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Brevetberichte

Heidelberg - Schwarzwald - Basel: Eine Tour in den nicht vorhandenen Sonnenaufgang
336km, 3,773hm, Schnitt 22,3km/h, 15,5h netto, 20h brutto

Dieses Projekt hatte ich schon einige Jahre auf der Agenda. Letzten Winter habe ich es schließlich durchgeplant und bei ein paar Freunden beworben. Da ich ja eher so der Schönwetter-Randoneur bin und meine langen Touren nach dem Wetter, statt nach fixen Veranstaltungsterminen lege, habe ich also alle 4 Wochenenden im Juni "gedoodlet" - und das mit gutem Wetter und den meisten Teilnehmern sollte es dann werden. Nun sah es lange Zeit für den 10.06 richtig gut aus und für den 17.06 eher nicht. Schweren Herzens habe ich Mitfahrer Nr.3 "ausgebootet", der nur am 17. konnte und den Start auf den 10. gelegt. Ab diesem Moment gings mit der Wettervorhersage kontinuierlich bergab, bis schließlich nur noch eine trockene Nachtfahrt zu erhoffen war.

Also fuhren wir letzten Fr. zu zweit gegen 21:30 in Heidelberg los, um einige Kilometer weiter Mitfahrer Nr. 3 aufzusammeln.
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Ein erstes Highlight war die absolut ruhige Strecke durch den Karlsruher Hardtwald. Karlsruhe wurde schnell und problemlos durchfahren und in Ettlingen war noch ne Menge Partyvolk auf der Straße. Gegen 1:00 genossen wir in Gaggenau im "Restaurant zum Goldenen M" noch mal etwas Licht, Zivilisation und ungesundes Essen, bevor es schließlich das nächtlich, einsame Murgtal hoch ging. Auf den über 30km von Forbach bis zur Hornisgrinde ist uns gerade mal ein Auto begegnet. Die Stimmung war durchweg angeregt gut. Eine kurze Schlafpause fiel dem leicht verschleppten Zeitplan zum Opfer, war aber auch nie wirklich notwendig.

Gegen 4:00 stießen wir auf die Scharzwaldhochstraße, was Blicke auf die Lichter tief unten in der Rheinebene eröffnete. Um 4:22 fing der erste Vogel an zu zwitschern, um 4:24 machten alle anderen mit. Beschwingt fuhren wir zu dritt nebeneinander, die sonst so stark befahrene B500 in halber Breite einnehmend. Um 5:00 hatte ich geplant, am Hornisgrinde-Gipfel zu sein, um 5:01 waren wir dort - allerdings mit etwas weniger Pause als vorgesehen. Eine wesentliche Intention dieser Tour war, sich dort oben den Sonnenaufgang anzuschauen. Nur fiel der heute leider schlicht aus. Wir waren ja schon froh, dass es noch nicht regnete. Bis hierher war es trotzdem eine tolle Tour in einem tollen Team.
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Eine sehr spassige Abfahrt, die ich schon einige Jahr nicht mehr gefahren war, führte uns nach Oppenau. Auf den letzten Kilometern setzte schließlich der schon erwartete Regen ein. Unsere Wege trennten sich. Mitfahrer Nr. 3, unser Nachtradel-Novize, hatte mit ca. 160km eine neue Rekordmarke eingefahren und machte einen zufriedenen und müden Eindruck. Und ich war gewillt, den mutmaßlich ganzen Tag im Regen auf dem Rad zu sitzen - und fragte mich, wie lang ein Schönwetter-Randoneur das wirklich durchzieht.

Der nächste Anstieg, wies, wie alle folgenden auch, Rampen im 11%-Bereich auf. Auch die 14% sollten später am Tage mal kurz auf dem Tacho stehen. In Oberharmersbach kehrte ich gegen 8:00 in einer Holzofen-Bäckerei mit Cafe im 50er-Jahre Ambiente zu einem überaus opulenten und preiswerten Frühstück ein. Der Blick durchs Fenster auf die üppig grüne, verregnete Landschaft war verblüffenderweise echt ein Genuss. Als ich wieder auf dem Rad saß, regnete es schon deutlich weniger. Als ich gegen 11:00 ein Power-Nap an einer Bushaltestelle machte, wurde ich ganz unverhofft von Sonnenschein geweckt. Die Temperaturen knackten schließlich die 20°-Marke.

Die Durchfahrung Freiburgs in voller Breite machte äußerst wenig Freude, mit all den Stadtradlern, Autos und Baustellen. Der Anstieg zum Schauinsland, mir bis dato unbekannt, hat mir echt zu schaffen gemacht. Gefühlt ein "Rollerberg" - breite Straße, weite Kurven, oft um 6-8% - teilweise aber auch erheblich darüber. Du denkst, eigentlich müsstest Du da schneller sein, aber letztlich sind es um die 1000hm, die sich verdammt langsam hinziehen. Dass es auch schneller geht, erlebte ich in der vorletzten Kehre vor dem Gipfel. Ein "Best-Ager" mit Trekking-Rad schloss flüssig pedalierend und zügig auf. Ich dachte mir, "O,k,, E-Bike halt". Aber nein, kein klitzekleiner Akku war an dem Rad auszumachen.
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Ich war froh, die vorletzte lange Abfahrt ansteuern zu können. Bevor es in den letzten Anstieg ging, habe ich mir nochmal einen Power-Nap gegönnt. Da stand so'n Riesenliegestuhl, wo 4 Leute zusammen drauf sitzen können auf nem Spielplatz. Hach, hab ich da gut geschlafen. Schon toll, über welch einfachen Dinge man sich bei so ner Tour freuen kann.

Auch der letzte Anstieg hatte noch mal sein 11%-Stück, war ansonsten aber schön zu fahren. Der Vorteil war, dass ich mich damit nochmal auf über 800m hochgearbeitet hatte und so durchs Tal der Kleinen Wiese und der Wiese bis Basel praktisch durchgängig runter fahren konnte. Im Nachbartal war's heftig am gewittern, was auch auf meiner Strecke unmittelbar vorher der Fall gewesen sein musste, so naß wie sie war. Doch letztlich hatte ich es trotz der finsteren Wettervorhersage heute sehr gut getroffen. Meine Schlechtwetter-Brevet-Premiere steht also weiterhin aus.
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http://www.gpsies.com/map.do?fileId=qtnggegeillasmav
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=plamzlbuwuutghul
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe auch noch einen auch wenn Kunstrad schon berichtet hat.
Vielleicht etwas lang, waren aber auch viele Kilometer.
Hier das ganze aus meiner Sicht:


GIRO CICLISTICO DELLE REPUBBLICHE MARINARE

Wie immer fangen die Planungen für eine Radsaison direkt nach dem Höhepunkt der der Vorsaison an. So wurden auf dem Rückweg aus Paris schon im Auto die ersten Ideen diskutiert. Zuhause wurde dann in den kommenden Wochen das Internet durchwühlt und eine Vorauswahl getroffen.

  1. 1001 Miglia; 1600 km Runde in Italien

  2. Length of Sweden Sverigetempot; 2200km von Norden nach Süden in Schweden

  3. Giro Ciclistico Delle Repubbliche Marinare; 2200km Runde in Italien
Nach etwas Abwägung entschied ich mich für den Giro Ciclistico Delle Repubbliche Marinare, da die 1001 Miglia ungünstig am Ende der Sommerferien lag und für die Schweden Tour alleine die Anreise schon eine logistische Meisterleistung sein muss. Außerdem dachte ich mir „Fahr in Italien da hast du Sonne.“

Nun galt es noch Mitstreiter zu finden. Stefan und Fritz waren schnell begeistert, Jan fand es dann doch etwas zu extrem, Henning konnte/wollte seine Kanzlei nicht solang alleine lassen, Tim musste zur Schule und Heiner hatte auch eine Ausrede.

Direkt am 1. Januar habe wir Drei uns angemeldet und Startnummer 5,6 und 7 ergattert.

Wie jedes Jahr gab es den Willen vorher viele Kilometer mit dem Rad zu sammeln. Mit zwei 200er, einem 400er, ein paar Ausflügen mit der RSG und etlichen wegen zur Arbeit hatte ich bis zum Start knapp 2000km und einen Sturz zusammen. Mehr Kilometer hätten bestimmt nicht geschadet aber es musste reichen. Ich kenne Leute die würden mit 2000km noch nicht mal bei einem 600er starten.

So ging es dann am 27. Mai los Richtung Italien. Jeanette war so lieb und brachte mich nach Bielefeld wo ich mich mit Fritz und Stefan traf. Hier hatte ich auch schon das erste Materialproblem. Da sich eine Klammer vom Heckträger nicht mehr lösen wollte versuchte ich diese mit einem beherztem Tritt zu überzeugen, traf aber leiden meinen Carbon-Flaschenhalter. Jetzt weiß ich wenigsten, dass er wirklich aus Carbon ist/war.
Die Fahrt nach Venedig war unaufregend und wir kamen Nachts um ein Uhr auf dem vorab gebuchten Campingplatz an. Hier schien sich die europäische Jugend zur Party getroffen zu haben. Immer wieder erstaunlich was Alkohol alles aus Menschen macht.

Samstags sind wir kurz mit dem Rad über den Damm in die Lagune gefahren und abends gab es im Startort Malcontenta eine kleine Pasta und Pizza Party mit den anderen Teilnehmern.

Sonntags morgens Ging es dann los. Noch mal kurz überlegt was man wirklich alles mitnimmt. Nachdem ich mich auf das wichtigste beschränkt hatte wog mein Rad inklusive 2 l Wasser in den Flaschen gute 24kg.So manch ein anderer Teilnehmer hatte bestimmt nur das halbe Systemgewicht zusammen gebracht. „Wenn ich schon wenige km in den Beinen habe, dann kompensiere ich das durch zusätzliche kg.“

Nach 12km kamen wir an den eigentlichen Startpunkt. Hier gab es nochmal Café, Kuchen, Obst, Gemüse............. alles was man haben wollte. Begleitet wurde die Szene von einer Lautsprecherdurchsage bei der in allen italienischem Überschwang irgend etwas über unseren Giro erzählt wurde. Stimmung wie bei der Tour de France.

