Schwalbe G-One RX Pro kurz und knapp
Der Schwalbe G-One RX Pro ist der jüngste Neuzugang in der 2023 überarbeiteten G-One R Gravel-Reifen-Serie. Er ergänzt den G-One R und den auf Geschwindigkeit ausgelegten G-One RS, den wir zuletzt an vielen Bikes der Gravel WM 2024 sehen konnten – wahrscheinlich auch da schon mit einer neuen, schnelleren Karkasse, die jetzt am G-One RX Pro offiziell Premiere feiert und in der ganzen G-One R Pro-Serie Einzug hält: Die wichtigsten Infos:
- Gravel-Reifen mit Fokus auf Speed und felsige und schlammige Untergründe
- Offeneres, stärker ausgeprägtes Profil mit Boomerang-Noppen
- Pannenschutz: Verstärkter V-Guard Gürtel für verbesserten Stichschutz
- Karkasse: dreilagig, neu entwickelte Konstruktion in Turn-Up-Technologie an den Seitenwänden
- Größen: 40-622 / 45-622 / 50-622 in Transparent oder Schwarz
- Gummimischung: Optimierte Addix Race Mischung mit 10 % geringerem Rollwiderstand
- Gewicht: Ab 520 g (700x40C, Herstellerangabe)
- Preis: 74,90 € (UVP)
- www.schwalbe.com
Was ist neu?
Die wichtigsten Nachrichten am neuen G-One RX Pro sind die neue Karkasse mit besserem Pannenschutz und die neue Addix Race-Gummimischung. Denn sie kommen allen Reifen der neuen G-One R-Serie mit dem Kürzel Pro zugute und versprechen große Verbesserungen. Das sind: Größen bis 50 mm, geringerer Rollwiderstand trotz großflächiger Abdeckung unter der Lauffläche gegen Pannen und gleichzeitig keine Gewichtszunahme.
Klingt attraktiv. Und ist es für den Renneinsatz wohl auch. Unter der Hand waren die neuen Reifen der G-One R Pro-Serie bei der Gravel WM schon am Start, erkennbar an den blauen Design-Elementen, die jetzt auch die neuen G-One R-Modelle kennzeichnen. Carolin Schiff hat den G-One RX auf dem schlammigen Kurs der Deutschen Gravel-Meisterschaft in der Eifel schon zum Sieg pilotiert. Hier wählte sie den neuen Reifen wegen seines Profils, das neu zu der G-One R-Serie hinzugekommen ist. Die G-One R Pro-Reihe umfasst damit:
- G-One RX Pro: Offroad-Spezialist mit maximalem Grip für schwierige Bedingungen
- G-One RS Pro: Semi-Slick für maximale Geschwindigkeit auf Asphalt und hartem Schotter
- G-One R Pro: Vielseitiger Allrounder für Straße und leichtes Gelände
Am neuen G-One RX Pro Profil Noppen sind die typischen Boomerang-förmigen Noppen der R-Serie, nur höher und aggressiver ausgeführt. Ein offenes Zwischenprofil soll optimale Selbstreinigung und Traktion bringen. Die seitlichen Blöcke des Profils sind gepaart angeordnet. Dies hat Schwalbe vom eigenen Cyclocross-Reifen X-One R abgeschaut. Dort habe es sich bewährt, sagen die Reichshofener.
Mit dem G-One RX Pro hält eine neue Form der sogenannten Turn-Up-Karkasse Einzug in einen Schwalbe Gravel-Reifen. Fakt ist: Direkt unter der Lauffläche reichen bei den Race Pro-Reifen die umgeschlagenen Gewebelagen nun weiter in die Mitte. So gibt es einen Bereich, an dem sich der erweiterte V-Guard Schutz und die dritte Lage überlappen, aber unter der Lauffläche bleibt es bei zwei Gewebelagen. An dieser Stelle bedeutet weniger Material, das verformt werden muss, mehr Flexibilität, was sich in geringerem Rollwiderstand auswirken kann. Der verbesserte V-Guard Pannenschutz wurde auf 25 mm verbreitert.
Die Addix Race Gummimischung des G-One RX Pro ist ebenfalls optimiert worden und bietet ein ideales Gleichgewicht zwischen Haftung und Geschwindigkeit. Schwalbe verspricht damit einen um 10 % geringeren Rollwiderstand. Außerdem ist sie aus Fair-Rubber produziert, das Ruß mit 80 % Recyclinganteil enthält
Zur Kompatibilität: Die neue Reifenfamilie ist Hookless kompatibel. Zudem nutzt Schwalbe nach eigenen Angaben ein Testprotokoll weit über ISO-Norm. Dabei muss der Reifen seine Absprungsicherheit beweisen, indem er eine Stunde lang bei 1,6-fachem Maximaldruck auf der Felge bleibt.
Montage
Und wie kommt der Reifen auf die Felge? Einfach, ohne Reifenheber ging es auf dem ebenfalls im Test befindlichen Orbea Oquo Laufradsatz ins Felgenbett. Das Aufpumpen lief mit herkömmlicher Pumpe wie bei einem normalen Reifen. Wir hatten dabei ein Paar Schwalbe G-One RX Pro in 45 mm vor Marktstart zum Praxistest. Vor der Montage ging es noch auf die Waage: 576 g und 580 g wogen die beiden Testreifen und liegen damit 8 g über der Herstellerangabe.
Der Testreifen hielt auf dem Laufradsatz mit 40 ml Dichtmilch sehr gut den Druck. Nach 48 Stunden Standzeit lag der Verlust bei lediglich 0,1 bar. Auf der innen 25 mm breiten Felge dehnen sich die Reifen bei 2,1 bar auf 46 mm aus.
