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Puls zu hoch, ggf. was am Herzen? Wann grds. Pause?

cm1702

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Moin,

eigentlich wollte ich mich irgendwo dran hängen für die Frage, der Thread der mir dafür passend erschien wurde aber leider zwischenzeitlich geschlossen.

Ich entschuldige mich vorab schon mal für die ausführliche Schilderung, aber glaube, dass der Gesamtkontext wichtig ist:

Ich hatte vor mittlerweile etwas mehr als einem Monat Kontakt zum Parvovirus B19 (Ringelrötgeln) und nach Auskunft meiner Mutter hatte ich die Erkrankung als Kind nicht - also habe ich mich sehr wahrscheinlich infiziert. Während mein Sohn also schon mit dem typischen Ausschlag unterwegs war (dann ist das Kind nicht mehr ansteckend), habe ich noch einen Umfang 800 TSS in der Woche gefahren (All-Time-High für mich). Direkt am kommenden Montag hatte ich dann stärkeren Schnupfen und auch Temperatur von 37,8 (mein Normalbereich liegt zwischen 36,8 und 37,3). Also habe ich von Montag bis einschl. Samstag pausiert. Mehr als das hatte ich nicht an Symptomen. Mein Ruhepuls in der Woche stellte sich wie folgt dar: 53/49/48/50/48/49/55. Die 55 lassen sich durch eine stark verkürzte Nacht aufgrund einer Hochzeitsfeier erklären. Alkohol trinke ich seit 1,5 Jahren nicht mehr, also auch da nicht. Mein normaler Ruhepuls liegt auch in dem Bereich, je nach Training etc. zwischen 46 und 52 so. Gemessen wird das ganze vom Whoop. Am Sonntag bin ich dann mein "Erkältungsprotokoll" gefahren, 1 Std. L2-Pyramide (58%-65%-75% der FTP und wieder runter). Durschnittspuls der Einheit waren 125bpm, für mich war da alles absolut in Ordnung.

In der kommenden Woche ging es in einen Kurzurlaub, also Montag noch schnell eine FatMax-Einheit abgespult, 1 Stunde L2+5x5min Fatmax (hohes L2), Durchschnittspuls 137 - wohl etwas zu hoch aber nicht abnormal. Dann kam der erwähnte Kurzurlaub, hier ging der Ruhepuls schon mal etwas höher als ich es kenne, 50/50/54/55/53. Am Freitag dann nach der Rückkehr auf Krampf noch eine Einheit gefahren, weil mich die Pause der Vorwoche eh schon nervte. Den erhöhten Ruhepuls hatte ich da nicht auf der Kette, mir ging es ja gut. Am Samstag dann der erste krasse Ausreißer seit ich das Whoop trage: RHR 61. Aber gut gefühlt, also weiter gefahren. Am Sonntag RHR 56 und 90er Whoop-Recovery + gut gefühlt = wieder gefahren.

Montag dann RHR 64. Das hat mich dann dazu bewegt erneut zu pausieren. RHR Di-Do 52/49/50. Am Donnerstag aus Gruppenzwang auf Trocken an einem 8km-Lauf teilgenommen. Am nächsten Tag wieder RHR 60, war dumm. Zur Erinnerung: Mir ging es sonst gut. Sa+So RHR 49/51 also ab Sonntag wieder gefahren. Die ganze Woche. Threshold, SST, K3 an der Schwelle, Sprints. RHR bei diesem Programm die ganze Woche: 52/53/53/50/53/52/49. Die HRV war dazu immer gut.

Am letzten Montag Halskratzen. Gut, also pausiert. Halskratzen war nur Montag, seit dem leichten Schnupfen (ohne Nasenspray schlafen geht, mit ist es aber besser. Tagsüber keine Probleme). RHR 52/49/50/52/49/47/46. Der aufmerksame (und ausdauernde...) Leser hat es vlt. bemerkt: Hier ging der Ruhepuls erstmals wieder "deutlich" unter 50. Am Mittwoch und Donnerstag wollte ich locker auf der Rolle antesten und habe jeweils bei 58% der FTP direkt einen Puls von 140-145. Habe beide Trainings nach 5-10min abgebrochen. Samstag habe ich kurz 5min auf der Rolle angetestet (in normalen Klamotten mit Radschuhen), Da lag der Puls bei 120. Gestern bin ich das oben genannte Erkältungsprotokoll dann durchgefahren, Puls im Schnitt 138 - zu hoch (va. im Vergleich zu den 125bpm von direkt nach den Ringelröteln).

