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4 Gravelbikes mit Dämpfung im Test
Wieviel Komfort für den Kies?

Die Ergebnisse des Tests von 4 Gravelbikes mit Dämpfung: Das neue BMC Urs tritt gegen bewährte Modelle wie das Specialized Diverge, das Trek Checkpoint und das Rose Backroad als Beispiel für ein Rad mit nachgerüsteter Vorbaufederung an. Hier erfahrt ihr, wo die Dämpfungskonzepte ihre Stärken und Schwächen haben und wie die Gravelbikes insgesamt abschnitten. Hier findest du mehr Gravelbike-Tests

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Warum Gravelbikes mit Dämpfung?

Gravelbikes werden immer vielseitiger. Zwar dürfte für das Gros der Fahrer hierzulande noch der überwiegende Einsatz auf Asphalt die übliche Nutzung sein. Doch wer unbekannte Wege erkundet, Gravelrides beziehungsweise gar Gravelrennen mitfährt oder zum Bikepacking unbefahrene Regionen aufsucht, wird auf mehr oder weniger ruppige Oberflächen treffen. Da ist Stoßminderung willkommen. Und zwar umso mehr, je stärker folgende Bedingungen zutreffen: Je länger die Tour wird, je kompetitiver „gegravelled“ wird, je schlechter der Wegzustand ist.

Diashow: 4 Gravelbikes mit Dämpfung im Test: Wieviel Komfort für den Kies?
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# Auch wenn sie einen Aufpreis kostet: Je unebener der Weg und je länger die Touren, desto mehr zahlt sich eine Dämpfung aus

Die Hintergründe: Jede Erschütterung, die vom Körper statt vom Fahrgerät abgefedert werden muss, kostet Kraft. Je länger man schon im Sattel des Gravelbikes sitzt, desto geringer sind aber in der Regel die Kraftreserven des Halteapparates des Körpers. Das kann jeder nachfühlen, wenn der Druck auf das Gesäß mit steigender Fahrtdauer zunimmt, weil die Kraft in den Beinen nachlässt. Das gleiche gilt für den Rücken und die Hände. Ein schlaffer Rücken kann die Hände nicht entzücken. Außerdem verzögern Stöße den Vortrieb. Muss eine Masse nach oben bewegt werden, statt einfach in gleicher Bahn vorwärts zu rollen, geht diese Kraft für den Vortrieb verloren. In dieser Hinsicht schaffen vollgefederte Bikes den größten Vorteil. Aber auch schon dicke Reifen mit wenig Luft oder leicht gedämpfte Gabeln und Hinterbauten sorgen für geschmeidigeren Vorwärtsdrang.

# Stöße verzögern den Vortrieb. Am BMC Urs dämpft der Hinterbau über ein Elastomer

Konsequent für ganz grobe Pisten wäre ein Gravelbike-Fully (oder MTB). Das trifft nicht jeden Geschmack und hat natürlich die durch die Evolution des Mountainbikes bekannten Nachteile: mehr Gewicht, mehr Wartung, Kraftverluste in der Federung.

Die getesteten vier Gravelbikes mit Dämpfung im Test – und andere, die nicht den Weg in den Test fanden – versuchen einen Mittelweg. Wie sie ihn definieren und ob es so etwas wie eine goldene Mitte geben kann, sollte der Test klären.

Die 4 Gravelbikes mit Dämpfung im Test

Vier Gravelbikes mit ausgewiesenen aktiven Dämpfungselementen fanden den Weg in den Test – eingeladen waren noch weitere Hersteller. Alle getesteten Modelle und die meisten Alternativen basieren auf einem Set aus Carbonrahmen und -gabel. Das Material soll auch Teile der Dämpfungsarbeit übernehmen. Der anvisierte Preisrahmen lag bei 3.000 bis 3.500 Euro. Dass er vom BMC Urs gesprengt wird, wurde aus Verfügbarkeitsgründen toleriert.

