Votec VRX im Test: Votec darf mit dem Gravelfondo als Pionier der Gravelrides in Deutschland gelten. Was die Marke in Sachen Gravelbike auf die Wege bringt, sollte ein Test des Alu-Modells Votec VRX zeigen. Im Fahrversuch arbeitete Partner-Seite MTB-News dabei auch die Unterschiede zu den Nachbarsegmenten Mountainbike und Rennrad sauber heraus. Ein Erfahrungsbericht mit Straßen- und Trailperspektive.
Steckbrief: VRX Pro
Einsatzbereich | Gravel |
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Rahmenmaterial | Aluminium |
Gewicht (o. Pedale) | 8,7 kg |
Stack | 567 mm |
Rahmengrößen | XS, S, M, L, XL |
Website | www.votec.de |
Geometrie
Das Votec VRX stammt von einem Rennrad ab. Insgesamt fallen das niedrige Tretlager und das eher lange Steuerrohr auf, was auch schon die Differenzierung zum Cyclocrosser darstellt: Der ist rennorientierter mit stärkerer Sattelüberhöhung ausgelegt. Der Lenkwinkel des VRX ist vernünftig gewählt und nicht zu steil.
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL |
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Laufraddurchmesser | 650b | 700c | 700c | 700c | 700c |
Sitzrohr | 440 | 470 | 510 | 540 | 575 |
Oberrohr | 505 | 515 | 535 | 555 | 575 |
Steuerrohr | 125 | 125 | 135 | 160 | 190 |
Kettenstreben | 400 | 420 | 420 | 420 | 420 |
Lenkwinkel | 70.5 | 70.5 | 71 | 71.5 | 71.5 |
Sitzwinkel | 75.5 | 75.5 | 74.5 | 74 | 73.5 |
Radstand | 972 | 1003 | 1010 | 1023 | 1040 |
Sattelstützendurchmesser | 27.2 | 27.2 | 27.2 | 27.2 | 27.2 |
Vorbau | 80 | 90 | 100 | 110 | 110 |
Lenker | 380 | 400 | 420 | 420 | 440 |
Kurbellänge | 165 | 170 | 172.5 | 175 | 175 |
Tretlagerabsenkung | 63 | 77 | 75 | 72 | 70 |
Tretlagerhöhe | 272 | 277 | 279 | 282 | 284 |
Stack | 524 | 557 | 567 | 589 | 616 |
Reach | 366 | 368 | 376 | 384 | 391 |
STR-Wert | 1,43 | 1,51 | 1,50 | 1,53 | 1,58 |
Ausstattung
- Antrieb SRAM Rival 1
- Bremsen SRAM Rival hydraulische Scheibenbremse
- Laufräder SRAM Roam 40 TubelessReady
- Reifen Schwalbe G-One 35 mm TubelessReady
- Cockpit Zipp (420 mm) / Zipp (100 mm)
- Sattelstütze Votec Werx Carbon
Rahmen | Votec VRX AL6061-T6 |
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Gabel | Votec VRX SL carbon Steckachse |
Bremsen | Sram Rival HRD |
Schaltwerk | Sram Rival1 1x11s |
Schalthebel | Sram Rival1 |
Kassette | Sram XG-1150 10-42t 11s |
Kette | Sram PC1130 11s |
Tretkurbel | Sram Quary Prime AL 42z |
Lenker | Zipp ServiceCourse SL-70 ergo |
Vorbau | Zipp ServiceCourse SL |
Laufradsatz | Sram Roam40 |
Reifen | Schwalbe G-One 35-622 EVO OneStar |
Schläuche | Schwalbe SV20 Extralight |
Sattelstütze | Votec werx carbon |
Sattel | Ergon SRX Votec custom |
Lenkerband | Votec Gel team tape |
Im Detail
Das Votec VRX kommt in Taubenblau-Mattschwarz und sieht meiner Meinung nach richtig gut aus. Die Proportionen stimmen, die Verarbeitung ist top und überall entdeckt das Auge liebevolle Details. So findet sich eine Vorbereitung für eine Dropper-Post, und die Aufnahmen für Schutzbleche sind auf der Innenseite von Gabel und Sitzstreben versteckt. Gemeinsam mit dem aufgeräumten Look der 1X11-Schaltung steht das Bike einfach schick da.
