Selten gab es so viele neue Rennräder bei der Tour de France wie dieses Jahr. Wir haben uns die Profi-Rennräder der Tour de France 2024 beim Grand Départ in Florenz angeschaut und zeigen alles von den grellen Sonderlackierungen bis zu versteckten Reifen-Neuheiten.
Video: die Rennräder der Tour de France 2024
Tour Profi Rennräder 2024 – was fällt auf?
Profi Rennrad Technik unterschied sich früher stark von dem Material, mit dem Hobbyisten ihre Rennen und Touren bestritten. Das hat sich geändert, auch wenn es immer noch kleine Details gibt, die den feinen Unterschied machen. Ein Grund dafür ist schon allein die UCI Equipment-Regel, die besagt, dass alle Profi-Rennradtechnik innerhalb eines Jahres auch als Serie in gewisser Stückzahl frei im Handel verfügbar sein muss.
Welche Trends gibt es? Bei den von großen Marken gesponserten Teams, verstärkt sich der Trend, nur noch ein Rennrad für alle Etappen bis auf die Zeitfahren zu nutzen. Top Competition-Rennräder bringen geringes Gewicht und hervorragende Aerodynamik unter einen Hut. Einige erreichen die UCI-Mindestgewichtsgrenze von 6,8 kg, aber nicht alle. Das Specialized Tarmac SL8 machte den Anfang der Abkehr vom zusätzlichen reinen Aero-Rennrad. Aber bei Canyon Teams sahen wir in diesem Jahr nur noch das Canyon Aeroad und bei Lidl Trek gibt es nur noch das viel leichter gewordene, neue Trek Madone SLR. Auch Israel Premier Tech ist nur auf dem Factor O2 VAM Aero-Rennrad unterwegs.
Allgemein fällt auf, dass bei der Bereifung das Ende der „Verbreiterung“ noch nicht erreicht ist. Oft gesehen haben wir nominell 28 mm breite Reifen, die auf breiten, teils auch hakenlosen Felgen dann um die 30 mm breit ausfallen. Damit dürften die Teams auch für die Gravel-Etappe nach Troyes bereits gut aufgestellt sein.
Team Movistar – Canyon Aeroad CFR
Das Team Movistar fährt das Canyon Aeroad CFR als Arbeitsgerät – und es sah so aus, als ob genau wie bei Alpecin Deceuninck schon ein neues Canyon Aeroad zum Einsatz kommt. Vor allem das andere Cockpit im Vergleich zum aktuellen Modell fällt sofort auf (wobei am Arbeitsgerät von Mathieu van der Poel noch ein anderes Pro-Cockpit zum Einsatz kommt).
Visma – Lease A Bike — Cervélo
Visma – Lease A Bike hat nach wie vor das Aero-Rennrad Cervélo S5 sowie das Cervélo R5 für die Bergetappen dabei – das S5 zählt auch zu den schwereren Aero-Rennrädern im Peloton, gilt aber nach wie vor als eines der schnellsten. Neu ist die blaue Lackierung der Bikes, die das Team zu Ehren des Starts in Florenz einführte. Zusammen mit den neu gestalteten Trikots greift sie auf die Muster- und Farben der Renaissance zurück.
Cervélo R5 Jonas Vingegaard
Decathlon – AG2R – Van Rysel
Das Team Decathlon – AG2R ist offenbar auch als Entwicklungspartner gefragt. Bei der Entstehung des Van Rysel RCR Aero-Allrounders waren Partner aus der französischen Industrie mit Windkanalforschung beteiligt. Jetzt war an den Bikes des Teams ein Continental-Reifen zu sehen, der nur dort zu finden war. Auch die Swiss Side Hadron Laufräder haben die Franzosen exklusiv. Man kann ahnen, dass es bei dem Reifen um bessere Aerodynamik geht. Denn er kommt ausschließlich an der Front zum Einsatz. Das Profil sieht so aus, als sei es weniger aus Haftungsgründen so gestaltet – ohnehin spielt das Profil am Rennradreifen für die gute Haftung keine Rolle.
Ineos – Grenadiers – Pinarello Dogma F
Das Team Ineos – Grenadiers mit Egan Bernal, Tom Pidcock und Geraint Thomas hat pünktlich zur Tour ein neues Arbeitsgerät bekommen. Das neue Pinarello Dogma F wurde rund 100 g leichter und noch minimal aerodynamischer. Es ist ebenfalls das Allround-Bike für alle Etappen. Ineos Grenadiers schaltet mit Shimano Dura Ace Di2 und als Reifen kommen Continental Grand Prix 5000 S TR zum Einsatz.
Soudal – Quick-Step – S-Works Tarmac SL8
Ebenso wie Red Bull Bora Hansgrohe setzt das belgische Soudal Quick-Step Team auf das Specialized S-Works Tarmac SL8 als Allrounder für alle Etappen. Eine Besonderheit ist das Rad von Remco Evenepoel für seine erste Tour-Teilnahme. Den silbernen Lack bekommt nur der belgische Rad-Superstar mit seinen Erfolgen bei Vuelta und Weltmeisterschaft.
Bahrain Victorious – Merida
Bahrain – Victorious hat unter anderem Gravel-Weltmeister Matej Mohoric im Tour-Aufgebot, in der Rennrad-Auswahl spiegelt sich das aber nicht. Zum Einsatz kommen als Aero-Rennrad das Merida Reacto sowie als Rad für die Bergetappen das Merida Scultura. Geschaltet wird mit Shimano Dura Ace Di2 2×12 Gruppe. Beide Arbeitsgeräte hatten am Start 60 mm hohe Vision Metron SL-Laufräder an Bord.
