Dann mal zum Thema Tennis ein sehr konkretes Beispiel. Hier ist die Starterliste eines der kleineren ATP-Turmiere in Deutschland, das demnächst stattfinden wird:
http://marburg-open.de/turnier/teilnehmerliste
Von den ersten Hundert in der Welt tritt da niemand an. Und von denen, die gemeldet haben, leben derzeit vielleicht zwei Drittel ausschießlich vom Wettkampftennis. Darunter sind aber viele junge Spieler, die in zwei, drei Jahren nicht mehr hauptberuflich dabei sein werden, weil sie eben nicht den erhofften Durchbruch schaffen. Das Turnier ist mit 35.000,00 € dotiert, der Sieger bekommt davon 5.000,00 €, draufzahlen wird keiner, auch nicht bei einem Ausscheiden in der ersten Runde. Und das sind nur die reinen Spielprämien, Antrittsgelder sind dabei nicht berücksichtigt. Die Profis unter den Teilnehmern spielen zwei bis drei, manchmal vier solcher Turniere im Monat und darunter viele, die besser dotiert sind. Daneben stehen sie durchweg noch für irgend einem Verein unter Vertrag, was auch noch ein schönes Fixeinkommen nebenher garantiert. Im Vergleich dazu, wer in Wimbledon, das parallel stattfindet, auch nur die Qualifikation schafft und in der ersten Runde ausscheidet, geht bereits mit 30.000,00 € nach Hause. Diejenigen, die das fünfzehn Jahre hauptberuflich machen, verdienen mehr als sie in jedem anderen Beruf in ihrem ganzen Leben verdient hätten. Auch wenn sie nie über einen dreistelligen Weltranglistenplatz hinaus kommen.
Und was das Beispiel Radsport angeht, habe ich geschrieben, dass ich erheblichen Respekt vor der Leistung eines Jens Voigt habe, aber es kann wohl kein Zweifel daran bestehen, dass er trotzdem nicht zur ersten Garde im Radsport gehört, nicht gehört hat und auch in Zukunft nicht mehr gehören wird. Ganz schlecht bezahlt ist der Job für ihn offenbar trotzdem nicht. Und 36.000,00 € im Jahr als Minimum für Jungprofis? In einem Alter, in dem der Ingenieur noch drei Jahre auf seinen ersten verdienten Euro warten muss, das ist doch kein schlechtes Einstiegsgehalt. Wenn der Ingenieur ein paar Jahre später sein erstes Geld verdient, hat sich der Jungprofi dann schon etabliert (und sei es nur als geschätzter Wasserträger) und erhält dann das doppelte oder dreifache oder er weiss dann schon, dass es mit der Profikarriere eben doch nichts wird.