Das neue Orbea Terra 2022 im Test: Eine glasklare Vorstellung, was Gravelbiken bedeutet, bildete die Basis für die Entwicklung des neuen Orbea Terra. Auf klassischen Kieswegen soll das Gravel Bike der Spanier mit neuem, leichten Carbonrahmen optimale Performance bieten. Einen praktischen Stauraum im Rahmen bringt es ebenfalls mit. Wir konnten das neue Orbea Terra M21e Team mit SRAM Force eTap AXS 1×12 bereits für einen ersten Eindruck Testfahren.
Orbea Terra 2022 Infos & Preise
- Zweite Generation des 2016 eingeführten Orbea Gravel Bikes
- Komplett neu entwickeltes Carbon-Rahmenset
- Staubox im Unterrohr für Tool, Schlauch und Co.
- Mehr Bikepacking-Montagemöglichkeiten (keine Gepäckträger-Gewinde)
- Mehr Komfort durch längere Gabel und größeren Sattelstützen-Auszug
- Reifenfreiheit 45 mm in 700c / 50 mm in 650b
- Antriebsoptionen 1-fach und 2-fach
- Gewicht Rahmen 1.150 g*
- Zulässiges Gesamtgewicht 125 kg (Rad, Fahrer*in, Gepäck)
Preis ab 2.899 € | Bikemarkt: Orbea Terra kaufen
*Herstellerangabe, Größe M
Die Innovationen
Orbea hat das neue Terra Gravel Bike vom Grund auf neu entwickelt. Das sieht man im Vergleich zum Vorgänger-Modell, das deutlich näher am Cyclocross-Bike lag, auf den ersten Blick. Das Oberrohr fällt stärker ab, der Vorbau ist kürzer und die Carbongabel länger – mit 390 mm Einbauhöhe sind auch Gravel-Federgabeln eine Option. Der neue Carbonrahmen aus Orbeas eigenem OMR-Carbon, wurde leichter. Vor allem schnitten die Basken ihn konsequenter auf den Gravel-Einsatz zu.
Dazu bekam das Terra 2022 eine neue Geometrie mit längerem Radstand, tieferem Tretlager und flacherem Lenkwinkel für ruhigen Lauf, aber immer noch bemerkenswert kompakten Kettenstreben. Der neu gestaltete Tretlagerbereich erlaubt trotz massiv gestiegener Reifenfreiheit auf 45 mm in 700c auch den Einsatz von 2-fach Kurbelgarnituren. Dabei sind sogar bis zu 34 Zähnen am kleinen Kettenblatt möglich. Alle Züge und Leitungen verlaufen jetzt im Rahmen. Und sie liegen auch im Cockpit versteckt, sodass Lenkertaschen erheblich einfacher anzubringen sind. Auch der Lenker selbst ist neu. Er ist sowohl mit erhöhtem Oberlenker für mehr Komfort als auch mit konventionell geradem Oberlenker für eher sportliches Graveln zu haben. Nicht zuletzt kann das Orbea Terra 2022 im „MyO Programm“ direkt mit den Wunschkomponenten versehen werden. Bei Sattel, Laufrädern und Reifen gibt es mehrere verschiedene Optionen. Eine Besonderheit ist zudem, dass Kund*innen ihr Orbea Terra auch direkt in Wunschlackierung ordern können.
Einsatzbereich | Tour, Gravel |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 9,1 kg |
Stack | 570 mm |
Rahmengrößen | XS, S, M, L, XL, XXL (im Test: M) |
Website | www.orbea.com |
Ausstattung: 1-fach und 2-fach Schaltungen
Die gute Nachricht: Alle Ausstattungsvarianten des neuen Orbea Terra 2022 basieren auf dem identischen neuen Carbon-Rahmenset – man muss also nicht genau auf die Spezifikationen achten, um zu wissen, ob man für das Geld die bestmögliche Basis bekommt.
Es hat für den vielseitigen Einsatz bei Overnightern oder als Graveltourer einige Schmankerl an Bord. Allen voran das gut gemachte und klapperfreie Staufach im Unterrohr, das man sonst nur bei Specialized Diverge und Trek Checkpoint findet. Es lässt sich nach oben und unten bepacken und hat dadurch eine ordentliche Kapazität, allerdings ist der „Eingriff“ etwas schmaler als zum Beispiel bei Specialized. Auch Schutzbleche können über Gewinde-Einsätze befestigt werden. Ansonsten gibt es Montagemöglichkeiten für 3 Flaschenhalter am Rahmen, erstaunlicherweise aber nicht für eine Bento-Box auf dem Oberrohr. An der Gabel sind keine Haltepunkte vorhanden. Damit gehört das Orbea Terra auch in seiner 2022er Edition sicher nicht zu den Bikepacking-Boliden, ist aber für kürzere Gravel-Abenteuer gut gerüstet.