Meine Fragen sind:
- Würdet ihr euch Sorgen machen aufgrund des eher zu hohen Belastungspulses (va. im Vergleich mit der im Wesentlichen passenden RHR)? Oder reagiere ich irgendwie über? Rückblickend habe ich etwas Angst mir etwas am Herzen aufgrund der Ringelröteln-Geschickten eingefangen zu haben. Termin beim Hausarzt habe ich morgen früh, wie ich dem die Story hier erzähle, so dass er sie auch versteht, weiß ich noch nicht...

- Ab wann ist eine Trainingspause grds. notwendig im Kontext von RHR und Belastungspuls? Mein Gefühl sagt, dass der RHR grds. mehr Gewichtung zu kommen sollte als dem Belastungspuls. Als Vater eines Kindergartenkindes der dazu noch 10-15 Std./Woche ballert, fühle ich mich immer als wenn ich auf einer Rasierklinge unterwegs bin was das Thema Herzmuskelentzündung angeht.
 

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Re: Puls zu hoch, ggf. was am Herzen? Wann grds. Pause?
Hilfreichster Beitrag geschrieben von cm1702

Hilfreich
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Hast du das mal mit einem Brustgurt oder ähnlichem abgeglichen? Am Handgelenk werden manchmal komische Werte gemessen.
Nach meinen beiden Corona-Infektionen, die beide recht mild verliefen, hatte ich noch ca. 10 Wochen einen höheren Puls als gewohnt. Das könnte natürlich bei einem anderen Virus auch vorkommen.
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von cm1702

Hilfreich
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Hast du das mal mit einem Brustgurt oder ähnlichem abgeglichen? Am Handgelenk werden manchmal komische Werte gemessen.
Nach meinen beiden Corona-Infektionen, die beide recht mild verliefen, hatte ich noch ca. 10 Wochen einen höheren Puls als gewohnt. Das könnte natürlich bei einem anderen Virus auch vorkommen.
Ah wichtiger Hinweis! Also der Belastungspuls stammt vom Wahoo-Brustgurt. Auf dem Whoop war der Belastungspuls immer um bis zu 10-15 Schläge geringer im Durchschnitt.
 
Viel Unregelmäßigkeit, viele Pausentage, da kann die Hf schon mal in ungewöhnliche Bereiche gehen.
Zu viele Zahlen können einen auch verrückt machen. Mehr Daten sind nicht immer besser. Vor allem wenn die Interpretation schwierig ist. Freies Zitat von Dan Lorang, der sich vor einiger Zeit in einem Podcast mal kritisch über Whoop und Co geäußert hat.
 
Viel Unregelmäßigkeit, viele Pausentage, da kann die Hf schon mal in ungewöhnliche Bereiche gehen.
Der Gedanke kam mir nämlich auch schon 😅
Zu viele Zahlen können einen auch verrückt machen. Mehr Daten sind nicht immer besser.
Habe das Whoop eig. genau dafür, damit ich mich ausversehen "umbringe". Der Punkt ist dennoch fair. Je mehr man sich in sowas reinsteigert, je höher geht der Puls ja auch.
 
Puls im Schnitt 138 - zu hoch (va. im Vergleich zu den 125bpm von direkt nach den Ringelröteln).
ich würde mich bei der Abweichung noch nicht verrückt machen, denn der Puls unter Belastung kann noch von vielen anderen Faktoren abhängen.

Z.B. Tageszeit, vorher viel Stress oder Kaffeekonsum, etc.

Ich würde eher auf die Herzfrequenzvariabilität achten, daran sieht man aus meiner Sicht besser ob sich was im Körper zusammenbraut oder nicht.
 
