Orbea Denna 2025 Test: Im neuen Orbea Denna E-Gravel Bike bringen die Basken zu ersten Mal ihren Shimano EP8 RS RC Mittelmotor mit einzigartiger Abstimmung. Das Ziel: Rennrad typisches Fahrgefühl trotz satter Power. Wie das neue Denna die Kraft auf den Gravel bringt und was das neue Modell sonst noch auszeichnet, konnten wir bei einem ersten Test erfahren.
Video: Orbea Denna 2025 Test
Orbea Denna 2025: Infos und Preise
Mit dem vielseitigen Orbea Gain mit Mahle X20 Hinterrad-Motor gehört die spanische Marke zu den E-Rennrad-Pionieren (hier zu unserem Orbea Gain Test der letzten Generation). Jetzt kommt mit dem Orbea Denna Carbon das erste E-Gravel Bike mit Shimano EP8 Mittelmotor. Eine Alleinstellung genießt das Denna dabei durch die Abstimmung des starken Antriebs, die es so nur bei Orbea gibt. Sie soll für eine harmonische Kraftentfaltung sorgen und den Akku für lange Fahrten schonen. Außerdem wartet das neu entwickelte Carbonrahmenset mit viel Reifenfreiheit und spezieller Gravel Geometrie auf. Ob beides so gekonnt zusammenspielt, wie es klingt, konnten wir bei einem ersten Orbea Denna Test erfahren. Und auch einen direkten Fahrvergleich zum Orbea Gain konnten wir ziehen. Doch hier zunächst die wichtigsten Fakten:
- Neues E-Gravel Bike mit Carbon-Rahmen
- Bikepacking und Schutzblech-Montagemöglichkeiten
- Reifenfreiheit 50 mm in 700c
- Größen XS, S, M, L, XL, XXL
- Motor Shimano EP8 RS Gen2 RC MotorOrbea mit Orbea eigenem Motor-Management, 42 Nm / 56 Nm
- Akku 420 Wh und optional Range Extender mit 210 Wh
- Gewicht ab 13,3 kg Komplettrad, Herstellerangabe
- www.orbea.com
- Verfügbar sofort
Preise
Denna M10i Dura Ace Di2 9.999 €
Denna M11e SRAM Red XPLR 9.999 €
Denna M20i Shimano Ultegra Di2 7.599 €
Denna M31e SRAM Rival AXS 6.999 €
Denna M20 Shimano GRX 820 5.899 €
Denna M30 Shimano GRX 610 5.499 €
Was ist neu?
Einsatzbereich | Gravel, Commute |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Motor | Shimano EP8 RS RC |
Akkukapazität | 420-630 Wh |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 13,8 kg |
Stack | 592 mm |
Rahmengrößen | XS, S, M, L, XL, XXL (im Test: L) |
Website | www.orbea.com |
Preisspanne | 5.499 Euro - 9.999 Euro |
Das Denna ist das erste echte E-Gravel Bike von Orbea. Zwar konnte auch das Orbea Gain schon Reifen bis 35 mm aufnehmen und damit eine Vielzahl von Terrain erschließen. Aber für alle, die auch auf schwerem Gravel komfortabel und souverän und noch etwas müheloser unterwegs sein wollen, fehlte noch ein passendes E-Rennrad. Und genau in diese Lücke fährt das komplett neu entwickelte Orbea Denna 2025.
EP801 RS RC Motor und neuer Akku
Fahrspaß auf Gravel braucht mehr Drehmoment aus dem „Keller“ ohne aufdringliche Kraftmeierei und natürlich ein leichtes Bike. Mit vergleichbaren Anforderungen im MTB-Bereich hatten die Basken schon das Orbea Rise Light E-MTB (hier zum Orbea Rise Test auf E-MTB-News) aus der Taufe gehoben, das auf einen gedrosselten Shimano EP801 Mittelmotor setzt. Das machte es naheliegend, den EP801 Motor mittels Orbea-Tuning speziell fürs Graveln zu kultivieren. Heraus kam der EP8 RS Gen2 RC im Denna mit maximal 42 Nm oder 56 Nm Drehmoment je nach Fahrmodus. Außerdem schuf Orbea einen neuen, kompateren Akku, der dank neuer Zellen nun 420 Wh im Gehäuse im Unterrohr bereithält. Mehr dazu unten im Motorkapitel.
