Die Sportvereine haben auch ihren Schuldanteil am Mitgliederschwund, weil sie viele Entwicklungen verschlafen haben und meinten, es müsste immer so weiter gehen, wie zu Turnvater Jahns Zeiten. Diese starke Ausrichtung auf den Leistungssport und Erfolge für den Verein hat massenhaft Mitglieder vergrault, die einfach nur Sport treiben wollen und nicht oder nicht mehr auf der Jagd nach Höchstleistungen sind; schon gar nicht, wenn sie vom Verein instrumentalisiert werden.
Ja, auch das.
Ich sehe das hier bei einem kleineren Sportverein im Kinder- und Jugendfußballbereich. Da wird nicht nur einfach gespielt, sondern man hängt sich an den großen Verein.
Heißt dann: Man
muß auf Kreisebene spielen. Und zwar nach den großen Regeln. Kommst du nicht zu den Auswärtsspielen, gibt es nicht nur Strafpunkte, sondern zusätzlich Strafzahlungen. Also fährt man notgedrungen auch mal mit nur 7 Spielern. Dass die dann eher gefrustet ein Tor nach dem anderen kassieren müssen, ist klar.
Das motiviert die dann so richtig.
Für so einen Sport braucht es Hallenschuhe und Stollen. Teilweise pro Spieler 2x neue im Jahr. Die wachsen ja schließlich wie verrückt. - Billig ist das nicht und auch nicht immer von den Eltern aufzubringen. ...
Tja, die Sportförderung durch die Kommune wird auch immer kleiner und beschränkt sich mehr und mehr auf prestigträchtigere Vereine. Sponsoren? Vor Jahren ging das noch. Abnehmende Tendenz.
Und so krepelt so ein Verein vor sich hin. Wenn jetzt noch die zwei Ehrenamtlichen, die aufgerechnet Halbtagsjobs erledigen, in den Sack hauen und der letzte Hauptamtliche in Rente geht, dann war's das mit dem kleinen Verein. - Wieder einer weniger.
Kleiner Rennsportverein: Ähnliches Spiel. Kaum noch finanzielle Unterstützung. Das Material, das der Verein noch selbst hat, ist veraltet und schon etwas runter. - Trotz allen Engagements.
Was Räder, Zubehör, Klamotten kosten, wissen hier ja so ziemlich alle. Wieviele Kinder oder Jugendliche werden da wohl kommen?
Nun, und so fahre ich/fahren wir hier eben vereinsfrei durch die Gegend. Meist sind das eher "Wanderfahrten" in guter alter Tradition. Fahrräder? Egal welche. Es geht erst einmal nur um's Fahren. - Und so erreichen wir die Leute, die beim Radrennsport durchfallen, wenn sie eben nicht auf Leistung getrimmt sind oder kostenmäßig etwas kürzer treten müssen.
Wir machen ab und an mal ein altes Rad wieder flott, reparieren ein wenig rum und gelegentlich kauft sich mal jemand ein neues Rad und gibt sein altes Schätzchen an einen "ärmeren" Mitfahrer weiter.
All das geht auch ohne angemeldeten Verein. Der Org-Aufwand hält sich in Grenzen und wir müssen nicht nach UCI-Regeln unterwegs sein.
Uns verbindet zuallererst die reine Freude am Fahren. Natürlich kommt man sich nebenher auch etwas näher. So wächst nach und nach ein gewisser Zusammenhalt. - Vielleicht ist das das, was so manchem Verein abhanden gekommen ist. Wenig Zwang, nur die nötigsten Regeln und ein gesundes Miteinander.
PS. Turnvater Jahn hatte mit der "starken Ausrichtung auf den Leistungssport und Erfolge für den Verein" eher wenig zu tun. - Das bei aller Kritik, die man wegen seiner nationalistischen Grundstimmung durchaus anbringen kann.
Wir gehen wohl eher in die Richtung des traditionellen wettkampffreien Arbeiterradsports.
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