Steckbrief: Liteville 4-One
Gewicht (o. Pedale) | 8,5 kg |
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Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: M) |
Website | www.liteville.com |
Liteville bietet das 4-One als „Werksmaschine“ mit den hauseigenen Syntace-Komponenten an – und will damit all sein Knowhow aus dem Mountainbike- und dem Komponentenbau zu einem Fahrrad mit gleich vier Einsatzbereichen machen: Gravel-, Cross-, Allroad- und Bikepacking-Bike in einem. Dafür bringt es viele Aufnahmen und eine integrierte Teleskopsattelstütze mit. Seine Geometrie nimmt eindeutig Anleihen an einem Mountainbike, wodurch es laut den Tachertingern vielen traditionellen Bikes der genannten Gattungen davonfahren soll.
Im Detail
Ein Liteville ist ein Liteville ist aus Aluminium. Das stimmt zwar seit dem Einsatz von Carbon beim 301 E-Bike nicht mehr, aber das klassische Liteville ist immer noch ein bis ins Detail optimierter Aluminiumrahmen. Das gilt auch für das 4-One. Es teilt sich einige Details mit dem Enduro-Bruder H3. So ist die Wandstärke der Rohre stark optimiert, die Verwendung von Schmiedeteilen minimiert. Die Kunst besteht darin, die Rohre elegant zu fügen und richtig zu dimensionieren. Der Rahmen bringt es auf 1320 g – was ein Mehrgewicht gegenüber anderen hochwertigen Carbon-Gravelrahmen von etwa 300 g ist. Dafür sind am 4-One jede Menge Befestigungsösen vorhanden und der Rahmen fällt ein gutes Stück länger aus.
Die integrierte Zugführung ist sauber gelöst und auch im Hinterbau steckt viel Hirnschmalz: Der Hinterbau ist asymmetrisch ausgeführt, um einen symmetrischen Speichenwinkel ohne asymmetrische Felge zu erreichen. Statt der Eightpins-Variostütze kann auch eine konventionelle 34,9 mm-Sattelstütze verbaut werden. Der Rahmen kann entweder mit „Works Finish“, also roh wie ab Werk (hier getestet) oder in schwarz eloxiert bestellt werden. Der Raw-Look ist nicht jedermanns Sache, das gestrahlte Schwarz wirkt unstrittig hochwertiger.
Viele Details sind gut und direkt vom Mountainbike übernommen: Das X12-Ausfallende mit leichtem Schaltauge, bei dem eine Schraube als Sollbruchstelle fungiert, sowie die immer mitgeführte Ersatzschraube sind gut und bewährt. Einen Kettenstrebenschutz vermisst man dagegen als Mountainbiker; am Gravelbike ist das aber weniger kritisch. Das Oberohr des Bikes ist abfallend ausgeführt, was mehr Schrittfreiheit verschafft – für den Einsatz als Cyclocross-Rad ist das aber nicht von Vorteil.
Geometrie
Mountainbike-inspiriert trifft die Geometrie des 4-One auf den Kopf: Bei der von mir mit 176 cm Körpergröße getesteten Rahmengröße M fällt der ungewöhnlich lange Reach von 415 mm auf, was gemeinsam mit dem für ein Gravel Bike flachen 70°-Lenkwinkel einen Radstand von satten 1062 mm ergibt. Auch die Schritte zwischen den vier Rahmengrößen sind ordentlich, Rahmengröße XL fährt mit 455 mm Reach und 1,13 m Radstand vor. Auch die Steuerrohre lässt Liteville über die Größen hinweg ordentlich wachsen: Sie beginnen bei 110 mm für Größe S und enden erst bei 200 mm für Rahmengröße XL. So will Liteville Biker*innen von 158 cm bis 195 cm glücklich machen.
Das Sattelrohr hat einen Versatz von 23 mm, der mit der Eightpins-Sattelstütze wieder kompensiert wird. Die Sattelstütze kann nicht so weit versenkt werden, wie es vielleicht den Anschein macht – Grund ist die relativ hoch angebrachte Querverbindung. Diese sitzt nicht tiefer, weil das Sitzrohr nach unten stark breiter wird, und weil Liteville an einem Gravel Bike nicht noch mehr als 100 mm Verstellweg für nötig hält. Die Innenlagerabsenkung fällt mit 70 mm recht gewöhnlich aus, die Kettenstreben wachsen zu Gunsten einer gleichmäßigen Radlastverteilung mit und sind insgesamt eher kurz: Bei Rahmengröße M messen sie 420 mm und erst der XL-Rahmen erhält 430 mm Länge.
