Steckbrief: Salsa Journeyman
Einsatzbereich | Gravel, Commute, Reise |
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Rahmenmaterial | Aluminium |
Gabel | Aluminium |
Gewicht (o. Pedale) | 10,2 kg |
Website | cosmicsports.de |
Dafür hat Salsa das Journeyman besonders vielseitig in Sachen Reifenwahl aufgestellt: Es passt alles vom 650B-Geländeschlappen mit 56 mm Breite bis zum 50 mm breiten 28-Zoll-Reifen. Das Rad ist in den USA mit einfachsten Komponenten als Kit zum Selbstaufbau für erstaunliche 899 Dollar erhältlich und richtet sich damit klar an Budget-Bikepacker oder eben Gravelbiker mit Blick für das Wesentliche. In Deutschland ist das Komplettrad mit Claris-Gruppe für 1.079 Euro zu kaufen, alternativ auch mit 650B-Bereifung. Mit der Claris-Gruppe haben wir im Test bereits – gemessen am Preis – gute Erfahrungen gemacht.
Hier geht es zum Test des Bergamont Grandurance RD mit Shimano Claris
Austattung: einfach – später getuned
Unser Salsa Journeyman Testrad basiert auf genau diesem Claris-Einstiegsmodell. Es wurde vom Teststeller, dem Betreiber des pd-f, gekauft, die einfacheren Teile wichen später höherwertigeren Komponenten. Der Ansatz bewegt das Journeyman weg vom robusten Reisebegleiter, hin zu Leichtbau und Performance – soweit man bei einem Rad mit 10,15 kg Gewicht ohne Pedale von „leicht“ sprechen kann.
Da das Testrad im Wesentlichen auf dem Rahmenset des Einstiegsmodells basiert, zunächst ein genauer Blick hierauf: Das Journeyman besitzt einen Alurahmen, der vom Schwestermodell Warbird abgeleitet wurde. Während Salsa das Warbird auch als Wettkampfgerät für schnelle Crosskurse andient, soll das Journeyman eher die erkundungsfrohen Gravelbiker ansprechen.
Für den Reiseeinsatz besitzt es veränderte Ketten- und Sitzstreben. Sie bieten viel Platz für dicke Reifen. Am Testrad mit eher sportlichen Schwalbe G-One-Reifen in 40-622 passten Schutzbleche noch gut zwischen Profil und Rahmen. Apropos Schutzbleche: Die nötigen Montage-Ösen sind an Rahmen und Gabel so angeordnet, dass das Anbringen der Radschützer ohne viele Distanzstücke und Behelfsmaßnahmen gelingen kann. Die Auswahl und Zahl an Gewindeösen am Rahmen sind hoher Bikepacking-Standard: Neben den üblichen zwei Flaschenhalter-Ösenpaaren gibt es ein Paar auf dem Oberrohr und ein Paar unter dem Unterrohr.
Die breitschultrige Alu-Gabel ist ebenfalls vielseitig. Sie kann einen Lowrider (Gepäckträger für die Gabel) ebenso aufnehmen wie die Salsa Anything-Cages, das sind spezielle Halter für Packsäcke an der Gabel, die mehrere Montageösen benötigen. Auch ein Loch für einen Scheinwerferhalter ist vorhanden. Die Züge und Leitungen verlaufen zunächst im Unterrohr und treten an den Streben aus. So lassen sich Bikepacking-Taschen anschnallen, ohne die Reibung in den Zügen zu erhöhen. Das Schaltseil ist mit durchgängiger Außenhülle verlegt, was die Anfälligkeit für Schmutz verringert. Das Tretlager ist im BSA-Standard ausgeführt und passt so für viele Kurbellösungen.
