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HUMBER der Aufbaufaden

Auf jeden Fall verhindert die Größe des Schlüssels wohl, dass man beim Zentrieren hudelt. Mehr als eine halbe Umdrehung scheint mir gerade nicht wahrscheinlich. Sehr schön. Mit eingebautem "Geduld-Meter".
 
Wann ging das eigentlich so richtig los mit Normteilen... Deine Teile scheinen ja noch individuell angepasst zu sein...
Eine interessante Frage, die schwierig zu beantworten ist ... Die englische Fahrradindustrie hat ja mit dem zölligen Maßsystem bereits einen Standard übernehmen können - da wurden die Gewinde schon relativ früh nicht mehr einzeln und nach Augenmaß gefeilt.
Eine gewisse Normung bei Maschinenteilen gab es natürlich in einigen Bereichen schon im ausgehenden 19. Jahrhundert; mit Normteilen im engeren Sinne (also im Sinne einer entsprechenden verbindlichen DIN- bzw. Branchennorm) ging es eigentlich erst in den 1920er Jahren so richtig los , aber bis in die frühen 1950er Jahre waren zumindest die großen alteingesessenen Firmen in den westeuropäischen Industriestaaten stolz darauf, eine möglichst große Fertigungstiefe, und (besonders an den teuren Modellen) eigenständige (= mit keinem anderen Hersteller kompatible) technische Lösungen im Sortiment zu haben - das waren dann eben Dürkopp-, Wanderer- oder Göricke-Tretlager (um jetzt mal bei den deutschen Marken zu bleiben), und die armen Fahrradhändler durften sich dann Tretlagerachsen z. B. mit asymmetrisch zweifach, oder symmetrisch sechsfach abgeflachten Kurbelsitzen ins Regal legen (oder sie bei Ersatzbedarf beim Hersteller bestellen) ...

An preiswerteren Fahrrädern (die damals wie heute die Masse des Marktes ausmach(t)en - man schätzt den Marktanteil von (nur montierten) Konfektionsrädern für die zweite Hälfte der 1930er Jahre in Deutschland auf 80 Prozent ...) wurden ja zumeist Zukauf-Teile von spezialisierten Herstellern verwendet, bei denen sich gewisse Standards ab den 1920er Jahren durchsetzten; mit dem Niedergang der deutschen Zweirad-Industrie durch den Motorisierungsboom ab den mittleren 1950er Jahren wurden diese Einfach-Standards dann quasi zur "Branchennorm" - der kleinste gemeinsame Nenner setzte sich durch ...
In England war hingegen eher typisch, dass je eine große Firma den Markt dominierte, die dann eben eine Quasi-Norm etablierten; vor der Jahrhundertwende war das wohl vor allem BSA (= British Small Arms, also ursprünglich ein Handfeuerwaffen-Hersteller ...) der durch innovative Lösungen und ein großes Produktionsvolumen quasi implizit "normensetzend" wirkte, später war es eher Raleigh (die ja dann nach und nach die kleineren (und meistens älteren) englischen Fahrradhersteller aufschluckte und nur als Aufklebermarken überleben ließen).

"Normteile" im weiteren Sinne haben sich in Westeuropa bereits ab den 1880er Jahren durch die seinerzeit schier erdrückende Dominanz englischer Marken im Fahrradbau ergeben; die deutschen Firmen begannen ja in der Regel im Hochrad-Zeitalter mit der Montage englischer Bausätze, und gingen dann bald zu entsprechenden Kopien englischer Modelle über, die naturgemäß auch die spezifischen technischen Lösungen (und das Maßsystem) der Vorbilder übernahmen.

Aber wahrscheinlich meinst Du hier mit "Normteilen" den so genannten "Austauschbau", also die Austauschbarkeit aller gleichen Teile eines jeweiligen Modells - das geht bereits in den 1860er Jahren los und kommt teils aus dem Waffenbau, teils aus der Nähmaschinentechnik (die amerikanische Firma Singer war da einer der Pioniere), teils aus der Uhrenfertigung (in Deutschland vor allem bei Junghans); ausgerechnet der amerikanische Bürgerkrieg hat den Austauschbau und damit die Massenproduktion sehr gefördert, da man in den USA wegen eines chronischen Mangels an 'skilled labour' (also hoch qualifizierten Handwerkern, die hochwertige Maschinen und die Teile dazu bei Bedarf einzeln anfertigen konnten) immer alles gerne möglichst weitgehend mechanisiert, und die Tätigkeit der Arbeiter auf wenige (und gut kontrollierbare ...) Einzelschritte reduziert hat - der große Bedarf an Handfeuerwaffen für diesen Krieg (von 1861 - 65, wie wohl bekannt ist) hat die Entstehung von spezialisierten (Massen-)Waffenherstellern gefördert, aber natürlich auch zugleich die Maschinen und technischen Praktiken für die Serien- und Massenproduktion anderer feinmechanischer Produkte - wie eben z. B. des Fahrrad (oder später Henry Fords Modell T) - möglich gemacht. Der erste (nord-)amerikanische 'bike boom' von 1898/99 wäre ohne eine entsprechende Massenproduktion und den Austauschbau von Teilen gar nicht möglich gewesen. Übrigens wurde damals in den USA schon viele Teile billig aus Blech gestanzt, die im "alten Europa" bis mindestens in die 1930er Jahre in der Regel noch aufwendig als Drehteile hergestellt wurde (z. B. Lagerschalen oder Kettenblätter).
Die europäischen Hersteller hatten hingegen typischer Weise kleinere Märkte, also kleinere Stückzahlen, und konnten zudem über ausreichend qualifizierte Handwerker verfügen, deswegen haben sich solche großtechnischen Massenproduktions-Techniken teilweise erst spät (ab den 1930er Jahren), und teilweise nie (jedenfalls nicht bis zum endgültigen Niedergang des jeweiligen Herstellers ...) durchgesetzt - wer den Raleigh-Film 'How A Bicycle Is Made' von 1945 kennt, sieht ja tatsächlich Massen an Arbeitern, die Fahrradteile und Fahrräder mit fast 100prozentiger Fertigungstiefe auf eine sehr aufwändige, vielfach eher schlecht organisiert wirkende (und sicherlich oft ungesunde ...) Weise produzieren - eigentlich eine klassische industrielle Fabrikation des 19. Jahrhunderts, nur dass die Betriebs- und Produktionsgröße im Lauf der Zeit immer mehr zugenommen hat (offenbar ohne dass dabei über systematische organisatorische Verbesserungen nachgedacht worden wäre).
 