Orbea komplettiert das Terra mit eigenen Komponenten. Extra Lob verdient die Option auf zwei verschiedene, eigens entwickelte Gravel Lenker im MyO-Konfigurator der Marke. Der OC Gravel-Lenker aus Alu soll mit 12° Flare für Stabilität und Kontrolle bei Abfahrten im Unterlenker bürgen. Er ist wahlweise in kompakter Ausführung sowie mit erhöhtem Oberlenker erhältlich. Am Top-Modell, das uns zur Verfügung stand, sitzt ein leichter Easton EC90 Carbonlenker, der mit noch mehr Flare aufwartet. Gut ist auch, dass die runde Carbon-Sattelstütze mit 27,2 mm Durchmesser an allen Testmodellen zu finden ist. Kleiner Vorgriff auf die Testresultate: Die Stütze sorgte tatsächlich für einen sehr guten Komfort am Sattel.
In Sachen Antrieb und Schaltung – und Farben – haben Orbea Terra-Interessent*innen die freie Wahl: Die Reihe umfasst in Deutschland sechs Carbon-Modelle in drei verschiedenen Grundfarben – das Modell mit Campagnolo Ekar 1×13 Schaltung ist hierzulande leider nicht eingeplant. Los geht es ab 2.899 € mit einem Shimano GRX 600/810 Mix. Hier die Modelle im Schnellüberblick und weiter unten im Detail zum Ausklappen.
Modelle und Preise
- Terra M21e Team 1x SRAM Force AXS XPLR 1×12, 4.999 €
- Terra M20i Team Shimano GRX810 Di2 2×11, 4.599 €
- Terra M31e Team 1x SRAM Rival AXS XPLR 1×12, 3.799 €
- Terra M20 Team Shimano GRX810 2×11, 3.399 €
- Terra M30 Team Shimano GRX600/810 2×11, 2.999 €
- Terra M30 Team 1x Shimano GRX600/810 1×11, 2.899 €
Terra M21e Team 1x | Terra M20i Team | Terra M31 Team 1x | Terra M20 Team | Terra M30 Team | Terra M30 Team 1x | |
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Preis | 4.999 € | 4.599 € | 3.799 € | 3.299 € | 2.999 € | 2.899 € |
Rahmen | Carbon OMR Disc, Monocoque, PF30, 12x142 mm | Carbon OMR Disc, Monocoque, PF30, 12x142 mm | Carbon OMR Disc, Monocoque, PF30, 12x142 mm | Carbon OMR Disc, Monocoque, PF30, 12x142 mm | Carbon OMR Disc, Monocoque, PF30, 12x142 mm | Carbon OMR Disc, Monocoque, PF30, 12x142 mm |
Gabel | 1 1/2" OMR Vollcarbon, 12x100mm | 1 1/2" OMR Vollcarbon, 12x100mm | 1 1/2" OMR Vollcarbon, 12x100mm | 1 1/2" OMR Vollcarbon, 12x100mm | 1 1/2" OMR Vollcarbon, 12x100mm | 1 1/2" OMR Vollcarbon, 12x100mm |
Schalt- und Antriebsgruppe | SRAM Force eTap AXS XPLR 1x12 | Shimano GRX 815 Di2 2x11 | SRAM Rival Wide AXS 1x12 | Shimano GRX RX810 2x11 | Shimano GRX RX600/RX810 2x11 | Shimano GRX RX600/RX810 1x11 |
Kurbel / Zähne | SRAM Force Dub / 40t | Shimano GRX RX810 / 31-48t | SRAM Rival 1 Dub Wide / 40t | Shimano GRX RX810 / 31x48t | Gossamer Pro Direct Mount AGX / 46-30T | Shimano GRX RX600 / 40t |
Ritzel / Zähne | SRAM XG-1271 XPLR / 10-44t | Shimano Ultegra HG800 11-34t | SRAM XG-1251m XPLR / 10-44t | Shimano Ultegra HG800 / 11-34t | Shimano 105 / 11-34t | Shimano CS-M7000 / 11-40t |
