Paris Roubaix 2019
Die Räder der Profis für die Pavés
Jan Gathmann
Die Räder der Profis bei Paris-Roubaix 2019: Wie bereitet man ein Rennrad darauf vor, mit 50 km/h und mehr quasi blind über Kopfsteinpflaster aus Napolenos Zeiten zu bügeln? Zwei Hersteller brachten vor Roubaix eigens dafür neue Bikes: Pinarello das Dogma FS und Specialized das Roubaix. Diese und 19 andere Pro-Bikes mit den Lösungen der Mechaniker findet ihr in der Fotostory über die Rennräder für die Pavés von Paris-Roubaix.
Am Morgen von Paris-Roubaix machen drei Arten von Geräuschen den Klang der Stadt in den leeren Straßen aus: Das Rollen der Rollkoffer auf dem Weg zum Bahnhof, das Zwitschern der Vögel und das Piepen der Abschleppwagen, die in Kolonnen die Autos von den Straßen schleppen. Sie schaffen Platz für das Peloton, das um 11:00 Uhr von der Stadt an der Oise die lange Anfahrt zu den Pavés in der Hölle des Nordens startet. Wer einen Blick auf die Räder für das härteste Eintagesrennen der World-Tour werfen will, muss hierhin kommen und die Avenue Royale aufsuchen. Dort und auf dem Schlossplatz nehmen die Busse der Pro-Teams Aufstellung. Es gibt kein System, die Ersten, die kommen, parken direkt am Start vor dem Schloss, die letzten am Ende der Avenue. 2019 holte Astana hier den ersten Platz vor dem Schloss.
Vor den Bussen reihen die Mechaniker der Teambikes auf. Es ist wie im Museum: Anfassen verboten! Betrachtet man den Ausgang des Rennens von Paris-Roubaix wie ein F1 Rennen, dann gewann Specialized die Hersteller-Wertung. Aber der Vergleich hinkt. Denn die Kalifornier sind neben Canyon die einzige Marke, die zwei Teams mit Werksrädern ausstattet. Und zweitens ist eines davon die Klassiker-Spezialisten-Gruppe von Deceuninck-Quick-Step und das andere, Bora-Hansgrohe, hat Sagan.
Materialwahl (und Glück) spielen bei Paris-Roubaix dennoch eine größere Rolle als bei anderen Eintagesrennen. Vor allem sind es die Reifen, die über Wohl und Wehe auf dem Kopfsteinpflaster entscheiden. Denn die Gefahren, die lauern, sind kaum zu meistern. Oft wenn es trocken ist, nehmen die Pros zum Beispiel den Seitenstreifen neben dem Pflaster, um Kraft zu sparen. Aber auf dem harten Ackerboden liegen kleine spitze Steine. Und mancher abgesackte Pflasterstein, lässt noch eine kleine fiese, spitze Kante herausgucken. Wer in der Mitte fährt, muss mit drei oder mehr Zentimeter weit herausstehenden Kanten rechnen, die man nicht früh sehen kann, weil der Vorherfahrende den Blick versperrt.
Diashow: Paris Roubaix 2019: Die Räder der Profis für die Pavés
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#Die FMB Schlauchreifen tragen den Namen des Rennens. 30 mm sind eine häufige Wahl
Die Reifen für Paris-Roubaix
Die große Mehrheit der Teams entscheidet sich für Schlauchreifen, um zumindest die Gefahr von Durchschlägen zu mindern. Und um den Fahrern trotzdem etwas Komfort durch niedrigeren Druck zu geben. Denn wer weniger Erschütterungen ausgesetzt ist, bleibt länger frisch. Und wenn die Reifen bei jeder Kante weniger stark angehoben werden, bleibt mehr Energie für den Vortrieb übrig, man spart also auf dem Pflaster ein paar Watt. Um dennoch auf dem Asphalt mit weniger Druck leicht zu rollen, gilt es einen guten Kompromiss für den Reifendruck zu finden. Der liegt erstaunlich niedrig. Zwischen 4,3 und 5,0 bar gaben die Mechaniker an, in die 30 mm breiten Pneus zu füllen. Dabei geht es wie beim Cyclocross um die Nachkommastelle.