Gewicht
Ist das Denna leicht geworden? Ziemlich. Mit 13,8 kg an der Waage (ohne Pedale) liegt unser Testrad in Größe L etwa in der Mitte unseres letzten E-Gravel Bike Tests. Das Rose Backroad+ mit EP8 unterbietet es um runde 2 kg. Gegenüber dem Orbea Gain ist es aber rund 2 kg schwerer (wobei rund 1 kg auf das Motorsystem entfällt).
Komfort und Reifenfreiheit
Für das neue Denna E-Gravel Bike entstand ein eigenes Carbonrahmen-Set, dass auch die Anforderungen von langen Touren auf grobem Gravel meistern soll. Mit 50 mm Reifenfreiheit in 700c – und 45 mm breiten Reifen ab Werk – ist eine gute Basis für Traktion und Komfort gelegt. Der lange Auszug der Carbon-Sattelstütze macht ebenfalls etwas mehr Flex möglich, als es traditionellere Geometrien können.
Bikepacking und Pendeln
Auch als Commuter-Rennrad und sportlicher Bikepacking Begleiter dient sich das Orbea Denna Carbon an. Für Schutzbleche gibt es Montagepunkte. Ebenso finden sich im Rahmendreieck Anschraubpunkte für eine Zusatztasche. Aber die ganz große Gewinde-Einsatz-Packung für Halter an der Gabel spendiert Orbea dem Denna Carbon nicht. Auch ein Gepäckträger ist nicht vorgesehen. Die Gewichtszulassung gibt Orbea mit 117 kg + Radgewicht an. Oder anders gesagt: Fahrer und Gepäck dürfen 117 kg wiegen. Das entspricht also etwa 130 kg Gewichtszulassung nach üblicher Angabeformel und liegt damit etwas höher als bei vielen Herstellern.
Ausstattung: 6 Modelle ab 5.499 €
Der Blick auf die Liste mit den angebotenen Modell-Varianten macht klar, dass Orbea das Thema E-Rennrad ernst nimmt. Die Modellpalette ist umfangreich und umfasst sechs Konfigurationen von 5.499 Euro bis 9.999 Euro an – eine Parallele zum Orbea Gain. Gemeinsam ist allen das Carbon-Rahmenset und der EP8-Motor als Basis. Das Gewichts-Spektrum reicht von 13,3 kg für die leichteste Variante mit Shimano Dura Ace Di2 bis 16,0 kg im Einstiegsbereich.
Interessanterweise kombiniert Orbea sowohl Shimano- als auch SRAM-Komponenten mit dem Antrieb. Alle Modelle kommen dabei mit 1-fach Schaltung. Los geht es mit dem Orbea Denna M30 mit einer Shimano GRX 610 1×12 Schaltung für 5.499 €. Noch einmal 400 € mehr kostet die GRX 820 Variante mit ansonsten vergleichbarer Ausstattung. Wer die SRAM Schaltlogik bevorzugt, muss 6.999 € für das Denna M31e mit SRAM Rival AXS 1×12 hinlegen.
Wer es sich auch am Berg mit E-Antrieb besonders leicht machen will, für den sind die beiden Denna-Modelle mit Shimano Di2-Schaltungen interessant. Denn hier sind die Road-Shifter mit einem Shimano XT-Schaltwerk und einer 10-51 Kassette kombiniert, was eine große Bandbreite bietet. Das ist zum einen das Testrad Denna M20i mit Ultegra Di2 1×12 für 7.599 € und zum anderen das Denna M10i mit Dura Ace Di2 für 9.999 €. Ihm hat Orbea sozusagen als zweites Top-Modell das Denna M11e mit SRAM Red XPLR 1×13 zur Seite gestellt, das genauso viel kostet: 9.999 €.
Einfach zu merkende Ausstattungs-Eselsbrücke übrigens: Alle Modelle mit elektronischen Schaltungen kommen auch in den Genuss von Oquo Carbon-Laufrädern mit Gravel gemäßer Felgen-Innenweite von 25 mm. Darunter gibt es Alu-Laufradsätze der Oquo Laufradmarke, für die Orbea eine eigene Entwicklung und Produktion unweit des Stammwerkes im Baskenland aufgebaut hat.
