Renner der Woche
Rivendell Bicycle Works – Leo Roadini, Gr. 54, Stahl gemufft und fillet brazed, Rapapongi
Rennrad-News.de: Hallo Rapapongi. Du hattest ja bereits einmal einen Renner der Woche, ein Ridley Gravel Bike mit elektronischer Schaltung. Das hat ja einen ganz anderen Charakter, als das Rad, das wir heute hier vorstellen. Warum hast Du Dich für dieses Rad und genau diesen Aufbau entschieden?
Ich bin zum Rahmen – Leo Roadini – und zum Hersteller – Rivendell Bicycle Works – ursprünglich über ein Instagram-Posting zu einem sogenannten „Hillibike“ von Rivendell gekommen. Nach meinem ersten Aufbau eines solchen Hillibikes – Gus Boots-Willsen – und großartigem User-Feedback auf dem Partnerforum mtb-news.de wollte ich unbedingt auch einen Schotter-Dropbar-Renner für mich aufbauen, der sowohl technisch und optisch meinen Vorstellungen auf die Schraube/Muffe genau entspricht als auch die Philosophie eines sogenannten „Country-Bikes“ von Rivendell widerspiegelt.
I came along with the frame – Leo Roadini – and the manufacturer – Rivendell Bicycle Works – via an Insta posting showing a so-called „Hillibike“ from Rivendell. After my first custom-building this Hillibike (Gus Boots-Willsen) from Rivendell and great user feedback at mtb-news.de, I wanted to build a drop-bar racer for myself, which both technically and aesthetically suits my idea of a gravelbike and corresponds to the philosophy by Rivendell and their understanding of a versatile (steel)bike for great over-the-country-rides.
Rivendell writes „The Roadini is an all-around, all-weather road bike. It gives up nothing to modern extreme bikes on smooth, ideal roads, and is far better in every way when conditions are crappy. If you like, you can call it gravel bikes or endurance bikes. That’s why I name my own bike „Offroadini“.
My dream-build started with a frame+fork+headset. I used components by Paul Components and Ritchey from USA or Nitto from Japan, which are known for their proven robustness and their high functionality.
Primarily, the bike is characterized by anachronistic parts such as the cantilever brakes, the bar-end/lower-tube shifters and the 1“ threaded stem. That seems „out-dated“ at first glance. With the build I discovered the lightness and simplicity of proven system components. The less used front derailleur, down-tube-levers are sufficient. The Rivendell Silver handlebar-end shifter is easy to reach in the drops and works flawlessly.
The 9-fold sprocket 12/36 and the sub-compact crank with 26/42 gives me enough bandwidth – together with a narrower 10-fold chain also a buttersmooth ride and noiseless drive, even with maximum chain-line. At the same time, you get very robust and cheap parts all over the world and great compatibility, besides the modern proprietary 12x/13x/electrical systems on the market. On my other racebikes I am used to hydraulic brakes and electrical shifting that works great but showing also increasing effort (ventilating brakes, fast wearing brake pads, battery loading etc.) and also higher cost for service-parts.
For longer Brevet and light bike-packing tours, my beloved saddle bag „The Jammer“ from „Road Runner Bags“ will be always with me. I am also considering a light rack and a Son-powered front-wheel for a longer gravel tour cross the Alps. The Silver friction shifter will be changed for testing with a index shifter by Microshift.
The bike as shown weighs 11.23 kg with tubes and rather heavy touring pedals (Crankbrother Eggbeater 11 will follow).
Currently, it substitutes my carbon gravel bikes, i drive mainly gravel/fire/forest roads. In near future the „Strade Bianche Gran Fondo“ is coming into my mind. Before it will be tested on a Alpencross-tour in summer with friends to Lake Garda in Italy.
I would call it a Wald- und Wiesen Racer. I love riding in the woods.
Was zeichnet das Rad für Dich besonders aus? Wenn es ein Selbstaufbau oder Tuning ist: Worauf hast Du besonders geachtet?
Rivendell beschreibt das Roadini selbst als ein „All-Around, All-Wetter“ Straßenrad, das sich hinter modernen Rennrädern auf Asphalt beziehungsweise unter idealen Bedingungen nicht verstecken muss und erst richtig gut funktioniert, wenn die Straßenbedingungen „crappy“ sind. Wenn man so will, kann man Bikes für diese Anforderungen neu-deutsch als Gravel-Bikes oder Endurance-Bikes bezeichnen. Daher hab’ ich meinem Bike auch den Namen „Offroadini“ gegeben.
