...in älteren Zeiten bildetete dieses Bedürfnis, mit Gott oder seinen Gefährten persönlich in Berührung zu kommen, was angeblich im Zustand der Ekstase geschah, trotz seiner zarten und teilweise wunderbaren Ausgestaltung doch eine Vermengung grob irdischen Verhaltens mit den Erlebnissen eines äußerst ungewöhnlichen und unbestimmbaren Ahnungszustandes.
Das Metaphysische war das in diesem Zustand hineingelegte Physische,
ein Abbild irdischer Wünsche, denn man glaubte in ihm das zu sehen, wovon die zeitgemäßen Vorstellungen lebhaft erwarten machten, dass man es sehen könne.
Nun sind es aber gerade die Vorstellungen der Intelligenz, was sich mit den Zeiten ändert und unglaubwürdig wird; wenn jemand heute erzählen wollte, Gott habe mit ihm gesprochen, habe ihn schmerzhaft an den Haaren gepackt und zu sich emporgezogen oder sei in einer nicht recht begreiflichen, aber lebhaft süßen Weise in seine Brust geschlüpft, so würde diesen bestimmten Vorstellungen, in die er sein Erlebnis kleidet, niemand glauben, am wenigsten natürlich die amtlichen Gottesmänner, weil sie als Kinder eines vernünftigen Zeitalters eine recht menschliche Angst davor haben, von exaltierten und hysterichen Anhängern bloßgestellt zu werden.
Das hat zur Folge, dass man entweder Erlebnisse, die im Mittelalter wie im antiken Heidentum zahlreich und deutlich vorhenden gewesen sind, für Einbildungen und Krankheitserscheinungen halten muss oder vor die Vermutungn gestellt wird, dass in ihnen etwas enthalten sei, was unabhängig von der mythischen Verbindung ist, in die man es bisher immer gebracht hat; ein reiner Erlebniskern, der auch nach strengen Erfahrungsgrundsätzen glaubwürdig sein müsste und dann selbstverstndlich eine überaus wichtige Angelegenheit bedeuten würde, beiweitem ehe man an die zweite Frage kommt, welche Schlüsse daraus auf unsere Beziehung zur Überwelt zu ziehen seien.
Und während der in die Ordnung der theologischen Vernunft gebrachte Glaube überall einen argen Kampf mit Zweifel und Widersrpuch der heute herrschenden Vernunft zu bestehen hat, scheint es, dass sich in der Tat das nackte, aller überkommenen begrifflichen Glaubenshüllen entschälte, von den alten religiösen Vorstellunegn losgelöste, vielleicht kaum noch ausschließlich religiös zu nennende Grunderlebnis des mystischen Erfaßtwerdens ungeheur ausgebreitet hat,
und es bildet die Seele jener vielförmigen irrationalen Bewegung, die wie ein Nachtvogel, der sich in den Tag verloren hat, durch unsere Zeit geistert......
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