Orbit 360 – 8 Gravel-Berichte Zwischen Spin Spark und Terra Trail

Die Orbit 360-Serie wollte Gravelfahrer*innen in Pandemie-Zeiten zusammenbringen – aber nur online. Das Mittel: eine Selektion ebenso anspruchsvoller wie sorgsam ausgesuchter Gravelrouten, von denen die Teilnehmer*innen so viele wie möglich fahren sollten – und hinterher oder dabei im Netz darüber berichten. Timo Rokitta hat 8 von 18 Orbits gemacht. Hier lest ihr seinen Orbit 360 Bericht.
Titelbild

Orbit 360 – die Anlaufbahn zur Umlaufbahn

Aufgrund der Pandemie 2020 in Deutschland waren viele Bike-Events abgesagt worden – was jedoch nicht das Ende des Gravel-Radsports bedeutete. Der Organisator Raphael Albrecht und sein Team sahen darin eher einen Neuanfang. Sie wollten die besten Gravel-Routen Deutschlands mit der Offroad-Community teilen. Von diesem Moment an war die Orbit360-Serie geboren. Die erste Schotter-Abenteuerserie, in der Fahrer*innen unabhängig voneinander und gegeneinander antreten können!

Auf die Gravel-Umlaufbahnen begab sich Timo Rokitta mit einem Allied Able
# Auf die Gravel-Umlaufbahnen begab sich Timo Rokitta mit einem Allied Able - und stets 1,5 Liter Cola in den Trinkflaschen, wie wir in seinem Bericht erfahren.

Diashow: Orbit 360 – 8 Gravel-Berichte: Zwischen Spin Spark und Terra Trail
Ein alter verfallener Eisenbahntunnel auf der schwäbischen Alb durchquert werden.
Abgelegene Bauernhöfe säumten den Track im Odenwald.
Einsame Pisten im ehemaligen Grenzgebiet an der deutsch-deutschen Grenze.
Unzählige Windräder säumten den Weg durch den Odenwald.
Beim Taunus Orbit ging es ständig hoch und runter am Rhein.
Diashow starten »

Ein GPS-Gerät ist zum Nachfahren der Routen nötig.
# Ein GPS-Gerät ist zum Nachfahren der Routen nötig.
Ein guter Pannenschutz ist ebenfalls empfehlenswert, wie Timo erfuhr.
# Ein guter Pannenschutz ist ebenfalls empfehlenswert, wie Timo erfuhr.

Der Modus: Die Fahrer*innen können ihre Orbits aus 18 verschiedenen, von bewanderten Gravelbikerinnen der Region erkundeten Routen auswählen und dabei Punkte sammeln. Das Zeitfenster, um so viele Routen wie möglich zu bewältigten, wurde für zehn Wochen geöffnet, und die Starterinnen konnten zu jeder gewünschten Zeit und an jedem beliebigen Ort entlang des Orbits auf Tour gehen. Anschließen waren die Fahrer*innen aufgefordert, ihre Tracks auf dem Tourenportal Komoot hochzuladen, um in die Wertung zu kommen – auf diese Weise entstanden übrigens auch viele Tourenberichte, die man auf dem Portal nachlesen kann. Abgeschlossene Orbits wurden in einer virtuellen Bestenliste aufgeführt. Raphael konnte mich davon überzeugen, acht Tracks der Orbit-Serie zu fahren und so begann ich zu planen, welche Routen ich wann und wo fahren würde.


Allied Able von Timo im Leserbike-Check

Orbit 360 – Spin Spark

Mein erster Orbit war der Spin Spark im Ruhrgebiet mit 156 Kilometern und 2.200 Höhenmetern. Für diesen Orbit bin ich fast 3 Stunden mit dem Auto angereist und startete an einem Waldparkplatz bei Ratingen. Der Spin Spark hatte viele trailige Abschnitte mit Wurzeln und steilen Abfahrten und war teilweise sehr schlammig. Aber die schnellen Pisten am Ende der Strecke machten die anstrengenden Abschnitte wieder wett. Ich war in unter 8 Stunden wieder zurück von der Tortour.