Es ist ein Selbstaufbau mit Rahmenset: Rahmen + Gabel + vorab eingepresster Steuersatz. Ich habe für den Aufbau Komponenten von bekannten Herstellern wie Paul Components und Ritchey aus den USA oder Nitto aus Japan verwendet, die für ihre bewiesene Robustheit und dem hohen funktionellen Anspruch bekannt sind.
Funktionell zeichnet sich das Bike vor allem aber auch durch anachronistische Teile wie die Paul Components Caliper-Bremsen, die Lenkerenden/Unterrohr-Schalthebeln sowie den 1“-Vorbau für einen Gewinde-Gabelschaft aus. Das ist nur auf den ersten Blick „out-dated“. Am Riv entdeckte ich die Leichtigkeit und Einfachheit von bewährten Systemkomponenten.
Für den wenig benutzten vorderen Umwerfer reicht der Schalthebel am Unterrohr völlig aus. Der Rivendell Silver Lenkerend-Shifter ist gut in den Drops zu erreichen und funktioniert tadellos. Ein 9-fach Ritzel 12/36 zusammen mit einer Sub-Compact Kurbel mit 26/42 gibt mir genug Bandbreite und zusammen mit einer schmaleren 10-fach Kette auch einen butterweichen sowie geräuschlosen Antrieb, auch bei maximalem Kettenschräglauf!
Gleichzeitig bekommt man sehr robuste und günstige Verschleißteile überall auf der Welt und Kompatibilität über die proprietären 12-fach/13-fach/elektrischen Systeme am Markt hinweg. Ich fahre an meinen anderen Carbon-Rennern mittlerweile nur hydraulische Bremsen und elektrische Schaltungen, die top funktionieren, aber letztendlich auch sehr viel Aufwand (Bremsen entlüften, Bremsbeläge wechseln, Akku laden etc. ) und Kosten für Verschleißteile bedeuten.
Bleibt jetzt alles so oder wird es weitere Ausbaustufen geben?
Eine absolut gelungene wie auch außergewöhnliche Kombi ist der extrem kurze Vorbau von Nitto zusammen mit dem extrem breiten Lenker (630 mm!) von Crust. Das war als Experiment gedacht, wäre auch wieder ausgetauscht worden, aber hat sich sehr bewährt. Da ich im Unterholz und auf Schotter überhaupt gerne in den Drops fahre, gibt mir diese Kombi eine tolle Stabilität und Kontrolle, wenn es ruppig und trail-lastig wird. In Kombination mit dem sehr einfach höhen-verstellbaren Schaft-Vorbau von Nitto lassen sich unterschiedliche Fahrpositionen schnell einstellen, neu für mich – bin mit Ahead-Vorbauten aufgewachsen ist und es galt die Regel: Gabelschaft abgesägt, bleibt abgesägt.
Für längere Brevet-Ausflüge und leichtes Bike-Packing kommt meine geliebte Satteltasche „The Jammer“ von Road-Runner-Bags mit. Ich überlege mir auch für eine geplante längere Alpencross-Schotter-Tour einen leichten Tubus Gepäckträger und ein SON-Dynamo-Laufrad anzuschaffen. Der Silver Reibungs-Schalthebel wird noch gegen einen Microshift Index Shifter getestet.
Was wiegt Dein Renner der Woche?
Gewogen wie am Bild gezeigt: 11,23 kg mit Schlauch und eher schweren Touring-Pedalen (es kommen noch Titan Crankbrothers Eggbeater 11 von einem anderen Renner drauf).
Wo fährst Du mit diesem Rennrad? Welche Rennen, RTF oder andere Veranstaltungen hat es schon bestritten?
Aktuell „ersetzt“ es gerade meine Carbon-Boliden auf den Hausstrecken. Hauptsächlich Schotter/Forststraßen. Als Rennen/Ausfahrt schwebt mir der Strade Bianche Gran Fondo vor. Vorab getestet wird es bei einem Gravel-Alpencross mit Freunden im Sommer zum Gardasee.
Wie würdest Du das Fahrverhalten des Rades charakterisieren?
Perfekt gedämpft und stabil – außergewöhnlich gut auf Schotter.
Wie und wann bist Du zum Rennradfahren gekommen?
Ehemals über eine Freundin – jetzt wieder durch den Gravel-Trend
Wie würdest Du Dich jetzt selbst als Rennradfahrer charakterisieren?
Wald- und Wiesen Racer.
Was ist deine persönliche Lieblings-Trainingsrunde?
Wie bist Du zum Forum von Rennrad-News gekommen?
