Ich habe ja einige - nachprüfbare - Beispiele genannt, wo eine Scheibenbremse technisch überlegen ist. Das ist erst mal ein objektiver Vorteil. Jetzt kann man argumentieren, dass Regen, Schnee und frierendes Wasser zumindest am Rennrad normalerweise kein Problem darstellen - da gehe ich sofort mit.
Was mir gefällt und was nicht steht aber erstmal auf einem ganz anderen Blatt. In meiner oben gestellte Frage ging es ja um nachprüfbare Nachteile einer Scheibenbremse.
Im Gelände bewegt man sich aber durchaus oft in Bereichen, in denen sich die genannten Vorteile einer Scheibenbremse bemerkbar machen. Dass man das gleiche Geläuf jahrzehntelang auch mit Felgenbremsen durchquert hat, will ich gar nicht abstreiten. Wir haben aber zum Beispiel auch jahrzehntelang mit Rahmenschaltern die Gänge gewechselt, und trotzdem käme heute niemand auf die Idee daran festzuhalten*
Das einzige objektive Argument gegen eine Scheibenbremse (egal ob Rennrad oder Crosser) scheint mir die etwas höhere Masse zu sein.
* sehr geschätzte Leute aus bestimmten Unterforen mal ausgenommen ;-)
Was bei den ganzen Geschichten völlig außer acht gelassen wird: Die Funktion - eine fehlerfreie Montage und eine vernünftige Qualität mal vorausgesetzt, die Kinder-Krankheiten lasse ich mal außen vor - des Fahrrades ist absolut abhängig von dem, der darauf sitzt. Nebenbei: das gilt erst recht für solche "soft skills" wie "Komfort", tatsächlich vor allem für Ergonomie.
Das gilt nicht zuletzt auch für die Bremsen. Ich habe einige Leute, die mit Discs am Rennrad nicht klar kommen, die sogar sagen, die funktionieren schlechter. Es handelt sich überwiegend um "notorische Hinterrad-Bremser", die mir erzählen, dass die Bremse keine oder nur schlechte Wirkung zeigt. Die Dinger funktionieren aber prima. Nur: wer nur die Hinterradbremse betätigt zieht die Scheibe wirkungslos durch die Beläge. Bei einer Felgenbremse "zieht" die gefühlt spürbar an. "Schleif-Bremsen" ist auch sehr beliebt. Mit einer hydraulischen Kraftübertragung wird die Unsitte beinahe umgangen, aber wer bei einer Scheibe nicht gleich zum Druckpunkt geht, hat ebenfalls das Gefühl, hier tut sich nicht so wirklich was.
Wenn man weiter "außen" angreift, eben an der Felge, spürt man sofort und unmittelbar eine Wirkung. Gut oder schlecht ist eine andere Frage, aber gefühlt ist da erst einmal eine Rückmeldung.
Du hast die Leute aus der Klassik Abteilung schon erwähnt: Warum tun die sich an, mit solchen alten Möhren zu fahren. Ein Punkt ist sicherlich, dass die ( vermeintlich) frei von der "Übertechnisierung" sind ( es war früher nicht wirklich anders, da wurde auch viel Unsinn erzählt um seine "Innovationen" an den MAMIL zu bringen).
Olle "Ein-Gelenk-Seitenzugbremsen" ziehen spürbar schlechter, als Dual Pivot oder andere moderne Bremsen. Dennoch vermisst die kein Klassiker Freund.
Die Erklärung ist simpel: Jeder stellt sich im Grunde automatisch darauf ein, wie sein System funktioniert und verhält sich danach. Genauso, wie man sich eigentlich bei Nässe und Dreck eigentlich auf die Bedingungen einstellt.
Das Fahrrad ist seit langem so ausentwickelt '( mechanisch eigentlich seit dem Patent des Sicherheits-Niederrades 1879 - oder so..), dass es einfach schwierig ist, "objektiv" etwas zu verbessern. Das meiste an "Neuheiten" sind einfach nur Gimmicks, wirkliche Verbesserungen kommen nur alle Jubeljahre auf. Und "Novitäten", die lediglich eingeführt werden, um den "satten Markt" zu beleben sind häufiger anzutreffen.
Aber in der Vielfalt kann natürlich jeder das finden, was ihm am meisten entgegenkommt. Und für den einen ist es eine Scheibenbremse, für den anderen eine E-Schaltung, der Nächste findet ein "abgerüstetes" Rad für am erstrebenswertesten...
Nachtrag: "objektiver" Nachteil der Scheibenbremse ist ganz sicher die deutlich höhere Belastung der Bespeichung. Das ist technisch lösbar, aber als Problem eben vorhanden.
Vielleicht ist dem einen oder anderen aufgefallen, wie schnell das Argument der "Aerodynamik" mit Aufkommen der Scheiben in den Hintergrund getreten ist......