Komoot Kosmos im Taunus

Eine Woche später startete ich zu einem der härtesten Orbits, dem Komoot Cosmos im Taunus mit 186 Kilometern und 3.770 Höhenmetern. Bei heiß-feuchten Temperaturen ging es zunächst bei Rüdesheim malerisch hoch in die Weinberge und entlang des Rheins. Die Strecke führte weiter über schnelle Hänge durch die steilen Weinberge auf ein Plateau und dann hinunter zur Lahn. An einer Tankstelle hatte ich 1,5 Liter Cola in meine Flaschen gefüllt und danach war ich bereit für den Rest der Strecke. Am Ende der Strecke ging es über einen anspruchsvollen und schlammigen Trail hinunter nach Wiesbaden. Ein Regenschauer verwandelte die Piste in eine rutschige Angelegenheit. Ich war unerwartet schnell und konnte die Route in weniger als 10 Stunden absolvieren. Aufgrund der dampfigen Temperaturen war dies jedoch anstrengender als gedacht.

Beim Taunus Orbit ging es ständig hoch und runter am Rhein.
# Beim Taunus Orbit ging es ständig hoch und runter am Rhein.
Beim Ruhrpott Orbit gab es viele kurze knackige Anstiege.
# Beim Ruhrpott Orbit gab es viele kurze knackige Anstiege.
Er war aber mit minimaler Ausrüstung unterwegs.
# Er war aber mit minimaler Ausrüstung unterwegs.
In sein Rapha Trikot passten 6 Fresubin Drinks sowie 6 Silberlinge für unterwegs.
# In sein Rapha Trikot passten 6 Fresubin Drinks sowie 6 Silberlinge für unterwegs.
Glücklich im Ziel nach knapp 8 Stunden auf dem ersten Orbit im Pott.
# Glücklich im Ziel nach knapp 8 Stunden auf dem ersten Orbit im Pott.

Votec Warp auf der Alb

Meinen dritten Orbit, den Votec Warp, fuhr ich auf der Schwäbischen Alb. Nach dem Start in Balingen war der erste Anstieg extrem steil. Der Weg ist nicht befahrbar und sogar zu Fuß kaum zu erklimmen. Der Rest der Strecke glich dies jedoch mehr als aus. Über wunderschöne weiße Schotterpisten, die aussehen wie die „Strade Biance“ in der Toskana ging es zum Zeller Horn. Von hier hat man einen fantastischen Blick auf die alte Burg Hohenzollern.

Danach befand ich mich im Gravelparadies Süddeutschlands. Nun ging es über traumhaft weiße Schotterpisten in Richtung Süden. Zuerst über ein Plateau, dann entlang einer kleinen Eisenbahnlinie und danach entlang eines kleinen Flusses. In Sigmaringen erreichte ich in der Nähe des imposanten Schlosses die Donau. Jetzt führte der Track flussauf auf dem Radweg, mal auf Schotter, mal auf Trails.

Bei Fridingen war geplant, die Donau über große Steinblöcke zu überqueren. Aber der Wasserstand war zu hoch und die Strömung zu stark. Nach einem Umweg war ich wieder auf dem Track unterwegs. Das letzte Drittel der Strecke war dann wieder sehr hügelig – aber ich kam in weniger als acht Stunden mit 178 Kilometern und 2.425 Höhenmetern zurück zum Start.

Majestätisch hoch über der noch jungen Donau, das Schloss der Hohenzollern in Sigmaringen.
# Majestätisch hoch über der noch jungen Donau, das Schloss der Hohenzollern in Sigmaringen.
Die malerische Altstadt von Ingolstadt kurz vor Sonnenuntergang.
# Die malerische Altstadt von Ingolstadt kurz vor Sonnenuntergang.
Vom Inselsberg am Rennsteig ging es fast nur noch bergab.
# Vom Inselsberg am Rennsteig ging es fast nur noch bergab.
Sonnenaufgang am Karlsplatz in Eisennach vor dem Orbit Thüringen.
# Sonnenaufgang am Karlsplatz in Eisennach vor dem Orbit Thüringen.
Frühmorgens beim Orbit Odenwald – der Blick auf das Schloss und zum Königstuhl.
# Frühmorgens beim Orbit Odenwald – der Blick auf das Schloss und zum Königstuhl.

Eleven Earth im Odenwald

Der vierte Orbit, den ich als Abschluss in der ersten Hälfte der Orbit-Serie fuhr, war der Eleven Earth im Odenwald. Da mein gewählter Ausgangspunkt nur eine Stunde von meinem Zuhause entfernt war, hatte ich mich entschieden um 5 Uhr in der Früh zu starten – auch, weil es ein langer Tag im Sattel werden würde. Die Wetteraussichten waren relativ ungünstig, mehr als 30 feuchtheiße Grad sollten es werden. Ich hatte meinen Startpunkt so gewählt, dass ich gleich zu Beginn die härtesten Anstiege in der Nähe von Heidelberg befahren konnte. Also ging es zuerst hoch zum Königstuhl und nach der Abfahrt hinunter nach Heidelberg hoch zum „Weißen Stein“. Nach diesen ersten beiden Bergen warteten 16 weitere kategorisierte Anstiege auf mich.