Jetzt ging es richtig los. 50 km zur ersten Kontrolle, flach, in der Gruppe und zum Schluss ein paar Höhenmeter. Alles lief hervorragend. Doch beim Stempeln zeigte sich wieder unsere alte Schwäche an den Kontrollen. Wir kommen mit der Gruppe an und schaffen es soviel Zeit zu vertrödeln, dass wir deutlich als letzte wieder losfuhren.
Zu Beginn der Zweiten Etappe fing es an zu nieseln, aber das wandelte sich ziemlich schnell in ein ordentliches Gewitter und bevor man überlegen konnte ob man Regensachen anzieht war man auch schon komplett nass. Dazu gab es noch einen knackigen Anstieg auf 260 m bei dem ich durch einen Fahrfehler stürzte. Ich war ok aber mein Spiegel am Lenker war abgebrochen. Das fängt ja toll an. Zum Ende der Etappe waren wir dann auch fast wieder trocken.
An der zweiten Kontrolle begangen wir auch mit dem standardisiertem Essen für die nächsten Tage. Eine Dose Cola und ein Stück Pizza oder ein Panini Prosciutto. Währenddessen ergoss sich das nächste Gewitter, aber wir saßen ja im Trockenen.
Die Dritte Etappe war auch wieder relativ flach und in einer größeren Gruppe erreichten wir das nächste Zwischenziel. Die ersten Fahrer suchten sich schon ein Hotel aber wir wollten nach Cola und Pizza noch einige Kilometer machen. Wir machten noch circa 50 km mit 300 hm. Als es wieder nass von oben werden wollte fanden wir in dem kleinen Ort Farini eine Cafébar mit solidem Vordach wo wir unser Nachtlager, also Schlafsack direkt auf den Bürgersteig, aufschlugen. 330 km hatten wir geschafft und ein gutes Polster rausgefahren.

Gegen fünf Uhr morgens wurden wir durch ein Auto geweckt welches direkt an unserem Lager parkte. Es war die Betreiberin der Cafébar, die etwas komisch schaute als sie uns Drei auf dem Boden vor ihrer Tür in den Schlafsäcken liegen sah. Wir klärten die Situation in unserem bestem Angloitalienisch. Als wir unsere Sachen gepackt hatten war die Cafémaschine auch so weit und wir konnten sogar noch ein kleines Frühstück ergattern. Wer hätte an eine Übernachtung mit Frühstück gedacht. Zum warm werden gab es 30 km mit 1200 hm wo wir bei guten 1500 m über N.N auch schon das Dach des Giro erreichten. Es folgten 10km Abfahrt. In Santo Stefano gab es dann ein zweites Frühstück zum Stempel.

Es folgten hügelige 80 km im Regen und Nebel der sich erst in der Abfahrt nach Genua lichtete. Genua Traf uns wie ein Vorschlaghammer. Nach 150 km in den ruhigen Hügeln der nördlichen Apenninen waren wir plötzlich in der Enge der Hafenstadt. Alle Genuesen waren auf der Uferstraße mit ihren Autos, Rollern und Piaggios unterwegs. Wir fanden eine kleine Pizzeria für Essen und Stempel.

Als wir auf die nächste Etappe starten wollten verabschiedete sich mein Garmin. Es hatte wohl etwas zu viel Regen abbekommen. So blieb mir für die kommen 80km nur das hinter her fahren was mir auf Grund des welligen Profils auch nicht schwer fiel. Unterwegs trafen Ed aus Kanada, mit ihm fuhren wir die letzten Kilometer zur Kontrolle. Ed sagte dass er hier schlafen wollte aber da es nur noch ein Vierbettzimmer gab wollte der Hotelier es ihm nicht geben. Nach kurzer Überlegung entschieden wir uns auch zur Übernachtung und so konnten wir zu viert das Zimmer buchen. Also schnell zwei Teller Pasta, ein Bier (ganz neue Ernährungsgewohnheiten), duschen und ab ins Bett. Wecker auf fünf Uhr. 537 km geschafft.

Um halb sechs saßen wir wieder auf dem Rad. Wir fuhren ohne Ed los da er sich in Ruhe fertig machen wollte. Langsam wachte mein Garmin auch wieder auf, zwar ohne mir den Track und die Karte zu zeigen aber so konnte ich wenigstens sehen wie viele Kilometer wir gefahren waren. Nach 15 km gab es eine geöffnete Cafébar und wir bekamen ein Frühstück. Die gut 90 km nach Pisa waren flach und das Wetter zeigte sich von schönen Seite. Ich bemerkte, dass so ein Wetter in den Steigungen auch nicht zwingend von Vorteil für wäre. Pünktlich zur Mittagszeit erreichten wir Pisa. Direkt am Turm gab es Stempel, Cola und Pizza. Einige Touristen sprachen uns an und waren wie immer sehr erstaunt über unsere Tour.

Weiter ging es durch die Toscana. Erst, wie bei jeder größeren Stadt, durch Industriezonen mit Straßenprostitution und später entlang von Weingärten und Olivenhainen. Wir trafen wieder auf Ed und zu viert rissen wir die Kilometer bis Suvereto ab. Hier sollten wir in einem kleinen Laden stempeln. Aber nur weil der um 17 Uhr öffnen sollte heißt das noch lange nicht das um viertel nach auch schon jemand den Laden geöffnet hat. Also holen wir uns Stempel, Cola, Panini im Laden auf der anderen Straßenseite.

Die folgende Etappe war teilweise so flach und die Temperaturen wieder so kühl, dass wir quasi in Manier von US-Postal im Formationsflug mit 35er Schnitt über die Straßen flogen. Dabei überholten wir noch einen ambitionierten Freizeitradler auf seiner 3000€ teuren 5kg Maschine. Dem stehen bestimmt bis heute noch die Tränen in den Augen. Kurz vor Ladenschluss erreichten wir die Kontrolle in Marsilliana. Standardprogramm: Stempel, Cola Panini. Wir entschieden unter den Arkaden der örtlichen Poststelle zu schlafen. Die Nachtruhe wurde etwas durch eine Hand voll Jugendliche gestört die die auf dem Dorfplatz die Leistungsstärke ihrer Vespas demonstrieren musste. 844 km waren geschafft.

Der nächste Tag fing mit toskanischen Hügeln an. Gut zum warm werden. Das Navi hatte wieder volle Funktion. Später ging es wieder Richtung Küste. Wir näherten uns langsam Rom. Es gab mehr Industrie, mehr Verkehr auf der Straße und auch mehr „Verkehr“ am Straßenrand. Mittagspause und Stempel gab es in einer kleinen Taverne die von vielen Einheimischen frequentiert wurde. Weiter ging es Richtung Rom für ein Beweisfoto auf dem Petersplatz. Zwischenzeitlich stand oder saß alle 500 m eine „Schönheit“ am Straßenrand und bot ihre Dienste an. Der Straßenverkehr in Rom ist schon eine Sache für sich. Eng, schnell und Laut. Man versucht gleichzeitig zwischen den Autos und Rollern durch zukommen, allen Schlaglöchern auszuweichen und dem Track oder Vordermann zu folgen. Man hat aber höchstens Zeit sich auf zwei Sachen davon zu konzentrieren. Vor dem Petersplatz wurden wir von einer Polizistin aufgehalten die uns mit den Rädern nicht durch lassen wollte. Aber wenn Mama was nicht erlaubt frage ich halt Papa. So konnten wir an anderer Stelle bis direkt zum Petersplatz vorfahren. Schnell Fotos gemacht und wieder raus aus dem Gewühl Richtung Küste. Es grenzt an ein Wunder, dass das alle heile überstanden haben. Die Kontrolle war ein Strandclub der gerade seine Musikanlage für den Abend testete. Wir sehnten uns in das „ruhigen“ Rom zurück. So schafften wir auch mal eine schnelle effektive Stempelpausen. Nach fünf Minuten saßen wir wieder auf dem Rad. Ziel war es heute noch die Hälfte der Gesamtstrecke zu schaffen. Wir fuhren noch gute 30 km und fanden ein schönes Hotel direkt am Weg. Frisch geduscht gab es einen Teller Pasta. Man sollte der italienischen Küche mal erklären was „groß“ bedeutet wenn ein Randonneur eine große Portion bestellt. 1115 km waren geschafft.

Morgens gönnte ich mir einen frischen Satz Klamotten. Herrlich, aber leider war hatte sich das Wetter wieder verschlechtert und wir starteten gegen 5:30 im leichten Regen. Bis zum Frühstück hatten wir auch schon fast wieder 30 km in den Beinen und das Wetter schien sich zu bessern. Gegen Ende der Etappe mussten wir noch zwei Hügel erklimmen. Bei mir lief es so gut, dass ich Fritz und Stefan etliche Meter davon fahren konnte. Auf der ersten Spitze wartete ich auf die beiden und es fing wieder an zu tröpfeln. Fritz flog an mir vorbei und sagte „Nicht warten dann kommen wir noch trocken durch.“ Was dann geschah habe ich noch nicht erlebt auf dem Rad. In kürzester Zeit öffnete der Himmel alle Schleusen. Das Wasser schoss die Straße herunter und spülte Steine und Dreck auf die Fahrbahn. Bergab konnte man nicht schneller fahren als bergauf. Auch die Kollegen mit Scheibenbremsen waren da nicht besser dran. Zeitweise dachte ich: „selbst mit einem MTB ist das heftig.“ Kaum waren wir im Ziel war der Regen auch wieder vorbei. Stempel gab es in einer kleinen Bäckerei. Ein Traum was man mit Handwerkskunst an tollen Gebäck zaubern kann.

Bei sich besserndem Wetter ging es weiter Richtung Süden. Die Kleidung am Leib trocknete wieder. In Caserta gab es den Stempel in einer Eisdiele die sehr voll war. Ich stellte mich in die Schlang um die Stempel zu hohlen und Fritz besorge am Imbiss neben an Pommes für uns. Als wir die Pommes aßen kam die Besitzerin der Eisdiele auf uns zu und gab uns zu verstehen dass wir uns keine Stempel hohlen können und dann nichts kaufen. Ich versprach ihr mir noch eine Cola zu hohlen für die sie mir auch prompt 3 € abzog und ich auch keine Quittung bekam. Die war wohl etwas gereizt.

Die nächste Etappe sollte uns bis nach Amalfi führen. Der Verkehr im Dunstkreis von Neapel bremste uns aber so sehr aus, dass wir erst im Dunkeln die Abfahrt hätten machen können. Das wäre schade um den Ausblick und zu gefährlich. So schliefen wir in einem Hotel im Anstieg vor Amalfi das Stefano aus Mailand mitten in Stadtverkehr auf dem Rad sitzend per Telefon organisiert hatte. Ein sehr edler Schuppen. Und es ist schon etwas surreal wenn man mit sieben Leuten frisch geduscht aber in stinkenden Klamotten an einem schön in weiß eingedeckten Tisch ein drei Gänge Menü serviert bekommt. Wir planten um 4 Uhr auf zustehen. 1350 km hatten wir schon im Sattel verbracht.