Betrifft zwar nur den Blutdruck, aber da ist klar erwiesen, dass die Werte durch die Messung beim Arzt - Weisskittelsyndrom - und sonstige Anspannung erheblich ausreißen.
Bauernregel: 10 x selber messen, am niedrigsten Wert orientieren.
Dass bei der Vorgeschichte auch der Puls etwas spinnt, halte ich für nachvollziehbar.
Ein paar Tage den Ball flachhalten schadet sicher nicht!
 
Betrifft zwar nur den Blutdruck, aber da ist klar erwiesen, dass die Werte durch die Messung beim Arzt - Weisskittelsyndrom - und sonstige Anspannung erheblich ausreißen.
Bauernregel: 10 x selber messen, am niedrigsten Wert orientieren
Man kann sich da auch von Puls her reinsteigern. Weisskitteleffekt kenne ich von mir nur zu gut. Der ist bei mir extrem ausgeprägt.
 
Wie immer eine höchst individuelle Angelegenheit, daher kann ich nur von persönlichen Erfahrungen berichten.

Die HFV über Nacht ist bei mir ein relativ verlässlicher Indikator für meinen allgemeinen Gesundheitszustand (sinkt sie, bahnt sich meist ein Infekt an), während der Ruhepuls eher etwas über die Ermüdung aussagt (wenn ich in der für mich optimalen Trainingsbelastung bleibe, stagniert bzw sinkt er; ein Anstieg hingegen sagt mir, dass ich gerade eher in die Überlastung laufe).

In deiner Situation würde ich auch einmal ein paar Tage länger Pause machen - das Verhalten bzw diesen Zyklus kenne ich auch von mir. Wieder auf's Rad/in die Laufschuhe, sobald man sich gut fühlt und schon schlägt wieder etwas zu. Was nehme ich daraus für mich mit? Zu früh zu viel gewollt. Wenn ich mich wieder gesund fühle, hänge ich noch 1-2 Tage extra dran. Kann man ja mit Yoga/Dehnen oä füllen.
 
Weder ein Brustgurt noch ein Forum kann einen Check beim Hausarzt oder je nach dessen erster Analyse beim Kardiologen ersetzen.
 
Was hat denn der Arzt gesacht?

Für mich klingt dein Problem etwas zwangsgesteuert, durch die Angst abzubauen!
Eine Befreiung hiervon nebst Ruhephase bewirkt hingen meistens eher einen unerwarteten Leistungszuwachs durch die Erholung. Und.......solche Erkrankungen wirken sowieso länger nach!
 
Was hat denn der Arzt gesacht?
Der Arzt meinte dass eine Herzmuskelentzündung sehr sehr selten ist und ich auf ihn nicht den Eindruck mache, als hätte ich eine. Herzgeräusche und EKG waren auch Top iO. Langzeit-EKG folgt noch, aber ich habe ausdrücklich die Aufforderung weiter Sport zu treiben. Mittlerweile haben sich die Whoop-Werte auch komplett ins positive gedreht, RHR dauerhaft wieder bei unter 50 und Top Erholungs- (= HRV) Werte. Auch der Belastungspuls stimmt.
 
Der Gedanke kam mir nämlich auch schon 😅

Habe das Whoop eig. genau dafür, damit ich mich ausversehen "umbringe". Der Punkt ist dennoch fair. Je mehr man sich in sowas reinsteigert, je höher geht der Puls ja auch.
Auch ohne Whoop und Konsorten bringen sich Sportler beim Training nicht um, wenn man nicht mit Drogen nachhilft oder eindeutige Krankheitssymptome ignoriert. Die verbreitete Angst, dass man sich ohne technische Hilfsmittel beim Training schaden könnte, ist völlig unbegründet. Die Zahl plötzlicher Herztode im Sport ist z.B. extrem gering (0,5-2 Fälle je 100.000 Sportreibende) Die Wahrscheinlichkeit, bei der nächsten Trainingsausfahrt von einem Auto über den Haufen gefahren zu werden, ist z.B. ungleich größer.
Es kommt mittlerweile immer öfter vor, dass junge und völlig gesunde Menschen in Arztpraxen vorstellig werden, weil ihre Sportwatches ihnen irgendwelche Daten angezeigt haben, die sie beunruhigen. In den seltensten Fällen, spiegeln die Werte der Watches tatsächlich physiologischen Risiken. Wer sich nicht krank fühlt und keine bekannten Vorerkrankungen in der Familie hat (Herzinfarkt bei Eltern oder Geschwistern, z.B.) braucht sich in der Regel keine Sorgen machen.