# Auch auf verhältnismäßig ebenen Waldautobahnen, ja sogar auf der Straße schont die Dämpfung die Kraftreserven. Man bleibt öfter im Sattel

Die Gravelbikes mit Dämpfung im Überblick

ModellPreis (UVP)GewichtSchaltung/AntriebReifenfreiheitDämpfung vorne / Federweg Dämpfung hinten / Federweg
BMC URS One8.999 €8,5 kg1x12 SRAM Red eTap AXS 45 mm in 700cMTT / 10 mm
Rose Backroad GRX Di23.244 €9,0 kg1x11 Shimano GRX Di240 mm in 700cRedshift / 20 mm
Specialized Diverge Comp3.499 €9,1 kg2x11 Shimano Ultegra R800042 mm in 700c / 47 mm in 650bFuture Shock / 20 mmCD-R Sattelstütze / 18 mm
Trek Checkpoint SL 63.499 €9,1 kg2x11 Shimano Ultegra R800042 mm in 700cIsoSpeed Sitzdom /
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Die 4 Test-Gravelbikes setzen auf ganz verschiedene Dämpfungskonzepte. Dabei haben Kunden im Prinzip die Wahl zwischen einer Front- oder Heckdämpfung. Eine Art Fahrwerk, also eine Bewegung des Laufrades in Stoßrichtung, bietet nur der Hinterbau des BMC Urs. An ihm können die Streben flexen und ihre Bewegung wird über ein Elastomer gedämpft. Alle anderen Systeme versuchen, nicht den Rahmen, sondern die Fahrer*innen von der Bewegung des Rades zu entkoppeln. Den Lenker hängen das Specialized Future Shock-System und der nachgerüstete Redshift Shockstop-Vorbau am Rose Backroad gefedert auf. Sie bieten jeweils 20 mm „Federweg“. Dazu kombinieren sie Carbonsattelstützen, die Flex am Sattel bringen sollen. Specialized verspricht dort sogar 18 mm Nachgiebigkeit. Auf mehr Komfort am Sattel zielen das IsoSpeed-System von Trek und das MTT-Prinzip von BMC (steht für Micro Travel Technology). Aufgehängte Dämpfungselemente für die Hände besitzen diese beiden Bikes nicht.

# Der Redshift Shockstop-Vorbau am Rose lässt sich an Gabeln mit Ahead-Schaft nachrüsten

Weitere Gravelbikes mit aktivem Dämpfungskonzept

Daneben gibt es noch weitere Gravelbikes mit interessanten Dämpfungskonzepten, die wir entweder bereits getestet haben oder die nicht zur Verfügung standen. Hier unsere Zusammenstellung ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Canyon Grail CF | Lenkerdämpfung, Federstütze | ab 2.699 €: Test auf Rennrad-News
Cannondale Topstone Kingpin | Hinterbau-Dämpfung | ab: 2.499 € Vorstellung auf Rennrad-News
Lauf True Grit | Gabelfederung | ab 3.690 €: Vorstellung auf Rennrad-News
Moots Routt YBB | Soft-Tail | ab 8.902 $: Hersteller-Infos
Pivot Vault | IsoFlex Sattelstütze | ab 6.249 €: Vorstellung auf Rennrad-News


BMC Urs One

# BMC Urs One

BMC Urs One im Test

Mit einer gelungenen Hinterbau-Dämpfung spendet das BMC Urs mehr Komfort, als man es bislang von Gravelbikes kennt. Dazu kommt eine Geländespaß-Geometrie – und im Falle unseres Urs One-Testrades eine Ausstattung, die nichts zu wünschen übrig lässt. Am Berg eine Macht! Unterm Strich: ein ideales Gravelbike für lange Fahrten über groben Schotter und vergnügliche Intermezzos auf einfachen Trails. Gut, dass Rahmen und Gabel am 2.999-Euro-Modell identisch mit unserem 8.999-Euro-Luxusgerät sind, und es bei letzterem den flexibleren Vorbau gibt.

