Ja. Echt vor ein paar Wochen (mal wieder) passiert. Ein Bekannter hat mich gebeten, ihm bei der Einstellung seiner beim Fahren oft schleifenden Scheibenbremse am MTB gebeten. Ersatzweise auch gerne auch eine Empfehlung für eine andere Bremse, die nicht schleift. Ich hab' ihm dann empfohlen, mal nach den Lagern der Nabe zu schauen, ob die etwa Spiel hätten. Und, siehe da, genau so war es. Neue Nabe --> Bremse schleift nicht mehr. Was hatte die Nabe? Rillenlager. Und das Spielchen hatte ich nicht nur am eigenen Rad schon mehrmals, sondern eben auch im Freundes- und Bekanntenkreis schon öfters. Aber das sind natürlich alles nur Hirngespinste, schon klar.
Warum die Naben mit Rillenlagern mit der Zeit Spiel bekommen, ist auch einsichtig, wenn man sich die Konstruktion der überwiegenden Mehrheit von verbauten Naben mit Rillenlagern anschaut. Die einen (meist Vorderradnaben) haben zwischen den beiden Lagern eine lose in der Nabe herumfallende Hülse (gerne auch Achse genannt, aber die trägt ja keine Last), die die Innenringe der Lager gegen den Druck des Schnellspanners bzw. der Steckachse abstützen soll. Dummerweise sind diese Hülsen nicht vorgespannt, sondern fallen eben lose in der Nabe herum, so dass beim Anziehen des Schnellspanners bzw. der Steckachse die Innenringe der Lager entsprechend gegen die Aussenringe vorgespannt werden. Für Rillenlager ist das dummerweise Gift.
Bei der anderen Bauart (meist Hinterradnaben) sind die Lager auf eine Achse aufgepresst (sog. Stützlagerung). Auch diese Naben werden mit QR-9/Spannachsen oder Steckachsen verbaut. Auch hier müssen wir, denke ich, nicht lange darüber diskutieren, dass auch eine solche Achse durch die Spannung komprimiert wird (jedenfalls erzählen Gegner von Konuslagern das immer, wenn sie deren Nachteile auflisten) und dadurch die inneren Lagerringe gegenüber den äusseren zur Nabenmitte hin ausgelenkt werden.
Die einzige Konstruktion, die das vermeidet, ist eine Fest-/Loslager-Auslegung, aber die ist mir beim Fahrrad nur bei der Rohloff-Dose und einigen Modellen des SON-Nabendynamos bekannt. Und dann gibt es noch die Chris-King-Naben, bei denen man das Lagerspiel einstellen kann. Aber ich lasse mich gerne belehren, wenn Du mal ein paar weitere Naben benennst, die die o.g. Probleme nicht haben.
Also bei Deinem Kumpel hast Du nicht mal nachgesehen? Hat das Lager Spiel oder die Nabe? Das ist nämlich ein Unterschied. Ein Wälzlager, was spürbar deutliches Spiel hat ( ein wenig ist immer, egal bei welcher Lagerart) ist in der Regel zerstört. Aber oft hat lediglich das ganze Bauteil Speil, weil eine möglicherweise vorhandene Einstellmutter nicht richtig sitzt, ein Achsstummel nicht richtig verschraubt ist, oder was auch immer.
Na ja hingesehen, aber nicht aufgepasst, es sei denn Du hast da irgendwas wirklich fehl-konstruiertes ( in den 90ern gab es da so manch windigere Konstruktion, auch heute noch, aber nicht die Regel).
Das was Du da als "lose rumbaumelnde Hülse" erkennen willst, ist im Zweifel ein Achs-Segment. Das baumelt da auch nicht frei rum, sondern wird mit den Achsenden verbunden, entweder gesteckt oder verschraubt. Dieses Teil innen, die inneren Ringe der Wälzlager und die Achsenden bilden quasi dann eine durchgehende Achse. Und hier kannst Du soviel "komprimieren" wie Du es möchtest, das Lager selbst bleibt davon völlig unberührt.
Das gilt auch dann, wenn die Achse durch die Wälzlager "gezogen" wird und die Lager gegen Sitze auf der Achse arrettiert werden. Mögliche Kontermuttern ( bei vielen Bahn-Naben zum Beispiel) oder andere Verschraubungen - durch Freiläufe an HR-Naben weden in der Regel Hülsen geführt - oder Steck-Segmente drücken wieder nur den Innnenring gegen die inneren Laufbahnen. Auch hier kannst Du mit dem Schnellspanner Druck ausüben, wie Du willst.
