Kaffeeklatsch bei Schauff
10.05.2018
Am Feiertag lud Jan Schauff alle Freunde der Firma Schauff und alter Rennradklassiker zum Kaffee trinken und vor allem Fachsimpeln in die Halle der Firma nach Remagen. Mit Tom und Phillip folgte ich dieser Einladung nur zu gerne. Schauff hat eine sehr lange Radsportgeschichte. Bereits 1932 wurden in der Nähe der Radrennbahn Köln Renn – und Bahnräder gebaut. Auch unterstütze Schauff Radsportvereine und professionelle Teams. Und das nicht nur im Rennradbereich, sondern auch bei BMX, Mountainbike und anderen Radsportdisziplinen.
Nach ca. 2,5 Stunden Fahrt erreichten wir Remagen. Wir wurden direkt von einem alten Teamfahrzeug stilgerecht empfangen.
Der Citroen CX aus den 80er Jahren besitzt bereits ein H-Kennzeichen. Hoffentlich bleibt er noch lange erhalten.
Die Verkaufshalle hatte Jan mit seinen Mitarbeitern am Vortag leer geräumt und dann liebevoll mit Rädern seiner Sammlung ausgestattet. Das Schauff von 1938 gefiel mir nicht nur wegen des Alters. Der Besitzer hatte es 1938 gekauft und war dann über 40 Jahre damit gefahren, bevor Jan es zurück bekam. Damals schaltete man noch am Oberrohr. Ansonsten hatte das 80 Jahre alte Rad schon viel Technik die durchaus Heute noch üblich ist.
Das Aerorad mit ovalen Stahlrohren war Anfang der 80er Jahre sehr modern. Die Aerobremshebel AX von
Shimano mit innen verlegten Zügen waren damals so innovativ das sie sich zunächst nicht durchsetzten. Erst Ende der 80er Jahre war dann die Kundschaft wirklich bereit für diese Neuerung.
Ein vier Sterne Querfeldeinrad. Vier Sterne bekamen nur die besten Modelle von Schauff. Dieser Crosser (wie man Heute sagt), hatte es mir angetan. Ein schönes Rad um mal abseits befestigter Wege zu fahren.
Schauff baute auch Räder die wie hier mit Rudi Altig gelabelt waren. Dieses schicke Bahnrad würde mir auch gefallen. Aber die meisten Rudi Altig Räder wurden für Kaufhäuser gebaut. In meiner Grundschulzeit Anfang der 70er Jahre wollte Jeder so ein Rad haben. Rudi Altig war im Radsport einfach ein Begriff. Genau wie Hennes Junkermann und Eddy Merckx. Auch Räder mit diesen Namen wurden von Schauff produziert.
Dieses Rad gehörte nicht zu der Sammlung von Jan Schauff, sondern wurde von einem der Besucher mitgebracht. Es war gerade neu aufgebaut worden, aber noch nicht ganz fahrfertig. Mich sprach es aufgrund der schönen Farbe und der Rahmengröße von 64 cm an. Außerdem war es komplett mit Campagnolo Record aufgebaut. Glücklicher Besitzer.
Ein sehr spezielles Bahnrad erregte auch meine Aufmerksamkeit. Der Lenker war direkt am Gabelkopf befestigt, bzw. ein Teil mit dem Gabelkopf. Eine Spezialität von Schauff. Dadurch wurde die Sitzposition natürlich extrem, brachte aber eine gute Aerodynamik und damit hohe Geschwindigkeit.
Aber nicht nur Räder gab es zu sehen. Jede Menge Teile zum Rahmen- und Radbau waren ebenfalls versammelt. Dazu gehörten natürlich auch diverse Steuerkopfschilder.
Bei den Rahmen bekam sicher so mancher feuchte Hände. Das Kindertandem erfreute sich bei zwei Jungs großer Beliebtheit.
Ein Tandem ganz anderer Art hing an der Decke. Mit diesem Tandem wurde 1979 ein neuer Weltrekord mit 145 km/h aufgestellt. Das Kettenblatt besitzt 122 Zähne. Damit kann man nicht anfahren, sondern muss angeschoben werden.
Eine ganze Sammlung von Rahmen präsentierte sich auf diesem
Ständer. Einer war ebenfalls für einen Weltrekord gebaut worden. Er war so schwer, das ich dachte er wäre mit Blei ausgegossen. Das Gewicht diente der Fahrstabilität bei sehr hoher Geschwindigkeit.
Ein BMX-Rad mit Seitenwagen hatte ich vorher auch noch nie gesehen. Echt ungewöhnlich.
Das Mountainbike von Schauff besitzt eine sehr frühe hydraulische Scheibenbremse von
Shimano. Heute bei MTB ganz normal, damals etwas Besonderes.
Dieser schöne goldfarbene Bahnrahmen hatte es mir sehr angetan. Zum Glück (oder leider) hatte er nicht meine Größe.
Ein alter Rahmen mit Nervex Muffen. Ich nenne sie immer Teddyohren, da die Umrisse der Muffen wie der Kopf eines Teddybärs aussehen. Zu gerne hätte ich ein Rad mit diesen Muffen aus den 50er oder 60er Jahren. Aber leider gab es damals nicht so große Rahmen. Ich bräuchte mindestens einen 62er.
Auch
Werkzeug und Maschinen aus der Produktion gab es zu bestaunen. Hier eine Rohrbiegemaschine von 1936. Leider etwas groß und schwer für den eigenen Keller.
Aus den 60er Jahren dann eine Speichenspannmaschine. Laufradbau leicht gemacht. Leider nichts für die eigene viel zu kleine Werkstatt.
Hier wurden dann die Rahmen gebaut. Echt faszinierend zu sehen wie früher Räder gebaut wurden. Und manches kommt sicher auch teilweise Heute noch zum Einsatz.
Das Peleton war bereits unterwegs. Stilvolle Wanddeko.
Schauff war mit seinen Teamfahrzeugen auch bei vielen bekannten Radrennen dabei.
Zwischendurch gab es eine kleine Kaffeepause mit leckerem Kaffee und selbst gebackenen Rhabarberkuchen (ich liebe Rhabarberkuchen, da vergesse ich sogar meine Diät). Vielen Dank für die nette Bewirtung. Und Danke an Jan für die Einladung.
Jede Menge Gespräche führte ich mit einigen bekannten Forumsmitgliedern des Klassikforums und auch mit einigen neuen Gesichtern. Immer wieder schön die Leute zu treffen die hinter den ganzen Nicknamen stecken. Auch Jan Schauff hatte wieder jede Menge zu erzählen. Viel zu schnell ging der Nachmittag rum. Erst um 19 Uhr verabschiedeten wir uns von Jan und fuhren nach Hause. Ich nahm jede Menge Eindrücke mit nach Hause. Ein Schauff habe ich schon länger auf meiner internen Liste. Eines Tages wird mir ein vier Sterne Modell in der richtigen Rahmengröße über den Weg laufen. Bestimmt.