Der Wecker am Handy ging um 4 Uhr, draußen schüttete es aus Eimern. Wecker eine Stunde weiter gestellt und dann sah das Wetter auch besser aus. Wir wollte eigentlich direkt los aber das Frühstück war schon eingedeckt. Also kurzer Snack und los in den Anstieg. Nach eine Stunde waren wir oben. Geile Aussicht. Schnell ein paar Fotos vor der Fausto Coppi Plakette gemacht und dann 15 km herrliche Abfahrt. Unten angekommen mussten wir auf Stefan warten. Nach 10 Minuten wurde ich etwas unruhig. Als er ankam erzählte er dass er eine schleichenden Plattfuß hatte und den Reifen wechseln musste. Stempel, Cola, Brötchen, weiter. Ab jetzt geht es immer in den Norden. Die nächsten 300 km wieder Richtig hügelig durch die Abruzzen.

Es geht den Berg hoch, es wird wieder nass. Aber der Regen hat immer genug Temperatur, so dass man nicht auskühlt. In zwei Etappen über Avellino nach Morcone. Hier gab es ein herrliches Menü aus Pasta, Bruschetta und Melone. Ich wurde von der Müdigkeit fasst übermannt. Aber wir waren knapp in der Zeit und mussten weiter. Knapp 1000m nach der Kontrolle gab ein Vorderreifen ein Zischen von sich. Situationen in denen man sich einen Bahnhof in der Nähe wünscht. Jammern hilft nicht, Reifen flicken und weiter. 80 km Hügel bis Trivento. Es bleibt trocken und es wird dunkel. Kurz nach Mitternacht erreichen wir die Kontrolle. Wir bekommen noch einen Stempel bevor die Bar schließt. Zeit sich ein Lager zu suchen. Ein Supermarkt der noch nicht ganz fertig gebaut ist mit einem geschützter Treppenaufgang der den ganzen Tag durch die Sonne erwärmt wurde bietet alles was der Randonneur braucht. Einziges Manko war der Bautrockner der alle 10 Minuten anspringt. Aber wenn man müde ist stört der auch nicht wirklich. Nur noch 610 km, das schaffen wir.

Der Samstag beginnt um 5 Uhr. Himmel sieht gut aus, schnell aufs Rad und die letzten Steigungen in Angriff nehmen bevor die Sonne ernst macht. Ein Standard Frühstück gibt es in einem malerischem Dorf auf einer Kuppe. Hier in der Bar erklärt mir ein älterer Herr, dass Merkel Italien getötet hat. Das einzige mal, dass ich auf der Tour etwas negatives über Deutschland gehört habe. Im zweiten Satz vergleicht er uns noch mit Kittel und Greipel, das klinkt schon versöhnlicher und zeugt von Respekt gegenüber unserer Tour. Der letzte Hügel und dann liegt die Adria vor uns. Temperatur und Geschwindigkeit steigen. Kurz vor Mittag erreichen wir Fossacesia. An der Strandbar gibt ein Eis und das übliche Menü. Noch mal ordentlich Sonnencreme drauf und weiter. 105 km Flachetappe nach San Benedetto. Hier sollten wir mal wieder etwas Zeit gutmachen können. Lief alles Super. Irgendwas hat irgendwann mal Peng gemacht an meinem Rad, aber keine Probleme in Sicht. Doch nach dem gefühltem 1.000.000 Schlagloch hat es mich dann erwischt. Ein Snakebite im Hinterrad. Beim Schlauchwechsel stelle ich fest, dass ich zwei gerissene Speichen habe. Das Rad läuft aber noch rund und also fahren wir erst mal so weiter. Ein bisschen mulmig das Gefühl,aber mit vollem Reifendruck von der Tanke nehmen wir wieder Fahrt auf. Geht doch...... Hinterrad wieder platt. Diesmal hat sich eine Speiche in den Schlauch gebohrt. Ich fühle mich wie Bjarne Riis 1997 beim Zeitfahren der Tour. Hätte ich die Kraft gehabt hätte ich das Rad in den Busch geschmissen. Emotional auf dem Nullpunkt überlegte ich ob es noch Sinn hat weiter zufahren. Dann meinten Fritz und Stefan hier war doch eben ein Decathlon. Kurz um geschaut, und tatsächlich auf der anderen Seite der Straße war ein Einkaufscenter mit Sportdiscounter. Also mit Hinterrad rüber über die Straße, mit meinem besten Angloitalienisch hatte ich 30 Minuten später ein 40€ Hinterrad komplett moniert. Mit neuem Rad und neuer Hoffnung weiter zur Kontrolle. Pizza und Schinkenbrötchen waren alle, also gab es mal ein Salamibrötchen mit Mozzarella. Eine Etappe musste noch geschafft werden heute, also weiter. 70 km flach und dann 10 km den Hügel hoch. Zwischen drin nochmal ein Panini. Als wir die Kontrolle erreichen machen sich die Gäste der Cafébar gerade auf den Weg in die Disco. Mit den jüngeren Italienern/innen kann man sich auch recht gut auf Englisch unterhalten und wir ernten wieder viel Anerkennung und Bewunderung. Die Nacht scheint trocken zu bleiben uns so nehmen wir das Angebot des Gastwirtes an und schlagen wir unser Lager auf der Terrasse der Bar auf. Noch 350 km.

Um 4 Uhr beginnt der letzte Tag des Giro. Hochstimmung macht sich breit. Wir wollen den Rest durchfahren. Die ersten Kilometer zeihen sich durch Ancona. Ich stürze fast als mir die Lenkertasche vom Lenker springt und ich drüberfahre. Jetzt bin ich wach. Der erste Tagesabschnitt führt und in die Hügel von Fiurenzuola. Hier war halb Italien mit dem Rennrad unterwegs. Und mitten drin ein Clown auf einem Klapprad, ich denke ich bin übermüdet. Dann mischen wir uns noch in einen Volkslauf. Viel los hier oben, ist aber auch bestes Wetter. Kurz nach der Kontrolle gab es das einzige Stück das wir mal Schieben mussten. Gute 200m mit ähnlich vielen Höhenmetern. Dann rollen wir gemütlich durch die Gluthitze des Adria Hinterlandes und ich bin froh, dass wir so ein Wetter nicht in den Abruzzen hatten. Im Ort Adria ist die vorletzte Kontrolle eine herrliche Eisdiele mit bestem Eis. Hier treffen wir Stefano und seine Mailänder Jungs wieder. Die letzten 170 km wollten wir zusammen fahren. Die nächsten 80 km rollten wir mit 26er Schnitt durch die Ebene und die beginnende Lagunenlandschaft. Nochmal ein kleiner Snack und weiter zur letzten Kontrolle. Nun zeigte sich dass unsere Italienischen Kollegen die Nacht nicht geschlafen hatten. Der gefahrene Schnitt sank deutlich.Als wir die letzte Kontrolle erreichten konnten wir gerade noch die 20 halten.

Eine letzte Cola und der Stempel. Die letzten 58 km fahren wir mit 18er Schnitt durch die Nacht. In der Ferne drohen Blitze und wir fürchten nochmal richtig nass zu werden. Stefano hat nochmal einen Platten. Während die Einen reparieren schlafen die Anderen auf dem blanken Asphalt. Als wir wieder rollen haben wir mühe die Truppe zusammen zu halten. Der eine fährt vorne ohne Navi der andere will sich an jeder Bar an der wir vorbei kommen nochmal einen Stempel hohlen. Die letzten Kilometer sind quälend lang. Doch dann das Ortsschild, das Hotel, geschafft.

2201 km in 184 Stunden.

Ich bin zu erschöpft für ausgelassene Emotionen. Wir liegen uns in den Armen. Bekommen unsere wohlverdientes Finishertrikot und einen Pokal. Der einzige Wunsch ein Bier und dann schlafen. Erst müssen die Räder noch aufs Auto und wir wieder zum Campingplatz. Dort gibt es etwas Verwirrung da wir eine Nacht zu früh zurück sind, doch irgendwann haben wir ein Bett aber kein Bier. Wir konnten auch so ganz gut schlafen.

Am nächsten Tag haben wir bis 12 Uhr geschlafen, sind dann mit dem Auto zum Einkaufscenter und haben Pasta gefrühstückt. Danach endlich ein leckeres Bier und wieder ins Bett. Um 18 Uhr sind wir mit dem Rad in die Pizzeria. Essen, zwei Bier und wieder schlafen.

Die Tour war ein Traum, ich kann jedem nur empfehlen sie zu mal zu fahren. 2200 km sind auch nur 1000 km mehr als PBP. Und ihr müsst immer daran denken: „Fahrt in Italien, da scheint die Sonne“

Fotos folgen eventuell noch.
 
BRM 400 Boekelo 25.06.16 mein erster offizieller 400er Brevet

Ich war schon mit dem Auto auf dem Weg, 20 km von zu Hause weg, alles absolut in der Zeit, Samstag, geplante Ankunft 20:30 Uhr, Start 21 Uhr, passt also.
An einer Ampel ein letzter Blick auf das Rad --> Trinkflaschen vergessen !! Was nun??
Also umdrehen, meine Frau in Panik angerufen "du musst mir entgegen fahren", Trinkflaschen ins Auto und mit Speed Richtung Boekelo.

"Ah, Thomas, you're the last missing one" ... Stimmt, schließlich ist in 3 min der Start :)
Rad raus, Klamotten sortiert und noch eben auf Toilette, da treffe ich Gert vor dem "Startcafe". Wir unterhalten uns noch über dies und das und final um 21:40 Uhr fahre ich los.

