Das Rose Backroad GRX Di2 im Test: Der Gravelbike-Verkaufsschlager aus Bocholt lässt sich auch mit der Shimano GRX Di2-Gravelgruppe und Vorbaufederung ordern. Im Vergleich mit drei anderen stoßgedämpften Gravelbikes kristallisiert sich das Rose als sportives Multitalent heraus. Hier der Test.
Steckbrief: Rose Backroad
Obwohl Rose zu den Anbietern gehört, die schon lange Cyclocross- und Commuter-Rennräder bauen, stieg man mit dem Backroad 2019 relativ spät in den Gravelbike-Bereich ein. Dafür landete man nach eigenen Angaben gleich einen Publikumsliebling – derzeit sind nur noch zwei Modellvarianten auf der Webseite des Direktanbieters aus Bocholt verfügbar: mit SRAM Force 1×11 oder Shimano GRX 810-Gravelgruppe, die beide für 2.549 Euro zu kaufen sind. Unser Testrad mit Shimano GRX Di2-Gruppe müsste man sich im Rahmen des Rose Custom-Programmes mit Teilen aus dem Shop eigens zusammenstellen, wofür keine Montagekosten verlangt werden. Auf diesem Weg lässt sich auch der Redshift Shockstop-Vorbau ordern. Er ist der Grund, warum das Rose Backroad den Weg in den Test fand. Der Vorbau mit Dämpfung lässt sich aber grundsätzlich an jedem Fahrrad mit passendem Ahead-Gabelschaft montieren. Backroad Generation 2 steht offenbar schon in den Startlöchern, ein Bild gibt es bereits. Wann die kommt, ist zur Artikelerstellung noch ungewiss.
Einsatzbereich | Tour, Cyclocross, Gravel, Commute |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 9,0 kg |
Stack | 577 mm |
Website | www.rosebikes.de |
Ausstattung: Elektronik für Mechanik-Preis
Rose verfolgt bei der Ausstattung des Backroad einen klaren Ansatz: eine einheitliche Basis in Form des 1.040 g* leichten Carbon-Rahmens, ergänzt mit einem stets gleichen Komponenten-Paket. Dafür stehen verschiedene Antriebs- und Schaltgruppen zur Auswahl: 1-fach oder 2-fach, Shimano oder SRAM. Wer anderes will, kann das im erwähnten Custom-Programm noch ändern lassen. Unser Testrad rollt mit höherwertiger Shimano GRX Di2-Gruppe vor, um den Preisbereich der anderen Gravelbikes mit Dämpfung zu erreichen – diese bieten dafür allerdings lediglich eine mechanische Shimano Ultegra-Gruppe! Die Gravelgruppe Shimano GRX Di2 entspricht in der Gruppenhierarchie der Japaner einer elektronischen Ultegra Di2. Vor allem die GRX-Kurbel ist kein Leichtgewicht, die Elektronik bringt auch etwas mehr Gewicht, ebenso der Vorbau. So landet das Testrad an unserer Waage am Ende bei 9,0 kg.
=> Hier findet ihr die Infos zu den Shimano GRX-Gravelgruppen auf Rennrad-News
Das Rahmen- und Gabelset des Rose Backroad haben die Bocholter zum Modellstart 2019 neu entwickelt – und ihm für unseren Geschmack zwei dezente, aber nicht langweilige Lackierungen mit auf den Weg gegeben. Die an unserem Testrad wirkt gut gemacht und harmoniert sehr schön mit den naturfarbenen Reifenflanken. Pluspunkte in Sachen Verarbeitung sind der solide Kettenklemmschutz an der Strebe und der gute Unterrohrschutz aus Gummi; er macht Sinn, denn beim Graveln wird öfter der eine oder andere größere Kiesel nach oben geschleudert. Auch die Kabel und Leitungen sind sauber geführt. Die Reifenfreiheit ist mit 40 mm in 700c etwas weniger üppig, als der momentane Trend es vorgibt. Der geht eher Richtung 47 mm.