Die Lieferung des Bikes erfolgt in einem recht großen Karton – alles ist gut gepolstert, Kartonagen sind sauber an den kritischen Stellen angebracht. Es reicht, den Lenker und die Räder zu montieren, und schon kann es los gehen. Eine Besonderheit sind Reifen und Felgen, die tubeless montiert sind. Das Laufrad ist übrigens einfach ein Mountainbike-Modell – das Sram Roam 40 in der 29“-Ausführung fungiert hier als breite und robuste Felge für die 28“ Schwalbe G-One Reifen.
Auf dem Trail
Zeit für die Ausfahrt. Wohin soll es gehen? Nun, die erste Ausfahrt mache ich tatsächlich mit Arbeitskollegen, die regelmäßig nach Feierabend gemeinsam Rennrad fahren gehen. Nach zwei Stunden bin ich begeistert: Mit meinem Gravel-Bike und der Baggy-Short wurde ich zwar anfangs ein wenig komisch angeschaut, das Tempo der Gruppe kann ich aber ohne Probleme mitgehen. Als wir zwischendurch ein wenig Navigationsprobleme haben und uns auf Schotterpisten wiederfinden, kann ich über die Carbonfelgen und 8 Bar Reifen meiner Kollegen nur schmunzeln. Denn während sie laut dahin poltern, rolle ich leise und bequem weiter. Als alter Trail- und Endurofahrer staune ich dann auch noch über die Angabe des Tachos: In zwei Stunden haben wir trotz diverser Ampelstopps auf dem Weg aus der Stadt einfach mal 60 km Strecke geschafft; eine geniale Erfindung, dieses Gravelbike.
Aber: Für Asphalt mit homöopathischen Schotterpassagen hätte ich mir wohl auch ein Rennrad kaufen können. Also, ab in Richtung Gravel. Für die nächste Tour finde ich ein paar Kandidaten mit Crossrädern. Wir meiden Asphalt, und das Bike öffnet einmal mehr die Augen: Straße und Autos vermissen wir kein bisschen, stattdessen genießen wir den Wald, der an uns vorbei fliegt. Denn: Auch auf einer guten Forststraße kann man entspannt 30 km/h fahren. Woran liegt’s? Nun, beim Antritt ist es natürlich der Rollwiderstand, der auf Straßen und guten Forstpisten niedrig ist. Bei hohem Tempo ist einfach der Luftwiderstand spürbar niedriger – weshalb man auch in der Ebene aus eigener Kraft 55 km/h fahren kann. Für Rennradler ist das alles normal, für mich neu.
So angefixt geht es weiter in Richtung anspruchsvolleres Gelände: Singletrails! Solange die Trails glatt sind wie ein Baby-Popo und kaum starkes Gefälle aufweisen, fühle ich mich auch hier goldrichtig und frage mich, warum andere mit ihren schweren Trailbikes unterwegs sind. Dann geht aber alles ganz schnell: Auf dem Trail finden sich ein paar größere Steine. Mit dem Mountainbike nicht der Rede wert, da rollt man halt drüber. Mit dem VRX … kommt Arbeit auf die Schultern zu. Die Handgelenke werden unangenehm kräftig durchgeschüttelt. Das ist auf Dauer sehr anstrengend . Folge sind neidische Blicke meinerseits auf die Twentyniner-Mountainbikes meiner Kumpels.
Damit liegt für mich auf der Hand: Mit dem Gravelbike kann man viel mehr Schabernack anstellen als mit einem Rennrad. Wheelies und Stoppies lassen sich mit der Rival-Scheibenbremse locker kontrollieren, auch wenn diese mit hörbarem „Gurgeln“ nervte. Die Bandbreite der 11-Gang Schaltung reicht sehr gut – ob einigermaßen steiler Berg oder Highspeed bergab, ich hatte eigentlich immer den richtigen Gang zur Hand. Der Lenker und das Griffband sorgen für ganz guten Komfort, nur auf ruppigen Trails braucht es schon fast Hornhaut, um auf den Lenkerhörnchen nicht weggeschüttelt zu werden. Klar ist auch, dass die Sitzposition mit dem langen Vorbau für steile Bergabfahrten kaum geeignet ist. Hier wünscht man sich einen zweiten Satz Bremshebel oder eine Dropper-Stütze. Die ließe sich dann mit dem linken Schalthebel ansteuern – angenommen, man würde sich einen solchen für Umwerfer gedachten Hebel kaufen, der linke 1-fach Hebel der Originalausstattung hat keine Schaltfunktion.
