pjotr
Radprofi, gefangen im Körper einer Hobbylusche
Im grossen Zusammenhang halte ich deine Meinung für richtig. Nicht zustimmen kann ich hingegen bzgl. der Auswirkungen von Doping im Profisport auf Breitensportler. Wohl unterscheidet sich die Anwendung fundamental, aber die Rolle des Profisports als (negatives) Vorbild ist nicht wegzudiskutieren. Doping ist im Profisport allgegenwärtig, positive Proben sind fast alltäglich geworden. Dadurch verschiebt sich zwangsläufig auch die Wahrnehmung im Breitensport.
Auch da bin ich anderer Meinung: Die öffentlichen Diskussionen und die postive Proben haben eher zu einer Emanzipation des Breitensportes vom Leistungssport und dessen "Vorbildern" geführt als zu Nachahmer-Effekten. Ausstrahlungseffekte des Dopings im Profisport auf den Amateur- und Freizeitsport gibt es daher mEn nur in den Randbereichen, wo sich Amateur- und Profisport vermischen bzw. sehr enge Berührungspunkte haben.
Selbst wenn es nennenswerte Ausstrahlungseffekte des Dopings im Profisport auf den Freizeit- und Amateursport gäbe, muss man sich weiterhin Fragen, welches hohe gesellschaftliche Gut der Staat mit einem Anti-Doping-Gesetz eigentlich schützen will? Gesundheitliche Aspekte alleine reichen da wohl kaum aus, denn die Gesellschaft akzeptiert ja auch in vielen anderen Bereichen mit gesundheitlichen Risiken behaftetes Verhalten und ein (übertriebenes) Leistungsdenken, das nach meiner Auffassung einer der wesentliche Gründe für Doping im nicht-professionellen Sport ist, wird auch ansonsten nicht staatlich sanktioniert (eher im Gegenteil, es gilt als gesellschaftlich wünschenswert).
Schließlich akzeptieren Staat und Gesellschaft ohne größeren Widerstand auch die seit längerem um sich greifenden Medikalisierungstendenzen in der Gesamtbevölkerung. D.h. zu quasi jedem echten oder vermeintlichen Wehwechen wird heute auf pharmakologische „Problemlöser“ zurückgegriffen und die Industrie hat es sogar geschafft, völlig normale physiologische Vorgänge im Alterungsprozess eines Menschen zu pathologischen Phänomenen umzudeuten, die einer medikamentösen Behandlung bedürfen (gutes Beispiel dafür ist die Verordnung von Testosteron-Pflastern). Warum man dann vor dem Hintergrund Doping im Breitensport überhaupt über die ohnehin bestehenden Möglichkeiten des Arzneimittelrechtes durch allein auf den Profi-Sport zielende strafrechtliche Maßnahmen bekämpfen muss leuchtet mir nicht ein …..