Pro / Contra

zum Test

Pro

  • Überlegene Hinterbaudämpfung
  • Leicht (Testausstattung)
  • Großer Übersetzungsbereich
  • Perfekte Schaltung
  • Sehr agiles Fahrverhalten
  • Hohe Sicherheit bergab
  • Viele sinnvolle Rahmendetails
  • Commuter-tauglich

Contra

  • Hinterbaudämpfung bringt Wunsch nach Äquivalent vorne
  • Vorbau-System macht Positionswechsel aufwendig
  • Lenkeinflüsse bei Wind


Rose Backroad GRX 810 Di2

# Rose Backroad

Rose Backroad GRX 810 Di2 im Test

Das Rose Backroad glänzt mit geringem Gewicht und einer agilen Geometrie. Eine Kombination, die ein vielseitiges Einsatzgebiet vom schnellen Graveln und Pendeln bis hin zum Cyclocross-Rennen erlaubt. Die GRX Di2-Gravelgruppe tut ihm sehr gut, sie setzt den Maßstab in Sachen Ergonomie für Geländefahrten mit dem Renner – in der Summe liefert das Backroad damit ein herausragendes gutes Preis-Leistungsverhältnis in diesem Umfeld. Tipp: Für noch größere Vielseitigkeit am besten als 2-fach-Antrieb ordern. Auch der optionale, gedämpfte Redshift-Vorbau ist nach unserem Empfinden ein Tipp für jedes Einsatzgebiet außer Competition und Trailgraveln. Letzteres ist aber ohnehin keine Domäne des Backroad.

Pro / Contra

zum Test

Pro

  • Leicht – viel Fahrdynamik
  • Spielerisches Handling
  • Hervorragende Schaltung
  • Ergonomie passt zum Charakter
  • Top Komfort am Lenker
  • Preis/Leistung

Contra

  • Reifenfreiheit
  • Kaum Bikepacking-Vorbereitung
  • Vorbau-Federung verändert Lenkverhalten in Kurven


Specialized Diverge Comp

# Specialized Diverge

Specialized Diverge Comp im Test

Das Specialized Diverge Comp schält sich im Test als das allumfassendste Gravelbike mit Dämpfung heraus: Leise und schnell auf Asphalt, sicher auf dem Kiesweg und spielerisch im Handling, aber nicht ganz so agil wie andere, leichtere Bikes. Die Future Shock-Federung setzt den Maßstab und ergibt im Zusammenspiel mit der Carbon-Sattelstütze eine harmonische Dämpfung. Wie Geometrie und Dämpfung Abfahrten im Gelände beflügeln, verführt zum Rasen. Aber auch die genüssliche Tour liegt dem Diverge dank Komfort-Sitzposition bestens. Bikepacking ist gut mitgedacht. Insgesamt das rundeste Paket zum (in diesem Umfeld) fairen Preis.

Pro / Contra

zum Test

Pro

  • Beste Verbindung aus Komfort und Kontrolle am Lenker
  • Guter Komfort am Sattel
  • Spielerisches Handling
  • Gut angepasste Übersetzung
  • Reifen sind sehr gute Allrounder
  • Lenker ist ein Bonus auf der Langstrecke
  • Gute Bikepacking-Vorbereitung

Contra

  • Schwerer
  • Laufräder – eher schmale Felgen
  • Competition-Sitzposition nur mit extremem Vorbauwinkel möglich


Trek Checkpoint SL6

# Trek Checkpoint

Trek Checkpoint SL6 im Test

Das Trek Checkpoint SL 6 geht als eindeutiger Tipp für lange Bikepacking-Touren und Commuten aus unserem Vergleich hervor. Dabei ist das wartungsarme Dämpfungskonzept am Sattel für das Pendeln per Rad ein großer Vorteil und bietet sich mit seinem sensiblen Schluckverhalten auch für die Straße an. Das hervorragend verarbeitete Rahmen- und Gabelset wartet mit viel Flexibilität und jeder Menge durchdachter Lösungen auf. Dafür ist der Preis – trotz etwas geringerem Ausstattungsniveau – nicht zu hoch gegriffen. Wegen des speziellen Sitzdoms ist eine genaue Prüfung des individuellen Bike-Fits unbedingt zu empfehlen. Ein klarer Tuningtipp sind aus unserer Sicht die Reifen. Wer einen leichten Gravelsprinter oder Trailjäger sucht, ist woanders besser beraten.