Bremsen | SRAM Force hydraulic Disc 160 / 160 mm | Shimano BR-RX810 Hydraulic disc | SRAM Rival hydraulic Disc | Shimano RX810 Hydraulic disc | Shimano RX400 Hydraulic disc | Shimano RX400 Hydraulic disc |
Laufradsatz | Fulcrum Rapid Red 500 DB, Tubeless Ready, 622x23c (optional Vision 40 SC Disc Carbon TLR CL) | Fulcrum Rapid Red 900 DB, 622x22c | Fulcrum Rapid Red 900 DB, 622x22c | Orbea Ready GR, E-Thru Shimano RS470-Naben, 28-Loch | Orbea Ready GR, E-Thru Shimano RS470-Naben, 28-Loch | Orbea Ready GR, E-Thru Shimano RS470-Naben, 28-Loch |
Reifen / Größe | Pirelli Cinturato Gravel H 700x40c TLR | Pirelli Cinturato Gravel H 700x40c TLR | Vittoria Terreno Dry CX-Gravel G2.0 TNT 700x38c | Vittoria Terreno Dry CX-Gravel G2.0 TNT 700x38c | Vittoria Terreno Dry CX-Gravel G2.0 TNT 700x38c | Vittoria Terreno Dry CX-Gravel G2.0 TNT 700x38c |
Lenker/Vorbau | Easton EC90 AX Carbon, Flare 12º, Di2 / Orbea ICR -8º | OC1 All Road, reach 80mm, drop 125mm, flare 12º / Orbea ICR -8º | OC1 All Road, reach 80mm, drop 125mm, flare 12º / Orbea ICR -8º | OC1 All Road, reach 80mm, drop 125mm, flare 12º / Orbea ICR -8ºOrbea ICR -8ºDrop 125mm | OC1 All Road, reach 80mm, drop 125mm, flare 12º / Orbea ICR -8ºOrbea ICR -8ºDrop 125mm | OC1 All Road, reach 80mm, drop 125mm, flare 12º / Orbea ICR -8ºOrbea ICR -8ºDrop 125mm |
Sattel | Prologo Akero AGX STN, 155mm | Prologo Akero AGX STN, 155mm | Prologo Akero AGX STN, 155mm | Prologo Akero AGX STN, 155mm | Prologo Akero AGX STN, 155mm | Prologo Akero AGX STN, 155mm |
Sattelstütze | OC3 Carbon , 27,2 mm, Offset 0 mm | OC3 Carbon , 27,2 mm, Offset 0 mm | OC3 Carbon , 27,2 mm, Offset 0 mm | OC2 Carbon 27.2 Offset 20 mm | OC2 Carbon 27.2 Offset 20 mm | OC2 Carbon 27.2 Offset 20 mm |
Besonderheiten | Staufach im Unterrohr, interne Kabelverlegung (EC/DC kompatibel) | Staufach im Unterrohr, interne Kabelverlegung (EC/DC kompatibel) | Staufach im Unterrohr, interne Kabelverlegung (EC/DC kompatibel) | Staufach im Unterrohr, interne Kabelverlegung (EC/DC kompatibel) | Staufach im Unterrohr, interne Kabelverlegung (EC/DC kompatibel) | Staufach im Unterrohr, interne Kabelverlegung (EC/DC kompatibel) |
Auch die Top-Modelle des Orbea Terra kommen ab Werk mit vergleichsweise schweren Laufradsätzen mit Aluminium-Felgen. Der Fulcrum Rapid Red 500 DB am Testrad wiegt laut Fulcrum immerhin 1.760 g bei mittelbreiten Felgen mit 23 mm Maulweite. Bei den günstigeren Modellen sitzt das Fulcrum 900er Modell im Rahmen, welches hart an der 2-Kilo-Marke kratzt. An dieser Stelle gibt es also noch einfach zu hebendes Potenzial zur Leichtbau- und Performance-Optimierung.
Zum Schluss noch ein Blick auf die Reifen: Hier setzt Orbea ab Werk klar auf Gravel-Reifen für schnelles Vorankommen auf härteren Böden, die mit mäßiger Breite auch auf der Straße nicht zu stark bremsen. Die Wahl besteht zwischen Pirelli Cinturato Gravel H (hier im großen Gravel-Reifen Test) und Vittoria Terreno Dry CX-Gravel (hier im Test).
