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Schwalbe G-One R Test
Schneller Gravel-Reifen für Rennen

Schwalbe G-One R Test: Heute feiert der neue Schwalbe G-One R Gravel-Reifen Premiere am Start von Unbound Gravel in den USA. Mit Karkassentechnik vom Rennrad-Reifen und feinem Profil soll der Neue schnell in Rennen machen. Wir konnten bereits einen ersten Fahreindruck gewinnen.

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Schwalbe G-One R Test: kurz und knapp

Am neuen Schwalbe G-One R führen die Reichshofer die Turn-up Karkasse ihres top Rennrad-Reifens Schwalbe Pro One erstmals an einem Gravel Reifen ein. Sie zeichnet sich durch weniger Lagen direkt unter der Lauffläche – für mehr Geschmeidigkeit –und mehr Lagen an den Seitenwänden aus. Ein neues, feinzahniges Boomerang-Profil soll Leichtlauf und Grip vereinbaren. In unserem ersten Test profiliert sich der G-One R als ausgewiesen gute Wahl für feine, harte und lockere Gravel-Beläge und wirkt in Asphaltkurven fast wie ein Straßenreifen.

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# Boomerang-Profil, Addix-Race Mischung und Souplesse-Karkasse - Der neue G One R tritt an, um schnell zu machen.

Was ist neu?

Der Schwalbe G-One R ist der erste Gravel-Reifen, den die Reichshofer als echten „Raceday Reifen“ entwickelt haben – daher das „R“. Er ergänzt die vierköpfige G-One-Familie am oberen Ende des Preis- und Performance-Spektrums. Seine Premiere feiert er entsprechend heute beim wohl bekanntesten Gravelrennen der Welt, dem Unbound Gravel im US-Bundesstaat Kansas. Das umbenannte Profi Gravel-Rennen führt über 320 km und der G-One R wird bei Amity Rockwell (USA), Tiffany Cromwell (AUS) sowie dem deutschen Ex-Profi Paul Voß an den Gravel Bikes montiert sein. Das Einsatzspektrum des G-One R charakterisiert Schwalbe so: „60 Prozent Gravel und 40 Straße“, sagt Produkt Manager Jakob Maßen.

Turn-up Karkasse

Für den Rennvorteil in Form von Leichtlauf auf Gravel bringt der Neue eine „Souplesse Karkasse“ mit, wie Schwalbe sie nennt. Technisch heißt sie Turn-up Karkasse. Was bedeutet das? Dazu zunächst ein kurzer Exkurs in die Reifenproduktion: Eine mehrlagige Karkasse entsteht, weil eine Lage Gewebe einmal um beide Reifenkerne (die Teil, die später in der Felge liegen) geschlagen wird und dann in der Mitte überlappt. So entstehen 3 Lagen.

# Schwalbe Gravel Reifen-Karkassen - Links die Turn-up Karkasse mit hochfestem V-Guard (gelb), SnakeSkin Lage für Luftdichtheit und einfacher Gewebelage für Souplesse. Rechts die Super-Ground Karkasse mit SnakeSkin (Gelb) und dreifachem Gewebe unter der Lauffläche.

Bei der Turn-up Karkasse bleibt der Bereich in der Mitte frei. Damit liegt hier nur eine Karkassen-Lage. Der konstruktive Vorteil: Sie kann sich leichter verformen, schluckt also weniger Energie beim Rollen. Der Nachteil: Es gibt weniger Gewebe, das eindringende Fremdkörper wie Scherben und Splitter aufhalten könnte. Schwalbe will das beim G-One R mit einer Lage V-Guard ausgleichen, der resistenteste und gleichzeitig leichteste Pannenschutz-Streifen der Reichshofener. Zusätzlich sorgt eine umlaufende Lage Snakeskin dafür, dass der Reifen die Luft hält, wenn er Tubeless gefahren wird. In unserem ersten Test konnte er auch ohne Dichtmilch nur mit minimalem Druckverlust über Nacht stehen bleiben – generell gehört aber Dichtmlich ins System. Alle 2 G-One R Gravelreifen-V sind ausschließlich mit transparenter Karkasse zu haben.

Boomerang-Profil

Für den neuen G-One R kehrt Schwalbe ab von den typischen Punkte-Profilen der G-One-Reihe. Stattdessen gibt es eng stehende sichelförmige Stollen, die zur Seite höher werden. Letzteres soll den Kurvengrip auf Gravel sicherstellen. Man sieht dem Profil seine Laufrichtungsbindung förmlich an. Als Gummimischung kommt Addix Race-Compound zum Einsatz, die gleiche auf Leichtlauf getrimmte Mixtur wie bei den Rennrad-Reifen.

# Boomerang-Profil - Fast geschlossene, flache Stollen in der Mitte, höhere an der Seite.
# Schwalbe macht keine Minimal-Druckangabe auf unserem Vorserien-Modell - Allerdings könnten die Angaben besser lesbar sein.
# „R“ wie Rennen - Entsprechend kommt die Addix Race Mischung zum Einsatz.

Auspacken und Montage

Der Schwalbe G-One R kommt in einer umweltfreundlichen, recycelten Karton-Verpackung. Wer sich noch nicht mit Tubeless Easy-Reifen befasst hat, findet auf der Packung selber keine Hinweise zur Montage, sondern muss die Webseite bemühen.