Modell | GRX RX600 | GRX RX810 | Force 1X11 | GRX RX810 DI1 | eTap AXS Mullet Build | Force eTap AXS | GRX RX810 DI2 Limited | Force eTap AXS Limited |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Rahmen | Carbon, 12-mm-Steckachse | Carbon, 12-mm-Steckachse | Carbon, 12-mm-Steckachse | Carbon, 12-mm-Steckachse | Carbon, 12-mm-Steckachse | Carbon, 12-mm-Steckachse | Carbon, 12-mm-Steckachse | Carbon, 12-mm-Steckachse |
Gabel | Carbon, tapered, A-Head, 12-mm-Steckachse | Carbon, tapered, A-Head, 12-mm-Steckachse | Carbon, tapered, A-Head, 12-mm-Steckachse | Carbon, tapered, A-Head, 12-mm-Steckachse | Carbon, tapered, A-Head, 12-mm-Steckachse | Carbon, tapered, A-Head, 12-mm-Steckachse | Carbon, tapered, A-Head, 12-mm-Steckachse | Carbon, tapered, A-Head, 12-mm-Steckachse |
Gewicht | 8,6 kg | 8,4 kg | 8,4 kg | 8,4 kg | 8,9 kg | 8,4 kg | 8,2 kg | 8,2 kg |
Zulässiges Gesamtgewicht | 110 kg | 110 kg | 110 kg | 110 kg | 110 kg | 110 kg | 110 kg | 110 kg |
Schalthebel | Shimano GRX | Shimano GRX | SRAM Force | Shimano GRX Di2 | SRAM Force eTap | SRAM Force eTap AXS | Shimano GRX / Di2 Remote-Oberlenker | SRAM Force eTap AXS |
Umwerfer / Schaltwerk | Shimano GRX RX812-Schaltwerk 11-fach | Shimano GRX RX812-Schaltwerk 11-fach | SRAM Force 1 Long Cage | Shimano GRX Di2 RX817-Schaltwerk 11-fach | SRAM X01 EAGLE AXS | SRAM Force eTap AXS | Shimano GRX Di2 RX817-Schaltwerk 11-fach | SRAM Force eTap AXS |
Kurbel / Zähne | Shimano GRX FC-RX600 1 x 11-fach, 40 Z. | Shimano GRX FC-RX810 / 40 Z. | SRAMForce 42 Z. | Shimano GRX FC-RX810 1 x 11-fach, 40 Z. | SRAM Force 1 40Z. | SRAM Force 46/33 | Shimano GRX FC-RX810 1 x 11-fach, 40 Z | SRAM Force 46/33 |
Ritzel / Zähne | Shimano SLX CS-M7000 11-42 | Shimano XT / 11-42 Z. | Sram PG-1130 11-42 Z. | Shimano XT CS-M8000 11-42 | SRAM XG-1275, 12-fach 10-50 | SRAM XG1270 12-fach 10-33 | Shimano XT CS-M8000 11-42 | SRAM XG1270 12-fach 10-33 |
Innenlager | Press-Fit | Press-Fit | Press-Fit | Press-Fit | Press-Fit | Press-Fit | Press-Fit | Press-Fit |
Kette | Shimano HG-6001 11-fach | Shimano Ultegra CN-HG701-11 | SRAM PC-1170 | Shimano Ultegra CN-HG701-11 | SRAM GX EAGLE 12-fach | SRAM Force 12-fach | Shimano Ultegra CN-HG701-11 | SRAM Force 12-fach |
Bremsen / Rotoren | Shimano RX600/RX400 160mm/160mm | Shimano RX810 160mm/160mm | SRAM Force 160/160 | Shimano GRX RX815/RX810 160mm/160mm | SRAM Force eTap AXS | SRAM Force eTap AXS | Shimano GRX RX815/RX810 160mm/160mm | SRAM Force eTap AXS |
Laufradsatz | Rose R-Thirty Disc, 622x19c | Rose R-Thirty Disc, 622x19c | Rose R-Thirty Disc, 622x19c | Rose R Thirty Disc Light schwarz 28" | Rose R THIRTY Disc schwarz 27,5" | Rose R Thirty Disc Light schwarz 28" | Rose GC FORTY DISC Carbon / 1527 gr | Rose GC FORTY DISC Carbon / 1527gr |
Reifen / Größe | Schwalbe G-One Allround Performance / 38-622 | Schwalbe G-One Allround Performance / 38-622 | Schwalbe G-One Allround Performance / 38-622 | Schwalbe G-One Allround Performance / 38-622 | WTB Venture Road TCS tanwall, schwarz/tan 650x47C | WTB Venture Road TCS tanwall, schwarz/tan 700x40C | WTB Venture Road TCS tanwall, schwarz/tan 700x40C | WTB Venture Road TCS tanwall, schwarz/tan 700x40C |
