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Simplon Inissio PMax im E-Gravel Bike Test 2023
Mit Leichtigkeit überzeugend?

Simplon Inissio PMax im E-Gravel Bike 2023 Test: Das E-Gravel Bike aus Österreich wartet mit dem neuen Mahle X-20-Motor im Hinterrad auf und lässt sich auf Basis eines leichten Carbonrahmens individuell zusammenstellen, unter anderem auch als E-Rennrad für den Alltag. Wie schlägt es sich im Test mit 4 anderen E-Gravellern?

Video: Simplon Inissio PMax Test

Steckbrief: Simplon Inissio PMax

EinsatzbereichTour, Gravel, Commute
RahmenmaterialCarbon
MotorMahle X20
Akkukapazität236-525 Wh
GabelCarbon
Gewicht (o. Pedale)11,9 kg
Stack577 mm
Rahmengrößen45, 49, 53, 57, 62 (im Test: 53)
Websitewww.simplon.com
Preisspanneab 5.900 Euro
Preis: 7.829 Euro

Das Simplon Inissio PMax basiert auf dem gleichnamigen Gravel Bike ohne Motor. Dadurch kann es mit einem leichten Carbon-Rahmenset als Basis aufwarten. Und es besitzt eine ziemlich Rennrad nahe Basis – das Inissio gehört schon immer eher zu den All-Road lastigeren Gravel Bikes, weniger zur Abenteuer-Fraktion mit extra viel Reifenfreiheit. Eine Besonderheit ist, dass man bei den Österreichern die Bikes in einem Online-Konfigurator individuell zusammenstellen kann und dann zum Händler geliefert bekommt. Unser Testrad besitzt mit der Shimano GRX 810 die mittelpreisige Schaltgruppen-Option, ist aber mit Mavic Allroad Carbon-Laufradsatz High-End- und Leichtbau-orientiert komplettiert. So kommt es auf einen Endpreis von 7.829 Euro. Los geht es aber bereits mit Shimano GRX 600-Gruppe für und 5.900 Euro. Auch eine Vollausstattung mit Licht und Gepäckträgern als Rennrad für den Alltag mit Motor ist möglich. Als Antrieb kommt bei allen Modellen das noch recht neue Mahle X20-System mit dem Motor im Hinterrad zum Einsatz.

# Das Simplon Inissio PMax ist ein E-Gravel Bike mit Mahle X20-Motor - im Konfigurator der Österreicher ist es individuell zusammenstellbar und kostet wie hier zu sehen 7.829 €.
# An unserem Testrad sorgen die Mavic Allroad Pro Carbon Laufräder für einen satten Preis-Aufschlag - in der Basis-Ausstattung ist es für 6.279 € zu haben.
# Mit 11,88 kg ist das Inissio PMax das leichteste E-Gravel Bike im Test - es basiert auf einem vielseitigen Carbon-Rahmenset.

Details

„Also, optisch gefällt mir das Inissio am besten“, war ein Satz, den wir so oder so ähnlich an den Tagen der Testvorbereitung öfter hörten, als viele Mitarbeiter – auch aus anderen Redaktionen – an den Bikes im Testraum vorbeikamen. Mit seinen vergleichsweise schlanken Carbonrohren und dem schlichten, matten Lack stimmt das Simplon Inissio PMax am meisten mit den Sehgewohnheiten für klassische Rennräder überein. Und das scheint gut anzukommen. Auch die interne Zug- und Leitungsverlegung vom Cockpit ins Steuerrohr dürfte ihren Teil zur gewinnenden Erscheinung beitragen.

Schlank ist auch das Gewicht: Mit rund 11,9 kg ist das Inissio mit Abstand das leichteste E-Gravel Bike im Test und unterbietet das bullige Rose Backroad mit Shimano EP8 Muscle-Motor um satte 2,8 kg. Das kann man schon spüren, wenn das Bike mal getragen werden muss, aber auch, wenn es ohne Motoreinsatz bewegt wird. Dabei erklärt sich der Gewichtsvorteil teils durch den leichten und teuren Laufradsatz, aber auch durch das Motorsystem. Obwohl das Simplon insgesamt vergleichsweise filigran wirkt, geben die Österreicher eine ordentliche Gewichtszulassung. Simplon besitzt dabei langjährige Erfahrung im Bau von belastbaren Carbon-Rahmen, die auch für den Gepäckransport geeignet sind, was Vertrauen stiftet.