Komponentenart | Denna M10e | Denna M11e | Denna M20i | Denna M31e | Denna M20 | Denna M30 |
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Preis | 9.999 € | 9.999 € | 7.599 € | 6.999 € | 5.899 € | 5.499 € |
Rahmen | Carbon, 12mm x 142 mm Steckachse | Carbon, 12mm x 142 mm Steckachse | Carbon, 12mm x 142 mm Steckachse | Carbon, 12mm x 142 mm Steckachse | Carbon, 12mm x 142 mm Steckachse | Carbon, 12mm x 142 mm Steckachse |
Gabel | OMR ICR, Carbon, 1-1/8” - 1,5” tapered head tube | OMR ICR, Carbon, 1-1/8” - 1,5” tapered head tube | OMR ICR, Carbon, 1-1/8” - 1,5” tapered head tube | OMR ICR, Carbon, 1-1/8” - 1,5” tapered head tube | OMR ICR, Carbon, 1-1/8” - 1,5” tapered head tube | OMR ICR, Carbon, 1-1/8” - 1,5” tapered head tube |
Schaltung | Shimano Dura Ace Di2 1x12 | Sram Red AXS 1x13 | Shimano Ultegra Di2 1x12 | Sram Rival AXS 1x12 | Shimano GRX RX820 1x12 | Shimano GRX RX610 1x12 |
Übersetzung | 42 / 10-51 | 42 / 10-46 | 42 / 10-51 | 42 / 10-44 | 42 / 10-45 | 42 / 10-45 |
Laufradsatz | Oquo Road Performance RP45TEAM | Oquo Road Control RC25TEAM | Oquo Road Control RC25TEAM | Oquo Road Control RC25TEAM | Oquo Road Control RC25PRO | Oquo Road Control RC25PRO |
Reifen | Pirelli P ZERO™ Race X SmartEVO TLR 700x30c | Vittoria Terreno Dry Gravel G2.0 TLR 700x45c | Vittoria Terreno Dry Gravel G2.0 TLR 700x45c | Vittoria Terreno Dry Gravel G2.0 TLR 700x45c | Vittoria Terreno Dry Gravel G2.0 TLR 700x45c | Vittoria Terreno Dry Gravel G2.0 TLR 700x45c |
Bremsen | Shimano R9270 Hydraulic Disc | Sram Red AXS | Shimano R8170 Hydraulic Disc | Sram Rival eTap AXS | Shimano RX820 Hydraulic disc | Shimano RX400 Hydraulic disc |
Lenker | OC Road Performance RP11 Carbon, Reach 80, Drop 125, w/Di2 hole | Easton EC90 AX Carbon, flare 16º, Di2 internal routing | Easton EC90 AX Carbon, flare 16º, Di2 internal routing | Easton EC90 AX Carbon, flare 16º, Di2 internal routing | Easton EC90 AX Carbon, flare 16º, Di2 internal routing | OC Gravel GR31, Reach 70, Drop 110 |
Vorbau | OC Road Performance RP10, -8º | OC Road Performance RP10, -8º | OC Road Performance RP10, -8º | OC Road Performance RP10, -8º | OC Road Performance RP10, -8º | OC Road Performance RP22, -5º |
Sattelstütze | OC Performance XP10 Carbon, 27.2mm, Setback 0 | OC Performance XP10 Carbon, 27.2mm, Setback 0 | OC Performance XP10 Carbon, 27.2mm, Setback 0 | OC Performance XP10 Carbon, 27.2mm, Setback 0 | OC Performance XP10 Carbon, 27.2mm, Setback 0 | OC Performance XP10 Carbon, 27.2mm, Setback 0 |
Sattel | Selle San Marco Shortfit 2.0 Start Up Off Road Xilite | Selle San Marco Shortfit 2.0 Start Up Off Road Xilite | Selle San Marco Shortfit 2.0 Start Up Off Road Xilite | Selle San Marco Shortfit 2.0 Start Up Off Road Xilite | Selle San Marco Shortfit 2.0 Start Up Off Road | Selle San Marco Shortfit 2.0 Start Up Off Road |
Motor | Shimano EP801 | Shimano EP801 | Shimano EP801 | Shimano EP801 | Shimano EP801 | Shimano EP801 |
Akku | Orbea Intern, 420 Wh | Orbea Intern, 420 Wh | Orbea Intern, 420 Wh | Orbea Intern, 420 Wh | Orbea Intern, 420 Wh | Orbea Intern, 420 Wh |
Range Extender | optional | optional | optional | optional | optional | optional |
Lenker Fernbedienung | EN600-L | EN600-L | EN600-L | EN600-L | EN600-L | EN600-L |
Ladegerät | Orbea 2.Generation eBike Smart charger 42V/2-4A | Orbea 2.Generation eBike Smart charger 42V/2-4A | Orbea 2.Generation eBike Smart charger 42V/2-4A | Orbea 2.Generation eBike Smart charger 42V/2-4A | Orbea 2.Generation eBike Smart charger 42V/2-4A | Orbea 2.Generation eBike Smart charger 42V/2-4A |
Für den Test stand mir das Orbea Denna M20i mit Ultegra Di2 zur Verfügung. Es hat, wie schon erwähnt, eine besonders gelungene Übersetzung für das lockere Pedalieren an steilen Bergen.