Geometrie: sportlich kompakt
Die Orbea-Entwickler legten Wert auf ein sportlich, direktes Fahrverhalten, das gleichzeitig ein sicheres Gefühl am Lenker beim klassischen Gravel-Einsatz auf Kieswegen bietet. Dafür sollen zusammen mit der großen Tretlager-Box auch die kurzen Kettenstreben von 420 mm sorgen – kürzer, als bei manchem modernen Cyclocross-Rad. Apropos: Als Cyclocross-Wettkampfgerät wird das Terra 2022 von den Profis des Euskatel-Teams auch eingesetzt und besitzt dafür auch das UCI-Siegel.
Auch die grundsätzliche Auslegung der Sitzposition ist eher sportlich. Ein vergleichsweise kurzes Steuerrohr und ein moderat verlängert Reach sorgen quer über alle 6 Rahmengrößen hinweg für einen vergleichsweise flachen Sitzwinkel, wenn man nicht viele Spacer unterfüttert. Das Stack-to-Reach-Verhältnis von 1,47 in Rahmengröße M ist deutlich sportlicher als etwa bei einem Specialized Diverge 2021 oder Focus Atlas 2021 – hier findet ihr einen Geometrievergleich des Orbea Terra 2022 mit anderen populären Gravel Bikes. Ein vergleichsweise flacher Lenkwinkel sollte zudem zusammen mit dem tieferen Tretlager für eine ruhigere Lenkung bei schnellen Bergabfarten sorgen.
Den Zahlenwerten entspricht auch die Wahrnehmung beim ersten Probesitzen: Die nach vorn geneigte Sitzhaltung am Orbea Terra Testrad in M bringt viel Gewicht auf die Hände. Das bedeutet auch einen guten Gegenhalt, um mit viel Druck auf dem Pedal zu fahren. Wer lieber aufrechter sitzt und um 1,8 Meter groß ist, kann getrost zur Größe L greifen, wie es Orbea ab 1,79 Meter Größe auch empfiehlt. Der Reach entspricht dann genau einem Focus Atlas 2021 in M oder Rose Backroad 2021 in 57 cm.
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL | XXL |
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Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 375 mm | 382 mm | 389 mm | 395 mm | 402 mm | 409 mm |
Stack | 526 mm | 548 mm | 570 mm | 592 mm | 614 mm | 636 mm |
STR | 1,40 | 1,43 | 1,47 | 1,50 | 1,53 | 1,56 |
Lenkwinkel | 70° | 70,5° | 71° | 71° | 71,5° | 72° |
Sitzwinkel, real | 74° | 74° | 73,5° | 73,5° | 73° | 73° |
Oberrohr (horiz.) | 526 mm | 539 mm | 558 mm | 570 mm | 590 mm | 603 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 131 mm | 152 mm | 178 mm | 199 mm | 220 mm |
Sitzrohr | 405 mm | 438 mm | 471 mm | 504 mm | 537 mm | 570 mm |
Überstandshöhe | 727 mm | 755 mm | 783 mm | 813 mm | 840 mm | 868 mm |
Kettenstreben | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm |
Radstand | 1.009 mm | 1.019 mm | 1.029 mm | 1.044 mm | 1.053 mm | 1.062 mm |
Tretlagerabsenkung | 78 mm | 78 mm | 78 mm | 76 mm | 76 mm | 76 mm |
Einbauhöhe Gabel | 390 mm | 390 mm | 390 mm | 390 mm | 390 mm | 390 mm |
Orbea Terra Test: auf dem Kurs
So sitzt man: Die Sitzposition auf unserem Testrad in Größe M war für die beiden 1,8 m großen Testfahrer für ein Gravel Bike vergleichsweise sportlich – das spiegelt sich auf dem Papier im Endurance mäßigen Stack-to-Reach Wert von 1,47 nur bedingt wieder. Aber die geringe Anzahl von Spacern und der eher breite Lenker führen dann doch zu einer mehr geneigten Körperhaltung. Den leicht schrägen Griff an die Brems-Schalthebel empfinden manche als Vorteil im Gelände, ich bevorzuge allerdings „an den Hoods“ eine Ausrichtung parallel zur Radachse. Im Unterlenker sind dafür die Bremshebel schneller zur Hand. Letztlich ist es eine Frage der Vorlieben: Wer eher im Unterlenker bergab gravelt, wird sich mit den angestellten Hebeln wie am Terra wohler fühlen, wer eher von oben bremst, wird eventuell einen anderen Lenker wählen. Der Sattel wirkte bequem, nicht überpolstert, zumal der Komfort durch den erwähnten Flex der Sattelstütze gefühlt über dem üblichen Niveau liegt.