Lenker | Ritchey WCS Butano blatte 40cm | Ritchey WCS Butano blatte 40cm | Ritchey WCS Butano blatte 40cm | Ritchey WCS Butano blatte 40cm | Ritchey WCS Venture Max blatte 38cm | Ritchey WCS Butano blatte 40cm | Ritchey WCS Carbon Venturemax, carbon-matt 40cm | Ritchey WCS Carbon Venturemax, carbon-matt 40cm |
Vorbau | Ritchey WCS Toyon, blatte 70mm | Ritchey WCS Toyon, blatte 70mm | Ritchey WCS Toyon, blatte 70mm | Ritchey WCS Toyon, blatte 70mm | Redshift ShockStop Suspension 90mm | Ritchey WCS Toyon, blatte 70mm | Ritchey WCS Toyon, blatte 70mm | Ritchey WCS Toyon, blatte 70mm |
Sattel | Selle Italia Novus Boost Superflow | Selle Italia Novus Boost Superflow | Selle Italia Novus Boost Superflow | Selle Italia Novus Boost Superflow | WTB Silverado Medium | Selle Italia Novus Boost Superflow | Selle Italia Flite Flow schwarz | Selle Italia Flite Flow |
Sattelstütze | Sattelstütze Backroad, 25mm setback | Sattelstütze Backroad, 25mm setback | Sattelstütze Backroad, 25mm setback | Sattelstütze Backroad, 25mm setback | Sattelstütze Backroad, 25mm setback | Sattelstütze Backroad, 25mm setback | Sattelstütze Backroad, 25mm setback | Sattelstütze Backroad, 25mm setback |
Besonderheiten | 4-fach Aufnahmen am Rahmen, Ösen an den Sitzrohren | 4-fach Aufnahmen am Rahmen, Ösen an den Sitzrohren | 4-fach Aufnahmen am Rahmen, Ösen an den Sitzrohren | 4-fach Aufnahmen am Rahmen, Ösen an den Sitzrohren | 4-fach Aufnahmen am Rahmen, Ösen an den Sitzrohren | 4-fach Aufnahmen am Rahmen, Ösen an den Sitzrohren | 4-fach Aufnahmen am Rahmen, Ösen an den Sitzrohren | 4-fach Aufnahmen am Rahmen, Ösen an den Sitzrohren |
Preis | 2.499 € | 2.799 € | 2.799 € | 3.499 € | 3.699 € | 3.799 € | 4.649 € | 4.949 € |
Auch gesteigerte Bikepacking-Qualitäten fürs Extreme besitzt der Rahmen nicht. Extra-Ösen am Oberrohr, unter dem Unterrohr oder für Halter an der Gabel sind nicht vorhanden. Natürlich kann man auch für mehrtägige Touren trotzdem genug Taschen ankletten, was wir auf einer Bikepacking-Tour über den Rennsteig auch getan haben.
Will man mit dem Backroad zur Arbeit fahren, macht Rose den Umbau dafür sehr leicht. Für einen Hinterrad-Gepäckträger, Schutzbleche und sogar einen Scheinwerferhalter sind alle Ösen da.
Mit das Beste, was es für Gravelbikes gibt, fährt das Backroad in Sachen Antrieb und Schaltung auf. Das GRX Di2 Ensemble liefert jederzeit exakte, weiche und schnelle Schaltvorgänge, funktioniert unter Last, vollkommen verdreckt und auf holprigem Untergrund. Kettenschlagen dämpft das lange GRX-Schaltwerk wirkungsvoll. Seine Kapazität ist mit der montierten XT-Kassette mit 42 Zähnen ausgeschöpft. Ein großes Plus für Leute, die viel im Oberlenker fahren, sind die zusätzlichen Schaltdrücker der Di2 links und rechts neben dem Vorbau. Dass sie mit Kabelbindern montiert sind, wird Ästheten stören, lässt aber funktional nichts vermissen. Beim Schieben und Tragen am Vorbau kann man aber schon mal aus Versehen einen Schaltvorgang auslösen (je nach Di2-Einstellung auch mehrere). Das nervte im Test einige Male – in diesem Punkt gefallen uns die weniger sensiblen SRAM Blips besser.