Rahmen | Alu T6061, 135 mm Hinterbau, Schnellspanner, 4 Ösenpaare für Zubehör | |||||
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Gabel | Alu, tapered, A-Head, Schnellspanner, Flat-Mount | |||||
Gewicht | 10,15 kg (gewogen ohne Pedale), Rh 57 cm | |||||
Entfaltung | 2,01 - 8,44 m pro Kurbelumdrehung | |||||
Zulässiges Gesamtgewicht | k.A. kg | |||||
Schalthebel | Sram Rival 1x11 | |||||
Umwerfer / Schaltwerk | Sram Rival | |||||
Kurbel / Zähne | Sram Rival, 172,5 mm / 38 T | |||||
Ritzel / Zähne | Sram 10-42 T | |||||
Innenlager | Truvativ GXP | |||||
Kette | Sram XX1 | |||||
Bremsen | Sram Rival hydraulische Scheibenbremse, v./h.: 160 mm | |||||
Laufradsatz | Hope Pro 2 Evo Naben mit ZTR Arch 29er Felgen in 622x19c, v. + h. 32 Speichen | |||||
Reifen / Größe | Schwalbe G-One Bite TLE, 40-622, Tubeless Faltreifen | |||||
Lenker | Zipp SL 70 Carbon, oben 440 mm und unten: 460 mm breit, 125 mm Drop | |||||
Vorbau | Zipp Service Course SL, Alu, 90 mm | |||||
Sattel | Ritchey WCS Streem | |||||
Sattelstütze | Zipp SC, Alu | |||||
Besonderheiten | Custom-Aufbau, 4 paar Befestigungsösen am Rahmen, Lizard Skins Lenkerband, TRP-Bremsscheiben |
Der Rest der Ausstattung weicht vom originalen Set-Up ab. Dahinter steckt die oft vertretene Idee, ein günstiges Einstiegsrad durch schrittweises Aufwerten und Erleichtern, teils mit vorhandenen Komponenten aus der „Restekiste“, auf bessere Performance zu bringen. Das so entstandene Salsa Custom bringt zunächst etwas über 1,6 kg weniger auf die Waage, als der Hersteller für das Serienmodell angibt. Das wichtigste Upgrade sind die Laufräder, die mit haltbaren Hope Naben, leichten Felgen und den leichten, leicht laufenden Schwalbe G One Bite Reifen erheblich das Fahrgefühl prägen. Interessant: Die 40er Schwalbe Reifen messen auf den Felgen mit 19 mm Maulweite nur 38 mm in der Breite – besser gleich zu 42er Modellen greifen!
Auch die Bremsen der höherwertigen SRAM Rival 1×11-Gruppe stellen schon einen großen Sprung gegenüber den originalen Promax-Bremsen dar, die zuletzt in unserem Test des Genesis Day One Ltd wenig überzeugten.
Gar nicht so schlecht erscheint auf dem Papier das 2×8 Gang-Ensemble der Ausgangsausstattung. Sie hat dank der FSA Tempo Adventure-Kurbel mit kleinen Kettenblättern einen ähnlichen Übersetzungsbereich wie die nun montierte SRAM Rival 1×11-Gruppe und bietet eine Entfaltung von 1,96 m bis 9,28 m pro Kurbelumdrehung – für fast alle Gelegenheiten ausreichend, außer zum Mittreten auf schnellen Abfahrten und lange Anstiege im Gelände mit übervollen Bikepacking-Taschen. Ergonomisch gelungen ist unserer Erfahrung nach auch das Original-Cockpit mit dem Salsa Cowbell-Lenker, der leicht ausgestellte Lenkerenden und einen komfortabel geringen Drop hat
Geometrie: Länge läuft
„Komfort“ lautet auch das passende Stichwort bei der Geometrie des Salsa Journeyman. Unser Testrad trug den Oberlenker ungefähr auf Sattelhöhe, dazu hatte es einen technisch vertretbaren Spacerturm von 4 cm. Entsprechend aufrecht fällt die Sitzposition aus. Mit Stack to Reach-Werten von 1,54 bis 1,59 in den mittleren Rahmenhöhen kann man von einer Komfort-Endurance-Geo sprechen. Sehr gut passte dazu die Zipp Service Course SL-Sattelstütze aus dem Custom-Aufbau, die mit viel Versatz (Offset) Gewicht aufs Hinterrad bringt. Das kann das Journeyman vertragen. Denn die Kettenstreben fallen mit 440 mm richtig lang aus, rund 3 cm länger als bei einem sportlichen Cyclocrosser. Das Tretlager liegt auch tief, der Schwerpunkt bleibt schön zwischen den Achsen.