Die Strecke verläuft weitestgehend auf Nebenstraßen, es rollt ... es wird dunkel, es läuft ganz gut, bis zur ersten Kontrolle in Meppen (McD, km 84) fahre ich durch. Kurz vor McD treffe ich auf Art, ein Niederländer aus Dordrecht. Wir trinken zusammen einen Kaffee und rollen weiter.
Ich war eigentlich ganz froh mit jemanden zusammen durch die Nacht zu rollen (auch wenn ich sonst auch gerne alleine fahre, eigenes Tempo und so), wir unterhalten uns die ganze Zeit auf Englisch, schon ist der Sonnenaufgang da. Zur gleichen Zeit treffen wir an der zweiten Kontrolle ein, eine Tanke in Tecklenburg bei km 162.
Eine Cola, ein Brötchen und nach 30 min geht es weiter. Es wird ein wenig welliger, der Garmin notiert ein paar HM. Bei mir läuft es gut, ich bin zwar deutlich schneller als Art, fahre auch öfter ein kleines Stück voraus, warte aber an jeder Abzweigung. Ich empfand es als richtig und wichtig das wir zusammen weiterfahren, schließlich habe wir uns gemeinsam durch die Nacht gekämpft. Die KM gehen so an uns vorbei (auch wenn wir uns einmal um 4 km verfahren haben), nach knapp 217 km erreichen wir an Kontrolle 3 in Ennigerloh.
Wir beschließen recht zügig weiter zu fahren und uns ein Cafe o.ä. zu suchen um einfach nur ein paar Minuten zu sitzen und was zu essen. Gesagt getan, nach 15 km gibt es ein Stück Kuchen und eine weitere Cola.
Richtung Kontrolle 4 läuft es unspektakulär, same procedure as the vorherigen KM: Ich radel meinen eigenen Rhythmus und warte an den Abzweigungen. Teilweise zelebrieren wir auch Windschattenfahren, allerdings nur in der Ebene. Nichtsdestotrotz erreichen wir um 14:10 Uhr die Aral Tankstelle im Marl (KM 298)
Hier treffen wir auf Peter aus Gelsenkirchen (Hoffentlich erinnere ich den Namen richtig). Peter ist ziemlich gefrustet, bei seinem ersten 400er Brevet hab er sich mehrfach verfahren und hat schon 38 extra KM auf der Uhr. Es geht zu dritt weiter, es fängt übel an zu regnen. Nach 30 min hört es wieder auf und ich merke, dass Peter und Art das gleiche Tempo fahren. Das ist gut, ich nutze die Gelegenheit und fahre nun mein Tempo bei wiedereinsetzenden strömenden Regen, so langsam will ich nach Hause. Nach einem Stop zur weiteren Flüssigkeitsaufnahme an einer Tanke fängt der GArmin an zu spinnen. Irgendwie habe ich das Gefühl das er den Regen nicht gut verkraftet hat, jede Neubrechnung der Strecke bringt neue Fragezeichen. Kein Routing mehr, Reststrecke 482 km, wenigstens geht noch die Kartendarstellung un ich hangel mich an den Track entlang. Der ganze Spass hat aber nochmal 7 extra km gekostet.
Irgendwann treffe ich an der letzten Kontrolle in Rees/Isselburg ein, KM 366. Nur schnell rein, Stempel und weiter, schließlich will nach Hause.
Wenn ich richtig gerechnet habe sind es noch ca. 60 km, 2,5 Std veranschlage ich dafür. Gefühlt waren es fünf Std., irgendwie lief es nicht mehr so richtig. Die letzten 30 km waren endlos, ich hab quasi jeden km gezählt.
Aber irgendwann sind auch diese vorbei, auf den letzten zwei KM macht sich Zufriedenheit breit. Im Cafe treffen ich wieder auf Gert mit dem ich noch eine Weile resümiere, ein netter Kerl :)

"What about the 600 km Brevet next month?? it's easier than the 400 km"
Im Moment glaube ich alles, aber nicht das :)
 
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Meine Mutter lebt ja in Ungarn und ich radle eh jedes Jahr runter. Letztes Jahr habe ich erfahren, das es auch hier eine Brevetszene gibt

Also im Januar den 1200er gebucht und den Urlaub drum herum geplant.

Am Samstag war es dann soweit, Akos bietet die komplette Serie an, so dass sich gut 60 Starter in der Altstadt von Veszprem trafen.



Statt die Leute in Startblöcke einzuteilen gibt es einen Massenstart mit Motoradeskorte aus der Start. Anders wie in D auch keine Polizei.

Schon nach 22 km die erste Kontrolle, an der Burg von Nagyvzsony wartete schon Akoss Vater

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Schon bei km 54 die nächste Kontrolle, vor der Kirche in Badacsonytomaj wartet diesmal Akos auf uns

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Weiter ging es Richung Norden. Durch Topalco nach Sümeg. Über der Altstadt die Burg unten die Bäckerei mit ihrem Stempel



Am Morgen war es noch bedeckt, jetzt kam dann die Sonne raus und sorgte für ordentliche Temperaturen.

Auf die Langstrecke sind 15 Starter an den Start gegangen. Ein Österreicher, Italiener,Slowaken und sonst alles Ungarn.

Die Ungarn sind auch nicht alle mit dem Rennrad sonder mit diesen Crossrädern mit geraden Lenkern

Die Straßen sind doch teilweise recht desolat, im Roadbook wurde sehr genau drauf hingewiesen. Schlaglöcher in dem man ganz Pygmäenstäme verstecken könnte waren keine Seltenheit. In der dritten Nacht kam ich an eine Stelle wo der ganze Asphalt fehlte. Gesichert war die ganze Sache mit vier Stöcken und einer umgebundene Schnur

Ich war froh mit meinen Laufrädern mit den 28 mm breiten Reifen an den Start gegangen zu sein. Wenn es keinen Verkehr gab hatte ich mir schnell einen Linksdrall angewöhnt, in der Mitte der Fahrbahn war es meist noch am besten und ich konnte noch nach links oder rechts ausweisen. Mit den Autofahrern ging es auch ganz gut, es gab halt schon ein paar die super knapp überhohlten.

Aber wir sind auch zweimal ein Stück auf einer Bundesstraße gefahren, die laut Schild für Traktoren, Pferdefuhrwerke und Räder gesperrt waren. Mich hat dort kein einziger angehupt, teilweise ein entspanntes Verhältnis.

Wir fuhren weiter mit einem kleinen Schlenker Richtung Westen. In den Dörfchen Jak mit seiner schönen Kirche war die westlichste Kontrollstelle. Von da aus ging es Richtung bis nach Fertöd in die Nähe des Neusiedler Sees. Inzwischen war es auch dunkel geworden wieder zurück nach Osten über die Stadt Pápa bis nach Csesznek. Hier bei km 450 wurde eine Tasche hin dransportiert und es gäbe eine Schlafmöglichkeit. Gegen sechs kam ich bei Limonada Joe an. Frische Klamotten und Katzenwäsche auf dem Klo. Die Schlafmöglichkeit Ligestühle im Garten. Also Schlafsack raus und erstmal eine Stunde geschlafen

Zum Frühstück ein Glas der selbstgemachten Limonade, ein starker Kaffee und eine frisch gebackene Langos mit Teifjöl und Käse belegt

Die Sonne hat schon um 8 Uhr morgens für ordentliche Temperaturen gesorgt und so hieß es trinken. Die Ungarn haben mir gezeigt, das es in den meisten Dörfern diese blauen Brunnen gibt, wo man frisches Wasser Zapfen konnte

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Die Landschaft war jetzt recht wellig und die Anstiege zwar nur kurz aber relativ steil. Dazu noch die hohen Temperaturen

Gegen Mittag erreichte ich die Kontrollstelle an der Kirchenruine in Zsámbék. Im Schatten am Brunnen zwei ungarische Kollegen am Brunnen, habe mich auch kräftig abgeduscht und so ging es dann das kurze Stück weiter zur Kontrollstelle nach Estergom.

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Da ging es dann über die Donau ein kurzes Stück in die Slowakei und dann an der Grenze entlang bis nach Hollókö. Da war ich um zwei Uhr nachts, dort sollte es eine Schlafmöglichkeit gäben aber ich traf da nur Akloss Vater zum stempeln, also bezog ich kurzer Hand einer dieser vielen komfortablen Buswartehäuschen die es in Ungarn gibt

Dann ging es in die Bergetappe, gute 103 km mit 1200 hm

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Inzwischen war es richtig heiß geworden, mein Radthermometer zeigte 40 Grad an, das Wasser in den Radflaschen war schon nach einer halben Stunde ein warme Brühe. Zum Glück gibt es in den ungarischen Dörfer noch viele kleine ABC oder Coop Läden, die gekühlte Getränke verkaufen. Da habe ich dann immer eine 0,5 l Flasche Sprudel aufgelockert von einer Flasche Ginger Ale oder Cola gekauft

Vor Eger gab es ein paar üble Anstiege und nach Eger ging es raus nach Noszvaj. Das zog sich hin, dann gingen noch die Akkus am Garmin aus und ich war gar nicht mehr sicher ob ich an diesem Museum schon vorbei gefahren bin. Im Dorf traf ich dann Akos, der stempelte.

Jetzt wurde es auch komplett flach bis Hortobágy in der Pusta. Nach Tiszafüred geht es noch komplett flach bis zur Kontrollstelle. Man fährt und fährt und hat das Gefühl überhaupt nicht vorwärts zu kommen. Dort am Imbiss habe ich noch einen Hamburger und ein alkfreies Bier dazu. Wir waren jetzt am östlichsten Punkt angekommen und schon kurz nach 20 Uhr fängt es zum dämmern an. Das war ganz gut und die 30 km zurück nach Tiszafüred waren dann nicht mehr ganz so langweilig. In der Stadt fand ich in einer Nebenstraße noch ein gemütliches Buswartehäuschen

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Jetzt ging es über ein paar Dammstrassen Richtung Kecskemét. Teilweise waren die Straßen richtig schlecht, ich habe auch einmal ein kurzes Stück geschoben. In Kecskemét war es auch ein freudloses Gekurke bis zur Kontrollstelle. Hier wartet auch meine Tasche und ich konnte mich da auf dem Klo frisch machen und eine saubere Radhose anziehen

Ein bißchen Bammel hatte ich vor dem nächsten Stück. Im Roadbook stand das wir jetzt bis Solt auf der Bundesstraße fahren müsste. Bevor ich mir das zutraute habe ich mir noch ein schattiges Plätzchen für einen kleinen Mittagsschlaf gesucht. Aber es war dann gar nicht so schlimm, zum Teil gab es auch ganz schöne Radwege. Bei Dunföldvár ging es wieder über die Donau und von da zurück nach Veszprem. Leider habe ich es nicht in der Zeit geschafft. Ich kam dort um 6 Uhr morgens an. Im Hotel wartete schon meine Tasche, mein reserviertes Zimmer war natürlich schon weg aber ich durfte dort wenigstens duschen

Ich musste dann noch runter an den Balaton bis zur Fähre nach Tihany. Am anderen Ufer wartete meine Mutter auf mich. Die letzen km auf dem schlechten Radweg war noch eine rechte Qual

Mir tut heute noch alles weh und werd die nächsten Tage ganz sicher nicht radeln. Nächste Woche muss ich zurück nach D. Einen Teil der Strecke fahre ich mit dem Zug, so das es nur 600 km sind.
 
2013: Ich lese kurz bevor es losgeht etwas vom sogenannten Hansebrevet - damals kann ich mir aber nicht so einfach frei nehmen und auch meine Distanzen sind noch um einiges zu kurz. Was bleibt ist die Faszination am Namen.

2014: Ich schreibe Ralf an, der mir irgendwann mitteilt dass es kein 2014 kein Hansebrevet geben wird. Ich fahre dann die 1000duSud - auf welcher ich dann zufällig Ralf kennenlerne.

2015: PBP, kein Hansebrevet. Dafür fahre ich mit Ralf wieder die 1000duSud.