Ansonsten gefiel das Cockpit in Sachen Ergonomie ausgezeichnet: Die GRX Di2-Hebel liefern beim Graveleinsatz derzeit das Optimum an Halt und Bedienbarkeit ab. Vor allem der ausgeprägte Höcker verleiht bergab ungleich mehr Vertrauen. Zudem wird der schmale, extra griffige Hebel auch Fahrern mit kleineren Händen (wie dem Tester) gut gefallen. Die Schaltlogik lässt sich programmieren. Dabei erlaubt das 1x-Setup viele Spielarten, auch eine SRAM Double-Tap-Imitation mit auf die Hebel aufgeteilten Schaltrichtungen. Auch der Lenker fand viel Gefallen. Er ist nicht zu breit und bietet einen guten Übergang zu den Hebeln.
Von der Seite kommen die Laufräder des Rose Backroad fast wie Hochprofil-Laufräder daher. Der hauseigene R-Thirty Alu-Laufradsatz mit 30 mm Felgenhöhe macht das Rad optisch schnell und ist mit 1.650 g (Herstellerangabe) auch relativ leicht. Breitreifentechnisch ist er mit 19 mm Maulweite gut an die Kapazitäten des Rahmens angepasst, aber für heutige Gravelverhältnisse eher schmal. Hervorragend dazu passen die Schwalbe G-One Allround-Reifen, die ihre große Stärke beim Leichtlauf auf Asphalt haben, aber auch auf feinen Kieswegen und festen Böden hervorragend klarkommen. Das Freilaufgeräusch der Rose-eigenen Naben ist dezent.
Geometrie: Kurven bitte!
Rahmengröße cm | 51 | 54 | 57 | 59 | 62 |
---|---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge mm | 483 | 513 | 577 | 587 | 599 |
Oberrohrlänge mm | 525 | 540 | 555 | 568 | 582 |
Steuerrohrlänge mm | 130 | 147 | 164 | 174 | 188 |
Sitzwinkel Grad | 74 | 73,75 | 73,5 | 73,25 | 73 |
Lenkwinkel Grad | 71 | 71,5 | 72 | 72 | 72 |
Kettenstrebenlänge | 425 | 425 | 425 | 425 | 425 |
Radstand | 1009 | 1007 | 1025 | 1035 | 1047 |
Tretlager-Absenkung | 60 | 60 | 60 | 60 | 60 |
Stack mm | 525 | 559 | 577 | 587 | 599 |
Reach mm | 370 | 377 | 384 | 391 | 398 |
Stack to Reach (StR-Wert) | 1,42 | 1,48 | 1,5 | 1,5 | 1,51 |
Schon ohne Blick in die Geometrie-Tabelle fällt am Rose Backroad das vergleichsweise moderat abfallende Oberrohr auf. Das sorgt für eine vertraute Optik. Die Überstandshöhe ist dadurch rund 1 bis 2 cm höher als bei anderen Gravelbikes. Für kleine Fahrer*innen mit Schwerpunkt Offroad ein Aspekt, den es abzuwägen gilt.
Mit fünf Rahmengrößen gibt es eine verhältnismäßig große Auswahl. Kleiner Kritikpunkt am Rand: Rose macht Interessenten auf der Webseite leider einen direkten Vergleich zwischen den verschiedenen Größen schwer, weil stets nur die Maße einer Größe angezeigt werden können.
Ein intensiverer Blick auf die Zahlenkolonnen zeigt, dass Rose auch sonst näher an der klassischen Rennrad-Geometrie bleibt. Ein eher steiler Sitzwinkel bringt das Gewicht tendenziell über das Vorderrad für Kurvenkontrolle. Das Steuerrohr ist vergleichsweise moderat verlängert, was auch sportliche Sitzpositionen mit geringem Spacer-Einsatz ermöglicht. Vor allem aber fällt das rund 1 cm geringer als üblich abgesenkte Tretlager auf. Das bringt viel Bodenfreiheit, gut, wenn man mal einen Ast im Wald (oder eine Hürde beim Cyclocross-Rennen) überfahren will oder um enge Kurven muss.
Insgesamt ist das Rose Backroad aktueller Prägung in Sachen Geometrie eher ein road- und kieswegorientiertes Gravelbike, vergleichbar mit der BMC Roadmachine-X oder so manchem Cyclocross-Rad.
Auf dem Kurs
So sitzt man: Zunächst muss man das Bein recht hoch über den (straffen, aber in der Mitte gut entlastenden) Sattel schwingen – das hohe Tretlager lässt grüßen. Die Sitzposition fällt kompakt aus. Man muss sich nicht weit zum Lenker strecken, auch nicht, wenn man an die Bremsgriffe fasst. Dabei bringt der vergleichsweise schmale Lenker Rennrad-Feeling.
