Es sind nicht nur die bösen Profis, oder die Amateure, sondern auch schon die Jedermänner/Hobbysportler welche unerlaubte Mittel konsumieren und da sehe ich das Problem denn im Lizenzsport kann man Dopingproben ansetzen, bei Jedermannsport wird das glaube ich noch nicht praktiziert.
Und da sitzt der Hase im Pfeffer. Ich fahre auch in einem Verein, in dem einige recht ambitionierte Radsportler unterwegs sind. Und selbst da wird teilweise offen über Mittelchen gesprochen, als wäre es eben "no big deal" weil es ja von so gut wie allen Profis ausgeübt wird. Das Dopen wird bei Hobbysportlern aufgrund der Realitäten im Profiradsport schon teilweise als normal angesehen und das ist doch, was wirklich traurig ist.
Und wenn du den Vergleich zu den Lizenz/Senioren-Rennen ziehst, dann hast du ja selbst richtig erkannt, dass es dort halt - außer um die Sportlerehre - um nichts geht. Da kann man dann sagen, ja gut wir kennen unsere Pappenheimer, lass die doch gedopt gewinnen. Wenn du aber im Profibereich bist und damit deinen Lebensunterhalt verdienst, dann hast du halt wegen genau dieser "Pappenheimer" schon sehr bald keine Wahl mehr, sondern dann heißt es dopen oder raus. Das kann man nicht hinnehmen, weder mit dem Verweis darauf, dass es in anderen Sportarten (angeblich, basierend auf Vermutungen) genau so ist noch mit der Aussage, dass man es nicht ändern könne.
Du brauchst dir auch keine
vollgepumpte Radroboter stundenlang anzuschauen, schau dir besser ein Fußballspiel mit Schwalben und fitspritzen an
Fußball schaue ich mir genau so wenig an, aber nicht aus Prinzip sondern weil es mich meist langweilt. Schwalben gehören aber m.E. nicht zum Doping...
Nochmal zum Vergleich Fußball: Woraus besteht Radsport? Genau, zu
100% aus Ausdauerleistung. Also zu
100% manipulierbar durch damals EPO und heute andere Sachen, die nicht nachweisbar sind. Fußball hingegen besteht zu 80% aus Technik, die man nur sehr bedingt beeinflussen kann. Das Phänomen "fitspritzen" existiert sicherlich, wird aber auch nur in akuten, verletzungsähnlichen Situationen angewandt (was es nicht besser macht, aber es ist doch eine andere Dimension als im Radsport!). Ich kann auch mal einen Vergleich zu anderen Ausdauersportarten ziehen. Mein Freund ist Mittel- und Langstreckenläufer und lief ca. 10 Jahre lang an nationaler Spitze und auch teils international (nicht Spitze, aber immerhin; jetzt macht er auch viel Radsport und war bis zum Bericht der USADA ein glühender Anhänger von meinem Freund Armstrong, was zu vielen Doping-Diskussionen geführt hat). Er hat im Doping Bereich auch recht viel mitbekommen, aber er meint, dass das Doping mit EPO im Ausdauersport Laufen sehr schnell an Grenzen kommt. Denn Laufen ist für den ganzen Bewegungsapparat eine äußerst belastende Sportart, immer das zigfache vom Körpergewicht auffangen; die meisten Ausdauerläufer, die das auf einem gewissen Level betreiben, sind fast durchgehend irgendwo verletzt (mein Freund hatte zig Ermüdungsbrüche, zwei Operationen an der Achillessehne, eine OP am Mittelfuß, etc.). Das heißt aber letztlich, dass der Körper einfach durch Verletzungen reagiert, wenn man mit EPO seine Ausdauerleistung über das körperlich mögliche Maß steigern will. Als Läufer läuft man auch ohne Doping immer am absolut möglichen Rand ohne Verletzungen, die Rechnung irgendetwas einzuschmeißen und dann schneller/länger/besser laufen zu können, geht damit nicht lange auf. Beim Rad fahren sind natürlich auch Höchstleistungen vom Körper gefordert, aber die Sportart ist doch sehr viel schonender für den Bewegungsapparat als das Laufen. Das heißt hier ist der Hauptfeind nicht der verletzungsanfällige Körper, sondern die reine muskuläre Ausdauerleistung und die Belastungen für das Herz-Kreislauf-System. Die Auswirkungen dieser Belastungen kann man durch EPO sehr gut positiv beeinflussen (und durch andere Mittelchen für die Regeneration) und man bekommt die Rechnung nicht wie beim Laufen sofort, sondern - wenn überhaupt - erst sehr viel später durch Verschleiß.
Nicht umsonst wird ja bei Radsportlern, die zum Triathlon kommen, immer beim Laufen zur Vorsicht angeraten, da der Körper von der Ausdauerleistung mehr erbringen kann, als die Gelenke, Sehnen und Bänder und sich Radsportler daher oft beim Laufen verletzen (gab es da nicht mal einen gefallenen Radsport-Helden, der sich beim ersten Marathon gleich einen Ermüdungsbruch im Schienbein zugezogen hat?); anders herum wird nicht wirklich zur Vorsicht geraten, da die Verletzungsgefahr im Gegensatz zum Laufsport sehr gering ist.
Lange Rede, kurzer Sinn: Beim Radsport kommen halt verschiedene Faktoren zusammen (pure Ausdauerleistung, im Vergleich zu anderen Sportarten wenig Überlastungs-Verletzungs-Risiko, unmenschliche Etappenrennen, viel Geld im Spiel), die systematisches Doping besonders wirkungsvoll und attraktiv machen, weshalb ich immer noch der Ansicht bin, dass der Radsport sowohl beim Umfang als auch bei der Systematik des Dopings ganz vorne mit dabei ist und dass die mediale Dauerpräsenz des Themas nicht von ungefähr kommt. Ich bin zumindest froh, dass es diese "Mediengeier" gibt; ohne diese würde ich wohl immer noch den falschen Leuten zujubeln, da die Verbände an sauberem Sport wohl kein Interesse haben.
So, das war mein Wort zum Sonntag, ich gehe jetzt laufen