Ich konnte auf den Abfahrten nicht viel Zeit gegenüber den Anstiegen gewinnen, da es sehr oft technisch auf engen Trails in die Täler ging. Unterwegs musste ich meine Flaschen dreimal nachfüllen, die Temperaturen waren doch sehr unangenehm. Wie immer machte ich keine Pausen und hielt nur kurz an, um Wasser nachzufüllen oder abzulassen. Trotzdem schaffte ich es, nach knapp 11 Stunden wieder zurück zu sein. Unter diesen Bedingungen war nach 200 Kilometern und weit über 4.385 Höhenmetern einfach nicht mehr möglich.

Nach den ersten vier Orbits hatte ich eine Gesamtstrecke von über 700 Kilometern und über 13. 000 Höhenmeter in meinen Beinen. Ich war gespannt, was mich auf den nächsten Orbits noch so alles erwartet.

Big Bang in der Rhön

Meinen fünften Orbit fuhr ich der Rhön. Der Orbit heißt Big Bang und ist mit 160 Kilometern und 3.350 Höhenmetern eine mittelschwere Angelegenheit. Ich kannte das Gebiet an der ehemaligen DDR-Grenze vom bekannten „Bimbach““-Radmarathon, an dem ich schon mehrmals teilgenommen hatte.

Ich konnte mein Auto am auf einem Parkplatz am Rande der Kleinstadt Fulda ohne Probleme abstellen. Bei kühlen 11 Grad startete ich um Punkt 6.00 Uhr. Nach wenigen Kilometern ging es bereits steil bergauf auf Schotter. Da es noch früh am Morgen war, begegnet ich vielen Tieren im Wald. „The big 3“, wie die Amerikaner so schön sagen, liefen mir geradezu ständig über den Weg: Neben Rehen und Kaninchen sah ich auch viele Eichhörnchen im Rhöner Wald.

Unzählige Windräder säumten den Weg durch den Odenwald.
# Unzählige Windräder säumten den Weg durch den Odenwald.
Schnelle Pisten und Sonnenblumenfelder bei Orbit Fränkische Alb.
# Schnelle Pisten und Sonnenblumenfelder bei Orbit Fränkische Alb.
Perfekte Gravelpisten im malerischen Altmühltal.
# Perfekte Gravelpisten im malerischen Altmühltal.
Ein alter verfallener Eisenbahntunnel auf der schwäbischen Alb durchquert werden.
# Ein alter verfallener Eisenbahntunnel auf der schwäbischen Alb durchquert werden.
Einsame Pisten im ehemaligen Grenzgebiet an der deutsch-deutschen Grenze.
# Einsame Pisten im ehemaligen Grenzgebiet an der deutsch-deutschen Grenze.
Alter Lochplattenweg beim Orbit Rhön am ehemaligen „Todesstreifen“.
# Alter Lochplattenweg beim Orbit Rhön am ehemaligen „Todesstreifen“.

Ich fuhr 85 Kilometer ohne Pause bis nach Heimboldshausen. An einer Tankstelle befüllte ich meine Flaschen mit 1,5 Litern Cola und dann ging es rund um den beeindruckenden „Monte Kali“ weiter. An der Gedenkstätte „Point Alpha“ fuhr ich auf alten Lochblechwegen direkt auf den alten Todesstreifen. Die gut erhaltenen Grenzanlagen erinnern heute noch an die Zeiten des Kalten Krieges.

Extrem steil und rutschig ging es später in einem Aufstieg in einem dunklen Wald bis auf fast 700 Meter. Von hier führte der Weg weiter in Richtung Fulda durch die Milseburger Kuppenrhön. In dem ersten, 200 m langen, beleuchteten Milseburger Tunnel liegt die Temperatur das ganze Jahr über nur bei etwa 8° bis 10°.

Bei einer steilen Abfahrt auf einem schmalen Singletrail überschlug ich mich im Zeitlupentempo und verstauchte mir dabei den Daumen. Ich gab jetzt Vollgas, weil ich in weniger als 8,5 Stunden ins Ziel kommen wollte. Kurz vor Fulda begann mein Hinterrad wie ein wild gewordener Stier zu springen. Wie sich später herausstellte, ist die Karkasse im Innern des Reifens gerissen und musste ausgetauscht werden. Ich schaffte es trotzdem noch, in 8 Stunden und 28 Minuten wieder an meinem Auto in Fulda anzukommen.