So, und nun geht's los: 2016, es ist Dienstag der 5.7., ich sitze seit 6:40 im Reisebus nach Berlin, denn die DB hatte keinen Platz mehr für mein Rad. Und - zugegeben - Fernbus fahren ist gar nicht so doof wie ich vermutet habe. Ich penne zusammen mit einem weiteren Randonneur bei Ralf, zusammen gehen wir abends noch Eiweiß und Kohlenhydrate auffüllen und die Jungs trinken diverse Kaltgetränke.
So, und dann ist es Mittwoch der 6.7., es ist 10 Uhr und Abfahrt des zweiten(?) Hansebrevets. Über 60 Starter sind gemeldet, 47 starten. Wir werden aus Berlin raus durch die Uckermark nach Usedom fahren und von dort über diverse Brücken und mit diversen Fähren über Rügen nach Lübeck. Anschließend geht es diagonal Richtung Süd-Ost nach Berlin zurück. Höhenmeter gibt es eigentlich keine, in 2 x 500km à 24h zzgl. einer großen Schlafpause sollte das abgerissen sein.

Soweit die Theorie.

Bis an die Berliner Stadtgrenze pacen Ralf und ich unsere Startgruppe, danach geht's mit einem guten 35er Schnitt bis an die Grenze der Uckermark.
Unterwegs gibt es ein aus meiner Sicht halsbrecherisches Fehlverhalten eines "Mitfahrers", der während des Überhohlvorgangs aus dem Auto heraus Fotos machen will und dabei in einer Alleenstraße in arge Bedrängnis mit dem Gegenverkehr gerät. Hätte das Peloton nicht blitzschnell Platz nach rechts gemacht, es wäre evtl. zu einem Frontalzusammenstoß der beiden PKW gekommen...
Was kurz darauf mit mir los ist weiß ich nicht, aber urplötzlich versagt meine komplette Kraft und ich werde mir-nichts, dir-nichts nach hinten durchgereicht und ende noch vor der ersten Kontrolle alleine mit mir auf dem buckligen mecklenburgischen Asphalt.

Die erste Kontrolle ist ein Edeka-Markt, ich winke meiner ehemaligen Gruppe bei der Ankunft noch zu, als ich aus dem Markt herauskomme sind sie aber schon weiter, das wird mir noch ein paar mal so gehen.
Dann lerne ich Renate kennen. Renate Sturmtief. Renate kommt irgendwo aus dem Westen und ist von recht kräftiger Gestalt. Obwohl ich nicht mit 80mm Hochprofilfelge fahre habe ich dank ihres starken Atems von bis zu 10bf. bis zu 30cm Radversatz - ihr versteht, das Renate und ich uns nicht sonderlich mögen. Aber Renate ist sesshaft, sie bleibt bis in die Nacht hinein. Irgendwann nach meinem wirklich leckeren Abendessen mit der Hausfrau Sahnehering-Bratkartoffel hat Renate aber ein Einsehen und verlässt mich mit ein paar Tränen und zieht weiter gen Osten.

Irgendwo zwischen Greifswald und der zweiten Kontrolle in Grimmen gabelt mich ein älterer Berliner mit einem piekfeinen, auf Scheibenbremsen umgerüsteten Titanrad auf, zusammen machen wir die Kontrolle und entscheiden uns den Umweg über die Brücke nach Rügen zu nehmen, denn die Fähre fuhr nur bis 21 Uhr und wir/ich müsste(n) ca. 4h bis zur nächsten Abfahrt am Kai warten. Wir fahren also die Nacht durch und landen via Stralsund auf Rügen. Durch den unschuldigen Morgen geht es zurück Richtung Osten ans Ostseebad Binz und von dort an der Ostküste entlang ans Kap Arkona (Kontrollfrage) Frühmorgens war Rügen wirklich schön, aber ab 7 Uhr setzte der Geschäftsbetrieb ein und es wurde auf den Straßen wirklich ungemütlich, zudem die Masse der Touristen am Kap wirklich unangenehm war.

In Wittow fahre ich das erste mal Fähre, weiter geht es Richtung Süden zurück nach Stralsund. In Rövershagen mache ich eine Apfelschorlen-Pause im improvisierten Biergarten, gleichzeitig wird das EM-Halbfinale Deutschland vs. Frankreich angestoßen. Ich schleiche mich vom Hof bevor das Unheil seinen Lauf nimmt und lande - dank der zweiten Fähre - in Warnemünde. Die Stimmung hier ist mies, der Bahnhof ist voll mit Bundespolizei und im Stadtpark knallen die ersten importierten Böller.

In Kühlungsborn gibt es wieder eine Kontrolle, wieder, mit der Ausnahme der ersten, eine 24h-Tankstelle. Ich lasse innerhalb der 600km-Zeit stempeln und verdrücke mich hinter ein Mäuerchen mit dem Kopf in den dreieckigen Schatten den es dort gibt und schlafe ca. 4h bis es anfängt zu regnen in meinem Schlafsack auf der Wiese. Geweckt durch den Regen packe ich meinen Plunder zusammen und treffe am Nachtschalter Wolfgang(?), der in seinem Mini-Campingklappstuhl ausruht. Auch wenn er irgendwie "nicht von dieser Welt ist" fahren wir anscheinend den Rest der Strecke - zumindest immer wieder / in großen Teilen - zusammen.

In Wissmar gibt es tatsächlich nur an einer Tankstelle Kaffee, dafür ist die Weiterfahrt nach Klütz umso schöner und der Ausblick auf die Kirche auf dem Berg lässt einen in Versuchung geraten sie besichtigen zu wollen. In Klütz hat inzwischen der Metzger / Imbiss geöffnet, hier ist also eine mittlere Pause mit Ein- und Ausfuhr fällig. Priwall / Travemünde ist wieder eine Fähre, Sereetz eine Tankstellenkotrolle - und Lübeck schön und wieder mal überlaufen. Also nichts wie raus hier!

Womit wir wieder im Osten wären - incl. Autos mit in Schwarz-Weiß-Rot überklebten Euro-Kenzzeichen und Wunschnummern "*** BO 88"... Einladend ist das nicht, der Fahrstil der Einheimischen ist unabhängig der politischen Position sowieso mieserabel. Dafür haben wir wenigstens endlich wieder Regen! Hurra! Aber es bleibt mild bei 17°C, die Gummiwäsche kann also im Rucksack bleiben.
In Rampe gibt es die nächste Kontrolle (ratet - ja, richtig, eine Tankstelle).

Ab jetzt wird es interessant, Streetmagic happens!

Kurz vor Granzin, es ist später Frühabend. Ich definiere meinen Plan Wolfgang(?) gegenüber wie folgt: "Ich geh essen!" Er so: "Hach ich weiß nicht, ich will nicht so recht, dann muss ich aufs Klo und dann muss ich cremen..."

Ich ignoriere das Gehörte.

An einer Verkehrsampel frage ich eine Frau im Garten nebenan ob es in "Dieser Richtung =>" etwas Warmes zu essen gäbe - und nach einigen Sekunden Beratschlagens mit dem Nachbarn verweist man mich nach Granzin ins Gasthaus "Zum Bauerntanz" [sic!]. Das ganze stellt sich dann in etwa so dar:

  • 1. Randonneur tritt ein, 3 Einheimische drehen sich um, Oma im Sessel brüllt mich herzlich an und wünscht mir einen schönen guten Abend.
  • Essen klarmachen: "Gibt es noch etwas Warmes?"
  • Oma, im Ohrensessel, neben dem Kanonenofen: "Solange ich da bin gibt es immer etwas!"
  • 1. Randonneur: "Das Übliche? Schnitzel? Pommes?"
  • Oma, laut: "Und Solianka! Und Bratkartoffel!"
  • 1. Randonneur: "OK, ich geh den 2. Randonneur fragen..."
  • 1. Randonneur geht kurz raus und berichtet dem 2. Randonneur, während der an seiner Yps-Heft-Elektronik rumbastelt: "Bla bla."
  • 1. und 2. Randonneur treten ein und nehmen Platz.
  • 2. Randonneur fragt nach einem Handtuch, weil er [Zitat] "Den ganzen Hintern mit Fettcreme eingeschmiert hat."
  • 1. Randonneur zu sich selbst: "ALTER?!?"
  • 1. Randonneur zu 2. Randonneur: "Das wollte hier glaube ich niemand wissen."
  • Schweigen
  • Bestellen
  • Oma verschwindet in der Küche
  • 1. und 2. Randonneur berichten den Einheimischen was sie tun. Anerkennung.
  • Junger Mann bedient uns die ganze Zeit (Getränke und so)
  • Oma kommt raus, das Essen ist umwerfend, einfach und gut, so wie bei Oma.
  • 2. Randonneur bestellt das was der 1. Randonneur hat (Salatteller) in Beilagengröße nach, das Bestellen ist so umständlich, das der 1. Randonneur während des Bestellvorgangs seine Solianka leer gegessen hat.
  • 2. Randonneur schafft dann aber den Salat doch nicht...
  • 1. Randonneur gönnt sich zur Steigerung der Toleranzgrenze einen Klaren. Ossis haben Vodka und - da war irgendwo noch Korn. Nein, der Wessi will Brand (Obstler oder so). Also ziehen Oma und junger Mann los und räumen den Keller auf, dabei entspinnt sich eine sehr interessante Hierarchie zwischen den beiden bei der dem 1. Randonneur nicht mehr so ganz klar ist ob der junge Mann Angestellter, Familienmitglied oder Lebensgefährte ist...
  • Irgendwoher zaubern die Beiden dann eine Flasche sehr leckeren Wacholderschnapses und der 1. Randonneur ist seelig.
  • Mehr als einen schafft er aber nicht, sonst würde er noch das verlockende Angebot des Gästezimmers annehmen - und sich so erhoffen als Mäuschen doch noch zu erfahren wie die Beziehungsmodi in diesem Haushalt funktionieren...
  • Beim Gehen fragt der 1. Randonneur die Gemeinschaft ob er den 2. Randonneur nicht dalassen könne - dem 1. Randonneur wird Verständnis entgegen gebracht, das Angebot aber ausgeschlagen. Also geht es weiter.
Nach einer schier endlosen Fahrt durch ein Waldgebiet gibt es in Röbel/Müritz die nächste Kontrolle (JAAA! Tankstelle!!!) und ich werfe mich im Windfang eines Supermarktes auf die Pflastersteine. Wolfgang(?) im Mini-Klappstuhl neben mir. Als ich aufwache ist der dritte Randonneur der noch neben uns lag weitergefahren, während Wolfgang(?) - wach! - mir beim Schlafen zuschaut. Der hat mir VIER Stunden beim Pennen auf den Arsch geglotzt und mich nicht geweckt! Und mir läuft die Zeit davon! Aber vorher rumtönen ich bräuchte keinen Wecker...!

In Neuruppin ist die letzte Kontrolle vor dem Ziel... ja, Tankstelle... und ich habe so einen Moment wie bei PBP: Vor mir steht die Ost-Version von Mutter Beimer - Mitte 50, Wasserstoffblond, Jeansrock, pinkes Trägertop und ich glaube Brust-Augmentation. Es muss die Fahrt mit Wolfgang(?) sein, der gestörte Tag-Nacht-Rhythmus oder zu viel Reibung im Sattelbereich - die beiden creme-gefüllten Doughuts helfen bei der Eindämmung meiner postpupertärer Phantasien jedenfalls kein bisschen. Ganz im Gegenteil. ICH MUSS HIER RAUS!!!