Und noch etwas anderes zeichnet es besonders aus: Nur im Zusammenspiel mit den Shimano Di2 Gruppen lassen sich die Unterstützungsstufen direkt über den linken Schalthebel ansteuern. Ein Taster gibt mehr Zusatzpower, der andere fährt sie zurück. Das entpuppte sich in der Praxis als äußerst praktisch und wurde fleißig genutzt, viel mehr als der oft umständliche Griff an Bedienelemente. Das Feature wäre für mich schon allein ein Grund, ausschließlich Di2-Modelle des Orbea Denna in Betracht zu ziehen.
Eine weitere Besonderheit sind die Oquo Carbon-Laufräder, die einen guten Teil dazu beitragen das Gewicht des Testrades gering zu halten und rund 400 g gegenüber dem Alu-Pendant an den günstigeren Modellen sparen. Dabei sorgt die Gravel gemäße Felgen-Innenweite von 25 mm für gute Abstützung der Reifen.
Es ist als gut zu bewerten, das Orbea dem Denna gleich recht breite Reifen mitgibt. Die Vittoria Terreno Dry Reifen in 45 mm maßen auf den breiten Felgen auch tatsächlich 45 mm. Ihr Semi-Slick Profil rollte leise und leicht ab und bot auf den eher trockenen und festen Böden des Rioja überraschend guten Seitenhalt. Gelungene Allrounder für den E-Gravel Einsatz.
Ausreißer nach unten waren an der Ausstattung keine zu entdecken.
Ein großer Vorteil des Orbea Denna ist, dass es innerhalb des Orbea MyO Programms individuell ausstaffiert werden kann: von den Lackdesigns und Farben bis hin zu Ausstattungsdetails wie Kurbel-Länge und Lenkerform oder Reifen. So gibt es zum Beispiel auch Straßenreifen oder einen Lenker mit 15 mm Rise für eine bequemere Sitzposition zur Wahl.
Motor und E-System
Orbea ist der einzige Fahrradhersteller, der dem Shimano EP8 Mittelmotor mit eigener Firmware einen ganz eigenen Charakter verleihen kann – entsprechend weist auch das Kürzel RS auf dem Gehäuse darauf hin. Das Kürzel steht für „Rider Synergy“. Es soll anzeigen, dass der Motor genau den Kraftimpulsen des Fahrers folgt, weder verzögert noch über das Ziel hinausschießt und ohne eigenes Zutun das Gefährt nach vorne katapultiert. „RC“ steht für „Road Control“ und kennzeichnet die Drop Bar-Abstimmung mit sanfterem Anstieg der Drehmoment-Kurve. Die Hardware ist natürlich identisch mit dem Shimano EP801.
Leistungsdaten des neuen Shimano EP8 RS RC Systems bei Orbea
- 3 Fahrstufen: Eco, Trail, Boost, 2 Fahrmodi: Gravel / Gravel+
- maximales Drehmoment 42 Nm Gravel / 56 Nm Gravel+ (Original: 85 Nm)
- maximale Leistung 350 W (Original: 600 Watt)
- Gewicht 2,6 kg
- Q-Faktor 177 mm
- Kupplungsmechanismus für weiches Fade-out/Fade-in bei der Unterstützungsgrenze
- um 36 % reduzierter Tretwiderstand gegenüber Vorgänger
- Shimano Farb-LCD-Display gut lesbar, gestochenscharf und integriert am Lenker untergebracht
- Akku 420 Wh (1,95 kg)
- Range Extender mit 210 Wh optional
- Über E-Tube App individuell anzupassen – auch zurück auf maximales Drehmoment und Wattzahl
Orbea tuned das kraftvolle Aggregat mehr in Richtung Rennrad-Feeling und gibt ihm eine sanftere Kraftentfaltung und ein geringeres Maximales Drehmoment vor. Außerdem nutzt Orbea die vorhandenen 2 Fahrmodi für eigene Set-ups. Sie heißen Gravel und Gravel+. Der normale Gravel Modus bietet ein maximales Drehmoment von 42 Nm und ist ganz auf maximale Reichweite und harmonisches Gleiten abgestimmt. Er reagiert mehr auf Wechsel in der Trittfrequenz. Im Gravel+ Modus gibt es mehr Kraft, nämlich 56 Nm, und spontanere Reaktion auf mehr Druck auf dem Pedal – der Modus für Langsampedalierer und Strecken mit vielen steilen Anstiegen also. Die Fahrmodi können über den Bediensatellit gewechselt werden und sind im Display zu sehen.