Pro / Contra

zum Test

Pro

  • Fein ansprechende, effektive Dämpfung am Sattel
  • Vielseitiger Rahmen
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Hervorragend für Bikepacking geeignet
  • Mit leichtem Laufradsatz auch eine Endurance-Option

Contra

  • Übersetzung fehlt Rettungsgang für bergige Schotterpisten
  • Sitzdom schränkt Transportmöglichkeiten und Wiederverkauf ein
  • Leitungsverlauf kann im Wiegetritt stören

Das ist uns aufgefallen

Es war ein Test mit nachhaltig wirkendem Ergebnis: Nach den Testfahrten fiel der Umstieg auf ein gänzlich ungedämpftes Gravelbike schwer. Unterm Strich erhöhen alle Modelle das Wohlbefinden auf dem Schotter- oder Waldweg und sogar auf der Straße so sehr, dass man es nicht mehr vermissen will. Das liegt auch daran, dass potenzielle Nachteile in der Praxis viel weniger ins Gewicht fallen, als man es vorher vermutet. Ein negativer Einfluss der Federung auf den Vortrieb oder beim Klettern ist nur bei genauem Beachten zu spüren. Die unerwünschte Einwirkungen auf das Fahrverhalten sind so gering, dass der gewonnene Komfort die Nachteile bei weitem überwiegt. Auch den nicht ganz unerheblichen Gewichtsaufschlag nimmt man sehr gerne in Kauf. Je länger man im Sattel sitzt, desto lieber.

# Im flexenden Carbon-Hinterbau des BMC Urs sitzt ein Elastomer, das austauschbar ist. Die Schweizer nennen das System Micro Travel Technology. Im Vergleich mit den anderen Bikes im Test lieferte es die stärkste Stoßdämpfung am Heck

Dämpfung am Sattel muss nicht aufwendig sein

Sowohl am Trek Checkpoint als auch am BMC Urs betrieben die Hersteller erheblichen Aufwand bei der Rahmenentwicklung für mehr Komfort am Sattel. Und im Test sind beide Gravelbikes deutlich besser gedämpft am Heck als die beiden anderen Modelle, die vorwiegend auf Sattelstützen-Flex setzen. Das Trek hat seine Stärken im sensiblen Ansprechen auch auf kleine Stöße. Das BMC-System, das auch in einem Mountainbike der Schweizer zum Einsatz kommt, hilft auf gröberem Terrain besser bei der Traktionsgewinnung und filtert auch heftigere Stöße fühlbar. Der Vorteil des Trek IsoSpeed-Systems ist dabei die Wartungsfreiheit. Unterm Strich jedoch ist der Komfortvorsprung aus Redaktionssicht gegenüber einer gut flexenden Sattelstütze nicht so riesig, dass er in jedem Fall einen erheblichen Mehrpreis rechtfertigt. Wer das Optimum will, kommt freilich nicht um die beiden Systeme bei Trek und BMC herum. Und: Der Weg zum Tuning durch den gedämpften Vorbau steht an beiden Modellen offen; am BMC allerdings nur, wenn das Einsteigermodell Urs Four mit konventionellem Vorbau als Basis dient.

# Der über ein Gelenk entkoppelte Carbon-Sitzdom am Trek Checkpoint arbeitet besonders sensibel und erhöht den Komfort ebenfalls deutlicher als eine flexende Sattelstütze
# Letztlich bietet aber auch eine stark flexende Sattelstütze mit langem Auszug schon ein hohes Komfortniveau. Die CG-R-Stütze am Specialized ist ein Paradebesipiel – aber nicht jedermanns Geschmack

Dämpfung am Lenker: Abfahrt wow, Kurven mau

Auch mit dem Gravelbike können Abfahrten auf einfachen Trails im Wald richtig Spaß machen. Die Konzentration bei der Linienwahl und der Körpereinsatz beim Fahren von kleinen Hindernissen werden manchen an Pionierzeiten des MTB erinnern. Allerdings: Wenn mal ein großer Stein oder ein Loch übersehen wird, kann es schon gewaltig am Lenker rütteln. Solche unsanften „Einschläge“ mildern beide „Lenkerfederungen“ im Test so stark, dass die Hände sicherer an ihrer Position bleiben und der Schock kleiner ausfällt, so dass die volle Konzentration schneller wieder da ist. Von der Leistung einer Federgabel sind sie dennoch weit entfernt. Weil sie immerhin das Terrain spürbar glätten, neigt man dazu, es etwas schneller rollen zu lassen. Etwas Gespür braucht es dabei, den Pannenschutz und die Traktion der Reifen nicht zu überfordern. Sie sind letztlich schmaler, als es scheint. Unterm Strich fühlte sich der nachgerüstete Redshift Shockstop-Vorbau noch etwas „plüschiger“ in der Stoßdämpfung an als das Future Shock-System.