Die anschließende Fahrt von Neuruppin zurück nach Berlin wird mir wegen zwei Begebenheiten für immer im Gedächtnis bleiben:
Irgendwo bei Fehrbellin schüttet Wolfgang(?) 1,5l Wasser weg: "Um", so beantwortet er meine Nachfrage, "Gewicht zu sparen."
Ich schlucke ALLES runter was mir einfällt und antworte: "Aber wir haben noch ein gutes Stück?" und er sagt: "Nein, keine Problem, ich habe noch 1,5l." WTF?
Weiter geht's, mir wird das zu bunt und ich fange an ein loses Mundwerk zu bekommen. Damit ich nicht anfange gemein zu werden ziehe ich nochmal deutlich mit der Geschwindigkeit an, schließlich will ich ja auch mal nach Hause. Und dann sagt er meinen Spruch des Monats:
"Fahr mal nicht so schnell, ich hab Angst das ich sonst vielleicht krampfe!"

DIESE KACKBRATZE!!! Der lässt mich 4h vorm Supermarkt pennen und will jetzt das ich langsam mache weil er 3ltr. Wasser und einen Klappstuhl durch die Gegend eiert? Echt jetzt?

Ich habe dann einfach Gas gegeben...

Was ich nicht erzählt habe:
  • es gab UNZÄHLIGE Kilometer in FÜRCHTERLICHEM Kopfsteinpflaster.
  • es gab aber auch schönes Kopfsteinpflaster (Einfahrt Berlin)
  • Rügen ist für Radfahrer TOTAL UNGEEIGNET (Verkehr, hundsmiserable Radwege)!
  • wer ans Kap Arkona muss sollte das nachts tun (Touristen)
  • das nächste mal mit 42mm-Reifen und aufrechter Sitzposition
  • irgendwo war noch eine Kontrollfrage, ich fand das waren insgesamt ziemlich viele Kontrollen
  • und irgendwo bin ich ein gutes Stück im Windschatten eines älteren Herren gefahren der NICHT zu uns gehörte, ich glaube das war vor Rostock / Hohe Düne - DANKE!
  • Achso: bitte nehmt bei einer Teilnahme nicht zu viel Wasser mit, das ist nämlich schwer
  • meine Bilder gibt es auf Strava und hier
  • entgegen Strava habe ich auf die Minute genau 74h gebraucht
  • ich habe eine 22 Jahre ältere Freundin, in unserer Freundschaft existiert eine wunderbare Hierarchie - mit ihr fahre ich bei nächster Gelegenheit nach Granzin, trinke ein paar Wacholderschäpse und dann nehmen wir das Gästezimmer... aber darüber werde ich keinen Bericht schreiben :D.
 
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Hallo rajas,
ich bin der "ältere scheibenbremsende Titanrad-Berliner". Du hast einen wunderschönen Bericht über dieses außergewöhnliche Abenteuer geschrieben. Das Lesen hat mir sehr viel Freude bereitet.

Hier meine Eindrücke der Tour:

Vom Winde verweht
(Titel von Dietmar Clever)
Hansebrevet 2016​

Die Frage nach dem Warum? Warum tut man sich so etwas an? Obwohl man vorher sicher weiß, dass es schmerzen wird, sehr stark schmerzen. Zur Antwort kommen wir später.

Etwa 50 Fahrer treffen sich zum Start im Amstel-House in Berlin-Moabit. Es sind viele unbekannte Gesichter darunter. Da es in diesem Jahr nur zwei Tausender in Deutschland gibt sind viele aus weiter entfernten Bundesländern angereist. Aber auch einige altbekannte Hasen aus unserer Gegend und einige, die erst seit einem oder zwei Jahren dabei sind. Und sogar einige die mal in die Brevetwelt ´reinschnuppern wollen!? Ob es dafür gleich ein Tausender sein sollte? Wir werden sehen.

Es geht nach Norden aus der Stadt und über Liebenwalde, Zehdenick, Templin zur ersten Kontrolle in Woldeck. Außerhalb der Stadt merken wir deutlich, dass es windig ist, stark windig. Der Wind kommt mit etwa fünf bis sieben Beaufort aus Westnordwest. Es ist einer dieser Tage, die ich in meinem früheren Lebensabschnitt als Windsurfer besonders liebte, weil man in Berlin schon wusste, dass man an der Ostsee nur das „kleine rote“ (68l-Brett) und zwei Segel (3,7 & 4,1m²) braucht um richtig Spass zu haben. Es ist laut. Die Bäume rauschen bedrohlich und viele, auch dickere Äste liegen auf den Straßen und Radwegen. Immer wenn starke Böen kommen schaue ich nach oben. Gefahr könnte heute aus dieser Richtung kommen.

An der zweiten Kontrolle in Ducherow höre ich von Ingo, der kurz nach mir eintrifft, dass schon die ersten ausgestiegen sind. Auch ihm geht es infolge eines Darminfektes nicht gut. Wie ich später erfahre ist er aus diesem Grund dann auch nicht mehr weiter gefahren. Vernünftig.

In Ducherow muss ich an Hans Falladas „Kleiner Mann - was nun?“ denken. Der Protagonist Pinneberg kam ja aus diesem Ort und hat mit seinem “Lämmchen“ hier die erste Zeit seiner jungen Ehe verbracht.

Durch die Uckermark geht es auf teilweise schlechten und hügeligen Straßen über Anklam in Richtung Usedom. Gerhard W., der mit dem Auto einen Teil der Strecke fährt, fotografiert die Fahrer an mehreren Stellen vom Straßenrand aus. Wir wechseln die Richtung nach Osten und haben plötzlich Rückenwind. Ohne Anstrengung fliegen wir mit 40 bis 45km/h auf die Insel. Es kommt uns ein Rennradfahrer entgegen - Wolf B.. Gibt er auf oder hat er an der letzten Kontrolle etwas liegen gelassen? Ich erfahre es nicht.

In Gummlin (hier Kontrollfrage zur Leerungszeit des Briefkastens) steht Gerhard W. wie angekündigt und versorgt uns mit einem kleinen Imbiss. Sehr schön, wenn man so umsorgt wird. In Bansin wechseln wir wieder Richtung Nordwest. Die kurze Erholungsphase ist vorbei. Wir verlassen Usedom über Woldeck Richtung Westen und haben nun den Wind direkt von vorn. Es wird anstrengend.

Spätestens ab jetzt kämpfen viele Fahrer allein. Man trifft immer wieder den Einen oder Anderen an den Kontrollen, fährt auch mal ein Stück zusammen. Die erste Nach bricht an. Der Wind wird schwächer, schläft aber nicht ganz ein. Über die Kontrolle in Süderholz / Grimmen geht es dann nach Norden Richtung Rügen. Da die Fähre in Stahlbrode erst ab 06:00 Uhr fährt, habe ich mich schon vorher für den (offiziell zugelassenen) Umweg über den Rügendamm entschieden (ca. 10-12km mehr). Ein Fahrer aus dem Rheinland schließt sich mir an und wir können uns in der Nacht nett unterhalten.

Irgendwann auf dem Weg zum nördlichsten Punkt geht die Sonne auf und der Wind gewinnt seine alte Stärke zurück. Es wird wieder hart. Jeder muss jetzt kämpfen. Kap Arkona erreiche ich gegen 11:00 Uhr. „Schön“ sind die historischen Straßenbeläge in dieser Gegend (Betonplattenwege, Kopfsteinpflaster).

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Ich halte mich hier nicht lange auf und mache mich auf den Weg Richtung Süden. An der Wittower Fähre unterhalte ich mich nett mit einem Reiseradler, der, auch aus Berlin kommend, mit einem schwer bepacktem Rad unterwegs ist. 50Kg wiegen wohl Rad und Gepäck. Beachtliche Leistung. Er erzählt vom sehr schön gelegenen Kummerower See – was ich bestätigen kann – und, dass man aufgrund der sehr geringen Wassertiefe und des zur Zeit starken Algenbefalls schlecht darin baden kann. Auch erzählt er von seiner letzten Nacht im Zelt an Rügens Westküste. Er hätte wohl sehr schlecht geschlafen... Kann ich mir vorstellen. Wir wünschen uns gegenseitig gute Weiterreise und ich mache mich auf Richtung Festland.

In einem netten kleinen Café gönne ich mir zwei Stück Obstkuchen, natürlich mit Sahne. Auch der Kakao dazu bekommt eine Sahnehaube. Das rutscht gut. Besser als die Brötchen an den Tankstellen.

Zurück über den Rügendamm geht es nach Stralsund. Mir geht schon eine Weile durch den Kopf, dass es dann lange Zeit Richtung Westen gehen wird. D. h. der Wind wird wieder direkt von vorn kommen. Man hat ja soviel Zeit zum nachdenken. Aus hart wird sehr hart werden.

Auf dem Rügendamm fährt Ulli auf mich auf. Wir hatten uns vorher schon zwei mal gegenseitig überholt, wenn der jeweils Andere eine kurze Rast machte. In Stralsund machen wir eine Pause in einem kleinen Bäcker gegenüber des Bahnhofes. Wie ich später erfahre konnten mehrere Fahrer den Sirenengesängen aus dem Bahnhofsgebäude nicht widerstehen.

In dem Bäcker gibt es noch eine nette Episode. Ich hatte mir Tütchen mit Maltodextrin für meine Wasserflaschen vorbereitet. Bis jetzt hatte ich immer erst das Wasser eingefüllt und dann den Tüteninhalt nachgeschüttet, was immer zu etwas feuchten und klebrigen Tüten und klumpigem Restinhalt führte. Ab jetzt wollte ich schlau sein und habe diesmal den Tüteninhalt vor dem Wasser in die Flasche gefüllt. Dann gab ich die Flasche der Bäckerfrau mit der Bitte um Wasser. Sie ging nach hinten, kam mit der vollen Wasserflasche zurück und meinte, dass sie die Flasche natürlich vorher ausgespült hätte. „War da etwas drin?“ Jetzt musste ich wirklich lachen und sagte „ja“. Aber ich hatte noch genug von meinen Tütchen. Es gibt wirklich nette Menschen.

Der nächste Streckenabschnitt verlief wie erwartet. Es ging sehr, sehr langsam voran. Das Tempo lag durchweg deutlich unter 20km/h. Hier waren eindeutig mehr die psychischen als die physischen Stärken gefragt.

