Ganz so ist es auch nicht...Diese Eventisierung und Kommerzialisierung merkt man schon deutlich. Ohne Grund gehen sie im Fußball auch nicht auf die Barrikaden...Preise steigen, die Laune sinkt. Auch in der Realität und das auf der ganzen Welt...
Die Diskussion gab es in der Oldtimerszene (Autos) vor Jahren auch und heute kräht kein Hahn mehr danach.
Ich versuche es mal von einem ganz anderen Blickwinkel zu beleuchten:
Ja, heute gibt es
eBay und andere Verkaufsplattformen. Das hilft, solange man ganze Radln such, schützt aber nicht davor, daß man dort Angebote von Unwissenden bis Betrüger vorfindet. Ein gerissener Rahmen, dessen Schaden verschwiegen wurde, mag bei einem EK von unter € 150 ja noch verschmerzbar sein und man kann dann auch sicherlich noch die Unwissenheit des VK ins Rennen führen, tut dies auch garantiert, wenn es dann zu einer Rückabwicklung kommt. Und wenn die Rückabwicklung ausbleibt, dann ist es einfach Lehrgeld.
Aber sobald die Preise stiegen und man für hochwertige Klassiker heute richtig geld in die Hand nehmen muß, wünscht man sich schon ein wenig mehr Sicherheit, die
eBay aber auch nur vorgaukelt und in kener anderen Verkaufsplattform wirklich gegeben ist.
Gleiches gilt bei den Ersatzteilen; und ich spreche jetzt nicht von Decken, Schläuchen und Zügen sondern von Schaltungen etc. Und hier weiß jeder von uns, daß man auch mitunter Neuteile benötigt. Dafür (Neuware und Gebrauchtes) tingeln wir zu den Börsen und freuen uns darüber, daß dort viele Händler und Gleichgesinnte das Gesuchte anbieten. Ebenso freuen wir uns, wenn einer dieser Händler wieder ein längst verschollen geglaubtes Lager ausfindig gemacht hat und uns an dem Fang gegen Bezahlung teilhaben läßt.
Allerdings hörte man hier kein einziges Mal das Wort Kommerzialisierungund interesanter Weise hört man dies auch nicht bei den heutigen Händlern und "kommerzialisierten Privatleuten", die auf den Börsen oder Events/ am Rande von Rennen ihre Teile wohlfeil bieten.
Bei den Automobilen war man ja froh, daß es die Teile überhaupt noch gegeben hat. Das Meckern setzte erst ein, als die Hersteller (BMW, VW, Porsche und Mercedes) ihre Klassikerabteilungen erschufen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, mit welchem Budget die VW Classic damals angefangen hat. Damals wurde gemeinsam mit den Markenclubs auf Ersatzteilsuche gegangen. Ok, die Markenclubs hatten damals auch das bessere Netzwerk und Know How. Das war aber Einzelnen zu verdanken, die aus dem Hobby dann ein Beruf gemacht hatten und das lag mehrheitlich daran, daßdiese Jungs irgendwann vor der Entscheidung standen noch einem ehemaligen oder alten Porsche oder BMW Händler alle alten Ersatzteile zum Kilopreis abzunehmen und dafür weitere Lagerflächen anzumieten. Je höher deren Fixkosten für die Lagerung wurden, desto wichtiger wurde die Refinanzierung und was zu Anfang unter Freunden verscherbelt hat werden können, reichte eben nicht mehr aus, diese Kosten zu decken, so daß man sich zum Händler entwickelte.
Das erinnere ich noch bei dem schon lange verstorbenen Axel Stauber (RiP Axel) vom Volkswarenhaus und dem schon lange im Ruhestand befindlichen Mann hinter Elferteile und vielen Anderen. Von den damals (in den 90ern) zum Händler "Mutierten" gibt es heute nicht mehr Viele.
Das Meckern über automobile Oldtimer Events begann erst, als es nicht mehr diese alternativen Veranstaltungen mit ölverschmierten Fingern, Zelt und Wohnwagenburgen sowie patinierten Alltagskutschen war. Erst mit dem Einzug der Concours d´ Elegance und aufgetakelten Ehefrauen, die Teestunden abhielten, während die Männer über Ihre Autos fabulierten, begann die Fraktion der Alltagsklassiker und Butter- und Brot- Autos aufzubegehren und den Untergang des Abendlandes zu beschwören.
Ich erinnere mich auch noch sehr gut an die Diskussionen auf Messen über die Prämierungen der Clubstände und sehr gut daran, als Mercedes Klassik das erste Mal den Rahmen vorgab und den Clubs nur noch gestattete Fahrzeuge beizusteuern. Die Mercedes Clubs fanden das toll, weil sich der Aufwand drastisch reduzierte und der Effekt Dank des Werkseinsatzes dennoch super war. Die anderen Clubs haben Gift und Galle gespien, weil sie nicht mehr mithalten konnten und bei den Preisen für die besten Clubstände leer ausgingen.
Im Grunde genommen fühlten sie sich wohl abgehängt, doch was ist draus geworden? Hätte isch das Hobby nicht auf allen Seiten (Oldtimer- und Teilehändler, Veranstaltungen, Zeitschriften, etc.) nicht kommerzialisiert und professionalisiert, so wären die Oldtimer auch heute noch eine quasi sinnlose Liebelei und es hätte auch keinerlei Preisentwicklung gegeben, die überhaupt erst dafür gesorgt hat, daß es für einen Händler interessant wird, sich die Teile hinzulegen.
Hätte sich die Szene also nicht kommerzialisiert, so wären heute keinerlei Ersatzteile mehr verfügbar.
Und ich erinnere mich hier sogar noch sehr gut an einen Ausspruch eines dieser Händler, als ich seinerzeit einen Auspuff für einen meiner Oldtimer suchte: "Mann, warum hast Du nicht vor 3 Wochen angerufen? Davon hatte ich 10 Stck.. Doch weil die Niemand wollte und ich keinen Platz mehr für Neues hatte, habe ich die vor 3 Wochen verschrottet" - also ein klares Zeugnis für eine rein kommerzielle Überlegung und damit auch für die Notwendigkeit derselben, um die Ersatzteilversorgung langfristig "zu garantieren".
Und heute ist das bei den Verrückten mit den Radln ähnlich. Wir brauchen also genau diese Kommerzialisierung, damit wir auch noch in 20 Jahren unsere benötigten Ersatzteile und geliebten Radln finden können und werden; sonst verschwindet das Alles in der Schrottpresse.