G-One RX Pro Fahr-Test
Das Wetter im dreiwöchigen Testzeitraum der G-One RX Pro-Reifen bot perfekte Bedingungen. Matsch war reichlich vorhanden und der Boden am Redaktions-Standort ist ohnehin felsig und nur mit einer dünnen Erdschicht bedeckt.
Gefahren bin ich zunächst mit 2,0 vorn und 2,1 bar hinten. Gleich auf den ersten Straßenkilometern fielen zwei Dinge auf: Erstens, dass der G-One RX Pro gefühlt wesentlich leichter rollte als alle anderen grobstolligen Gravel-Reifen, die ich bisher gefahren bin. Zweitens, dass er auch leiser rollt und tatsächlich ein vergleichsweise angenehmes Abrollgeräusch hat, so dass man sich noch auf einem Rennrad und nicht auf einem MTB fühlt. Der Rollwiderstand mit dem 45 mm Matsch-Reifen lag gefühlt kaum über einem Schwalbe G-One R in 40 mm, den ich schon oft gefahren bin.
Das Kurvenverhalten auf der Straße ist vorhersagbar. Kein Kipp-Punkt am Übergang zu den Seitenstollen ist zu spüren.
Ergänzung zum Rollwiderstand: Ein Paar Reifen haben wir im Schwalbe Labor nach unseren Vorgaben aus dem letztem Gravel-Reifen-Test laufen lassen. Die Ergebnisse ergänzen wir hier, sobald sie vorliegen.
Was ist zum Verhalten auf Gravel-Wegen zu sagen? Natürlich liegt der Komfort auf Gravel höher als mit 42 mm-Reifen, vor allem wenn man den Druck auf 1,9 bar hinten und 1,8 bar vorn absenkt, was ich bei dem Regenwetter getan habe und gut damit gefahren bin. Unterschiede zu anderen Reifen der G-One R-Serie sind naturgemäß nur in Kurvenlage und bergauf zu fühlen. Auch mit dem geringen Druck wirkt der Reifen in schnellen Kurven noch nicht schwammig, was für eine gewisse Steifigkeit der Karkasse an der Seite spricht. Die Seitenführung gewinnt an Vorhersagbarkeit – wie erwartet – wenn auch auf Gravel keine Welten zwischen G-One R und G-One RX zu spüren sind.
Große Unterschiede machen feuchte Bedingungen: Der G-One RX Pro rutscht bergan viel seltener durch und die Kontrolle über das Vorderrad bliebt bergab beim Bremsen länger erhalten. Vor allem aber auf Wiesenwegen ermöglicht das Profil eigentlich erst das Fortkommen. Die Selbstreinigung ist dabei besser, als es die relativ eng stehenden Stollen erwarten lassen.
Defekte gab es während der G-One RX Pro Test-Zeitraums nicht, was allerdings ebenfalls erwartbar ist. Leichte Durschläge auf dem felsigen Boden kamen dabei durchaus vor.
Für mich gibt es a) keinen Grund mehr, keine 45 mm breiten Reifen zu fahren und b) von Herbst bis Frühjahr auf geringere Profiltiefen (und sei es nur in der Mitte) zu wechseln. Da am Hinterrad höherer Verschleiß erwartbar ist, wäre die Kombi G-One RS hinten und G-One RX vorn für gemäßigten Einsatz bei den doch erheblichen Kosten des Reifens eine Erwägung.
Fazit – Schwalbe G-One RX Pro
Der neue Schwalbe G-One RX Pro definiert Gravel-Reifen fürs Grobe neu. Es ist der bisher einzige grobstollige Gravel-Reifen, den ich in der Praxis gefahren bin, der auf feuchten und tieferen Böden so sicher spurt und stoppt und gleichzeitig auf Asphalt so leicht und leise läuft, dass ich ihn nicht bei erster Gelegenheit wieder abmachen will – es sei denn, um das Profil des teuren Pneus zu schonen. Die Handhabung des Reifens war sehr einfach. Dank verfügbarer 50 mm Breite auch eine schnelle und traktionsstarke Alternative zu XC-MTB-Reifen am Gravel Bike.
Schwalbe G-One RX Pro – Pro / Contra
Stärken
- Leichtlauf auf festem Boden
- Traktion auf losem und feuchtem Boden
- Geringe Abrollgeräusche
- Neutrales Kurvenverhalten
Schwächen
- Preis
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4 Kommentare
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Neuer Schwalbe G-One RX Pro – Ausprobiert!: Schneller Race Gravel-Reifen fürs Grobe
Interessant. Ich hatte noch nie einen Schwalbe Reifen, der wirklich den mm entsprach wie er beziffert wurde. Ich hatte immer locker 3-5mm weniger - und ich habe auch 25mm Maulweite.
Ich fahre jetzt n 50mm Overland, der 47mm misst.
Ich habe lange auf die neuen G-One gewartet...
Ich glaube, der R wird der beste Reifen. Ein Top Allrounder und das beste, den gibt es auch noch in 50mm
Das ist dann wohl das Schotter-Pendant zum von mir sehr geschätzten X One.
Ich fahre am Schotter-Rad den G One RS Evo, auf Schotter und Asphalt ein Traum. Im Schlamm ist der leider gummigewordener Kontrollverlust.
War fällig, dass Schwalbe da nachlegt.
g.
"Einfach, ohne Reifenheber ging es auf dem ebenfalls im Test befindlichen Orbea Oquo Laufradsatz ins Hookless-Felgenbett."
M.W. sind die Qquo LRS nicht wirklich hookless, sondern ein Zwischending zwischen hookless und hooked. Orbea nennt es Mini Hook
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