Vorbei an Rostock ging es nach Kühlungsborn. Kurz davor, in Börgerende, hatte unser Brevet-Urvater Peter W. mit seinem VW-Bus Stellung bezogen und versorgte uns mit Getränken und Linsensuppe. Je nach Wunsch mit oder ohne Wurst. Ich wusste gar nicht, dass Linsensuppe aus der Dose soooo gut schmecken kann.

Weiter ging es vorbei an Rerik über Wismar bis nach Lübeck. Das war für mich einer der schönsten Streckenabschnitte. Hier war ich noch nicht mit dem Rad unterwegs. Sicher werde ich demnächst einmal mit meiner Frau auf unseren Urlaubsrädern hier „reisen“.

Vor Lübeck legte ich mich mal für eine halbe oder dreiviertel Stunde in meinem Biwaksack an einen Feldrand. Das war sehr gut. Richtig kalt war es ja nicht. Als ich aufwache kommt gerade Falk angefahren und hält an. Wir fahren gemeinsam weiter zur letzten Fähre in Travemünde. Hier genossen wir einen wunderschönen Sonnenaufgang.

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Durch Bad Schwartau, vorbei an der Marmeladenfabrik, und Lübeck gelangten wir nun auf den Rückweg Richtung Heimat. In meiner Vorstellung war Bad Schwartau ein gemütliches nettes Örtchen. Weit gefehlt. Unser Weg führte nur durch Industriegebiete und über verkehrsreiche Straßen mit frühmorgentlichem Berufsverkehr. Der Straßenbelag wurde deutlich schlechter. Dies sollte bis Berlin so bleiben. Oder war ich nur wesentlich empfindlicher geworden? Sicher beides.

Die Windstärke hatte sich endlich merklich vermindert. Nun aber kam der Wind aus südwestlicher Richtung, was wieder einmal seitlich bis seitlich von vorn bedeutete.

Jetzt lernte ich die mir unbekannte Gegend Nordwestmecklenburg kennen. Es ging entweder über stark befahrenen Fernstraßen oder ruhige Dorf- und Nebenstraßen mit äußerst grenzwertigem Belag über Gadebusch (sehr „schönes“ altes Kopfsteinpflaster), Schwerin und Lübz nach Röbel an der Müritz. Die Eiszeit hat diese Gegend ziemlich hügelig hinterlassen. Es ging also ständig auf und ab. Nicht lang, nicht steil. Aber wenn man sich schon sehr schwach fühlt, sind 3-4% Steigung schon deutlich zu merken. Ich musste ständig schalten.

In Rampe am Schweriner See saß ich mit Falk beim Tankstellen-Frühstück und die nette Kassendame fragte uns, warum wir so etwas machen. Meine spontane Antwort: „Für Ruhm und Ehre“, die von Falk lautete: „Für´s Ego“. Zur Wahrheit kommen wir am Ende des Berichtes.

Ab Röbel waren es dann noch ca. 135km bis nach Hause. Die zogen sich wie Kaugummi. Der Wind kam immer noch von schräg vorn (SW), die Straßenbeläge waren, bis auf die stark befahrenen Fernstraßenabschnitte, nie gut. Außerdem waren einige Straßen gerade ausgebessert und mit Rollsplitt versehen worden. Dies hatte bei mir eine nervende Angst vor Reifenpannen zur Folge. An der Fahrweise meines momentanen Begleiters sah ich, dass es ihm nicht anders ging. Wir versuchten ständig durch möglichst wenig Splitt zu fahren und schlingerten über die gesamte Straßenbreite.

Vier, fünf Fahrer traf ich immer wieder mal an den Kontrollen oder begegnete ihnen auf der Strecke. Aber unterwegs kämpfte meist jeder für sich.

Hinzu kamen auf dem Weg durch Mecklenburg einige starke aber warme Regenschauer. Ich habe drei oder vier mal die Regensachen an- und wieder ausgezogen. Schuhe und Socken waren durchnässt.

Nach der letzten Kontrolle in Neuruppin wollte ich das Radfahren noch einmal richtig und bewusst geniessen. Dies ging anfangs auch ganz gut. Die Sonne ging unter, der Regen war offensichtlich vorbei, der Belag mal wieder ganz passabel. Die Orte abends schön ruhig. Der Wind kaum merklich.

Aber dann packte unser Streckendesigner noch einmal die Peitsche aus. Auf dem Weg über Schönwalde nach Hakenfelde / Spandau war ich mit Sicherheit nicht der Einzige, der ihn in die Hölle gewünscht hat. Ich bin diesen Weg schon zwei mal zum Ende eines Drei- oder Vierhunderters gefahren. Das ging einigermaßen. Aber wie man sich auf diesem Streckenabschnitt nach ca. 1000km fühlt, kann ich nicht beschreiben, weil es für mich keinen Vergleich gibt.
Und selbst in der Stadt ging es noch einmal durch Kopfsteinpflasterstraßen.

Kurz vor 01:00 Uhr war ich im Ziel. Zuerst eine Dusche, dann ein Bier. Die ganz schnellen waren schon im Laufe des Tages eingetroffen, einige wohl schon morgens - irre. Einige meiner zeitweisen Begleiter kamen kurz vor mir an, einige kurz nach mir. Und Gerhard W. war wieder da um Zielfotos zu machen.

Gegen 02:30 setzte ich mich ins Auto um meinen ca. einstündigen Heimweg durch die Stadt anzutreten. Einmal musste ich zum powernap rechts ´ran. Diese Autofahrt war sicher der gefährlichste Abschnitt der gesamten Reise, da ich definitiv nicht fahrtüchtig war. Zum Glück war kaum Verkehr.

Zu Hause hängt die abgesplitterte Häfte einer Pflaumenbaumkrone aus dem Nachbargarten über unseren Zaun. Es war also wirklich richtig windig. Ich habe nicht geträumt.
Wie ich später erfuhr hatte das Tiefdruckgebiet auch einen Namen: „Renate“.

Drei Ruhetage später:
Heute komme ich wieder mit Anstand die Treppe in unserem Haus herunter. Die Oberschenkel tun nicht mehr weh. Die Zunge fühlt sich nicht mehr pelzig an und ich kann wieder normal schmecken. Ich vermute infolge der lang andauernden Mundatmung war sie stark überreizt. Der Druck auf den Handballen ist auch wieder weg. Die Füße sind wieder abgeschwollen. Es tut nichts mehr weh. Ich hatte keine Sitzprobleme. Mein Nacken war nicht verspannt. Alles gut. Die komplette Brevetserie vorher zu absolvieren war also nicht verkehrt.

Das Rad hat ohne Panne durchgehalten. Und das bei dieser Strecke! Schön.

Und nun endlich zur Antwort auf die eingangs gestellte Frage. Der große gesellschaftskritische Humorist Gerhard Polt hat es sehr schön auf den Punkt gebracht: „Wenn eine Sache genetisch versaut ist, ist sie durch Prügel allein nicht zu korrigieren“. In diesem Sinne: Wir können nichts dafür. Es sind die Gene!

Wie ich später erfahre gibt es ca. 30 finisher. Die, die mal ´reinschnuppern wollten, sind wohl nicht darunter. Hmm?

Danksagungen:
  • An Ingo für die perfekte Organisation und die damit verbundenen Mühen; sehr schade, dass Du nicht durchfahren konntest.
  • An Ralf für die Strecke – wir sehen uns in der Hölle!
  • An Gerhard W. und Peter W. für die Fotos und die Versorgung incl. liebevoller Aufmunterungen an der Strecke.

Da ging es lang (entgegen dem Uhrzeigersinn):

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r. t.
radteam cöpenick
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh, ein sehr aufmerksamer Leser,
sorry, ich hatte beim kopieren einen Absatz vergessen - genau den mit der Antwort auf diese Frage.

Diesen (ist jetzt im Bericht an der richtigen Stelle eingefügt):

"Und nun endlich zur Antwort auf die eingangs gestellte Frage. Der große gesellschaftskritische Humorist Gerhard Polt hat es sehr schön auf den Punkt gebracht: „Wenn eine Sache genetisch versaut ist, ist sie durch Prügel allein nicht zu korrigieren“. In diesem Sinne: Wir können nichts dafür. Es sind die Gene!"

Ich bitte um Vergebung.
r. t.
 
Meine Berlin-Wien-Tour ist nun auch schon 4 Wochen her. Dank der langen Busrückfahrt ist diesmal der Versuch eines Berichts entstanden. War eigentlich nur für mich als Gedankenstütze gedacht, aber nun habe ich ihn doch abgetippt, um die Fotos sinnvoll einzufügen. War ne schöne Tour, mehr Berge als erwartet. Rückreise mit Flixbus für 36€, glaube ich, mehrmals täglich in ca. 9h ist unschlagbar.
Ist auch kein "echter" Brevet, passt aber hoffentlich trotzdem hier her.

(Fast) pünktlich um 4:00 Uhr ging es in der Dämmerung los auf die Reise nach Wien, 700km, ca. 7000hm. Um 8:00 Uhr gab es das erste Frühstück in Schleppzig bei einem kleinen Bäcker, noch ohne Spreewaldtouristen. Weiter durch Cottbus nach Görlitz. Hier sollte Mittagspause sein. Bis hier dank http://www.radweit.de/ schöne Strecke ohne große Straßen und mit wenig Sand.
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Straße nach Wien



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Rast in der Lausitz



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Ort und Kraftwerk Boxberg



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Verpflegungsstelle




Görlitz war heiß und voll und kein Restaurant mit Blick auf das Rad. Also ging es weiter durch den polnischen Zipfel nach Zawidow zur tschechischen Grenze.
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Hier gab es endlich Mittag, Pizza mit viel Käse und Knoblauchsauce und 2 Liter Cola. Die Straße durch Polen ist nichts für schwache Nerven, für Radfahrer wird hier nicht gebremst, ein LKW nach dem Anderen. Bis hier lag ich aber gut in der Zeit.
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Kurz vor Heynice mit Blick auf das Isergebirge

18:40 war ich in Heynice, meinem nächsten Etappenziel, und die Läden hatten zum Glück noch auf. Wer weiß, wo es nachts in Tschechien das nächste Mal was gibt. Noch ein lecker Wassereis mit Blick auf die Kirche, das war schön. Immerhin waren es immer noch um die 30°C.
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Kirche von Heynice

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tschechische Verpflegungsstelle

...weiter im nächsten Beitrag, da ich nicht mehr Bilder einfügen kann..
 