50 cm | 52 cm | 54 cm | 55,5 cm | 57 cm | 59,5 cm | |
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Oberrohrlänge mm | 500 | 520 | 540 | 555 | 570 | 595 |
Sitzrohrlänge mm | 380 | 450 | 470 | 510 | 530 | 560 |
Sitzrohrwinkel in Grad | 75,5 | 74,0 | 73,0 | 73,0 | 73,0 | 72,5 |
Lenkwinkel in Grad | 70 | 70,5 | 70,5 | 70,5 | 70,5 | 70,5 |
Steuerrohrlänge mm | 100 | 115 | 140 | 170 | 200 | 215 |
Gabelvorbiegung mm | 50 | 50 | 50 | 50 | 50 | 50 |
Radstand mm | 1017 | 1018 | 1029 | 1045 | 1061 | 1081 |
Kettenstrebenlänge mm | 440 | 440 | 440 | 440 | 440 | 440 |
Tretlagerabsenkung mm | 72 | 72 | 72 | 72 | 72 | 72 |
Stack mm | 528 | 544 | 567 | 595 | 624 | 639 |
Reach mm | 364 | 364 | 367 | 373 | 379 | 394 |
STR (Stack to Reach) | 1,45 | 1,49 | 1,54 | 1,59 | 1,64 | 1,62 |
Auf dem Kurs: Hart aber sicher
Wie fährt sich so eine beruhigte Geometrie? Auf dem Kurs bewegte sich das unbeladene Salsa Journeyman behänder, als es das Gewicht vermuten ließ. Außer der – gemessen am Gewicht – recht hohen Dynamik prägte ein Eindruck das Fahrgefühl nachhaltig: Die Verwindungssteifigkeit des Rahmen-Gabelsets könnte kaum höher sein. Das Journeyman gibt an keiner Stelle nach. Das bringt hohes Vertrauen in die Steuerung auf jeder Art von Weg und es lässt das Rad für die nachträgliche Montage von Gepäckträgern geradezu ideal erscheinen. Allerdings fühlt sich das Journeyman dadurch trotz an sich komfortableren Tubeless-Reifen (Serie: Drahtreifen) manchmal doch etwas härter an als von Gravelbikes durchschnittlich gewohnt. Die eingangs erwähnten breiteren Reifen und eine sportliche Federsattelstütze wären unsere Tuning-Tipps. Das drückt zwar das Gewicht nochmal nach oben, aber für Race-Gravelbikes gibt es ohnehin auch in der günstigeren Klasse bessere Basisrahmen.
Dazu gesellt sich beim Journeyman eine solide Laufruhe, die das Rad schön geradeaus rollen lässt. Das Salsa Journeyman war auf den üblichen Rennrad-News Gravelbike-Testwegen unterwegs, wo es auf breiten, sanft kurvigen Waldwegen richtig Spaß machte und für schnelles Fortkommen sorgte.
=> Hier geht es zu einer Salsa Journeyman Testfahrt auf Strava
Auf Trails bergab geht das Jouneyman ebenfalls richtig gut, dank des hohen Lenkers fühlt man sich in der passenden Position. Nur viele enge Kurven in der Ebene liegen ihm nicht so, dann fehlt doch etwas das Gewicht auf dem Vorderrad. Wie gesagt, ein wieselflinkes Cyclocrossrad macht man aus dem Salsa auch mit Tuning nicht.
Haltbarkeit
Aussagen über die Haltbarkeit des Journeyman lassen sich mit unserem Test nur begrenzt machen. Positiv fiel auf, dass alle Bowdenzüge mit durchgängigen Außenhüllen verlegt sind, was die reibungslose Funktion in der Regel verlängert. Ebenfalls beachtlich für das Preisniveau erschien die Verarbeitungsqualität des Rahmens mit ansehnlicher Lackierung und sogar wertigen Details wie dem erhabenen Steuerrohr-Emblem aus Metall.
Fazit: Salsa Journeyman
Das Salsa Journeyman löst das Versprechen seines Namens ein: Es zeigt sich im Test als hervorragend für Reisen gerüstet, sei es im Bikepacking-Modus oder im klassischen Randonneurstil mit nachgerüsteten Gepäckträgern. Daran hat der schön verarbeitete Alu-Rahmen mit seiner Geometrie großen Anteil: Extreme Fahrstabilität und ruhiger Lauf auf den typischen Wegen machen lange Touren ebenso entspannt wie die aufrechte Sitzposition. Auch für die nachträgliche Aufrüstung zum Commuter bildet er eine solide Basis. Für die schnelle kurvige Spaßrunde nach Feierabend gibt es Besseres - auch zu dem fairen Preis.