Lunar Loops in Thüringen

Zwei Wochen später nach meiner Reise in die Rhön fuhr ich in den Osten zum Orbit Thüringen mit dem Namen „Lunar Loops“. Die Nacht verbrachte ich entspannt im schönen alten Eisenach unterhalb der bekannten Wartburg. Um 8.00 Uhr machte ich mich auf den Weg in Richtung Norden. Nach 25 Kilometern hatte ich schon fast 500 Höhenmeter erklommen, doch danach wurde es erst richtig hart. Auf den schmalen Waldwegen, die extrem schlammig waren, rutschte ich mehr als ich fuhr. In einer steilen Abfahrt musste ich zweimal vom Rad und konnte einen Überschlag nur mit viel Glück vermeiden. Der anschließende „Hörselberg Trail“ war kaum zu finden und genauso schlecht zu befahren. Viele Steine und Wurzeln erschwerten dabei das Fahren – diese Abschnitte waren absolut keine Gravelstrecken.

Blick auf die Ohratalsperre bei Oberhof beim Orbit Thüringen.
# Blick auf die Ohratalsperre bei Oberhof beim Orbit Thüringen.

Danach wurde es flacher und ich konnte schnell zu den härtesten Anstiegen des Tages fahren. Von Georgenthal ging es steil bergauf zum Wintersportort Oberhof. Ich passierte die Skisprungschanze und das weltberühmte Biathlonzentrum am Rennsteig. Hier konnte ich mit 69,4 km/h in die Kompression hinabschießen und den anschließenden Anstieg fast ohne zu Treten hochfahren.

Der Rennsteig verläuft immer entlang des Thüringer Waldes – es machte großen Spaß, mit einem Gravelbike hier zu fahren, auch wenn es manchmal sehr grobschottrig ist. Kurz vor dem höchsten Punkt, dem Großen Inselsberg, bemerkte ich, dass mein Hinterrad Luft verliert. Beim anschließenden rasanten Downhill entwich plötzlich die komplette Luft aus dem Hinterreifen. Eine Reparatur war unmöglich und nach 140 Kilometern musste ich die Segel streichen – DNF.

Eine Woche später startete ich wieder auf der gleichen Strecke. Ich hatte jetzt die Reifen gewechselt – statt der dünnen und schnellen Panaracer Gravelking Slicks in 650Bx42 hatte ich nun den Gravelking SS+ in 650Bx48 (-> Panaracer Gravelking Semislick Plus im Test) montiert. Obwohl dieser Reifen zwar etwas langsamer rollt, haftet er besser im Gelände und ist viel pannensicherer. Ich konnte damit den Orbit Thüringen mit 170 Kilometern und über 3.000 Höhenmetern ohne Pannen in weniger als 9 Stunden absolvieren.

Plutonic Piste im Harz

Am nächsten Samstag war ich dann bereits wieder auf grobem Schotter unterwegs. Der Orbit „Plutonic Piste“ im Harz stand vor der Tür. Ich übernachtete in der Kleinstadt Bad Lauterberg und kam wegen des späten Frühstücks im Hotel erst um 9.00 Uhr auf die Strecke. Ich wollte wieder zuerst die längsten Anstiege fahren – das Prinzip hatte sich auf der Orbit-Serie bewährt.

Am höchsten Punkt der Strecke ging es dann mit knapp 80 km/h eine breite und gut ausgebaute Straße hinunter, bevor der Weg auf den sogenannten „Dammgrabenweg“ führte. Hier traf ich einen weiteren Orbit- Fahrer, den ich an diesem Tag noch mehrmals gesehen habe. Der Dammgrabenweg war angenehm zu fahren, er liegt meist im Schatten und liefert frisches Quellwasser und ist meist flach.