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... hier gehts weiter:
Der Plan, noch im Hellen über das Isergebirge zu kommen (deshalb der frühe Start), scheint erstmal aufzugehen. Ab jetzt geht es erstmal ein ganzes Stück aufwärts. Ich wurde von einigen MTBlern überholt. Der schnellste war ich nicht mehr, aber damit konnte ich leben, mir ging es eigentlich noch ganz gut. Es war immer noch sehr heiß und es hat sich schon eine beachtliche schmierige Dreckkruste an Mensch und Maschine gebildet. Und so begab es sich, dass ich an geeigneter Stelle ein Bad im romantischen Bergbach nahm und für die nötige Körperhygiene sorgte. Aus diesem Grunde war auch weit und breit kein einziger Wandersmann mehr zu sehen.
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Waschplatz

So erfrischt erreichte ich kurze Zeit später den höchsten Punkt meiner Reise, die Passhöhe Smedava mit 847m. Jetzt schwuppdiwupp mit 62km/h runter und … das Ganze noch einmal. Aber oben angekommen fand sich ein einladendes tschechisches Lokal für das Abendbrot.
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Abendbrot

Falls sich jetzt jemand wundert, warum ich so komisch schreibe, ich mache das hier nur aus Langeweile beim Busfahren und eben habe ich mir ein lecker Bier gekauft.

Naja, jedenfalls hatte ich gar keinen richtigen Hunger. Wenn ich an Knödel dachte, wurde mir bedenklich übel. Also gab es nur Knoblauchsuppe, die ich nicht mal schaffte, und ein Bier und eine Kofola. Eine schöne Belohnung für die Anstrengungen des Tages. Weiter ging es über kleine Wege und Straßen, hoch und runter, in die Dämmerung hinein. Aus dem Isergebirge war ich offensichtlich doch noch nicht ganz raus. Aber ist ja ok.

An einer (für mein Gehirn) total komplizierten Kreuzung 3 mal falsch abgebogen, immer 200m Berg runter bis das Navi aufgeregt piepste, und dann wieder zurück. Der letzte mögliche (und richtige) Weg war ein hinter einer Scheune versteckter Schotterweg den Berg hinauf! Sah auf der Karte am PC irgendwie anders aus. Wo man überall mit dem Rennrad langfahren kann, dachte ich, toll! Das ging dann aber doch nur 1km gut, dann hatte ich endlich einen Platten. Da habe ich die Kopflampe und den ganzen anderen Reparaturkram also nicht umsonst mitgeschleppt. Hab versucht den kaputten Schlauch aufzupumpen um das Loch zu finden, ohne Erfolg, da passierte gar nichts. Kurz Panik bekommen, weil ich dachte, die Luftpumpe ist kaputt. Aber mit neuem Schlauch ging dann alles problemlos. Das hat den Puls nochmal etwas hochgetrieben, so ohne Luftpumpe nachts im Nirgendwo mit Reifenpanne wäre schon blöd. Den Schotterweg hab ich erstmal 500m geschoben, dann wurde er zum Glück besser. Ach so, während der Reparatur hat auch das Navi seinen Geist aufgegeben, ganz toll. Da hätte ich meinen Schlafsack gleich an Ort und Stelle ausprobieren können. Dann ging das Navi (nach Neustart und ewigem booten) doch wieder und es konnte lustig weitergehen.

Die 400km wollte ich noch vollmachen, bevor ich mir ein gemütliches Bushäuschen suche. Nach 2h einsamen durch die Nacht radeln erreichte ich mein nächstes Etappenziel Horice Dachowy bei km 375. Nun schon mit 1,5h Verspätung gegenüber meiner geplanten Zeitrechnung. Auf dem malerischen menschenleeren Marktplatz gab es einen lecker Müsliregel und dann ging es gleich weiter. Dann waren die 400km endlich voll und ich durfte nach Schlafplätzen Ausschau halten. Und siehe da, mitten im Nirgendwo stand ein wunderschönes Bushäuschen. Da haben die Tschechen echt was drauf, 2-Bettzimmer quasi. Und das Fahrrad durfte auch mit rein. Gut beheizt, es waren immer noch 20°C. Das ich direkt neben einem Kloster gelandet bin, merkte ich daran, dass ich alle halbe Stunde durch die Kirchenglocken geweckt wurde, toll. (Das war in Hradek, hab ich im Nachhinein rausgefunden.) Nach 1,5 Stunden klingelte mein Wecker, ich wollte ja nicht zu viel Zeit verlieren. Um ca. 3:00 Uhr ging es also in der Morgendämmerung weiter.

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Nachtlager

So, durch Prag sind wir (mit dem Bus) durch, noch ein Bier.

Äh, nächstes Etappenziel war Hermanuv Mestec. Blöd, wenn man da 5:30 Uhr ankommt und alle Läden noch zu haben. Da hätte ich auch noch eine halbe Stunde länger schlafen können. So ging es also ohne Frühstück weiter. Als ich die neue Etappe im Navi geladen hatte, gab es einen kleinen Schock. Ich musste das Höhenprofil erstmal neu skalieren, damit ich den Gipfel des Berges sehen konnte, den ich jetzt hoch musste, ohne Frühstück! Ich dachte, das mit den Bergen ist vorbei! Gefühlte 10km mit 10-12% Steigung. Zelezne hory heißen die. Da hat sich auch echt kein anderer Radfahrer langgetraut, aber dafür streckenweise viele LKWs. Das ging jetzt die nächsten 70km so weiter, halbe Stunde mit 10km/h hoch, 10s mit 50km/h wieder runter.

In Polna angekommen war es dann auch schon halb 10 und ein Potraviny hatte auf. Zum Frühstück auf dem schönen Marktplatz im Schatten gab es Hörnchen, Räucherkäse, Eis und Eiskaffee, toll! Da weiß man doch gleich wieder, warum man so einen Quatsch macht. Den ganzen Müll vom Frühstück in eine Plastiktüte, das Fahrradschloss auch, damit ich die Hände frei hab, und dann Mülltüte in den Mülleimer, wie sich das gehört. Meine Sonnenbrille habe ich übrigens auch schon seit Heynice nicht mehr gesehen. Aber sonst ist alles gut. Nur die scheiß Berge hören nicht auf und es ist jetzt schon sehr heiß.

Nächste Kontrolle, äh Etappenziel, ist Trebic, Berg runter direkt ins Zentrum. Baustelle, Brücke über den Fluss ist weg. So habe ich die Gelegenheit, einen Stadtbummel durch das historische Zentrum mit viel jüdischer Kultur und altem Zeug bei 35°C zu machen, um eine Flussquerung zu suchen. Bestimmt sehr schön, wenn man noch etwas frischer wäre. Zum Glück gab es irgendwo eine kleine Fußgängerbrücke. Auf der anderen Seite des Flusses Jihlava ging es dann natürlich wieder ewig bergauf.

Flussquerungen sind hier immer mit Anstrengung verbunden. Es geht übrigens immer noch rauf und runter, als in einem Ort ein Schild auf eine Umleitung hinwies: in 4km Straße gesperrt. Da hat man dann die Wahl: Umleitung unbekannter Länge den Berg hoch in der prallen Sonne, oder Berg runter durch den schattigen Wald und hoffen, dass man irgendwie durchkommt. In 4km kam laut Karte übrigens ein Fluss. Wie hätten Sie entschieden? Naja, neben der abgerissenen Flussbrücke gab es einen schmalen Holzsteg für Fußgänger. Glück gehabt.

Dann gab es irgendwann wieder eine lustige Straße, die scheinbar Autobahnfunktion hatte, war halt nur nicht so breit, nicht so schön.

Nächste Etappe war Znoimo, je öfter man das ausspricht, umso lustiger klingt das. Es war übrigens sehr heiß. Znoimo ist eine ziemlich große Stadt in einem Tal, da gab es zum Mittag Spaghetti Carbonara und Wien ist zum ersten Mal ausgeschildert! Wenn das keine Motivation ist, den nächsten Berg wieder hoch zu fahren.

Ab jetzt spätestens wurde das mit der Sonne doch sehr quälend und ich fasste den genialen Plan, in Stockerau, ca. 30km vor Wien ein Zimmer zu suchen um zu duschen und vor der Heimfahrt nochmal zu schlafen. Der schöne Bergbach ist ja nun auch schon Ewigkeiten her. Bis Stockerau sind es nach Plan noch 70km und bis zur Grenze nur noch überschaubare 25. Hab ich schon erwähnt, dass es unerträglich heiß ist? Aber zum Glück kam auch ein kräftiger Wind, von vorne. Man hat ja immer irgendwann seinen Tiefpunkt, kennt man ja, nix neues, alles Kopfsache. War aber ein sehr hartnäckiger Tiefpunkt.

Die Grenze kam dann auch, auf einem sonnigen Hügel, unspektakulär und heiß. Doch was ist das? Das Navi zeigte jetzt noch 88km bis Stockerau an, statt der erwarteten 40km, ein echter Motivationsschub. Das blöde Vieh hat sich einfach eine andere Route ausgedacht, als ich ihm gesagt habe. Irgendwann hat es sich aber besonnen und aus den verbleibenden 60km wurden plötzlich 30km. Da bin ich fröhlich singend den letzten Hügel hochge…schoben, fahren ging irgendwie gerade nicht.

Kurz vor Stockerau habe ich mit der Pensionssuche angefangen, mit wenig Erfolg. In Stockerau hatte ich beim 3. Versuch Glück, man musste eine Tel.Nr. anrufen, da die Rezeption nicht besetzt war. Östereichisch am Telefon klingt irgendwie chinesisch, nicht zu verstehen. Ich wurde zur Rezeption gelotst, sollte mir einen Schlüssel nehmen, bezahlen morgen früh. So konnte ich wenigstens mein Rad mit ins Zimmer nehmen, ohne dass man was erklären muss. Ich war gerettet. Duschen, 2 Bier, 1 Thunfischsalat und dann ins Koma gefallen.

Am Morgen das Fahrrad schnell wieder runter gebracht, damit ich damit dann nicht durch den vollen Speisesaal schieben muss, da kam auch schon die Rezeptionsdame zum Bezahlen. Dann ging es die letzten 35km nach Wien, Massen von Radlern auf dem Donauradweg, der jetzt nicht soo beeindruckend war. Ankunft in Wien um 9:00 Uhr am wunderschönen Busbahnhof. Um 20:00 war ich wieder in Berlin und das Abenteuer ist zu Ende.
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Wien, wo es am schönsten ist
 
:daumen: Sehr schön (und ironisch) geschrieben. Und wie lange hast Du jetzt gebraucht? 4:00 bis 9:00 = 29h brutto? Das ist ja wirklich ne sehr beachtliche Zeit für 700 bergige km.
 
Nee, 24h länger, also 53h. Waren ja 2 Nächte, einmal Bushaltestelle und einmal ausgiebig im Hotel kurz vor Wien. Die Zeit war mir da schon lange egal. Ich musste nur zusehen, dass ich den Bus bekomme, der war schon vorher gebucht. Das war aber kein Problem.
 
Tolle Fahrt und schön beschrieben. Danke dafür. :daumen:
Und ein Schaf war auch mit dabei. :)

Das macht Lust darauf auch mal so einen persönlichen Brevet zu fahren.
Dortmund-Wien hätte mal was. :D
 
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