# In Kurven zeigen sich größere Unterschiede der Systeme

Deutlicher kristallisieren sich die Unterschiede zwischen Specialized Future Shock und Redshift Shockstop in Kurven und am Berg heraus. Wenn vor oder in den Kurven das Gewicht aufs Vorderrad wandert, tauchen beide Systeme etwas ein. Nur beim Shockstop-Vorbau verändern sich dabei jedoch zwei Dinge: die virtuelle Länge des Vorbaus sowie der Winkel, in dem die Bremsgriffe stehen.

Dagegen bleiben beim Future Shock-Element Winkel und Vorbaulänge identisch. Nur das Fahrergewicht sinkt etwas nach unten. In der Praxis macht das den Unterschied zwischen „leicht irritierend“ beim Redshift Shockstop zu „nach kurzer Eingewöhnung sehr berechenbar“ beim Specialized-System aus. Auch am Berg im Wiegetritt entspricht das Verhalten des Future Shock-Systems mehr den gewohnten Mustern. Es nickt weniger. Das lässt sich mit anderen Dämpfungseinsätzen am Redshift-Vorbau zwar abstellen. Aber dann verliert man etwas Komfort.

# Mit dem Specialized Future Shock am Diverge Comp federt der Vorbau entlang des Lenkwinkels ein

Unser Tipp also: Wer gerne engagiert und ambitioniert fährt, ist mit dem Future Shock-System besser beraten. Der Redshift Shockstop-Vorbau verbucht auf der Habenseite dagegen die universelle Nachrüstbarkeit und die einfache Anpassung der Dämpfungsrate sowie nicht zuletzt natürlich den geringeren Preis, der sich im Falle des Rose Backroad noch zu der ohnehin günstigeren Direktanbieter-Kalkulation addiert.

Reifen-Felge-System mitentscheidend

Trotz eingebauter Dämpfung tragen gerade bei Gravelbikes die Reifen in Kombination mit der Felge viel zur Fahrleistung bei. Bei Reifengrößen zwischen 40 mm und 44 mm, die wir im Testfeld maßen, sind die Unterschiede durch die Reifendimension nicht riesig. Klare Vorteile aber zeigten die Tubeless-Setups am BMC Urs One und am Specialized Diverge Comp. Sie können mit weniger Druck gefahren werden (im Test: 2,7 bar vorne und 3,0 bar hinten) und erhöhen damit die Traktion und den Komfort zugleich. Besonders gut eignen sich WTB Resolute-Reifen am BMC Urs auf den breiten DT Swiss-Felgen. Denn die Reifen besitzen einerseits bereits eine niedrige Druckempfehlung ab Werk und die breiten Felgen unterstützen die Seitenführung der Reifen bei niedrigem Druck. Auch das Trek mit den breiten Bontrager Paradigm-Alufelgen besitzt einiges Potential für Performance-Optimierung im Tubeless-Setup. Tubeless-fähig waren alle Laufradsätze an den Gravelbikes im Test.

# Die Reifen-Felge-Kombi am BMC Urs ist optimal für den Einsatz offroad und tubeless – aber die DT Swiss Carbon-Laufräder haben natürlich ihren Preis
# An den Schwalbe G-One Allround-Reifen gefiel vor allem die Fahrdynamik ...
# ... aber der Pathfinder Pro am Specialized konnte als Allrounder mit leisestem Lauf auf der Straße und gutem Seitenhalt noch etwas mehr überzeugen

Ebenfalls interessant: Das Aussehen eines Reifenprofils sagt längst nicht alles über das Verhalten des Reifens aus. So ähneln sich etwa die Laufflächen des Schwalbe G-One Allround am Rose Backroad und des Bontrager GR1-Reifens am Trek Checkpoint sehr. Aber der G-One läuft gefühlt leiser und leichter und wirkt im Gelände anpassungsfähiger – und das trotz schmalerer Felge am Rose. Eine kleine Offenbarung war der Pathfinder Pro am Specialized Diverge. Der Specialized-Reifen glänzte mit leichtem und vor allem lautlosem Rollen auf Asphalt und befestigten Wegen. Er überraschte gleichzeitig mit – gemessen am Aussehen des Profils – gutem Seitenhalt in Kurven und sogar akzeptabler Traktion auf weicheren Böden. Der WTB Resolute am BMC Urs ist dennoch klar die bessere Wahl, wenn viel offroad gefahren werden soll.

