Das Wetter spielte zwar mit bei Paris-Roubaix 2018, aber trotz guter Bedingungen ohne rutschige Kopfsteinpflaster war die Austragung von vielen Stürzen und Defekten geprägt. Der belgische Fahrer Michael Goolaerts kam zu Fall und musste offenbar bewusstlos in ein Krankenhaus gebracht werden. Prominente Fahrer, die Sturzfolgen beklagten, waren Tony Martin und Sylvain Chavanel. Bei Kilometer 156,6 vor dem Ziel kam es zu einem Massensturz, der das Peloton vorübergehend teilte, aber sonst keine gravierenden Folgen hatte.
Alle großen Favoriten für den härtesten Frühjahrsklassiker waren am Morgen in Compiègne bei Paris an den Start gegangen. Hoch favorisiert: der Niederländer Niki Terpstra vom belgischen Klassikerjäger-Team Quick-Step, der bereits die Flandernrundfahrt am Wochenende zuvor gewonnen hatte. Sein Team hatte mit Philippe Gilbert und Zdenek Stybar dabei gleich mehrere Asse im Ärmel. Peter Sagan ließ sich vor dem Rennen nicht in die Karten blicken, zählte aber naturgemäß ebenso zum engeren Sieganwärterkreis wie Vorjahressieger Greg Van Avermaet oder der deutsche Sieger von 2015, John Degenkolb.
Als das Peloton in den wegen seines besonders schlechten Pflasters berühmt-berüchtigten Wald von Arenberg einfuhr, lag bereits ein bewegtes Rennen hinter den Fahrern. Mehrmals mussten Felder wieder zusammengeführt werden. Als erster fuhr der Deutsche Meister Marcus Burghardt in das 2,4 km lange Pflasterstück ein – als einer der ersten hinaus kam der Deutsche Nils Politt auf der Jagd nach einer zweiköpfigen Spitzengruppe um Philippe Gilbert, von denen sich aber niemand durchsetzen konnte. Politt fuhr weiter ein hervorragendes Rennen und sprintete am Ende in Roubaix auf Platz 7.
Richtig animiert wurde das Rennen um Kilometer 50 vor dem Ziel. Alle Favoriten zeigten sich jetzt vorne mit wechselnden Attacken. Tony Martin und Marcus Burghardt, auch John Degenkolb leisteten viel Tempoarbeit in dieser Phase. Richtig absetzen konnte sich aber keine Gruppe mit Spitzenfahrern. Stattdessen fuhren drei relative Außenseiter einen haltbaren Vorsprung raus. Und zu denen fur dann Peter Sagan mit der im Nachhinein rennentscheidenden Attacke und einem kürzeren Soloritt auf.
Paris-Roubaix: die letzten 35 km
Das Rennen ist in einer spannenden Phase. Es haben sich 3 Gruppen gebildet. 35,3 km noch zu fahren: 3 Fahrer an der Spitze: der Weltmeister Peter Sagan von Bora-Hansgrohe, der Schweizer Meister Sylvan Dillier von AG2R und der Belgier Jelle Wallay von Lotto-Soudal. Dahinter liegt eine große Favoritengruppe um Greg van Avermaet, in der unter anderem auch Terpstra, Vanmarcke und der Cyclocross-Weltmeister Wout Van Aert vom Veranda’s Willems-Crelan-Team vertreten sind. Van Aert ist bis hierhin ein super Rennen gefahren und hatte zwischenzeitlich mit Terpstra, Jasper Stuyven und Vanmarcke eine vierköpfige Verfolgergruppe auf das Sagan-Trio gebildet.
33,8 km vor dem Ziel will Politt allein aus Gruppe 3 vor zur Gruppe von Avermaet, die 50 sec hinter der Spitze sitzt. Das ist in Secteur 8b, der auch bei der Tour de France gefahren wird. Politt schafft es. Ganz vorne geht Sagan oft in die Führung. Als er aus dem Kopfsteinpflasterabschnitt ausfährt, scheint der Vorbau locker zu sein.
Sagan zieht während der Fahrt die Schrauben des Vorbaus mit dem Schlüssel aus dem Teamfahrzeug nach.
In Secteur 6, muss Jelle Wallays aus der Spitzengruppe reißen lassen. Sylvan Dillier kann zu dem Zeitpunkt nicht mehr viel zur Führungsarbeit beitragen. Trotzdem können Sagan und Dillier, also eigentlich Sagan fast alleine, den Vorsprung gegenüber der 2. Gruppe mit Terpstra, Van Avermaet und Gilbert weiter ausbauen. Er wächst auf 1:10 min. In Gruppe 2 fährt man quasi gegen Quick-Step, lässt Terpstra fast die ganze Arbeit alleine machen. Das, obwohl zwei Fahrer von Education First-Drapac dabei sind.
Carrefour de’l arbre
Dillier klebt förmlich am Hinterrad von Sagan, rumpelt quasi blind über die Katzenbuckel, die schon so manches Teamfahrzeug den Auspuff gekostet haben. Einmal entkommt er nur knapp einem Sturz. In Gruppe 2 versucht Terpstra, seine Mitfahrer mit einer Verschärfung abzuschütteln. Die Gruppe schrumpft auf Stuyven, Van Avermaet und Vanmarcke. Dillier kommt zusammen mit Sagan durch den Secteur. Als die Verfolgergruppe unter dem „End of Sector-Banner“ herholpert, hat sie den Vorsprung nur auf 1 min verringert. Es ist machbar für Dillier und Sagan.
Secteur 2 – 7 km zu fahren
Mit 49 km/h brettern Sagan und Dillier auf das Pflaster. Sie arbeiten gut zusammen, aber ihr Zeitpolster ist auf 45 sec geschrumpft. Es rumpelt ordentlich, mehrmals kommt es beinahe zu einem Sturz von Dillier. Hinten kann sich in Gruppe 2 keiner absetzen. Am Ende des Secteurs haben Sagan und Dillier sogar wieder 9 sec rausgefahren und liegen nun mit 53 sec vorne.
https://twitter.com/ShoddyCycling/status/982993250553335808
Der letzte Kilometer
Dillier kommt mit Sagan auf den letzten Kilometer. Trotz der Renndistanz in den Beinen fliegen die beiden mit 53 km/h über die Straßen von Roubaix und durch den letzten Secteur mit der Nummer 1. Dillier, der erfahrene Bahnfahrer aus der Nähe von Grenchen biegt als es erster ins Stadion ein. Ergeht direkt nach oben. Letzte Runde im Velodrom von Roubaix. Sagan stößt aus zweiter Position nach unten, zieht vorbei und sprintet als erster über die Linie. Peter Sagan gewinnt sein erstes Paris-Roubaix! Dillier kann soagr noch das Hinterrad halten. Dahinter rollt schon Terpstra ins Stadion, der sich von seiner Gruppe absetzen konnte und Dritter wird. Bester Deutscher wird Nils Politt, der den Sprint seiner Gruppe auf der Bahn sogar gewinnt. „Ich bin so müde nach diesem Rennen“, sagte Sagan im Ziel.
https://twitter.com/letour_de/status/983008042571784192
Ergebnis Paris-Roubaix 2018
- Peter Sagan
- Sylvan Dillier
- Niki Terpstra
- Greg van Avermaet
- Jasper Stuyven
- Sep Vanmarcke
- Nils Politt
- Taylor Phinney
- Zdenek Stybar
- Jens Debusschere
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