Ruhrgebiets Trassentour
Der letzte Sonntag im Oktober versprach noch mal passables Wetter zum Abschluss. Temperaturen um die 12 Grad und ein Mix aus Sonne und Wolken. Schnell hatte ich eine Tour ausgearbeitet. Von Dortmund über Bochum nach Gelsenkirchen, weiter nach Recklinghausen und dann Herne und über Castrop Rauxel zurück nach Dortmund. Dabei wollte ich möglichst viele ehemalige Bahntrassen "mitnehmen". Einige waren unbekannte kleine Industrietrassen. Der Gravelroad Anteil war mal wieder ziemlich hoch. Aber mit meiner Bloody Mary, trotz 25 mm
Reifen, kein Problem.
Es ging allerdings erst gegen Mittag los.
Von Phönix-West fuhr ich über die erste Bahntrasse zum Rombergpark. Unterwegs tauchte im Hintergrund der Dortmunder Fußballtempel auf, eine Pilgerstätte für Zehntausende.
Über Barop und Witten erreichte ich Bochum Langendreer. Dann fiel mir auf dem Weg in die Bochumer City in Altenbochum ein kleines Hinweisschild auf, Walter Lohmann Ring. Während ich noch überlegte kam die Erkenntnis das es sich wahrscheinlich um eine Radrennstrecke handelte. Also schnell umgekehrt und den Hinweisen zu einem grünen Tor gefolgt. Ich lag richtig. Es handelte sich um eine Trainingsstrecke für Radsportler, benannt nach dem Bochumer Radrennfahrer Walter Lohmann, der unter anderem 1937 in Kopenhagen auf der Bahn Weltmeister wurde und auch oft auf der Bahn in Dortmund fuhr und gewann. Leider starb er schon 1993.
Da das Tor offen war ließ ich mir eine Runde über den Ring nicht nehmen. Im Start/Zielbereich dann schnell noch ein Foto gemacht.
Weiter ging es durch die Bochumer City.
Vor dem Rathaus gab es dann eine Touristenführung. Ich fuhr jedoch schnell weiter bis zum Westpark.
Im Westpark fand ich dann auch die berühmte Jahrhunderthalle vor. Ein Veranstaltungsort für viele große Konzerte.
Dafür hat man Reste der alten Gußstahlfabrik kunstvoll neu zusammengestellt. Was immer das auch darstellen sollte, ergab es aber doch einen interessanten Fotohintergrund.
Am Ende des Parks begann dann die Erzbahntrasse mit einer schwungvoll gestalteten Hängebrücke. Mittlerweile überwog die Bewölkung, aber es blieb trocken. Da ich etwas spät dran war, gab ich auf der Trasse Gas. Auch den Imbiss auf der Trasse, der gut besucht war, ließ ich links liegen. Kurz vor dem ZOOM (Gelsenkirchener Zoo) stieg ich dann aus der Trasse aus.
Nun folgte ich ein Stück dem Weg entlang der Bahnlinie, bevor ich dann Richtung Rhein-Herne-Kanal abbog. In der Nähe der Zeche "Unser Fritz" überquerte ich den Kanal und kurz darauf die Emscher.
Dann folgte ich ein Stück der Emscher, bevor ich links zur Halde Hoppenbruch abbog. Diese passierte ich westlich.
Und fuhr dann auf die Halde Hoheward zu. Diese umrundete ich im Uhrzeigersinn, teilweise auf den alten Industrietrassen.
Danach führte die Route wieder Richtung Süd-Osten zurück zur Emscher und dem Kanal.
Einige Trassen konnte ich nur kreuzen, da sie leider gesperrt waren. Es ist schon erstaunlich was es im Ruhrgebiet für ein Geflecht von Trassen gibt. Viele sind zum Glück befahrbar. Manche leider noch nicht.
In Herne überquerte ich dann wieder den Fluss und den Kanal am Herner Stadthafen. Nun begleitete ich den Kanal bis Castrop-Rauxel. Hier trennten sich unsere Wege.
In Castrop fuhr ich dann an diesem herbstlichen Haus vorbei. Es leuchtete regelrecht. Auch in den Städten gibt es also immer wieder Interessantes zu sehen.
Am Ortsende hatte ich dann allerdings irgendwie das Gefühl mich verfahren zu haben. Nur 1 km bis Schwerin? Da meine Großmutter aus Mecklenburg kam, war mir Schwerin durchaus geläufig und ich hätte es deutlich weiter nordöstlich verortet. Vielleicht gibt es ja doch so etwas wie die Krümmung von Zeit und Raum und ich habe gerade das beamen für mich entdeckt. Scotty lässt grüßen.
Hinter Schwerin, was mir so völlig unbekannt vorkam, erreichte ich dann Bodelschwingh. Glück gehabt, doch keine Abkürzung nach Mecklenburg, sondern der Weg nach Hause. Huckarde passierte ich westlich und erreichte schließlich den Revierpark Wischlingen, den ich durchquerte.
In der Dämmerung dann noch eine kleine Geländeeinlage. Da ich falsch abbog und keine Lust zum Umkehren hatte, fuhr ich mit dem Renner bergab über einen sehr holprigen Feldpfad. So kam ich wieder auf meine Route. Erstaunlich was mit so einem Rennrad alles geht, wenn man möchte.
Nun schon im Dunkeln ging es hinter dem Westfalen Stadion durch den dunklen Wald der Bolmke. Da die Hauptwege wegen Bergsturz größtenteils gesperrt waren, fuhr ich einige Trail. Das war aufgrund der Sichtverhältnisse nur langsam möglich. Aber ich schaffte es weder Wurzeln, noch Schlaglöcher, noch Hunde und Besitzer zu übersehen.
Endlich kam ich wieder aus dem Wald raus und genoss beim überqueren der Bahnlinie noch einmal den Blick auf das beleuchtete Stadion.
Von hier war es nicht mehr weit bis Phönix-West und bald war ich zu Hause.
Nach 85 km und ca. 800 Höhenmeter endete eine schöne und abwechslungsreiche Tour. Die Geländeeinlagen waren nichts für empfindliche Gemüter. Mit meinem Peugeot oder dem Bianchi wäre ich da sicher nicht lang gefahren. Aber das Meral ist deutlich härter im Nehmen und prädestiniert für solche Strecken.