PS: Deutschland ist ohnehin schon eines der Länder in Europa mit der größten Anzahl von Arzt-Patienten-Kontakten p.a., ohne dass die Bevölkerung deswegen allerdings gesünder wäre oder länger leben würde, als in Ländern, in denen man seltener zu Arzt geht, vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Das liegt vor allem daran, dass sich zu viele Menschen in D. nicht oder zu wenig bewegen, nicht etwa daran, dass sie sich beim Sport schädigen würden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Arzt meinte dass eine Herzmuskelentzündung sehr sehr selten ist und ich auf ihn nicht den Eindruck mache, als hätte ich eine. Herzgeräusche und EKG waren auch Top iO. Langzeit-EKG folgt noch, aber ich habe ausdrücklich die Aufforderung weiter Sport zu treiben. Mittlerweile haben sich die Whoop-Werte auch komplett ins positive gedreht, RHR dauerhaft wieder bei unter 50 und Top Erholungs- (= HRV) Werte. Auch der Belastungspuls stimmt.
Als einer, der schonmal eine Herzmuskelentzündung hatte, kann ich Dir nur raten, alles genau beim Kardiologen checken zu lassen. Der normale Allgemeinarzt meinte auch bei mir, ich sei doch topfit und schickte mich wieder heim.
Bei mir fing das ganze auch mit völlig harmlosem Halskratzen an, kein Fieber, nix spektakuläres. Nachdem alle Erkältungssymptome nach paar Tagen wieder verschwunden waren, habe ich wieder mit dem Training angefangen. Nur irgendwie kam ich nicht so richtig in Schwung. Erst der Kardiologe (der auf den ersten Blick auch meinte, ich mache doch auf ihn den Eindruck, dass da nichts gravierendes sei) hat dann mit EKG (ich würde mal behaupten, dass der durchschnittliche Hausarzt, der alle paar Jahre mal einen Sportler mit Herzmuskelentzündung hat, da auch leicht mal was übersieht), Blutuntersuchung und Herz-MRT rausgefunden, dass ich eine ordentliche Herzmuskelentzündung hatte.
Der Kardiologe meinte übrigens zu mir, ich sei der typische Fall, den er regelmäßig mit der Diagnose hat: Ehrgeizige Sportler, die durch ihr Training auch dann noch mit so einer Erkrankung scheinbar fit wirken, mit der untrainierte schon beim Treppensteigen Atemnot hätten.
Hätte ich weiter und vor allem intensiv trainiert, wäre es womöglich irgendwann meine letzte Einheit gewesen.
Ich will Dir ganz sicher nix einreden, nur davor warnen, das auf die leichte Schulter zu nehmen, wie das manche hier tun, die nicht wie ich die Erfahrung gemacht haben. Rechtzeitig erkannt heilt es gut wieder aus, zu spät erkannt kann es mit dem Sport vorbei sein.
Dementsprechend würde ich baldmöglichst mal zu einem Kardiologen gehen. Danach hast Du Gewissheit und kannst wenn alles passt auch wieder voll einsteigen. Dieses ungute Gefühl und das ständige "in sich hinein horchen" bringt ja auch nichts außer Verunsicherung.
 
Zuletzt bearbeitet:
PS: Deutschland ist ohnehin schon eines der Länder in Europa mit der größten Anzahl von Arzt-Patienten-Kontakten p.a., ohne dass die Bevölkerung deswegen allerdings gesünder wäre oder länger leben würde, als in Ländern, in denen man seltener zu Arzt geht, vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Das liegt vor allem daran, dass sich zu viele Menschen in D. nicht oder zu wenig bewegen, nicht etwa daran, dass sie sich beim Sport schädigen wüwürden.
Ich denke da sollten keine falschen Schlüssel gezogen werden. Du weißt nämlich nicht, ob bei geringerer Anzahl der Arzt-Patienten-Kontakte nicht möglicherweise die Lebenserwartung geringer wäre.
Nicht, dass ich das behaupten würde, für solche in den Raum gestellten pauschalen Aussagen würde ich allerdings schon gerne Belege sehen.
Dem letzten Satz ist natürlich in einer Betrachtung der Gesamtbevölkerung zuzustimmen, dem Einzelfall, den wir hier haben, hilft das allerdings nicht weiter.
 
