nochmal was ist an dem pogliaghi, so speziell? einfach nur selten und gut verarbeitet oder wie ist die geschichte dahinter?
Sante Pogliaghi war zu seiner Zeit einfach einer der in Italien am meisten respektierten alten Rahmenbauer, der am längsten mit noch relativ wenigen Mitarbeitern in seiner kleinen Werkstatt Rahmen in kleiner Zahl lötete, als die anderen aus der Liga (Cinelli, Colnago, de Rosa, Masi in den USA...) bereits mit richtigen Fabriken, z.T. mit Lötkarussels oder mit Zulieferern den High-End-Anteil des Bike-Boom bedienten.
Bekannt war er eher durch Bahnrahmen und dafür, dass eine ganze Reihe Spitzenfahrer seine Rahmen (auch umgelabelt) fuhren. Und deshalb sind die Rahmen aus der Zeit der kleinen Werkstatt vor dem Verkauf der Namensrechte an Rossin sehr gesucht. Damals (Ende der 70er) waren die auch bei Brügelmann zu haben und gar nicht so herausragend exklusiv, eher ein Geheimtip. Dass es etwas Besonderes ist, ist hier eigentlich erst in den 80ern bekannt geworden als die Namensrechte bei Basso lagen und Basso seine Spitzenmodelle Pogliaghi nannte. Pogliaghi selber hat gerade keine große PR Trommel gerührt, und genau dies macht die alten Rahmen aus heutiger Sicht interessanter als z.B. Colnagos oder Masis aus der Zeit um 1980. Ausserdem sind sie recht "rauh" gemacht, man sieht, dass da noch mehr Handarbeit drin steckt, als bei den anderen.
Wann genau Pogliaghi selber aufgehört hat und die Rechte an Rossin verkaufte ist nicht mehr richtig bekannt, noch nicht einmal, ob das erste vorm zweiten stattfand. Jedenfalls erkennt man die alten "richtigen" Pogliaghis entweder am PSM auf der Sattelmuffe oder (gegen Ende) an der fortlaufenden Seriennummer vorne am Steuerrohr (bis etwa 13000). Es gab angeblich 1980/81 eine Tour, in der sowohl eine Anzeige der echten Pogliaghi Werkstatt als auch schon eine von Rossin-Pogliaghis (die bis auf den gekauften Namen gar nichts mit den echten zu tun hatten) abgedruckt war.
Das Rad aus der Auktion ist eins aus der alten Werkstatt und der Käufer kann sich relativ sicher sein, dass der alte Pogliaghi zumindest daneben stand als es gelötet wurde, während man sich bei einem Colnago gleichen Alters sicher sein kann, dass Ernesto zum Zeitpunkt des Lötens hinter seinem Schreibtisch sass und sich überlegte, wie er neue Geschäftsfelder erschliessen kann.