Danach folgte eine kurze Abfahrt. Diese endete mit einem kleinen Bach, der über eine kleine Brücke überquert werden konnten, bevor es wieder über eine breite Schotterstraße hochging. In der historischen Stadt Wernigerode befüllte ich in einer Gaststätte meine Flaschen mit kalter Cola. Das Thermometer zeigte hier über 30 Grad an und es wurde jetzt immer anstrengender auf dem ständigen Auf und Ab. Nach vielen mehr oder weniger langen und steilen Anstiegen traf ich den anderen Orbiter beim vorletzten Anstieg wieder. Zu zweit war die Qual des finalen 12%-igen Anstiegs nach 160 Kilometern leichter zu ertragen. Die letzte Abfahrt war dann ein Schottertraum – zuerst auf einem breiten Weg, dann ab einem Stausee auf einer breiten Straße hinunter zum Ziel in Bad Lauterberg. Nach genau 8 Stunden absolvierte ich meinen 7. Orbit mit 164 Kilometern und 2.885 Höhenmetern. Jetzt hieß es nach 3 harten Orbit-Wochenenden zu regenerieren und dann den 8. und letzten Orbit Anfang August zu finishen.

Abgelegene Bauernhöfe säumten den Track im Odenwald.
# Abgelegene Bauernhöfe säumten den Track im Odenwald.

Terra Trail in Bayern

Meinen 8. und letzten Orbit mit dem Namen „Terra Trail“ fuhr ich im Freistaat Bayern. Ich startete in Ingolstadt, der Stadt der Illuminaten und Frankensteins. Auf schnellen Schotterpisten und mit leichtem Rückenwind ging es nach Westen. Unterwegs traf ich in dieser abgelegenen Landschaft kaum Menschen. Bei Eichstätt leuchteten auf den Hügeln die hellen Steinbrüche, in denen schon viele Fossilien gefunden wurden.

Entlang des Altmühltals führte der Orbit in einen Singletrail, der hoch oben auf einem Gleitschirmstartplatz endete. Großer Fahrspaß kam auf, als ich regelrecht über die breiten Schotterpisten durch die üppigen Wälder und kargen Täler flog. Nach der Hälfte der Strecke erreichte ich Kinding. An einer Tankstelle füllte zum letzten Mal meine Flaschen mit der obligatorischen Cola und aß zur Feier des Tages noch schnell einen Schokoriegel. Dann bezwang ich den steilsten Anstieg dieses Orbits mit 24 %, zum Glück war dieser schmale Weg asphaltiert.

Nach einer schönen Abfahrt war ich in Riedenburg. Entlang des Main-Donau-Kanals sah ich hoch oben das malerische Schloss Prunn. Nach diesem flachen Abschnitt ging es über Waldwege wieder hoch und runter um Kilometer zu machen. Ich war hier auf dem Jakobsweg, der von Hopfenfeldern gesäumt war. Nicht mehr weit davon begann der Köschinger Wald. Die letzten Kilometer führten dann als „Tour d`Honneur“ über Schotterpisten hinunter nach Ingolstadt. Nach fast 8 Stunden und 30 Minuten und kurz bevor der Regen einsetzte, hatte ich meinen 8. und damit letzten Orbit im Jahr 2021 beendet.

Nach 8 beziehungsweise 9 Orbits (einmal DNF) erwartete ich erwartungsvoll die finale Rangliste, die dann am 17.08.2021 online ging. In der Gesamtwertung aller Fahrer/innen konnte ich die angestrebte Top10-Platzierung erreichen und die Orbit 360 Serie auf Platz 8 beenden. Noch größer war jedoch die Freude mit Blick auf die Altersklasse über 40 Jahre – hier konnte ich als 54-jähriger Gravelbiker souverän den Sieg feiern.

Schmaler steiler Singletrail im Ruhrgebiet Orbit.
# Schmaler steiler Singletrail im Ruhrgebiet Orbit.

Infos Orbit 360-Serie

Insgesamt 18 Orbits hat der Initiator der Serie, Raphael Albrecht, unter dem Dach Orbit 360 versammelt und ihr Befahren befördert. Das Scouten übernahmen „Locals“, die auf den Gravelwegen ihrer näheren und ferneren Umgebung ihre Runden drehen oder Freunde auf Strava und Co. haben, die dort ihre Runden drehen. Das Tolle daran: Das Zeitfenster zum Fahren innerhalb der Wertung ist zwar geschlossen, die kuratierten Strecken sind aber weiterhin zum Nachfahren zugänglich.

Strecken und GPS-Daten

Alle Strecken finden sich auf einer Kollektion von Orbit 360 auf Komoot.

Beste Reisezeit

Wir würden sagen: Der bevorstehende goldene Herbst sollte bei allen Orbits noch ein paar Highlights für lange Stunden im Sattel bereithalten.

Plant ihr für den Spätsommer noch lange Gravel Rides?