Orbea nutzt außerdem einen eigenen Akku mit 420 Wh. Das Powerpaket ist von Shimano zertifiziert und wird wie das gesamte System auch bei Shimano Service Centern gewartet.
Optional kann die Energiereserve über einen Range Extender um 210 Wh erweitert werden. Das Zubehörteil passt in den Flaschenhalter und dockt über die Ladebuchse im Rahmen an.
Orbea verspricht eine Reichweite von bis zu 3.500 Hm mit dem Unterrohr-Akkupack allein. Sein Gewicht soll bei 1,95 kg liegen.
Natürlich hat auch der Orbea EP8 RS RC die smarten Funktionalitäten Auto Shift und Free Shift. Bedeutet: Wer mag, kann das Schalten ganz dem E-Bike überlassen (Auto Shift) und nur bei Bedarf manuell eingreifen. Oder man nutzt Free Shift, um auch beim Rollen im Freilauf Schalten zu können, ohne zu Treten. Der Motor bewegt dazu dann das Kettenblatt. Beides geht natürlich nur mit E-Schaltwerken und auch nur mit den MTB-Schaltwerken, weshalb die Di2 E-Rennräder mit der Funktion das XT-Schaltwerk an Bord haben.
Weniger rennradmäßig ist der relativ große Q-Faktor des Shimano Antriebs von 177 mm, immerhin 3 cm mehr als am Non-E-Renrad. Daran kann auch das Orbea Set-up nichts ändern. Mich hat es am Gravel Bike nicht sehr gestört. Aber Bosch und TQ beweisen, dass man auch mit Mittelmotoren näher an das Ideal rennrad-typisch eng zusammenstehenden Pedale kommen kann.
Geometrie: kompakt und sportlich
Wenn E-Graveln, dann gemütlich? Das entspricht nicht der Auffassung von Orbea, was die Auslegung der Geometrie angeht. Das Denna Carbon kommt in Sachen Sitzposition so sportlich daher wie manches Race Gravel Bike. Stack-to-Reach Werte zwischen 1,41 und 1,43 in den beiden mittleren Rahmenhöhen geben die Richtung vor – vergleichbar niedrige Stack-Werte haben nur wenige E-Gravel Bikes.
Orbea setzt auch nicht auf eine progressive Geometrie mit stark verlängertem Reach, sondern verlängert ihn nur moderat und orientiert sich auch hier mehr am Rennrad als am Trail inspirierten Gravel Bike.
Dem sportlichen Grundansatz entspricht auch die wendige Radbasis. Für ein E-Bike mit Mittelmotor wartet das Denna mit besonders kompakten Kettenstreben auf: 425 mm über alle Rahmengrößen hinweg findet man sonst zum Beispiel bei agilen Cyclocross-Rädern ohne Motor. Gleichzeitig sorgt ein flacher Lenkwinkel (71° am Testrad) für gute Kontrolle, wenn es auf der Gravel Piste schneller bergab geht und bringt Laufruhe. Damit das Rad dennoch handlich bleibt, hauchen etwas kürzere Vorbauten der beruhigten Geometrie eine reaktionsfreudigere Lenkung ein.