Auf der Straße: Die Rennradgefühle klingen auch auf der Straße nicht ab. Klar, die schwereren Reifen kommen etwas langsamer auf Touren, aber dem Backroad gehört eindeutig die Krone für das dynamischste Gravelbike im Vergleich. Auch beim Tempohalten und Kurvenfahren auf Asphalt hat es vor allem dank der Reifen die Nase vorn. Einziges Manko: Seitenwind auf der Kuppe greift kräftig in die Steuerung: Die höheren Felgen und den dicken Reifen bieten dem Wind so viel Fläche wie ein ausgewachsener 50-mm-Aero-Laufradsatz mit Rennradreifen.
Am Berg: An Steigungen punktet das Backroad erneut mit seiner Leichtigkeit. Trockene Antritte quittiert es mit Vortrieb. Allerdings gibt im Wiegetritt der Redshift-Vorbau wie eine Federgabel mit jedem Lastwechsel minimal nach. So kurbelt man lieber im Sitzen dynamisch die Berge hoch, was mit der leichten Untersetzung von 40 Zähnen vorne zu 42 hinten auch meistens locker geht.
Auf dem Kiesweg: Waldautobahnen mit feinem Kies oder anders festen Böden sind die Domäne des Rose Backroad. Hier liegt es satt und rollt schnell. Auch in engen Kurven gibt es sich wendig, herumliegende Äste sind dank des hohen Tretlagers leicht zu überfahren oder zu springen. Auch im Gelände macht das Rose Backroad richtig Spaß. Sogar bei Cyclocross-Rennen ist es mit dem agilen Handling gut aufgehoben – nur der mangelnde Seitenhalt auf losem oder weichem Untergrund begrenzt das Vergnügen, was sich aber mit anderen Reifen ändern lässt.
In der Abfahrt: Technischere und schnelle Abfahrten im Gelände geht man dank der Vorbaufederung gelassen an. Aber wenn das Backroad irgendwo Federn lässt, dann hier. Die Lenkung verlangt bei hoher Geschwindigkeit etwas mehr Aufmerksamkeit. Auch wirkt die Front, wenn es ruppig wird, nicht ganz so seitensteif wie bei anderen. Mehr ein Rad für spielerischen Umgang mit Hindernissen als für grobes Durchpflügen. Anbremsen? Perfekt: Vom Halt an den Höckern über den knackigen Druckpunkt bis zur bissigen Bremskraft liefern die Shimano GRX-Bremsen mit den 160-mm-Scheiben der Ultegra eine Glanzvorstellung. Einzig bei Nässe kam es zu Quietschen, manchmal auch zu kurzem Brems-Stottern, was aber auch der Gabel zuzuschreiben ist.
Mit Rucksack oder Bikepacking-Taschen? Da Rose das Backroad auch als Randonneur aufbaut, verfügt es über einige Reisequalitäten. Gepäck am Fahrer oder am Rad beeinflusst das Fahrverhalten des Rose Backroad nicht über Gebühr. Aber mit 110 kg Gewichtszulassung ist großen Fahrern ein recht enger Spielraum gegeben. Auch die fehlende Möglichkeit, Trinkflaschen tiefer zu montieren, um Platz für Taschen zu schaffen, mag vermisst werden. Beim Befestigen von Lenkertaschen kommt es zu Konflikten mit den Zusatzschaltknöpfen am Oberlenker.
Die Dämpfung
Mit 45 Euro Aufpreis für den Redshift-Vorbau hat das Rose das mit Abstand preiswerteste Dämpfungselement an der Front. Hinten soll die Rose-eigene Carbon-Sattelstütze für Flex sorgen. Und sie liefert tatsächlich einen spürbaren Komfortgewinn am Sattel, wirkt aber im direkten Vergleich gegenüber BMC und Co. noch etwas hart. Nicht so der Vorbau: Wer maximale Stoßabsorption für die Hände will, der wird hier fündig. Auch auf groben Schotterwegen mit dicken Steinen bügelt der Redshift-Vorbau vieles aus. Tatsächlich fühlt man sich dadurch auch in unwegsamen Abfahrten sicherer. Richtig genial ist die Dämpfung aber auf langen Strecken. Denn sie filtert auch die vielen kleinen Schläge auf den Körper. Schon bei Touren, die länger als 3 Stunden dauern und hauptsächlich abseits der Straße liegen, stiegen wir nachher spürbar entspannter vom Backroad. Selbst auf schlechten Straßen ist die Redshift-Dämpfung ein Gewinn, vor allem in der von uns bevorzugten, mittleren Einstellung. Dass die Härte über Elastomer-Tausch einstellbar ist, bedeutet ebenfalls ein Plus, zum Beispiel, wenn die Sitzposition mehr Gewicht aufs Vorderrad bringt oder für sehr lange Touren Auflieger montiert werden sollen.