Ergänzt wird die Geometrie durch hauseigene Syntace-Komponenten. Das ist nötig, denn ein „normal“ langer Vorbau beispielsweise würde das Bike zur Streckbank machen. Stattdessen finden sich erheblich kürzere Vorbauten (60 mm in Größe M) und breitere Lenker.
Rahmengröße | S | M | L | XL | XXL |
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Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 395 mm | 415 mm | 435 mm | 455 mm | 475 mm |
Stack | 529,2 mm | 557,4 mm | 585,6 mm | 613,8 mm | 641,9 mm |
STR | 1,34 | 1,34 | 1,35 | 1,35 | 1,35 |
Lenkwinkel | 70° | 70° | 70° | 70° | 70° |
Sitzwinkel, effektiv | 73° | 73° | 73° | 73° | 73° |
Oberrohr | 556,8 mm | 585,4 mm | 614 mm | 642,6 mm | 671,3 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 140 mm | 170 mm | 200 mm | 230 mm |
Sitzrohr | 441 mm | 465 mm | 489 mm | 513 mm | 537 mm |
Kettenstreben | 415 mm | 420 mm | 425 mm | 430 mm | 435 mm |
Radstand | 1.027,1 mm | 1.062,4 mm | 1.097,7 mm | 1.132,9 mm | 1.168,2 mm |
Tretlagerabsenkung | 70 mm | 70 mm | 70 mm | 70 mm | 70 mm |
Einbauhöhe Gabel | 395 mm | 395 mm | 395 mm | 395 mm | 395 mm |
Gabel-Offset | 47 mm | 47 mm | 47 mm | 47 mm | 47 mm |
Ausstattung
- Gabel Enve Carbon
- Antrieb SRAM Force 1X11
- Bremsen SRAM Force
- Laufräder Syntace W25i
- Reifen Schwalbe G-One 40
- Cockpit Lenker (460 mm) / Vorbau (60 mm)
- Sattelstütze Eightpins integriert (100 mm Verstellweg)
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Technische Daten
Alle technischen Daten, Details und Standards des Liteville 4-One findet ihr in der folgenden Tabelle zum Ausklappen:
- Einbaubreite Hinterrad: 142 mm (EVO6 Hinterbau)
- Achsstandard: 12×142 mm X-12 Steckachse
- Sattelstütze (Ø): 34,9 mm
- Sattelklemme (Ø): 38 mm
- Steuerrohr: 1 1/8″ – 1,5″ tapered
- Steuersatz: VarioSpin
- Innenlagerstandard: BSA
- Gehäusebreite: 73 mm
Auf dem Trail
Wie also fährt das Mountainbike-eske Gravel-, Cross-, Allroad- und Bikepackingrad aus Bayern? Dafür sind wir es gefahren – im Vergleich mit anderen Gravel- und Allroadbikes, aber auch mit XC-Mountainbikes. Sitzen wir erst einmal drauf, fällt die einigermaßen gestreckte Sitzposition auf. Gleichzeitig ist die Sitzposition auch recht aufrecht, eigentlich auch kein Wunder: Der Reach ist nicht gering, dazu kommen die ab Werk verbauten Spacer und ein Vorbau, der mit positivem Rise ausgerichtet ist. An einem Gravelbike! Das trauen sich viele XC-Bikes nicht. Die erste Frage, die sich mir aber noch vor einer längeren Ausfahrt stellt: Wie stelle ich eigentlich die Sattelhöhe bei der Eightpins-Stütze ein? Das geht überraschend einfach, indem mit dem (integrierten) 2,5 mm Innensechskant die Arretierung gelöst wird. Dann einfach verschieben, wieder verriegeln, fertig.
