King of The Lake / Mannschaftszeitfahren Mixed Team / Radcore Old Stars Mixed
Mannschaftszeitfahren. Als hätten wir nicht schon alles probiert. Nein, Mannschaftszeitfahren muss also gespielt werden. Nach 2 monatiger Rekonvaleszenz höre ich erstmals von den Plänen von Shimagnolo , Alfonsian Strada und Geraldo mich zum Mannschaftszeitfahren zu verpflichten. Ich kenne die Entschlossenheit Shimagnolos wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat und packe in Eile die Koffer. Mit meiner besseren Hälfte ergreifen wir die Flucht nach Kroatien. Doch wir wissen es schon längst: Radcore ist wie die Mafia: egal wo du dich versteckst, sie kriegen dich. In Zadar die erste SMS mit einer nun offiziellen Einladung zum Mannschaftszeitfahren beim „King of the Lake“. Ich versuche meinen Trainingsrückstand darzulegen. In Split zeigt sich Shimagnolo beharrlich. Mein Trainingszustand werde hier nicht diskutiert, man erwarte sich eine klare Antwort. Der lange Arm von Radcore scheint gnadenlos. Ich flüchte auf die Insel Korcula. Dort wird nachgesetzt. Ein Anruf. Es ist der Padre persönlich:
"War die Familie nicht immer für dich da wenn es nötig war?"
"Ja"
"Bist du beim King of the lake dabei?"
"Ja"
Trotzig trete ich die Heimfahrt an. Sollen Sie sich halt mit mir lächerlich machen beim Spassbewerb. Als insider weiß ich Bescheid. King of the Lake ist so ein Fun-Bewerb beim Hirschstettner Badeteich, bei dem mehr gesoffen als gefahren wird. Die Recherche in Wien legt dann alles offen. Offenbar habe ich den „King of the Lake“ mit dem „Duke of the Lake" verwechselt. Statt dem Hirschstettner Badeteich ist es also der Attersee und dabei sind die Stars der Szene, wie ein gewisser Lengyech.
Wenig später stehen wir am Start. Ich bete zumindest nicht bereits auf der Startrampe abzureissen.
Flashback. Viele Jahre früher. Ich stehe auf der Startrampe, bereit für den Prolog auf die Lammersdorfer Alm. Fit. Hochtrainiert. Bereit. 4,3,2,1,Go. Ich schieße hinaus. Wiegetritt. Power. Das entgeht auch dem Moderator nicht. Stefan S startet hinter mir und wird vom Moderator gefragt ob er mir eine Sieg zutrauen würde. Stefan S antwortet kurz aber unmissverständlich ins Mikrofon. Über mannsgroße Boxen wird mir die gnadenlose Wahrheit nachgeschleudert. „Nein!“. Der Moderator hakt nach, möchte noch eine Chance bieten die Ehre des gerade gestarteten Teamkollegen zu retten: „Warum?“. Stefan S antwortet gnadenlos. „Weil ich ihn kenne.“
Wieder zurück am Attersee. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Vielleicht kennt Geraldo mich genauso gut wie Stefan S, und schlägt gemütliches Rollertempo an. Mitnichten. Tempo. Und zwar ordentlich. Dass Shimagnolo oder Alfonsine Strada dem nicht gewachsen sind brauche ich nicht zu hoffen. Die beiden waren als gutgöltes Team heuer bei allen Extrembewerben dabei die es in Österreich gibt. Und zwar schnell. Sehr schnell. Das versucht mir Shimagnolo auch eindringlich zu beweisen, als er als nächstes Führungsarbeit übernimmt. Und es glingt ihm. Ich habe Angst, dass ich... Und da passiert es auch schon. Ich bin vorne. Ich muss nun selbst im Wind treten. Ich beisse die Zähne zusammen und haue in die Pedale. Nachdem ich weitergebe benötige ich geraume Zeit um mich im Windschatten wieder zu erholen. Um mir meine letzte Würde zu nehmen bleiben Shimagnolo und Geraldo jeweils länger vorne als ich es kann. Doch es bleibt nicht beim flachen dahinziehen. Da gibt es auch noch diese kurzen Steigungen die gedrückt werden wollen. Ich
