Die Frage nach dem direkten oder kürzesten Weg aus rechtlicher Sicht finde ich interessant.
Direkter Weg mit dem Auto: 42 km, größtenteils Autobahn.
Direkter Weg mit dem Rad, im Sinne möglichst lückenloser Nutzung von Radwegen: 52 km.
Kürzester mit einem Straßenrad sinnvoll fahrbarer Weg: ca. 47 km, davon aber ein beträchtliches Stück steil bergauf/bergab mitten im Autoverkehr.
Bei einem Umweg von 10 km dürften manche Sachbearbeiter ins Grübeln kommen; andererseits soll man mit dem Rad ja auch nicht auf der Autobahn fahren. Die kürzere Strecke nehme ich manchmal auf dem Rückweg als sportliche Herausforderung, aber wer mich persönlich kennt, der weiß: bringt auch nix.
Aus der Luft betrachtet, wirkt die kürzere Strecke übrigens deutlich willkürlicher und unkoordinierter; die würde kaum jemand so fahren, der sie nicht kennt.
Mein "Problem" ist aber eher die Glaubwürdigkeit:
"Sie fahren 52 Kilometer mit dem Rad? Am Stück?"
"Ja. Einfache Strecke, also abends nochmal."
oder
"Wie, DA fahren Sie hoch? Mit DEM alten Ding??"
"Ja. Mit normalen Klamotten und schwerem Bügelschloss im Rucksack."
Herrgott. Die Welt der meisten Menschen endet auf dem Rad offenbar an der nächsten Eisdiele, vor dem Schwimmbad oder nach spätestens zehn Kilometern.
Ich mache das aber auch im Sommer bei weitem nicht jeden Tag und aus verschiedenen Gründen seit etwa einem Jahr überhaupt nicht mehr, also wird der Wiedereinstieg entsprechend schwer. Vier, bei Kälte eher fünf Stunden am Tag Radfahren und zwischendurch noch 8, oft eher 10 angespannte Stunden arbeiten ist so einfach wirklich nicht, wenn man es eine Weile nicht gemacht hat.
Schnell werde ich auf dem Arbeitsweg nicht und sehe übers ganze Jahr da auch keine nennenswerte Steigerung. Das war schon immer so: Der Arbeitsweg ist einfach kein echtes Rennradtraining, und wenn man sonst nichts anderes macht, bleibt man halt lahm. Und 100 Kilometer am Stück, in der Freizeit und mit Tempo sind für mich nach wie vor eine andere Welt, als 100 Kilometer Radweg zur Arbeit.
Sobald es aber mal grundsätzlich läuft, komme ich eigentlich sogar entspannter an als mit dem Auto, bin "wacher" und habe bessere Laune. Jedenfalls, bis der erste Scheiß an der Arbeit passiert, also meistens ca. 10-20 Minuten lang. Aber besser als nix, da will ich nicht meckern.
Besondere Ausstattung brauche ich für den Arbeitsweg nicht. Teures Zeug habe ich weder an, noch unter mir.
Das Rad ist beinahe egal, solange es passt, funktioniert und halbwegs gut rollt.
Schutzbleche, Gepäckträger und Dynamolicht mag ich sehr, aber es geht auch ohne. Bei Dauerregen oder Schnee zwingt mich ja keiner.
Im Frühling und im Herbst nehme ich oft zwei Sätze Radklamotten mit, kurz und lang, bzw. ziehe die langen morgens über die kurzen. Das ist nicht schlimm, weil Radklamotten nicht viel wiegen, sich klein zusammenknüllen lassen und ich sowieso einen Rucksack oder Packtaschen dabei habe.
Über wirklich warme, wasserdichte Schuhe habe ich mich sehr gefreut, aber die können auf dem Rückweg zum Problem werden, weil sie halt auch von innen wasserdicht sind. Meistens nehme ich deshalb lieber billige Überzieher.
Einen deutlich höheren Verschleiß am Rad kann ich nicht wirklich nachvollziehen, weil ich dummerweise an jedem Wochentag ein anderes nehmen könnte. Das ist dann also auch egal. Ketten gehen aber wohl wirklich schneller kaputt, wenn sie regelmäßig nass und auf "naturnahen Straßen" auch dreckiger werden.
Duschen konnte ich an der Arbeit jahrelang nicht und mache es auch heute noch nicht. Waschen auf dem Klo reicht mir völlig, die versifften Radklamotten hänge ich aber aus Pietätsgründen seit einigen Jahren lieber in den Heizungsraum, statt draußen in der Raucherecke übers Rad und ans Geländer.
Essen kann ich meistens an der Arbeit, das auch durchaus gut, mache es aber häufig nicht und koche dann halt für einige Tage vor oder führe ein tagesaktuelles Wurschtbrod mit.