#Der Druck wird genau eingestellt – das war der Endwert bei Argon 18 mit 30 mm Reifen
#Der FMB Paris Roubaix war am häufigsten zu sehen - Hier bei Sky in 27 mm
#Der andere dominante Reifen war der Vittoria Corsa Control - Hier am Ridley mit der neuen Graphene 2.0 Gummimischung
#Auch Wout van Aert fuhr den Vittoria Corsa Control - 28 mm war die einzige Breite, die wir vom Control gesehen haben. Hier auf Dura Ace C50 Laufrädern als Schlauchreifen
#An diesem UAE-Teambike war der Vittoria Corsa Control in 28 mm montiert - Nicht in 25 mm, wie bei Alexander Kristoff
#Ebenfalls Vittoria Corsa Control Schlauchreifen in 28 mm auf Enve bei Dimension Data
#Specialized S-Works Turbo Schlauchreifen am Roubaix von Stybar – der Spielraum bis 33 mm wurde nicht ausgeschöpft - Auch Bora-Hansgrohe fuhr den Specialized Pneu
#Katusha Alpecin setzt auf Conti Pro Ltd Schlauchreifen - Die Korbacher fertigen für Roubaix Versionen mit einer extra Lage Pannenschutz
#Schwalbe G-One Speed Schlauchreifen in ca. 30 mm am Look von Delko-Marseille
#30 mm Maxxis Schlauchreifen mit Profil wie bei FMB am Factor von Roompot
#Vredestein hat offensichtlich einen ähnlichen Reifen in 30 mm für Team AG2R
#Einzelgänger: Den Michelln Power Competition gibt's nur bei Kuota (Cofidis)...
#...gut eingefahrene Hutchinson Schlauchreifen nur am Wilier von Total-Direct Energie
#Mitchelton-Scott fuhr den Pinarello P-Zero als Schlauchreifen
Den genauen Druck wollte keiner verraten, Luftdruckchecker wurden abgezogen, wenn die Kamera in der Nähe war. Alexander Kristoff blieb bei Paris-Roubaix auf Tubeless-Reifen, weil er damit gute Erfahrung bei den Rennen bisher gesammelt hatte, wie er gegenüber Cyclingnews sagte, hatte aber damit 3 Platten und will das „Experiment“ nicht wiederholen. Ob die gewählte Breite von 25 mm oder die Tubeless-Technik hier der entscheidende Faktor sind – schwer zu beurteilen.
Die Übersetzungen
Bei Paris-Roubaix werden tendenziell dickere Gänge aufgelegt. Es gilt als günstig, mit viel Druck und weniger Frequenz über das Kopfsteinpflaster zu fahren. Eine typische Abstufung an der Kurbel ist zum Beispiel 54-46, aber auch 54-48 war zu sehen. Geringe Unterschiede in der Zähnezahl zwischen großem und kleinem Kettenblatt sind auch sicherer vor Kettenabwurf beim Umwerfergebrauch. Zusätzlich kommen eigentlich immer Kettenabweiser zum Einsatz. Trotzdem kam es zu Problemen mit Kettenklemmern (Wout van Aert). An den Teambikes von Trek-Segafredo war durchweg 1-fach montiert. Mit einem 52er als einzigem Kettenblatt und Chaincatcher. Dazu wählten die Fahrer die 10-26 12-fach Kassette von SRAM.
#...derKettenabwurf von Mailand-San Remo sollte sich so nicht wiederholen - Das Trek Domane von John Degenkolb
#52-Zähne 1-fach mit Kettenfänger am Rad von John Degenkolb...
#...kombiniert mit 10-26 12-fach Kassette der neuen Red eTap AXS Gruppe
#54er Kettenblatt an der FSA Powerbox am Argon 18 von Astana
#Cannondale Hollowgram/Power2Maxmit 53-44 am EF-Drapac Supersix Evo
#Flexibler Kompakt-Lochkreis mit 54er Kettenblatt am BH von André Greipel
#Rotor InPowerKurbel mit Non-Oval Kettenblättern am BMC von Dimension Data
Das Specialized S-Works Roubaix von Quick Step
#Das S-Works Roubaix in Team Geo von Styby - erkennbar auch am Tarn-Muster
Mit welchem Pro-Bike würdet ihr die Kopfsteinpflaster in Angriff nehmen?
Text/Fotos: Jan Gathmann
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