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | andere | andere | andere | andere | andere | andere |
Reach | 390 mm | 390 mm | 395 mm | 400 mm | 405 mm | 410 mm |
Stack | 531 mm | 542 mm | 558 mm | 570 mm | 587 mm | 599 mm |
STR | 1,36 | 1,39 | 1,41 | 1,43 | 1,45 | 1,46 |
Lenkwinkel | 70° | 70,5° | 71° | 71° | 71,5° | 72° |
Sitzwinkel, real | 74,5° | 74° | 73,5° | 73,5° | 73° | 73° |
Steuerrohr | 110 mm | 131 mm | 152 mm | 178 mm | 199 mm | 220 mm |
Sitzrohr | 405 mm | 438 mm | 471 mm | 504 mm | 537 mm | 570 mm |
Überstandshöhe | 738 mm | 765 mm | 792 mm | 819 mm | 846 mm | 873 mm |
Kettenstreben | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
Radstand | 1.030 mm | 1.033 mm | 1.040 mm | 1.054 mm | 1.061 mm | 1.068 mm |
Tretlagerabsenkung | 78 mm | 78 mm | 78 mm | 76 mm | 76 mm | 76 mm |
Tretlagerhöhe | 284,5 mm | 284,5 mm | 284,5 mm | 286,5 mm | 286,5 mm | 286,5 mm |
Einbauhöhe Gabel | 390 mm | 390 mm | 390 mm | 390 mm | 390 mm | 390 mm |
In unserem Geometrics Tool könnt ihr die Denna Geometrie mit anderen E-Gravel Bikes und Rennrädern ganz einfach vergleichen. Einfach auf die Links in der Tabelle unten klicken. Hier ein Vergleich mit anderen E-Gravel Bike Geometrien.
Insgesamt 6 Rahmengrößen des Orbea Denna hält die Marke bereit, was für ein E-Rennrad ein recht feinstufiges Angebot ist, denn in der Nische sind einige Hersteller noch vorsichtig unterwegs. Mit dem breiten Angebot sollen Fahrerinnen und Fahrer zwischen 1,55 m und 2,07 m passend auf dem Bike platziert werden.
Ein Pluspunkt aus meiner Sicht ist, dass Orbea dem Denna ausschließlich tendenziell kürzere Kurbeln verpasst: von 165 mm in der kleinsten Größe bis 170 mm geht es hinauf. Das macht flüssiges Kadenz betontes Fahren einfacher – durch die Unterstützung des Motors benötigt man kein Extra-Drehmoment von langen Kurbeln.
Sitzposition auf dem Testrad
Auf meinem Orbea Denna Test Rad in Rahmengröße L nehme ich eine ziemlich entspannte Sitzposition ein. Ich sitze so, wie ich es mir für sehr lange gemütliche Touren und Überblick auf schwierigen Gravel Passagen auch wünschen würde. Die Überhöhung zwischen Sattel und Lenker beträgt bei meiner Sitzhöhe von 76 cm rund 5 cm.
Auf dem Kurs
Die Orbea Denna Test Fahrten lagen auf Routen im baskischen Teil des Rioja bei Laguardia. Sie hielten einen Mix aus feinem Gravel, Straße und felsigeren Untergründen bereit. In der Hügellandschaft steigen die Höhenmeter so schnell wie die Stiche steil sind. Die Gegend entpuppte sich geradezu als Gravel Paradies, weshalb der jährlich von Orbea veranstaltete Gravel Fondo Rioja Alavesa auf jeden Fall einen Platz auf der Gravel Ride Bucket List verdient (Teilnehmerzahl auf 1.500 begrenzt).
Ein kurzer Druck am unauffälligen Bedienelement neben dem Lenker setzt das Denna in Betriebsbereitschaft. Los geht es zum Start im Eco Modus auf die Gravel Piste.
Schon gleich zum Start fällt auf, dass das Denna zu den komfortableren Gravel Bikes gehört. Auch der herbere Rioja-Gravel kommt noch wirksam gedämpft am Gesäß an. Ich rechne es den Reifen (2,1 bar) und der Sattelsütze an. Obere Mittelklasse in punkto Komfort sagt der „Popometer“.
Die sonstigen Fahreigenschaften passen hervorragend zu einem E-Gravel Bike. Das Denna läuft sehr sicher geradeaus und liegt satt, auch wenn Rillen und Furchen die Lenkung aus der Bahn bringen wollen.
Dabei vermittelt der schmale Lenker zusammen mit der Sitzposition genug Rennrad-Gefühl und vor allem auch genug Windschnittigkeit. Auf der feinen Gravel Geraden sind die 25 km/h Unterstützungsgrenze schnell passiert und wir rollen in der Gruppe locker mit Geschwindigkeiten um 30 km/h dahin.
In Antritten oberhalb von 25 km/h merkt man das gestiegene Gewicht des E-Gravel Bikes natürlich. Ansonsten schleicht sich der EP8 RS RC Motor aber so unauffällig aus der Unterstützung, dass man schon genau hinhören muss.
Apropos Hören: Das Motorgeräusch ist vernehmbar auf Straße wie auf Gravel, aber nicht nervig, eher sonor kernig als hell surrend. Dennoch: Wer auf ganz leises Hingleiten maximalen Wert legt, ist mit anderen Aggregaten besser beraten.