Pannen und Unfälle hatte ich in vielen Jahren bislang keine. Wirklich null. Das gilt seltsamerweise ausgerechnet nur für den Arbeitsweg, denn ansonsten bin ich eher ein Unfallkünstler und kann das sogar ohne fremde Hilfe (und ohne Fahrrad) blendend.
Einmal bin ich im Dunkeln durch ein Schlagloch gerammelt, das die hintere Felge ziemlich zerschossen hat. Weiterfahren konnte ich aber noch. Und einmal steckte ich kilometerlang im Hochwasser, manchmal bis übers Tretlager, aber das kostete nur viel Zeit. Sonst? Nix. Nichtmal 'ne Reifenpanne.
Nervtötenden Ärger habe ich aber jedes, wirklich jedes einzelne Mal mit schlecht erzogenen Hunden und/oder ihren Herrchen, sofern man die überhaupt mal irgendwo sieht. Oft mehrmals pro Strecke. Gefährlich ist das eher nicht, könnte es aber bei einem weniger umsichtigen Fahrer durchaus werden. Deshalb ist mir der Rückweg im Straßenverkehr manchmal lieber, trotz Berg.
Das Hundeproblem geht als lokale Eigenheit durch und führte in den letzten Jahren hier zu mehreren rechtlichen Nachschärfungen, die für alle "ordentlichen" Hundehalter ein ziemlicher Ärger sein dürften. Oft geht es nicht glimpflich aus, gerade für Kinder. Ist Mist, kann man aber nicht verallgemeinern.
Mit Autofahrern komme ich weitgehend problemlos zurecht, sehe dabei aber eine deutliche Verschlimmerung über die letzten ca. 25 Jahre. Dazu tragen eindeutig die Autos selbst bei, in denen der Fahrer immer weniger sieht, hört und spürt, dafür aber immer weiter entmündigt wird. Vieles beim heutigen automobilen Fehlverhalten ist meiner Meinung nach keine Absicht oder zumindest kein Vorsatz.
Ach ja, und E-Biker. Da gibt es zwei spezielle Sorten, die wirklich genau so nerven, wie es die Klischeetreiber immer gern darstellen. Und ja, man erkennt beide oft schon von weitem.
Krank im Sinne von erkältet bin ich sowieso eher selten, da kann ich über die Jahre keinen Unterschied feststellen zwischen "oft und lange sportlich draußen" oder "den ganzen Winter über in der Bude hocken und im Sommer lieber autoschrauben". Hartnäckige Verspannungen an diversen Stellen habe ich ebenfalls mit oder ohne Radfahren.
Und "Spaß mit Gleichgesinnten", nunja.
Im Kollegenkreis bin ich hier nicht der einzige, der um die 50 Kilometer aus dieser Richtung mit dem Rad zur Arbeit fährt, aber einer der beiden anderen hat völlig andere Arbeitszeiten, während der zweite keine anderen Freizeitsportler neben sich duldet und die Dinge immer furchtbar ernst nehmen muss.
Ein weiterer, den ich unterwegs manchmal treffe und der kurz vorher zu einer anderen Firma abbiegt, ist über zehn Jahre jünger, über zehn Jahre schneller und er redet dann die ganze Zeit. Dabei stellt er mir gern Fragen zu möglichst komplizierten Sachverhalten, die sich nicht einsilbig beantworten lassen - also dann oft garnicht. Aber ja, zusammen sind wir wirklich beide schneller. Er ein bisschen, ich ganz deutlich. Dumm, dass ich anschließend trotzdem noch arbeiten muss.
Weitere Kollegen und -innen versuche ich immer wieder mal, zu motivieren: Erstmal eine Runde um die Dörfer nach Feierabend? Und einfach eins meiner Räder dafür mitnehmen?
Der einzige, der das wirklich mal wollte, hat mir das Rad dann direkt abgekauft, aber zusammen gefahren sind wir bis heute nicht.
Und die zweite, die über ein lässiges Lächeln rauskam und wirklich auch mal die 50 Kilometer fahren wollte, folgte dem guten Rat, wie er auch in diesem Artikel steht: "Probier das erstmal am Wochenende ohne Zeitdruck aus. Die Strecke ist einfach, das schafft eigentlich jeder. Auch untrainiert mit dem MTB bist du nach ca. drei Stunden da. An einer Stelle kann man sich verfahren, also schau dort vielleicht kurz aufs Handy. Oder nimm deinen Freund mit, der kennt sich hier aus."
Nach besagten drei Stunden hat sie weit vor der kritischen Kreuzung aufgegeben. Ihr Freund war zwischenzeitlich Kreise um sie gefahren, am einzigen nennenswerten Hügel. Das hob die Moral wohl eher nicht.
Eigentlich fahre ich ganz gern alleine.