AW: Rund um`s DIAMANT - Technik-Touren-Typen. - Teil 3
Vor dem „Ausreiben“ des Gabelschaftrohres sollte dem Innendurchmesser der Steuersatzkopfschraube Beachtung geschenkt werden, denn sehr häufig ist nur diese zu eng und verhindert dadurch das Einsetzen des Vorbaues. Dies sollte man auch bei französischen Gabeln immer überprüfen; oft ist hier wirklich nur das 25.0 mm Gewinde der einzige Unterschied zur Inch-Welt und der 22.0 mm Vorbauschaft wird lediglich durch eine entsprechend enge Kopfmutter wackelfrei in einem 22.0 mm Gabelrohr gehalten, womit sich also nach Auswechseln der Kopfmutter oder deren Auffeilen auch ein nichtfranzösischer Vorbau sorgenfrei einsetzen läßt.
„Ausreiben“ des Sitzrohres als Methode zur Anpassung des Rahmens an eine gefundene Sattelstütze ist generell Pfusch, nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch als, aus Bequemlichkeit geborene Vorgehensweise. Daß es meist Fahrradhändler sind, die ihren Kunden diesen Vandalismus anbieten, läßt diese Praktik nicht fachmännischer erscheinen, ist in der Regel doch die einzige Befähigung von Fahrradhändlern das Verkaufen, nicht aber eine technische Ausbildung. Bei der Beurteilung der Wandstärke eines Sitzrohres ist die Stärke der Muffe generell abzuziehen, denn sie addiert nur auf der Länge zu der Gesamtstärke des durch Verlötung geschaffenen Verbundes aus Sitzrohr und Sitzmuffe hinzu, auf der sie das Sitzrohr umfaßt, nicht aber in dem Teil darunter, wo das Sitzrohr frei nach unten verläuft und der bei Ausreibe-Aktionen mit ausgedünnt wird. Eine Messung und Beurteilung der Wandstärke am offenen Ende des Sattelrohres ist also unfachmännisch, denn beim Ausreiben erfährt nur das Sattelrohr eine Materialwegnahme, nicht aber die Muffe selbst, die Schwächung geht also voll zu Lasten des Rohres.
Paßt eine scheinbare zu dicke Sattelstütze trotz Übereinstimmung nach Tabelle um wenige Zehntelmillimeter nicht, so ist in der Regel der Verbund aus Sattelrohr und Sattelmuffe durch vorherige Montage und Benutzung einer Sattelstütze mit zu geringem Durchmesser ovalisiert worden. Die einzige richtige Vorgehensweise ist hier die Korrektur dieser Ovalisierung durch vorsichtiges Zurückbiegen in die richtige Rundform; hiervor ist das Ende des Schlitzes im Sitzrohrende (der bei einer nicht ovalisierten Muffe immer in parallelen Kanten verlaufen muß) mit einer Schlauchschelle vor dem Ausreißen zu schützen. Als
Werkzeug kann ein von innen geführter Schraubendreher mit breiter Klinge verwendet werden, mit dem die Schlitzkanten wechselweise in kleinen Schritten gegeneinander weggehebelt werden.
Ich schreibe es immer wieder, aber es scheint nicht zu den betroffenen Gehirnen durchzudringen: einen unbeschädigten Rahmen für die Bequemlichkeit der Verwendung einer in einer Schublade gefundenen Sattelstütze durch unnötige Materialwegnahme zu beschädigen, ist hirnverbrannter Unfug. Bedächtig handelnde, um den Erhalt des ihnen durch Zufall zugefallenen Räder bemühte Sammler, Liebhaber oder wie man sie sonst nennen soll, setzen alle Hebel in Bewegung, um ovaliserte Muffen in ihre alte Form zu bringen oder eine Sattelstütze mit dem richtigen Durchmesser zu beschaffen, als ihren Rahmen irgendeinem Pfuscher in die Hände zu geben.