Auch auf Abfahrten weiß das Orbea Denna M20i zu gefallen. Es liegt sicher, auch wenn es ordentlich rumpelt und die Lenkung wirkt ausgesprochen präzise. Die Shimano Ultegra Schaltbremshebel geben bergab zwar nicht ganz so guten Gegenhalt wie die GRX Di2 Pendants, wer keine gröberen Trails unter die Räder nimmt, ist aber damit bestens bedient. Für die sehr guten Shimano Disc-Bremsen gilt das ohnehin.
E-Bike-Modi
Wie geht der Orbea EP8-Trimm auf dem Gravel auf? Richtig gut. Was dabei am besten gefällt: Das Denna hängt wie festgeklebt am Pedalgas. Man tritt ins Pedal, der Motor antwortet ohne Verzögerung – je nach eingelegter Fahrstufe mit anderem Charakter. Aber nie so, dass es einen überwältigt oder überrascht.
Eco Modus: Für die meisten Touren und Ausfahrten mit dem Denna dürfte die erste Fahrstufe vollkommen genügen. Schon hier zeigt der Motor eine fühlbare, aber nie aufdringliche Unterstützung. Dem E-Bike-Traum „Du selbst, nur stärker“ kommt Eco am nächsten. Viel stärker ist man allerdings nicht. Laut Orbea sind bei 200 Watt am Pedal rund 100 Watt vom Motor zu erwarten. Dabei schiebt der EP8 am Berg auch dann noch an, wenn Hinterradmotoren schon die Puste ausgeht. Dennoch ist der Körper deutlich mitgefordert, es ist kein Problem, außer Atem zu kommen oder die Oberschenkel brennen zu lassen. Eco ist der Modus, in dem man sich immer auch etwas anstrengen muss.
Das ist auch der Grund, warum ich nach kurzer Eco-Ehrgeiz-Phase im Trail Modus unterwegs war. Das, und noch etwas anderes: Es waren noch stärkere Leute in der Gruppe, deren Hinterrad ich halten wollte.
Trail-Modus: Die zweite Fahrstufe war für mich die Haupt-Fahrstufe. Der Motor ist hier immer deutlich fühlbar, jedem Anstieg werden schon spürbar die Spitzen genommen. Von Null auf 25 km/h vergehen schon viel weniger Pedalumdrehungen, aber von „Beine hängenlassen und abgehen“ ist der Orbea EP08 RS im Trail Mode immer noch so weit entfernt wie Gravel von Autobahn. Alles fühlt sich noch sehr natürlich an. Es ist der Modus, in dem man sich anstrengen kann, aber nicht muss. Der Fahrspaß ohne Hecheln fängt an, aber das Rennrad-Fahrgefühl hört nicht auf. Zumindest, so lange die Steigungsprozente auf Gravel nicht deutlich zweistellig werden und keine Gravel-Profis mitfahren. Dann reichte für mich auch diese Unterstützung nicht.
Boost Modus: Über die dritte Fahrstufe kann ich am wenigsten sagen, denn ich habe sie nur so genutzt, wie der Name nahelegt. Als Boost, wenn die Kraft am Berg nicht mehr reichte, um zu folgen. Hier macht sich der Motor schon deutlich bemerkbar, schon geringe Anstrengung wird mit viel Schub belohnt. Auf Gravel kann das Hinterrad beim Beschleunigen auch schon mal durchdrehen. Im Gravel+ Modus kann man sich auch mal tretfaul einen Anstieg hochschieben lassen, was so mit Hinterradmotoren nicht möglich wäre. Hier tritt denn auch das natürliche Fahrgefühl deutlicher hinter der E-Power zurück.
Braucht man mehr Power, als der Orbea EP08 RS RC Trimm bereitstellt? Wer etwas Sportlichkeit mitbringt, sicher nicht. Und anstrengend genug für eine Trainingseinheit bleibt das Denna Graveln auch. Bei einer Testfahrt über 54 km mit kontollierten Wattwerten über Powermeter-Pedale lag die Normalized Power bei 163 Watt – dabei war ich ausschließlich im Trail Modus unterwegs (Testfahrt auf Strava). Eine andere Testfahrt lieferte einen identischen Wert – allerdings wurde zu großen Teilen auch oberhalb der Unterstützungsgrenze gefahren.