Ich fand diese offene Plattform zum Austausch über die Schwesternseite mtb-news.de – zuerst lange als Gast, jetzt schon länger als User.
Was macht für Dich den Reiz des Rennradfahrens aus?
Ich fand zum Rennradfahren, vom MTB kommend, durch die modernen Gravelräder. Drop-Bar kann mehr als nur Asphalt und eröffnet mir ein ganz neue Art des Rennradfahrens auszuleben.
Dein Verhältnis zur Radbranche – immer das neuste oder am liebsten noch mit Rahmenschalthebel?
Beides hat seine Berechtigung. Innovation und Tradition bedingen sich. Ich mag jedoch auch bei traditionellen Rädern und Komponenten eine hohe technische Produktentwicklungstiefe, eine standardisierte QS und die Herstellung mit den neuesten Fertigungsmethoden.
Technische Daten: Rivendell Bicycle Works – Leo Roadini, Gr. 54, Stahl gemufft und fillet brazed
Rahmen: Rivendell Bicycle Works – Leo Roadini, Gr. 54, Stahl gemufft und fillet brazed
Gabel: Rivendell Bicycle Works, Stahl, 28 Zoll
Schalthebel: Drop-Bar: Rivendell Silver Bar-End, Down-Tube: Rivendell Silver
Umwerfer: Vo: Shimano Sora 2/9-fach Hi: Microshift Marvo LT 9-fach
Ritzelkassette / Abstufung: Shimano 12-36 (12, 14, 16, 18, 21, 24, 28, 32, 36)
Tretkurbel / Abstufung / Innenlager: Spa Cycle Sub-Compact mit Chain-Ring / 42-26 / Vierkant JIS
Pedale: MKS Touring NEXT / Crankbrothers Eggbeater 11
Kette: Connex/Wippermann 10-fach mit Connex-Link
Bremsen: Paul Components Racer Cantilever
Laufräder: Ritchey Zeta Classic 28″ für Felgenbremsen, 20 mm Maulweite und Ritchey Naben
Reifen: Schwalbe G-One RS 40×622
Sattel / Sattelstütze: Brooks B17 Special Jeremy Collins / Nitto Jaguar
Vorbau / Lenker: Vorbau: Nitto, 50mm / Lenker: Crust Towel Rack Bar, 620mm
Lenkerband: Selle Italia Smootape / Redshift really long bar tape
Sonstiges (Licht, Gepäckträger, Dynamo, integrierte Funktionen): Rücklicht: Blue Lug Koma USB Lights, Cross-Bremse: XLC, Flaschenhalter: King Cage Iris & Reverse Dosenhalter
Über den Renner der Woche
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129 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumSie beissen und sie beissen. Da verwindet sich nichts. Das Tolle an den Paul Bremsen ist die super simple individuelle Einstellung der Feder-Rückstellkraft. Ich würd mir das auch bei meinen Disc wünschen.
Hab beim neuen Projekt auch wieder auf Paul gesetzt. Diesmal aber die Touring Canti, weil so unfassbar leicht und auch bissig.
Die optimale Einstellung fand ich aber bei den Racer leichter und schneller.
Quietschen ist eine Sache der Bremsbeläge (deren Winkel) und natürlich auch der Felgenbelag. Bei den Touring Canti darf man nicht zu lange Seilzuganlenkung haben sonst fängt die Bremse an zu "ruppeln" ... am besten an der Gabelkrone einen Bremszug Gegenhalter montieren. Dann läuft sie Sache ... ich mein bremst die Sache bestens 🤘😎
Eigentlich schade, dass die Bike Preise mittlerweile absurde Niveaus erreicht haben. Aber wenn's die Leute trotzdem kaufen, dann passt es wohl. 🤔
Update ... Das Off-Roadini bekommt einen schaurig-schönen Bruder an die Seite ...
Nach Außen laut und rebellisch, nach Innen unfassbar sanft zu jeder Fahrbahnrille.
Mehr pünktlich zu Halloween, wenn das Monster von einem Racer aus meiner Schraubergruft emporsteigt und zum erste Mal "schwarze Luft" (Asphalt) richt ...
... dann wird versägt 🤘☠️
Hat zwar eine Weile gedauert, bin nun aber mal @Rapapongi deinen Routenvorschlag gefahren:
[Bild]
Schöne, sehr empfehlenswerte Tour. Bei mir mit Start in Unterhaching wurden es dann genau 100km. 🙂
Vielleicht mal auf eine gemeinsame Ausfahrt. Schick mir mal ne PM. Beste Grüße!
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