatz beim Rennen Dwars door Vlanderen Ende März eingesetzt hat, kam nicht ins Ziel. Ob der DNF mit den Laufrädern mit integrierter Luftpumpe zusammenhing, wollte uns Jumbo-Visma nicht sagen. Auch unsere Fragen nach etwaigen zukünftigen Einsatzplänen blieben ohne Antwort. Nach Ostern ist Paris-Roubaix 2023 Geschichte und wir werden mehr wissen.
Was haltet ihr von dem Gravaa Kaps System?
49 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumnaja wenn sich das ganze etabliert, wird man den druck sicher auch spaeter am Garmin/Wahoo einstellen koennen
Man könnte eine CO 2 Patronenbatterie nutzen. 😀
Wenn nachher alle mit dem System fahren, ist der Zeitvorteil weg, und die Räder wieder 4 bis 5 Tausenden Euro teurer.
Im XC könnte ich mir eher vorstellen, dass das was bringt. Bei asphaltierten/ fest geschotterten Passagen Druck hoch, auf Trails Druck runter.
das wird ueberall was bringen, wo man wechselnde Bedingungen hat ... gerade P-R kann ich mir sehr gut vorstellen
man muss es waehrend der Fahrt halt fein genug einstellen koennen
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