Hier findet ihr mehr Rennradreisen und Touren auf Rennrad-News:

Text/Fotos: Timo Rokitta

17 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Sehr schöne Sache vom Timo. Fix unterwegs! Die von ihm gefahrenen Orbits haben eine große Schnittmenge mit meinen. Ganz im Osten war ich gar nicht, habe dafür mal ganz im Norden in der Lüneburger Heide geschnuppert. Der entsprechende Orbit hat mir (neben vielen anderen) auch sehr gefallen.

    Und den Harz hätte ich gerne als achten Orbit noch gefahren. Nun ja - vielleicht mache ich das außerhalb der Saison einfach mal so. Oder ich schaue mal, wie sich im Vergleich der NRW Orbit mit dem MTB fährt. Das ist nämlich der einzige von mir befahrene Orbit dieser Saison, wo ich ein MTB für zumindest halbwegs sinnvoll und wettbewerbstauglich erachte. Obgleich es auch dort einiges an flacher Strecke und sehr fein gekiesten Radwegen bzw. auch Asphalt hat.

  2. Das hat mich besonders in der Rhön genervt! Der Grund ist vermutlich ganz banal: die Strecken wurden im Winter gescoutet und sind dann im Sommer ruckzuck zugewuchert.
    Ja, der Rhön-Orbit ist nach meiner Wahrnehmung deutlich unterdurchschnittlich. Von 7 gefahrenen Orbits, von denen ich 6 zwischen 7/10 bis 10/10 Punkten werte, haut für mich der Rhön-Orbit mit nur 4/10 Punkten negativ raus. Der ist einfach schlecht gescoutet (oder die Philosophie des Scouts hat nichts mit meiner Auffassung einer schönen, gut zu fahrenden, gerne auch herausfordernden Route zu tun). Da war einfach kein Flow drin, Wegewahl beliebig, diverse Stellen mit erkennbar wenig Gedanken über die Entwicklung über Vegetationsperioden hinweg eingebaut etc. Bei manchen Stellen war ich mir auch unsicher, ob das ein nicht bemerkter Komoot-Glitch war, der dem Ersteller eine (teilweise schon mal leicht im ersten Durchlauf zu übersehende) Falle gestellt hat oder bewusst / unbedacht schlecht/fies geplant war. Beides von meiner Seite aus kein Kompliment an den Scout, dessen bin ich mir bewusst...
  3. So unterschiedlich (wird hier ja nicht zum ersten Mal festgestellt) können die Auffassungen und Eindrücke sein. Mir haben das Jammertal
    ich mag die Strecke sehr, nur nicht am Wochenende, wo man mehr im Gestrüpp steht und Leute vorbei läßt als zu fahren. Ist ein typischer Hotspot an der Lahn.

    und auch die Trails vor Wiesbaden super gefallen. Da ist ja auch wenig wirklich Technisches dabei und alles sehr flowig und der Untergrund hat genau den richtigen Grad an Bindigkeit und Wurzelfreiheit.
    Bei mir waren die total seifig. Als Wiesbadener Local hätte ich die Trails weiter östlich gewählt: mehr Flow, weniger Matsch! Nach 11h Fahrzeit fand ich das einfach zu grenzwertig!
  4. ich mag die Strecke sehr, nur nicht am Wochenende, wo man mehr im Gestrüpp steht und Leute vorbei läßt als zu fahren. Ist ein typischer Hotspot an der Lahn.


    Bei mir waren die total seifig. Als Wiesbadener Local hätte ich die Trails weiter östlich gewählt: mehr Flow, weniger Matsch! Nach 11h Fahrzeit fand ich das einfach zu grenzwertig!
    Von den Orbits (2020 + 2021; Berlin, Brandenburg, MV), die ich bisher gefahren bin, hätte ich keinen am Wochenende fahren wollen. Irgendwo gibt es immer viel zu stark frequentierte Abschnitte, bei denen man (eigentlich) länger Schritttempo fahren muss.
  5. Von den Orbits (2020 + 2021; Berlin, Brandenburg, MV), die ich bisher gefahren bin, hätte ich keinen am Wochenende fahren wollen. Irgendwo gibt es immer viel zu stark frequentierte Abschnitte, bei denen man (eigentlich) länger Schritttempo fahren muss.

    Ich würde mal behaupten in den meisten Bundesländern möchte man am Wochenende nahezu nirgendwo fahren, weil alles überlaufen ist sowohl von Wanderern und Radfahrern (egal ob mit E, MTB, oder Gravel)...

    Da Bedarf es vielerorts dringend einer Lenkung der Ströme und nicht genereller Trailverbote für Wanderer UND Biker wie z.B. in Königswinter im Siebengebirge.
Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: