Das ist das Ergebnis einer einfachen statischen Betrachtung. Der Wegfall von einerseits einer Kettenstrebe und andererseits der gegenüberliegenden Sattelstrebe bleibt nicht folgenlos für die Statik des Rahmenhecks.
Nehmen wir einmal als Tatsache an, dass ein einarmiger nicht abgestützter Träger sich in jedem Fall in die Richtung verbiegt, in die am freien Trägerende eine Kraft auf den Träger wirkt. Nehmen wir weiter den einfachsten Belastungsfall eines auf dem stillstehenden Rad sitzenden Fahrers an.
Die auf die Achse des Hinterrades wirkenden Auflagerkräfte lenken jetzt die Kettenstrebe in einem Kreisbogen um das Tretlagergehäuse nach vorn-oben und die gegenüberliegende Sattelstrebe um den Knotenpunkt an der Sattelklemme nach hinten-oben aus. Die zwischen den Ausfallenden geklemmte Achse kann diese Auslenkungen in zwei verschiedene Richtungen nicht völlig neutralisieren. Im vorliegenden Fall lenkt das Hinterrad allein durch den aufsitzenden Fahrer prinzipiell nach links. Das Ausmaß dieser statisch bedingten, in jedem Fall vorkommenden und nicht gewollten Spurveränderung kann durch großzügigen Materialeinsatz gemindert, aber niemals verhindert werden.
Dieses ist nur der einfachste aller Lastfälle. Die beschriebenen Auswirkungen kommen bei einem herkömmlichen Vier-Streben-Hinterbau gar nicht vor. Was dort im Wiegetritt passiert ist meiner Meinung nach so komplex, dass ich es mir nicht zutrauen würde, die Folgen zu berechnen.
Klar nimmt man an, dass sich ein belasteter Träger verbiegt, auch bei statischem Lastfall. Die Frage ist aber eher, ob die Biegung so groß ist, dass sie nichtmehr vernachlässigbar ist. Ich vermute jetzt einfach mal, dass der Rahmen ausreichend steif konstruiert ist, dass die Biegung bei nahezu 0 liegt, wenn sich eine normalgewichtige Person statisch auf dem Rad befindet.
Zudem ist ja auch deutlich erkennbar, dass die Profile eine ganz andere Form haben, als bei herkömmlicher Bauweise, was sich sicher günstig auf die Steifigkeit in die Hauptbelastungsrichtungen auswirkt.
Glücklicherweise muss man sowas heute auch nicht mehr "per Hand" berechnen. Für so etwas gibt es ja hinreichend genaue Software.
Ich denke auch nicht, dass dies die günstigste Variante ist ein Rad zu bauen. Trotzdem finde ich es gut, wenn auch mal neue Ansätze kommen. Ich meine, einerseits meckern viele im Forum über Canyon Bikes, da diese nicht individuell und sozusagen Massenware sind, andererseits ist man nicht offen für Neues.
Zum Preis:
Klar, klingt der Preis erstmal extrem überteuert. Ich denke aber, dass das Rad ein gewisser Prototyp ist und die Stückzahlen entsprechend gering ausfallen. Ich weiß auch nicht, wie der Rahmen genau hergestellt wird. Aber wenn die Entwickler selbst Hand anlegen und wenig auf Preforms o.ä. zurückgreifen können ist es klar, dass die die Rahmen nicht für 1000 € verditschen wollen oder können. Fragt evtl mal nach, was ihr pro Rahmen zahlen würdet, wenn ihr über die nächsten 3 Jahre insgesamt 5000/10000 Stück abnehmt...