Für unseren Test haben wir zwei G-One R der Größe 40-622 ausgepackt, die kleinere der beiden verfügbaren Varianten. Auf der Waage liegen die beiden Testreifen einige Gramm auseinander. Mit 475 g in unserem Schnitt ist der G-One R rund 10 g leichter als ein gleich großer G-One Bite.

# Umweltfreundliche Kartonverpackung - Profil als Markenzeichen.
# Zum Test kam der G One R Reifen in 40-622 - Außerdem gibt es ihn noch in 45-622.
# Für das erstmalige Aufpumpen reichte eine Standpumpe. Hinten starteten wir mit 2,2 bar...
# ...vorne kamen 2,0 bar in den Reifen – etwas mehr als beim vorher am Grizl montierten G One Bite in 45-622.
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Als Testrad diente ein Canyon Grizl CF SL, das sonst mit 45 mm breiten G-One Bite auf einem DT Swiss G1800-Laufradsatz mit 24 mm Maulweite ausgestattet ist. Auf den DT Gravel-Laufrädern benötigte der G-One R nur leichte Hilfe mit einem Reifenheber für die erste Montage. Das erstmalige Aufpumpen gelang dabei im ersten Anlauf mit einer Standpumpe ohne jede Hilfsmittel! Die Reifen setzten sich schon bei 1,5 bar mit einem Plopp ins Felgenbett und hielten die Luft gut.

Erster Fahrtest Schwalbe G-One R

Interessant ist, dass Schwalbe beim G-One R keine Minimaldruck-Angabe macht, wie sonst. Für die ersten Testfahrten – insgesamt bis dato 100 km auf Straße und Gravel ohne Trails – wählte ich deshalb gleich zum Start einen niedrigen Wohlfühl-Druck, der vor allem auf Traktion und geschmeidiges Rollen beim Gravel Anteil der Wege orientiert war: 2,0 bar vorne und 2,2 bar hinten.

So aufgestellt ging es zunächst auf die Straße. Erster Soundcheck bei 35 km/h. Der G-One R rollt hörbar mit einem eher hellen Surren ab, nicht aufdringlich, aber auch nicht so leise wie manche Gravel-Reifen mit einem wirklich durchgängigen Mittelstreifen. Die erste kleine Überraschung gibt es in der ersten schnellen Kurve. Ein Übergang zu den Stollen ist in Schräglage nicht zu spüren, jede Kurvenlinie lässt sich auf Asphalt exakt ansteuern, auch bei hohem Tempo. Im Prinzip verhält sich der G-One R hier wie ein Straßenslick. Der Leichtlauf war gefühlt nicht zu unterscheiden vom vorher montierten G-One Bite, der allerdings bei gleichem Druck mit größerer Breite einen Leichtlaufvorteil genießt.

# Auf der Straße kann der G One R für einen ernsthaft Offroad tauglichen Gravel-Reifen richtig glänzen.

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In Sachen Geschmeidigkeit auf Gravel wirkt der G-One R fast ebenso komfortabel wie der breitere G-One Bite mit angepasst weniger Druck. Das ist angesichts der fehlenden 5 mm Breite beim G-One R eine schöne Erfahrung.

Und wie sieht es in Gravel-Kurven aus. Hier verspricht der G-One R ja die größte Verbesserung gegenüber anderen schnell rollenden Pneus wie dem G-One Speed. Tests fanden bisher nur auf feinem Gravel auf überwiegend festem Boden statt. Und für dieses Terrain wirkt das Boomerang-Profil wie gemacht. Es stiftet viel Vertrauen, in Schräglage zu gehen, nicht mehr als ein G-One Bite, aber deutlich mehr als ein G-One Allround und mancher andere Gravel-Reifen dort draußen.

# Auf feinem Schotter ist der Kurvenhalt dank der ausgeprägteren Stollen berechenbar.

Mehr lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ich bin gespannt, was Unbound Gravel heute für Paul Voß bereit hält – nicht nur wegen des Reifens. Wieviel Watt der G-One R wirklich sparen kann, soll außerdem ein Labortest zeigen, dem wir ihn zusammen mit anderen Gravelreifen unterzogen haben. Die Ergebnisse werden wir dann auch hier im Artikel aktualisieren.

Schwalbe G-One R Test-Fazit

Der neue Schwalbe G-One R ist der erste echte Gravel Race Reifen – dafür steht das„R“ im Namen und auch die Karkassentechnik ordnet ihn klar hier ein. Leichter als das Allround-Pendant ist er zwar nicht, aber in unserem ersten Fahrtest unterscheidet sich das Fahrverhalten fühlbar. Er läuft gefühlt so leicht wie ein G-One Speed, hat aber in Kurven und bergauf auf Gravel weit mehr Grip. Damit liegt er irgendwo zwischen G-One Bite und Speed. Auf den ersten 100 km gab es keine Defekte, aber das ist auch keine Herausforderung. Ein ausführlicher Labortest ist in Arbeit, auch im Vergleich zu anderen Gravel Reifen – demnächst mehr.

Pro / Contra

Pro

  • Leichtlauf
  • Absolut berechenbares Kurvenverhalten auf Asphalt
  • Gute Führung in Kurven auf feinem Gravel
  • Einfachste Montage

Contra

  • Wenig Größen
# Leichtläufer und Kurvenräuber

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Text/Fotos: Jan Gathmann
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