Auf der Straße: Die Direktheit im Antritte ist einer der bestechenden Fahreindrücke auf den ersten Fahrmetern mit dem neuen Orbea Terra M21e Team. Obwohl die Laufräder ja – wie amgemerkt – eher auf der schweren Seite liegen, wirkt das Terra leichtfüßig zu beschleunigen, was für die Kraftübertragung des Rahmens spricht. Die Pirelli Cinturato Gravel H Reifen laufen leise, sind aber keine ausgesprochenen Leichtläufer. Sie geben auf Asphalt ein sehr gutes Kurvengefühl ohne Kipp-Effekt beim Übergang zur Reifenschulter, wie er manchmal bei Stollenreifen auftreten kann. Überhaupt liegt das Terra sicher in schnellen Kurven.
Auf dem Kiesweg: Beim schnellen Graveln auf festen Böden zeigt sich das Orbea Terra klar von seiner Schokoladenseite. Trockene Antritte, schnelle Kurven mit Pedaldruck, für all das ist das Gravel Bike aus dem Baskenland wie gemacht. Sitzposition, Reifen und Geometrie spielen Hand in Hand, wenn man auf guten Gravelwegen nur so dahinfliegt. Bei geringen Geschwindigkeiten engen Kurven neigt die Lenkung dagegen deutlich zum Übersteuern, sprich verstärkt den Einlenkeffekt. Das verlangt eine etwas sensiblere Hand auf engen Trails oder rutschigen Böden.
Für gröbere Beläge wünscht man sich breitere Reifen auf breiteren Felgen, zumal der versprochene Komfort an der Front durch die lange Gabel nicht so hoch ausfällt, dass es geringere Reifengröße wettmachen würde.
Am Berg: Auch an Anstiegen kann unser Terra M21e Team Testrad glänzen. Mit der schnellen, intuitiven SRAM eTap AXS, ist es ein Vergnügen über kuppige Streckenprofile zu donnern. Dabei stellt die neue XPLR-Übersetzung für die meisten Fälle genau die passenden Gänge bereit. Für Bikepacking mit Gepäck könnte das Kettenblatt vorne kleiner gewählt sein.
Die Kür auf dem Trail: Wenn es auf kleinen Pfaden schnell um die Kurven geht, arbeitet das Orbea Terra M21e Team gut mit, es liegt sicher, lässt sich spielerisch durch die verschiedenen Radien bewegen, ist aber dennoch sicher nicht das „Trailmonster“ unter den Gravel Bikes. Auch mal ein Trail, gerne, für Trail verliebte Gravel Biker*innen gibt es aber bessere Maschinen.
Das ist uns aufgefallen
- Komfort Der sehr hohe Komfort am Sattel beeindruckt. Im Gesamtbild führt er aber dazu, dass man vorne etwas Dämpfung vermisst, obwohl das Orbea an der Front nicht zu den gnadenlos harten Gefährten gehört, sondern gefühlt eher in der Mitte liegt.
- Design Ob ein Bike gut aussieht, kann man nicht testen, Farbe und Formen des Orbea Terra 2022 fanden aber viel Zuspruch – das ist nicht immer so bei Testbikes, auch wenn sie immer neu und glänzend zur ersten Ausfahrt rollen.
- Laufräder zuverlässig und gut gedichtet, da mit bewährter Campagnolo-Technik, aber etwas schwer für ein Bike dieser Preisklasse.
- Tolles Staufach Gibt’s auch an den Einstiegsmodellen und ist in dieser Preisklasse sonst nicht zu haben.
- Für wen? Leistungsorientierte Fahrerinnen, die Wert auf ein agiles, direktes Fahrverhalten legen und ein cleanes Design. Obwohl Orbea ausdrücklich Aero am Gravel Bike nicht wichtig findet, ist das Terra mit dem cleanen Design und dem Staufach sicher auch in dieser Hinsicht gut aufgestellt.
- Für wen besser nicht? Bikepacker*innen mit Hang zu viel Gepäck, Leute, die das Gravel Bike auch als MTB-Ersatz nehmen.
