AW: Neuer Umgang mit der Dopingproblematik
Die Menschen brauchen Idole.
Ob das ein Sportler oder ein Arzt ist, das ist völlig unerheblich.
Hauptsache man hat eine Sache, ein Person, eine Institution, die man anhimmeln und vergöttern kann.
Trotz der mittlerweile vorgenommenen "Relativierung": mich haben diese Sätze zum Nachdenken angeregt.
Ja, viele von uns sind sehr enttäuscht darüber, dass der gesamte Profi-Radsport ganz offensichtlich tief im Dopingsumpf steckt. Dass es eine menschliche Neigung zur Idealisierung gibt, mag in Zusammenhang damit stehen, dass wir bewusst oder unbewusst nach Vollkommenheit streben.
Auch ich dachte lange Jahre, dass ein Tour-de-France-Sieger jemand ist, der mit außerordentlichem Ehrgeiz und Krafteinsatz, aber auch mit ehrlichen Mitteln den Sieg errungen hat. Nun ist diese gedankliche Vorstellung wie ein Kartenhaus zusammengefallen - es sind weit und breit keine "Helden" zu sehen.
Das macht betroffen und auch traurig, wenn man an die nachrückende Generation denkt, für die keine wirklichen Vorbilder greifbar sind.
Es ist gar nicht so leicht, sich nun keine Radsport-Sendungen mehr anzusehen und sich sagen zu müssen "für diesen Dope-Zirkus ist mir meine Zeit zu schade." Ich selbst werde nichts am großen Show-Business ändern können, egal ob ich nun Zuschauer bin oder nicht. Aber ich nehme für mich in Anspruch, selbst zu entscheiden, ob ich Teil der Szene bin oder nicht. Meine persönliche Entscheidung ist: für den Rest des laufenden Jahres sind sämtliche Profi-Rennen für mich gestorben, da alles eine einzige Farce ist.
Gleichzeitig halte ich mich offen für alle Vorschläge, Ideen und Initiativen, die einen dopingfreie Leistungssport anstreben. Egal wie versumpft derzeit alles sein mag - wir sollten die Hoffnung haben, dass die Dinge sich zumindest bessern werden. Wenn morgen die Nachricht kommen sollte, dass der doping-erfahrene Nachwuchs-Bundestrainer Weibel suspendiert wird, wäre das für mich ein erstes Anzeichen, dass wirklich aufgeräumt und ein Neuanfang vollzogen wird.
By the way: auch ich meine, dass man sich in einem Radsport-Forum möglichst allgemeinverständlich ausdrücken sollte. Hochintelligente Menschen haben in der Regel auch die Fähigkeit, ihre Worte so zu formulieren, dass 99 % der Leserschaft den Inhalt verstehen und nachvollziehen können. Danke!