# Kurz und knackig bergauf geht es mit jeder Übersetzung im Vergleich, aber für längere Touren in schwerem Terrain sind nicht alle geeignet

Augen auf bei der Übersetzung!

Große Unterschiede in der praktischen Nutzung der Gravelbikes machen auch die montierten Antriebe (während sich die Schaltungsgruppen eher in Sachen Bedienkomfort und Ergonomie als funktional stark unterscheiden). Grundsätzlich muss man sich vor dem Kauf zwischen 1-fach und 2-fach-Antrieben entscheiden. Das BMC Urs erlaubt ausschließlich 1-fach-Antriebe. Oberstes Entscheidungskriterium aus Redaktionssicht sollte dabei das voraussichtliche Einsatzspektrum sein. Die einfache Formel: Viel Straße und Waldautobahn spricht für 2-fach, mehr offroad für 1-fach. Denn mit 2-fach lassen sich nach wie vor enger gestufte Getriebe zusammenstellen, und wenn sie nicht ab Werk dran sind, dann nachträglich.

# Das funkgesteuerte SRAM XX1 Eagle AXS-Schaltwerk ermöglicht ein 50-Zähne-Ritzel am BMC Urs One
# Specialized erreicht mit einer Praxis Works-Kurbel mit kleineren Kettenblättern einen vielseitigen Antrieb

Kein echtes Manko ist dagegen 1-fach bei der Bandbreite. Im Gegenteil: Das BMC Urs One bietet mit der Kombi aus Rennradteilen und MTB-Schaltwerk der elektronischen SRAM AXS 1×12-Gruppe eine Entfaltung von 1,69 m/Umdrehung – ein Berggang, den man bei den meisten Gravelbikes vergeblich sucht. Zugleich kann man mit der 1x-Übersetzung immerhin 46 km/h mit 90 Umdrehungen treten. Am wenigsten geländeorientiert ist die Übersetzung am Trek Checkpoint mit klassischer Kompaktkurbel. Die bietet mit 34 Zähnen vorne zu 34 Zähnen hinten ein 1:1-Verhältnis mit einer Entfaltung von 2,2 m als leichtesten Berggang – zu schwer für längere steile Anstiege auf tiefem Boden, aber zum gelegentlichen Fahren in der Rennradgruppe gut geeignet.

# Wenn es schnell bergab geht, machen sich die Einflüsse der verschiedenen Geometrien gut bemerkbar

Geometrie-Effekte

Last but not least: Es sind nur ein paar Millimeter hier, eine Nachkommastelle bei den Winkeln dort oder gar ein Zentimeter mehr oder weniger – überdeutlich war nach den Testfahrten: Geometrie wirkt! Die stärksten Effekte, die wir spüren konnten, schnell zusammengefasst:

# In Sachen Komfort gingen alle Gravelbikes mit Dämpfung im Vergleich als Sieger über ganz starre Konzepte hervor

Testkriterien

Die Testkriterien spiegeln die Vielseitigkeit der Gravelbikes wieder. Bewertet wurde einerseits nach Papierform, z. B. das Gewicht, die Wertigkeit der Ausstattung, der Übersetzungsbereich oder die Gewichtszulassung und Garantie. Andererseits flossen die Fahreindrücke aus vergleichbaren Testfahrten im Bergischen Land in die Bewertung mit ein. Die Strecken beinhalteten Straßen, Anstiege auf der Straße und bis zu 20 % steile Anstiege auf Forstwegen sowie leichte Trails. Außerdem enthielten sie schnell fahrbare, weitgehend ebene Forstwege mit losem Schotterbelag und lang gezogene Kurven.

Wie der Testablauf im Einzelnen war, ist noch einmal bei jedem Einzeltest vermerkt.


Hier lest ihr die weiteren Beiträge zum Vergleichstest von 4 Gravelbikes mit Dämpfung auf Rennrad-News:

Text: Jan Gathmann / Fotos: Johannes Herden, Jan Gathmann
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