Alternativen zum Orbea Terra 2022
Das Orbea Terra bewegt sich in der Mitte der Gravel Kategorie und es gibt insofern eine Vielzahl alternativer Gravel Bikes, preislich sind es jedoch vor allem die Angebote großer Marken, die ähnlich aufgestellt sind. Deshalb hier nur ein paar Beispiele:
Trek Checkpoint Hier gibt es ebenfalls ein Staufach und innenliegende Züge, die Geometrie ist jedoch progressiver mit längerem Reach und ebenfalls deutlich längeren Kettenstreben. Das günstigste Carbon-Modell Checkpoint SL 5 ist bei ähnlicher Ausstattung rund 700 € teurer als das günstigste Orbea (Terra M30 Team). Dafür gibt es bei Trek die hervorragende IsoSpeed-Federung an der Sattelstütze.
Rose Backroad Carbon Das Rose Backroad sieht dem Orbea Terra etwas ähnlich und auch die Geometrie ähnelt sich ziemlich. Zwar hat das Backroad (55) einen etwas steileren Lenk- und Sitzwinkel, aber man dürfte auf beiden Bike ähnlich sitzen. Auch der Preis für das Basis-Modell liegt auf gleichem Niveau. Ein Staufach gibt es bei Rose nicht, das Rahmengewicht ist ebenfalls vergleichbar. Zum Test des Rose Backroad.
Specialized Diverge Auch ein Gravel Bike mit Staufach im Rahmen, aber auch viel teurer, genau 1.000 € mehr sind in für das Basismodell mit Carbonrahmen Diverge Sport fällig. Dafür gibt es hier die sehr gute Future Shock Frontfederung dazu und ein sehr ausgewogenes Fahrverhalten, das uns im Test vollkommen überzeugte. Zum Test des Specialized Diverge.
Cube Nuroad C:62 In Sachen Geometrie ähneln sich das Cube Nuroad 2022 und das Orbea Terra 2022 ziemlich, insofern ist das Cube Carbon Gravel Bike die naheliegendere Alternative. Die Sitzposition fällt allerdings etwas komfortabler aus. Das Basis-Modell C:62 Pro ist rund 700 € günstiger als das Orbea Terra M30 Team in vergleichbarer Ausstattung, bietet aber keine innenliegende. Züge am Cockpit und kein Staufach. Zum Test des Cube Nuroad C:62 SL.
Test-Fazit: Orbea Terra 2022
Das Orbea Terra 2022 kombiniert ausgesprochen agiles Fahrverhalten und direkten Antritt mit einem sehr guten Komfort am Sattel, was ihm eine gewisse Alleinstellung verleiht. Das Staufach im Rahmen bei der Jagd nach Speed auf dem Gravel ebenso eine sehr willkommene Einrichtung wie die Integration der Kabel. Unterm Strich eines der dynamischsten Gravel Bikes am Markt für einen fairen Preis.
Pro / Contra
Pro
- Agiles Fahrverhalten
- Staufach
- Viel Komfort am Sattel
- Konsequente Auslegung für feinen Gravel
- Faire Preise
Contra
- Wenig Bikepacking Montage-Punkte
- Eher schwere Laufräder
Was sagt ihr zum neuen Orbea Terra 2022?
Testablauf
Das getestete Fahrrad wurde während eines Events für eine Gravel Bike Runde von 2 Stunden von 2 Testfahrern gefahren. Die Dauer und Länge sowie die Umstände der Testfahrten sind im Test vermerkt. Das Rad stand nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Das Rad wurde jedoch in der Größe passend zum Tester gewählt, alle nötigen Anpassungen wie Luftdruck, Bremseinstellungen wurden durch die Tester vorgenommen und sind ebenfalls vermerkt.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
Noch mehr Gravel Bike-Tests auf Rennrad-News auf Rennrad-News:
- Giant Revolt Advanced Pro 1 Test: Anspruch auf die Gravel-Allrounder Krone
- Trek Checkmate SLR 7 AXS Test: Gelungener Gravel-Schachzug
- Lapierre Crosshill CF – erster Test: Feine französische Gravel Bike Art?
- Neues Cube Nuroad C:62 EX im Test: Highend-Graveln für 3.000 €
- Neues Ghost Asket CF – erster Test: Feines Gravel Bike fürs Grobe
- Commencal 365 Test: Einfach mal Metal-graveln gehen
- Marin Headlands Test: Adventure Gravel Bike für Genießer
- Propain Terrel CF Gravel Bike im ersten Test: Jetzt graveln sie auch noch
- Neues Cervélo Áspero 2024 im ersten Test: Mit dem Zweiten gravelt man besser
- Neues Rose Backroad FF Race Gravel Bike im Test: Bestimmt für Bestzeiten
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