Ansonsten gilt: Dank der guten Bremsen und der überraschend griffigen Reifen kommt man erstaunlich viele Passagen im Wald noch herunter – man sollte seine Pedale aber in horizontaler Position halten: Das Innenlager ist nämlich ziemlich tief, wodurch es bei Verwendung von meinen breiten Magnetpedalen schnell zu ein paar ungewollten Bodenkontakten kommen kann.
Haltbarkeit
Wie schlägt sich das Votec, wenn man es regelmäßig auch auf Trails bewegt, auf denen eher ein XC-Bike angebracht wäre? Nun, ehrlich gesagt ziemlich gut – und das verwundert kaum: Die Laufräder haben sich bereits am Mountainbike bewährt, die Schaltung ist ebenfalls ziemlich robust, und auch der Rahmen beschwerte sich nicht im geringsten. Aber seien wir ehrlich: Anspruchsvolle Trails mit dem Gravelbike fordern auch vom Piloten einiges an Haltbarkeit, was wahrscheinlich eher der beschränkende Faktor sein wird. Probleme machte allein die Hinterradbremse, deren Belagsnachstellung nicht wirklich funktionierte, was einen stark vergrößerten Hebelweg zur Folge hatte.
Das ist uns aufgefallen
- Hinterradbremse: Die Belagnachstellung funktionierte nicht optimal, wodurch der Hebelweg stark zunahm. Dies ließ sich aber durch einfaches Hinterrad ausbauen und Pumpen beheben.
- Reifenfreiheit: Auch mit den recht breiten 35 mm Reifen ist noch gut Platz, 40 mm sind kein Problem
- Tubeless: Votec liefert das Bike mit Schläuchen aus. Zum Lieferumfang gehören aber Dichtmilch und Ventile, um eine direkte Tubelessmontage zu ermöglichen und die Angst vor Platten zu mindern.
Fazit – Votec VRX
Ist ein Gravelbike das ideale Drittrad? Das Votec VRX ist auf jeden Fall eine wertvolle Ergänzung im Repertoire des Geländeradsportlers - mit für Mountainbiker völlig neuem Speed auf Asphalt, ausreichend Komfort für Schotter und leichte Trails. Dazu kommt: Die Fahrtechnik profitiert, denn das Bike verzeiht nichts!
Pro / Contra
Stärken
- Steif, aber dennoch komfortabel
- Preis-Leistungs-Verhältnis
- Leicht, aber solide
Schwächen
- Tretlager an der Grenze zu "tief"
Testablauf Das VRX wurde uns von Votec für die Dauer des Tests (6 Monate) zur Verfügung gestellt.
Hier haben wir das VRX getestet:
- Münchner Umland: Wir haben das Bike für Rennrad-Ausfahrten, aber auch für Singletrail-Touren eingesetzt, die wir normalerweise mit dem XC-Bike fahren.
- Bayerische Alpen: Das VRX leistete hervorragende Arbeit als Zubringer für alpine Bergtouren zu Fuß.
- Auf dem Weg zur Arbeit: Mit seiner sehr guten Beschleunigung und geringem Luftwiderstand auch erste Wahl für die Pendelei.
Körpergröße | 177 cm |
Schrittlänge | 82 cm |
Oberkörperlänge | 63 cm |
Armlänge | 65 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- verspielt, sauber und mit vielen Drifts
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht’s
- Vorlieben bei der Geometrie
- Relativ niedrig, relativ lang
Fahrt ihr im Gelände lieber MTB oder Gravelbike und Cyclocrosser?