pumpe mir die Seele aus dem Leib. Meine Teamkollegen schenken mir schmerzverzerrte Gesichter. Müssen die sich vielleicht auch anstrengen? Leichte Hoffnung keimt auf. Vielleicht bleibe ich ja bis zur Halbzeit drann? Bei ebendieser ein längerer Bergaufschwung. Ich drohe endgültig zu explodieren. Shimagnolo sieht mich an, erkennt mich nicht sofort, kann aber trotz Sauerstoffschuld dann doch noch klare Worte finden: „ich denke wir sind zu schnell, das überleben wir nicht“. Meine Rettung. Ich bleibe drann. Wenn ich vorne bin zeige ich meinen Komiltonen dass ich zum sterben noch nicht bereit bin. Und wenn meine Kollegen vorne sind zeigen sie mir, dass sie diesen Sommer nicht nur faul herumgelegen sind. Eindrücklich. Sogar das Frühstück können wir alle noch dort behalten wo wir es frühmorgens hinbefördert haben. Irgendwie halt. Es gibt eben auch physiologische Wunder. Alfonsine kennt keine Gnade. Sie zeigt absolut keine Bereitschaft uns zu gemächlicherer Fahrweise zu mahnen. Mehr noch: je näher wir dem Ziel kommen, umso öfter feuert Sie uns an durchzuhalten. Ihre Stimme ist sicher und entschlossen. Gnade dem der sie zum Feind hat. Aber die Freundschaft tut gerade auch ganz schön weh. Inzwischen türmt sich jeder Schupfer wie das Karakorum Massiv vor uns auf. Trotzdem schaffen wir es irgendwie Richtung Ziel. Kurz vorher hat uns jedoch die Strassenmeisterei den Mount Everest in den Weg gelegt. Wir werfen uns in die Steilwand, wir krallen uns an die Flanke. Vor mir erscheint ein weisser Tunnel. An dessen Ende steht ein Engel und verkündet Paragraph sieben der Wettbewerbsordnung: der letzte Mann eines mixed Teams wird nicht gewertet. Ein Zuschauer ruft mir zu: „nur noch 300 Meter ins Ziel“. Mir ist es jetzt egal. Ich lasse reissen. Geraldo darf seine letzte Führungsarbeit verlängern, und kündigt innerlich die Freundschaft zu mir auf.
Im Ziel dann zuerst mal sinnloses Wortgestammel. Nochmals das Frühstück runterdrücken. Wir sehen uns an. OK, wir sind doch noch Freunde. Eigentlich sogar gute. Sehr gute. Und vielleicht hat es ja sogar auch Spass gemacht. Am Ende reicht es für den 4. Platz in der mixed Team Wertung. Und die ersten beiden Teams sind ja quasi Profis. Und die Drittplatzierten sind locker alle um 20 Jahre Jünger als wir. Also quasi doch Sieger. Bis Peterr ins Ziel kommt, der sich rühmt Langsamfahrer zu sein. Und der war als Einzelzeitfahrer schneller als wir. Und erst der Superstar Lengyech, ehemals „das Küken“. Der gewinnt seine Kategorie und fährt Alleine im Schnitt um 7km/h schneller als wir. Na und, antworten wir trotzig, darum ist er auch der Superstar, aber unsere Teamkollegen, die ein reines Männerteam aus dem who is who von Radcore gebildet haben, sind keine zweieinhalb Minuten vor uns im Ziel gewesen. Jetzt schmeckt uns das Bier wieder. Aber in einem sind wir uns einig: So etwas allein durchziehen? Also nicht als Team? No way! Wenn ich wissen will wie das ist, kann ich immer noch Pinarella fragen. Und dass sie auf der Strecke alles andere als getrödelt hat, hat sie jetzt auch schwarz auf weiß. Irre.