Servus Bridgestone RS 800,

danke für Deine ausführliche Erläuterung.
Ergänzend erlaube ich mir anzumerken, dass BSA richtigerweise "Birmingham Small Arms" heißen muss.

Gruß radltandler
 
Servus kasi,

wo bekommt man so ein Spezialwerkzeug heute noch her? Das sieht sehr neu aus? NOS oder sogar Nachfertigung?

Eigentlich egal, es ist ein schönes Stück Handwerkskunst.

Gruß radltandler
 
Servus kasi,

wo bekommt man so ein Spezialwerkzeug heute noch her? Das sieht sehr neu aus? NOS oder sogar Nachfertigung?

Eigentlich egal, es ist ein schönes Stück Handwerkskunst.

Gruß radltandler
Das wurde nach einem orschinal, in richtig schön, nachgebaut.

MfG Jens
 
SYSTEMLAUFRÄDER!!!
Ja klar.
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MfG Jens
 
Lenker absägen, Rahmen Purple-Flake pulvern, Speichenabdeckungen vorne rein und das coolste Fixie der Stadt fahren. Oder was hast Du sonst vor mit dem Schrott?

lg, Martl
 
Im Moment kein Bedarf :mad: aber ein Record-Innenlager ITA könnt ich brauchen wollen dürfen... und hast Du zufällig das Werkzeug fürs Tretlager-Gewinde in der Kiste? :crash:. Irgendwer, ich vermute ein Artist beim Radsport Str*bl, hat meinen armen Bottecchia verhunzt..
 
Im Moment kein Bedarf :mad: aber ein Record-Innenlager ITA könnt ich brauchen wollen dürfen... und hast Du zufällig das Werkzeug fürs Tretlager-Gewinde in der Kiste? :crash:. Irgendwer, ich vermute ein Artist beim Radsport Str*bl, hat meinen armen Bottecchia verhunzt..
Lager könnt ich haben.

MfG Jens
 
Lager könnt ich haben.

MfG Jens
Danke, wäre Klasse! Man sollte immer mißtrauisch sein, wenn man sein perfektes Rad dem Fachmann übergibt für den Einbau einer Dreifachgarnitur, und es kommt mit einem Mavic-Innelager zurück :p

Aber ich schweife ab, habe ich schon geschrieben ,wie oberaffengeil das Humber ist? :)
 
Bessere Bilders,
weiter geht es, das Steuerlager hat neue Kugeln bekommen und dreht super, beim "Pyttel Treffen" wurde ein Lampenhalter, welcher eigentlich auf den Vorbau zu schrauben ist, angepasst und montiert. Bei der Bremse fehlt nur noch der Gummi. An einer Speiche haben wir uns mal versucht, mehr Zeit war nicht, sie hat sich an der richtigen Stelle bewegt, da mache ich mich ran wenn ich viel Ruhe und eine Eis gekühlte Flasche Jägermeister :bier: griffbereit hab.

MfG Jens
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Wenn ich mal an meine Begegnungen mit der Kopfsturzbremse denke, dann waren das vermutlich nur noch die Abziehbilder einer ehedem ganz soliden Konstruktion; danach sieht Deine Bremse wenigstens aus.
 
Wenn ich mal an meine Begegnungen mit der Kopfsturzbremse denke, dann waren das vermutlich nur noch die Abziehbilder einer ehedem ganz soliden Konstruktion; danach sieht Deine Bremse wenigstens aus.
Wie hast du den Rahmen so schön sauber bekommen? Bist du mit sSahlwolle dranggeangen, falls ja, welche Staätke (000 oder 0000)?
Der Lampenhalter samt Lampe sieht absolut verschärft aus!
 
Wie hast du den Rahmen so schön sauber bekommen? Bist du mit sSahlwolle dranggeangen, falls ja, welche Staätke (000 oder 0000)?
Der Lampenhalter samt Lampe sieht absolut verschärft aus!
Den Lack hab ich mit W5 Ceranfeldreiniger, vom LIDL, gereinigt, die Roststellen mit so einem Radierschwamm ausgeschliffen. Der ganze Rahmen wurde dann mit Owatrol eingepinselt und nach ca. 2 Stunden abgewischt, damit ist der Rahmen versiegelt, weil das Owatrol stark kriechfähig ist. Zu letzt wurde alles mit so Polierzeugs behandelt und schon kam der alte Glanz zum Vorschein.

MfG Jens
 
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