Pro / Contra
Stärken
- Fahrstabiles und laufruhiges Fahrverhalten
- Sauber und wertig verarbeiteter Alurahmen
- Gelungene Langstreckengeometrien und Sitzposition
- Perfekt für Bikepacking vorbereitet
- Einfach zum Commuter nachrüstbar
- Vielseitig bei den Reifen- und Laudfradgrößen
Schwächen
- Höheres Gewicht
- In engen Kurven nicht zuhause
- Bremsen der Original-Ausstattung
Was sind eure Erfahrungen mit dem schrittweisen Umbau von Rennrädern der Einstiegsklasse?
8 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumSind die unteren Rennradgruppen Claris und Sora so viel besser als ihre Flachlenker-Gegenstücke? Oder sind die Wahrnehmungen andere? Im Trekking- oder im MTB-Forum wird meist von allem abgeraten, was nicht mindestens Deore ist.
Zur Einordnung: ich selbst besitze ein Triban 520 von Decathlon. 3x9 Sora, 600 Euro. Das hatte ich bewusst so ausgewählt, weil es optimal meinen Anforderungen entspricht.
Ich verweise nochmal auf den verlinkten Test des Bergamont Grandurance bezüglich der funktionalen Erfahrung. Der größte Unterschied besteht in der Zahl der Gänge und den nicht ganz so sanften, aber definierten Gangwechseln, die man ab 105er Niveau bei Shimano erfährt, sowie natürlich dem viel höheren Gewicht und der Qualität der Lager - letzteres: Komponente tauschen, wenn verschlissen, fertig, trotzdem noch Geld gespart, es betrifft mit hoher Wahrscheinlichkeit die Laufräder (die will man ja vielleicht ohnehin tunen) und das Schaltwerk. Im MTB-Bereich haben einfache Gruppen oft zudem eine andere Schaltergonomie, da kenne ich mich aktuell zu wenig aus.
Genau, es geht auch um die Anforderungen und das Budget. Nochmal anders gesagt: Ich würde nie so pauschal von den Teilen der Gruppen Claris, Sora oder Tiagra abraten. Wie sind denn die Erfahrungen mit der Sora?
An der Sora ist jedoch viel Kunststoff verbaut, das könnte die Lebensdauer beeinträchtigen. Mal sehen. Dafür sind Verschleißteile spottbillig.
Mein erstes Rennrad hatte auch Sora-Ausstattung. Es war verglichen mit dem was ich heute fahre sackschwer, aber auch recht günstig.
Ich bin das Rad etwa 6 Jahre gefahren, damals aber auch max. 2500 km/Jahr, und nur bei gutem Wetter. Außer Kette und Bremsbelägen musste ich nie was tauschen.
Allerdings fand ich die damaligen Schalthebel nicht so schön, besonders das Schalten auf die kleineren Ritzel war blöd, was ich aber erst gemerkt hab, als ich mir dann Eein Rad mit Ultegra gekauft hab. Wie die heutigen Sorahebel sind weiß ich nicht, aber damals hat man den Unterschied schon deutlich gemerkt.
Mein (subjektiver) Eindruck: Für Gelegenheitsfahrer, die auch kein großes Budget haben ist eine Sora durchaus OK, wenn der Rest des Rades stimmt. Ich würde mir allerdings keine Sora mehr zulegen, was aber auch an meinem deutlich gewandelten Anforderungsprofil liegt.
Die aktuellen Schalhebel der Sora haben eine bessere Schaltergonomie und werden genauso bedient wie die teureren Ensembles, das ist ein wesentlicher Unterschied. Wenn der Wechsel auf das kleinere Ritzel nicht gut läuft, liegt das oft auch an Bowdenzügen, die nicht mehr so reibungsarm laufen. Hier werden bei den teureren Gruppen (Rädern) oft deutlich bessere (Beschichtung, Dichtung der Endkappen) Außenhüllen verwendet.
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