Auch einen groben Anhaltspunkt über realistische Reichweiten bei dieser Fahrweise erlaubt die Fahrt im Trail-Modus. Nach den 54 km mit 1.100 Hm lag die vom System ermittelte Restreichweite noch bei 73 km (im Schnitt 111 Watt Eigenleistung). Ganz aus der Luft gegriffen ist die Orbea-Angabe von 3.500 Hm mit einer Akkuladung ohne Range Extender also nicht. Über 100 km im Trail-Modus sollten der Testerfahrung nach auch bei einem derart hügeligen Profil wie im Rioja möglich sein, wenn man aus eigener Kraft im Flachen über die Unterstützungsgrenze hinaus fährt.
Orbea Denna vs.Orbea Gain
Wie verhält sich das Orbea Denna Test Rad zum bereits etablierten Orbea Gain? Um das auszuloten, konnten wir beide E-Gravel Bikes unmittelbar nacheinander auf der identischen Testrunde fahren.
Ganz klar näher am klassischen Rennrad-Gefühl ist das Orbea Gain im direkten Vergleich. Es fährt sich schon wegen der kompakten Radbasis agiler und lebendiger – aber auch das rund 2 Kilo geringere Gewicht unseres Gain Testrades macht sich deutlich bemerkbar, vor allem, wenn bei geringen Steigungsprozenten auf der Straße über der Unterstützungsgrenze gefahren wird.
Zudem macht schon die flachere Sitzpositzion das Fahren auf der Straße mit dem Gain deutlich leichter, wenn das Tempo die 25 km/h überschreitet, was häufig der Fall ist. Und das Gain ist klar das leisere Rad, akustisch erinnert hier nichts ans E-Rennradfahren.
Eindeutig den vielseitigeren und stimmigeren E-Antrieb hat für mich aber das Orbea Denna. Der Charakter des EP08 mit hohem Drehmoment auch bei niedrigeren Kadenzen, aber harmonsicher Unterstützung, auch wenn man schnell tritt, passt viel besser zum Gravel Einsatz. Kraftmangel an steilen Schotterstücken müssen auch unfittere Fahrerinnen und Fahrer nicht befürchten. Wie das Shimano System im Orbea Trimm der Tretleistung folgt, ist ebenfalls beeindruckend und klar dem Mahle X20 überlegen.
Sobald die Wege schlechter werden, es muss nicht einmal Schotter sein, vermittelt das Denna zudem viel mehr Komfort und liegt deutlich satter auf echten Schotterwegen. Unterm Strich ist es einfach der viel freundlichere Begleiter für Offroad-Fahrten, während das Gain seine Piloten abseits gut befestigter Wege ständig fordert.
Orbea Denna Test Fazit
Das Orbea Denna präsentiert sich im ersten Test als stimmiges Allround E-Gravel Bike. Mit dem Orbea Shimano EP8 RS RC Motor im Orbea Set-up gelingt eine ausgesprochen harmonische Kraftentfaltung, bei jederzeit mehr als genug Power und niedrigem Gewicht. Dazu passen die gelungenen Fahreigenschaften auf Gravel – nicht zu träge, aber sicher. Und auch der Komfort stimmt. Wer ein sportliches E-Gravel Bike mit hohen Kraft-Reserven sucht, dürfte am Orbea Denna Gefallen finden.
Pro / Contra
Stärken
- Ausgewogene Fahreigenschaften
- Ausbalancierte Motor-Unterstützung
- Komfort
- Motor-Steuerung (bei Di2 Modellen)
- Akku-Kapazität
- Gewicht (in Mittelmotor-Klasse)
Schwächen
- Motorgeräusch
- Aktuell keine Modelle mit Federgabel
Was sagt ihr zum neuen Orbea Denna E-Gravel Bike?
Preisvergleich
Testablauf
Das getestete Fahrrad-Modell wurde während einer Präsentation gefahren. Die Dauer und Länge sowie die Umstände der Testfahrten sind im Testbericht vermerkt. Der Anlass kann eine Fahrradmesse, eine Vorstellung eines einzelnen Fahrrades durch einen Hersteller oder ein Händler-Event sein. Das Rad steht nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Das Rad wurde jedoch in der Größe passend zum Tester gewählt, alle nötigen Anpassungen wie Luftdruck Bremseinstellungen werden durch die Tester vorgenommen.
Körpergröße | 180 cm |
Schrittlänge | 86,5 cm |
Oberkörperlänge | 64 cm |
Armlänge | 58 cm |
Gewicht | 75-76 kg |
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
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- Orbea Denna E-Gravel Bike – erster Test: Stark, aber sanft
- Rennrad-News User Award 2025: E-Rennrad Marke des Jahres
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