Arkea – B&B – Bianchi
Das französische Team Arkea – B&B konnte die zweite Tour-Etappe gewinnen und holte damit seinen ersten TdF-Etappensieg in der Teamgeschichte. Unterwegs ist die Equipe auf dem Bianchi Oltre RC als Aero-Rennrad und die Bianchi Specialissima RC als leichtem Berg-Rennrad. Auch hier sind Vision Metron 60 SL-Laufräder an Bord, allerdings gepaart mit Vittoria Corsa Pro-Reifen.
DSM – Firmenich – Scott
Romain Bardet und Frank van den Broek haben auf dem Scott Foil RC von DSM Firmenich bereits für Furore bei dieser Tour gesorgt, als sie im Double den Erfolg auf der ersten Etappe holten. Das Aero-Rennrad ist mit Shimano Dura Ace Di2, Vittoria Corsa Pro-Reifen und Shimano Dura Ace C50-Laufrädern aufgebaut.
EF Education – Easy Post – Cannondale
Bei EF Education – Easy Post war das Arbeitsgerät von Klassement-Fahrer Richard Carapaz der Hingucker – was angesichts der auffälligen Lackierungen der EF-Bikes schon eine Leistung ist. Technisch ist der Cannondale SuperSix Evo Lab71 Rahmen das absolute Highend-Rennrad der US-Marke und vereint ebenfalls Leichtgewicht mit Aerodynamik. Auch hier also ein Aero-Allrounder am Start.
Lidl – Trek – Trek
Das neue Trek Madone wurde ganz knapp vor dem Tour-Start vorgestellt. Mit ihm verabschiedete sich das Trek Èmonda in den Ruhestand. Denn das Madone SLR Gen 8 soll genau so leicht sein wie das alte Èmonda und so aerodynamisch wie das alte Madone, aber noch etwas mehr Komfort bieten. Das Teambike ist mit SRAM Red AXS-Gruppe ausgestattet. Das Team setzt in diesem Jahr außerdem auf gewachste Ketten. Dazu nutzt man eine Art Mini-Wachsstation von Cyclowax.
Lotto – DSTNY — Orbea Orca Aero Prototyp
Das Team Lotto – Dstny fährt auf den Bikes des spanischen Herstellers Orbea. Als Aero-Rennrad hat man das Orbea Orca Aero, das aber gewichtsmäßig bisher eher zu den schweren Pro-Bikes gehört. Deshalb kommt als reines Climbers-Bike noch das neue Orbea Orca zum Einsatz.
Wir konnten das Orbea Orca mit dem ominösen Schriftzug O-Lab von ex Stundenrekord-Halter Victor-Campenaerts fotografieren, an dem einige Details darauf hindeuten, dass es sich eine besondere Edition handelt. So spart es durch den Wegfall der farbigen Lackierung sicher ein paar Gramm. Andererseits hat Orbea hier auch keinen Platz für den sonst dazugehörigen 3. Flaschenhalter am Unterrohr vorgesehen.
Jayco AlUla – Giant
Auch Jayco – AlUla bekam erst dieses Jahr ein frisches neues Team-Arbeitsgerät: das Giant TCR Advanced SL wurde erst im Frühjahr vorgestellt und knackt schon in Serienaussttattung die UCI-Grenze von 6,8 kg. Das Pro Bike von Simon Yates, das wir fotografiert haben, dürfte deshalb mit Anbauteilen genau an der Grenze liegen. Die Unterschiede zur Serie sind – bis auf die spektakuläre Lackierung – marginal.
Cofidis – Look
Team Cofifis setzt auf das Look 795 Blade RS als Aero-Allrounder. Typisch Look ist nicht nur die Farbgebung, sondern auch der hohe Integrationsgrad mit eigener Kurbel und eigenem Cockpit-Design. Cofidis hatte die schmalsten Reifen im Peloton montiert.
UAE Emirates – Colnago
Das Colnago V4Rs von Tadej Pogacar ist schon ein alter Bekannter. Technisch hat sich an seinem Arbeitsgerät in dieser Saison nichts geändert. Never change a running system.
Israel – Pemier Tech – Factor
Das Factor Ostro VAM ist das Aero-Allround-Rennrad bei Israel – Premier Tech. Erst dieses Jahr erhielt es ein Update und wurde leichter. Unter anderem Pascal Herrmann geht damit auf Jagd nach einem Sieg im Sprint.
Totalenergies – Enve
Premiere bei der Tour de France feiert auch das Enve Melee, mit dem die US-Marke seit 2024 erstmals in der WorldTour mitmischt. Das Arbeitsgerät bei Totalenergies fällt schon mit seiner kompakteren Optik, ähnlich dem Giant TCR auf. Laut Team-Mechaniker lieben die Fahrer das Bike wegen seiner Ausgewogenheit.
Astana – Qasachstan – Wilier
Astana – Quasachstan ist eines der Teams, die auf zwei verschiedene Arbeitsgeräte vertrauen. Obwohl das Wilier Filante SLR bereits ein leichtes und aerodynamisch optimiertes Rennrad ist, kam kurz vor der Tour noch das neue Wilier Verticale SLR als Cimbers Bike hinzu, dessen Rahmen nur etwas über 700 g wiegen soll. Sprinter-Legende Marc Cavendish fährt das Project35 auf dem Filante SLR in Sonderlackierung. Er will Eddy Merckx Zahl an Tour-Siegen übertrumpfen und damit in die Geschichte eingehen. Der Start bei der ersten Etappe lief allerdings schlecht.
Groupama – FDJ – Wilier
Das französische Groupama – FDJ Team wechselte unlängst von Lapierre zu Wilier als Radsponsor. Auch sie fuhren mit zwei veschiedenen Teambikes zur Tour 2024: dem Filante SLR und dem neuen Verticale SLR.
Was ist euer Favorit unter den Teambikes der Tour de France 2024?
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