Der Preis, den man für den Komfort zahlt? Beim sportlichen Kurvenfahren im Gelände leidet die Kontrolle doch ziemlich. Der Lenker sackt bisweilen stark weg, wobei sich auch die Lenkgeometrie ändert. Das ist nicht kritisch, nimmt aber dem Spaß die Spitzen. Klare Sache: nichts für Rennen oder engagierte Trailhatz. Auch im Wiegetritt begrenzt der minimal wippende Vorbau die Freude etwas. Aber insgesamt steht für uns fest: Für das Gros der 80-Prozent-Straße-Gravelfahrer ist die Art der Komfortsteigerung ein reiner Gewinn.
Haltbarkeit
Im Rahmen des Vergleichstests mit 3 anderen Gravelbikes wurde das Rose Backroad knapp über 200 km über großteils unbefestigte Wege im Bergischen Land bewegt: Von Straßen bis MTB-Trails war alles dabei. Außerdem kam das Backroad im Test bei einer Bikepacking-Tour über den Rennsteig und zum Commuten zum Einsatz. Während des gesamten dreimonatigen Testzeitraums gab es keine Defekte. Die Schaltung funktionierte am ersten wie am letzten Tag tadellos. Die Sattelstütze ließ sich mit den geforderten Klemmkräften dauerfest fixieren, das Lenklager entwickelte kein Spiel, was im Gravelseinsatz an Carbon-Gabelschäften sonst schon mal vorkommen kann. Auch die Laufräder blieben, wie sie sein sollten.
Fazit @Rennrad-News
Das Rose Backroad glänzt mit geringem Gewicht und einer agilen Geometrie. Eine Kombination, die ein vielseitiges Einsatzgebiet vom schnellen Graveln und Pendeln bis hin zum Cyclocross-Rennen erlaubt. Die GRX Di2-Gravelgruppe tut ihm sehr gut, sie setzt den Maßstab in Sachen Ergonomie für Geländefahrten mit dem Renner – in der Summe liefert das Backroad damit ein herausragendes gutes Preis-Leistungsverhältnis in diesem Umfeld. Tipp: Für noch größere Vielseitigkeit am besten als 2-fach-Antrieb ordern. Auch der optionale, gedämpfte Redshift-Vorbau ist nach unserem Empfinden ein Tipp für jedes Einsatzgebiet außer Competition und Trailgraveln. Letzteres ist aber ohnehin keine Domäne des Backroad.
Pro / Contra
Pro
- Leicht – viel Fahrdynamik
- Spielerisches Handling
- Hervorragende Schaltung
- Ergonomie passt zum Charakter
- Top Komfort am Lenker
- Preis/Leistung
Contra
- Reifenfreiheit
- Kaum Bikepacking-Vorbereitung
- Vorbau-Federung verändert Lenkverhalten in Kurven
Update: Rose Backroad 2020 Test
Hier findest du den Test des neuen Rose Backroad 2020
Was sind eure Erfahrungen mit dem Rose Backroad?
Testablauf
Hier haben wir unsere Fahreindrücke gesammelt:
- Bergisches Land Circa 1.500 km auf Straßen, welligem Terrain mit kurzen Anstiegen bis 15 % und maximal 110 Hm am Stück, Sprints bis 50 km/h und Abfahrten bis circa 70 km/h. Auch Gran Fondos über 100 km.
Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, also vormontiert. Testräder werden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Für den Test werden die Räder gewogen, die Sitzposition wird bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen und die Reifen auf den mittleren empfohlenen Reifendruck befüllt. Für eventuelle Geländefahrten wird der Reifendruck zusätzlich auf den unteren empfohlenen Wert gesenkt. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
*Herstellerangabe
Weitere Tests aus unserem Vergleich von 4 Gravelbikes mit Dämpfung:
- 4 Gravelbikes mit Dämpfung im Test: Wieviel Komfort für den Kies?
- Trek Checkpoint SL6 im Test: Auf die sanfte und die lange Tour
- BMC Urs One im Test: Bärige Gravelfreude
- Specialized Diverge im Test: Gelassen Graveln!
- Rose Backroad 2019 im Test: Der Gravelroadie
29 Kommentare