Nun also: Los! Bereits auf der Straße fällt auf, dass sich das 4-One super sicher fährt. Ein wenig, tatsächlich, wie ein Mountainbike. Bordsteinkanten rauf und runter, Stoppies, Bunny-Hops,… da benimmt sich das 4-One nicht wie ein Rennrad mit dicken Reifen, sondern eher wie ein XC-Bike mit dünnen Reifen. Na gut, der Lenker ist ein großer Unterschied… denn er ist zwar breit, aber der Griff am Horn ist natürlich ein anderer als am Flatbar; müssen wir nicht drüber reden. Die Beschleunigung auf Asphalt ist derweil gut, aber nicht sehr gut.
Der Wiegetritt fühlt sich für mich einfach falsch an, der Lenker ist zu hoch – so wiege ich das Fahrrad ungewohnt von links nach rechts und komme nicht in gleichem Maße über das Vorderrad, wie von anderen Bikes gewöhnt. Das trifft inzwischen übrigens auf so manches Gravelbike zu, der Trend geht hin zu höherem Stack; ich halte diese Entwicklung aber nicht für zielführend. Davon abgesehen kurbelt das 4-One auf der Straße locker seine Kilometer ab, weiß mit einer hohen Steifigkeit und viel Laufruhe zu überzeugen. Auf Kopfsteinpflaster und schlechten Straßen ist die hohe Steifigkeit, insbesondere der Sattelstütze, allerdings etwas unangenehm.
Klar ist aber auch: Liteville hat bei seinen vier Einsatzbereichen nicht von Rennrad gesprochen, maximal von „Allroad“. Der Fokus liegt also eher auf unbefestigten Straßen. Dort profitiert man ein gutes Stück weit von der niedrigeren Last auf dem Vorderrad, denn das lässt den Vorderreifen weniger eingraben und eher stabil seine Bahn ziehen. Soll heißen: Sobald der Untergrund tiefer wird, kann der 40 mm breite Reifen besser kontrolliert werden und verspurt sich nicht so leicht. Allerdings gilt auch hier: Komfort wird nur durch die Reifen erzeugt. Bei 40 mm Breite kann man den Reifendruck schon ein gutes Stück reduzieren, steigert dann aber das Risiko von Durchschlägen. In jedem Fall ist das Bike mit seiner aufrechten Sitzposition hier deutlich eher zuhause als auf der Straße. Die absenkbare Sattelstütze brauchte ich aber ehrlich gesagt weder auf der Straße noch auf Schotter. Am Ende des Tages funktioniert sie nicht smooth genug, um sie wirklich bei jedem Anhalten zu verwenden. Wenn das Gelände aber anspruchsvoller wurde, dann wurde die Eightpins fleißig abgesenkt.
Die wahre Besonderheit des Bikes zeigt sich nämlich auf einfachen Trails. Hier rede ich jetzt nicht von echten Trails mit jeder Menge Wurzeln oder Steinen, sondern einfach von schmalen Pfaden mit vereinzelten Wurzeln, Wellen, Kurven. Dem Bike fehlt zwar die ganz direkte Verspieltheit, aber dennoch zirkelt es ausreichend flink um Kurven. An Wellen, im Gefälle, vor Wurzeln – überall hier zieht man den Hebel der Sattelstütze und mit einem leichten Knarzen löst sich die Arretierung. 100 mm Verstellweg sind für ein Mountainbike vielleicht nicht die Welt, für ein Gravelbike dagegen schon. Der gewonnene Bewegungsspielraum half mir erheblich dabei, steilere Abfahrten noch genießen zu können oder an einer Welle auch mal zu springen.
Der einzige Haken: Lässt man sich davon einmal inspirieren und dazu verleiten, wirklich schnell auf solchen Trails zu fahren, dann macht es (früher oder später): Peng. Wie schon erwähnt: Rahmen, Gabel, Sattelstütze, Lenker – alles steif, alles nicht nachgiebig. Die Reifen mögen zwar Traktion und Komfort geben, aber 40 mm Reifen sind nun mal nicht die Welt und mit keiner Progression versehen. Klartext: Zu viel Geschwindigkeit, zu wenig Aufmerksamkeit, irgend eine Unvorhergesehenheit – dann schlägt das 4-One einfach durch, Peng. Die Felge ist robust, der Reifen tubeless, die Fahrt konnte immer fortgesetzt werden. Aber diese Schläge ins Handgelenk, dieses brutale Klacken – das brauche ich ehrlich gesagt nicht. Soll heißen: Das 4-One kann auf Trails mehr als viele anderen Gravel-Bikes. Aber es ist eben auch nur ein Gravel-Bike. Das heißt: Der Sweetspot ist relativ klein, es gibt sie, die einfachen Trails auf denen das 4-One schneller als ein XC-Bike ist, effizient, komfortabel genug, optimal. Aber in vielen anderen Situationen – auf Asphalt, auf holprigen Trails – sind andere Bikes besser.