Ich denke da sollten keine falschen Schlüssel gezogen werden. Du weißt nämlich nicht, ob bei geringerer Anzahl der Arzt-Patienten-Kontakte nicht möglicherweise die Lebenserwartung geringer wäre.
Nicht, dass ich das behaupten würde, für solche in den Raum gestellten pauschalen Aussagen würde ich allerdings schon gerne Belege sehen.
Dem letzten Satz ist natürlich in einer Betrachtung der Gesamtbevölkerung zuzustimmen, dem Einzelfall, den wir hier haben, hilft das allerdings nicht weiter.
Exkurs dazu: Wir wissen aus zahlreichen Studien sehr genau, dass es in Deutschland eine eklatante Überversorgung im Gesundheitswesen gibt, die sich nicht nur nicht fördernd auf die Gesundheit auswirkt, sondern in vielen Fällen sogar schädlich ist. Das ist seit Jahrzehnten bekannt und schon vor mehr als 20 Jahren vom Sachverständigenrat Gesundheit dargelegt worden und immer wieder durch Studien verifiziert worden.
Dieses Problem ist nucht auf Deutschland beschränkt, hier aber besonders ausgeprägt. Das führt nicht nur dazu, daß es übermäßig viele Arzt-Patienten-Kontakte gibt, sondern auch, dass 10.000e von Therapien und Eingriffen gemacht werden, die überhaupt nicht nötig sind - aber durchaus immer mit Nebenwirkungen und Risiken verbunden. Das Spektrum dieser Überversorgung reicht von übermäßigem Verschreiben von Medikamenten über zu häufige Nutzung bildgebender Verfahren bei orthpädischen Erkrankungen, zuvielen Eingriffen und Untersuchungen am Herz, z.B. durch Katheter, bis hin zu sinnlosen Operationen oder der künstlichen Beatmung hochbetagter Patienten am Lebensende. Ein besonders eindrückliches Beispiel: Es werden z.B. in Deutschland pro Jahr ca. 70.000 OP an Schilddrüsen durchgeführt, nur ca. jede 10 findet allerdings bösartige Befunde, 9 von 10 sind unauffällig und wären bei Beachtung von Leitlinien zu einem Gutteil vermeidbar. Ähnliches lässt sich für ein breites Spektrum von Therapien sagen.

Man setzt hier offensichtlich Patienten durchaus vermeidbaren Risiken aus. Gleichzeitig führt diese Übernutzung von Behandlungsressourcen dazu, dass da wo sie wirklich gebraucht werden, Ressourcen fehlen, weil die Kapazitäten überlastet sind und Zeit fehlt, sich intensiver mit den Patienten auseinanderzusetzen, die diese Aufmerksamkeit brauchen.
Man kann also sehr wohl folgern, dass eine weniger intensive Nutzung des Gesundheitswesens potenziell die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessern und damit mittelbar zur Steigerung der Lebenserwartung beitragen könnte.

Für die skizzierte Malaise ist natürlich längst nicht allein die Ärzteschaft verantwortlich. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von ökonomischen Fehlanreizen, die Mengenausweitungen begünstigen, bis hin zu durch Werbung und "Lebenshilfemedien" verunsicherten Menschen, die das Versorgungssystem beanspruchen, verbunden mit der Erwartung, wenn man denn schon mal beim Arzt ist, möge dieser auch irgendeine Intervention, Therapie oder ein Medikament verordnen. (Die Frage, die hier im Raum steht, ob die Smartwatch Hinweise auf eine Herzerkrankung liefert, spiegelt diese Verunsicherung mEn ebenfalls wieder.)
 
Man kann also sehr wohl folgern, dass eine weniger intensive Nutzung des Gesundheitswesens potenziell die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessern und damit mittelbar zur Steigerung der Lebenserwartung beitragen könnte.
Kann man. Belegt ist es nicht.
Genau darauf bezog sich meine Kritik. Der Rest ist ja unbestritten.
 
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