Bei der Konusnabe drück man im Zweifel eben mehr oder minder direkt auf den Konus, das passiert hier eben nicht. Das hat auch nichts mit Vor- oder Nachteilen zu tun, das ist schlicht systembedingt.
Suboptimal ist sind unpräzise Lagersitze, entweder im Nabenkörper oder auf / in der Achse. Werden Lager verspannt oder können wandern, dann leiden auch die Lager. Abhilfe schaffen i.d.R. Passscheiben, wenn man aus welchen Gründen auch immer die Nabe nicht reklamieren kann oder will.
Aber wenn das auftritt, und nur dann ( es sei denn die Nabe ist eben so mäßig konstruiert, dass irgendwo irgndwelche Abstützungen fehlen) werden die Lager gegeneinander verspannt.
Manche Naben haben Einstellvorrichtungen ( Miche Primato Syntesi, White Industries, Naben von einigen vision Laufrädern u.a.) um das Ganze spielfrei zu bekommen. Unterläßt man das, oder öffnet sich da entsprechendes, sollte man das beheben.
Die Wälzlager selbst, bzw. die Bauteile sind selbst bei verhältnismäßig günstigen Naben in der Regel aus entweder Chromstahl oder Chrom-Mangan-Stahl und gehärtet. Also extrem hart. Billigste Einfach-Lager findet man selten ( aus brüniertem oder blankem Einfach-Stahl z.B.). Und meist sind das auch hinsichtlich ihrer Kugelsortierung von vernünftiger Qualität. Dabei ist es auch völlig egal, wo die herkommen oder ob die von SKF, JBL, FAG, EZO, aus Deutschland, Indien, China oder Japan herkommen. Material und Qualitäten sind in der Regel gleich.
Die Dichtungen können unterschiedlich ausfallen: Manchmal ist nur eine Seite gedichtet, wenn der Rotstift regiert. In der Regel sind das gummierte Messingscheiben.
Mavic verwendet meist Lager mit doppelten Schleifdichtungen.
Mechanisch kriegt man die entweder wie oben beschrieben kaputt oder schlicht durch Überlastung. Zu klein dimensionierte Lager sind im Zeifel auch eher supoptimal - wie bei manchen Leichtbau-Naben.
Oder irgendwann kriecht eben Wasser und Dreck durch die Dichtungen. Solange die Laufbahnen oder Kugeln oder der Kugelring nicht beschädigt wurden, lassen die sich sogar wieder herrichten.
Außen sitzender Flugrost ist indes kein Problem. Das Material ist in der Regel eben nicht "nicht-rostend". Aber wie alle, mit ( chemisch gesehen) edlen Metallen legierte Stähle, dauert es etwas länger, bis das Ding durchgerostet ist.
Eine Reinigung oder prophylaktische Versiegelung kann nicht schaden, muß aber nicht sein. ( Eine Fettpackung zieht im Zweifel wieder Dreck).
In den meisten Naben werden Radial-Lager verbaut und das ist vollkommen in Ordnung, denn axial werden die kaum belastet. Und selbst wenn: Radiallager halten 2% der maximalen Radial-Last auch axial aus. Generell sind die weniger empfindlich und toleranter, als man denkt. Wenn diese Toleranz aber überschritten wird, dann: siehe oben.
Im Großen und Ganzen ist es das schon. Und wenn man jetzt einen Schaden hat, liegt es in der Regel nicht an der Bauweise der Lagerung, sondern hat meist nachvollziehbare Ursachen.
Was durchaus mal vorkommt: Man hat ein Montagslager irgendwo verbaut oder während der Produktion ist beim Einpressen mal was schiefgegangen.
- Mir hat ein Kunde mal ein RESET-Steueurlager mitgebracht. Als ich das untere Lager aus der Schale nehmen wollte, hatte ich nur die Laufbahn in der Hand. Kommt also auch bei besseren mal vor.
Du hast bei offenen Konus- oder Wälzlager - Einheiten eben zwei verschieden Bauweisen, die verschieden funktionieren und behandelt werden müssen, das ist alles. Und vom Konus-Lager muß man eben etwas umdenken und vor allem den ganzen Quatsch, der so kolportiert wird ( seit spätestens den 80ern geht ja die weitgehend sinnfreie Debatte.
Links zu Wälzlagern allgemein:
Wikipedia, dann von meinem bevorzugten
Lager-Großhandel.