Bleibt die Frage: Ist das 4-One wirklich vier Räder in einem? Ich denke, das ist zu viel verlangt. Es ist ein gutes Gravel Bike. Es kann als Bikepacking- oder Commuterrad aufgebaut werden. Als Cyclocrosser oder Allroad Bike finde ich es nicht spritzig genug.
Das ist uns aufgefallen
- Eightpins (zum Ersten) Dass eine Sattelstütze mit 34,9 mm weniger Komfort bietet als eine mit 27,2 mm Durchmesser, liegt auf der Hand. Am Rennrad ist dieser Unterschied aber erheblich – ein klarer Nachteil der versenkbaren Sattelstütze am Bike mit Rennlenker.
- Eightpins (zum Zweiten) Dass eine mechanisch verriegelte Stütze unter Last schwer zu entriegeln ist, kann man nachvollziehen. Das bedeutet: Die Stütze muss auch zum Versenken entlastet werden – ansonsten steigt die Bedienkraft ins Unermessliche.
- Korrosion Der Winter ist eine undankbare Testzeit. Der Rost an den Bremsscheiben ist dennoch auffällig und unschön.
- Steif Der Rahmen ist schön steif – steht Carbon in nichts nach.
- Carbon Die Kurbelarme und Lenker wirken inkonsequent – eigentlich ist das Bike prädestiniert für einen Aufbau mit Verzicht auf den nicht recycelbaren Verbundwerkstoff.
Fazit – Liteville 4-One
Es passt zu Liteville, ein Mountainbike-ähnliches Gravelbike an den Start zu rollen. Seine integrierte Variostütze und die lange Geometrie erweitern die Sicherheit und steigern den Fahrspaß auf einfachen Trails und in gröberem Schotter. Auf der Straße lässt es dagegen Federn, lässt Komfort durch stärkeren Flex von Hinterbau oder Sattelstütze vermissen. Viele schöne Details!
Pro / Contra
Stärken
- Geometrie und Dropperstütze geben Sicherheit
- Hohe Steifigkeit des Rahmens
- Tolle Details wie das integrierte Werkzeug
- Geringes Gewicht fast ohne Einsatz von Carbon
Schwächen
- Sattelstütze unkomfortabel
- Lenker ohne Flare
- Front zu hoch (Spacer raus und Vorbau umdrehen hilft!)
Wie viel Mountainbike darf’s für euch sein? Und glaubt ihr, dass sich absenkbare Sattelstützen an Gravelbikes durchsetzen werden?
Testablauf
Das 4-One wurde uns von Liteville für die Dauer des Tests zur Verfügung gestellt. Es wurde im direkten Vergleich zu Focus Atlas, Votec VRC und Rose Backroad gefahren.
Hier haben wir das Liteville 4-One getestet
- Münchner Umland: als Commuter und auf einfachen Trails
- Bayerische Alpen: Als Zustiegsbike für die letzten 15 km
- Bodenseeraum: Lange Touren mit Mischung aus Aphalt und Schotter
- Fahrstil
- verspielt, sauber und mit vielen Drifts
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht’s
- Vorlieben bei der Geometrie
- Relativ niedrig, relativ lang
7 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumBitte aus Stahl oder Carbon aber Alu ist wirklich das letzte Material für ein Gravel Bike. Und dann auch nur wenn der Rahmen nur 600,- kosten soll
Und was meinst Du mit den 600€?
Weil du doch ein Material möchtest was entweder etwas mehr compliance bietet oder halt schön steif ist. Also entweder gemütlicher oder eben für rennen getrimmt. Sprich Stahl für das erste und Carbon für das zweite.
Alu passt da einfach nicht, aber von den herstellungskosten ist es glaube mit das günstigste. Deshalb wenn schon ein Alu Rahmen, dann darf der einfach nicht so viel kosten wie die Werksmaschiene 4one
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