  • Sattelstütze 27,2 mm, rund
  • Schaltungs-Kompatibilität 1-fach und 2-fach
  • Achsaufnahmen
  • vorne 100 mm Steckachse, hinten 142 mm Steckachse

  • Gewichtszulassung 125 kg Systemgewicht inkl. Fahrer und Gepäck

Angesichts der Commuter-Option wundert es nicht, dass das Simplon Inissio PMax umfassende Montagemöglichkeiten für Transport- und Alltagseinsatz besitzt. Neben den üblichen 2 Trinkflaschenhaltern kann ein Gepäckträger ebenso angebracht werden wie Schutzbleche. Auch eine Bohrung für Licht an der Gabel ist vorhanden. In Sachen Vielseitigkeit gehört das Inissio PMax damit zu den besseren E-Gravel Bike im Test.

Das gilt nicht für die Reifenfreiheit : Sie liegt bei 40 mm in 700c und damit im unteren Bereich. Wer sich also Komfort-Maximierung oder Steigerung der Offroad-Qualitäten über die Reifenwahl offen halten will, ist mit dem Inissio PMax eher schlechter beraten.

Das Unterrohr ist dabei nicht so gut gegen Steinschlag geschützt wie bei den anderen Bikes. Das gedämpfte Shimano GRX-Schaltwerk und der Kettenstrebenschutz wirken aber effektiv gegen heftigen Kontakt von Kettenstrebe und Kette. Zum Eindruck insgesamt guter Verarbeitung passt auch der Alu-Einsatz im Ausfall-Ende auf der Antriebsseite.

# In den Details kann das Simplon Inissio PMax glänzen - die Verarbeitung gefiel uns sehr gut.
# Der Rahmen ist für die Gepäckträger-Montage ebenso vorbrereitet ...
# ... wie für Licht und Schutzbleche.
# Die Züge und Leitungen sind ab Steuerrohr intern verlegt.
# Nur auf Bikepacking-Halter Aufnahmen an der Gabel muss man verzichten.
# Die Reifenfreiheit ist nicht üppig: bis 40 mm in 700c.
# An der volumigen Tretlager-Box kann der Range-Extender-Akku angeschlossen werden.

Ausstattung: viel Carbon, wenig Gewicht

Unser Simplon Inissio PMax Testrad ist eine individuelle Konfiguration auf Basis des mittleren Schaltungsniveaus im Baukasten der Österreicher. Als Auswahlmöglichkeiten gibt es ausschließlich Shimano GRX-Gravel Gruppen mit 2×11 Gängen: von der Shimano GRX 600 bis zur Shimano GRX 812 Di2. Unser Testrad liegt also genau in der Mitte des Spektrums. Die Preise der Basisvarianten im Überblick:

Alle Modelle sind mit dem Mahle X-20 Hinterrad-Motor-Antrieb ausgestattet. Um die Reichweite zu erhöhen, lässt sich bei allen auch ein Zusatzakku (Range Extender) gleich im Baukasten hinzubestellen. An unserem Testrad war er aber nicht moniert. Außerdem kann jedes Inissio PMax auch mit einer Alltags- und Transport-Ausstattung ab Werk ergänzt werden. Dabei bilden der Gepäckträger und die Schutzbleche sozusagen eine Einheit und sehen gefällig integriert aus. Mit der Alltags-Vollausstattung, aber ohne die Carbon-Laufräder würde unser Testrad 6.569 € kosten und wöge laut Simplon um die 13 Kilo.

Die Testrad-Ausstattung im Überblick

ModellSimplon Inissio PMax GX800
Preis7.829 €
Gewicht11,88 kg
RahmenHot Melt Carbon, 12x142 mm Steckachse
GabelCarbon, 12x100 mm Steckachse
SchaltungShimano GRX 800 2x11
MotorMahle X-20
AkkuMahle X20 236 Wh
Unterstützungsstufen3
Display im Oberrohr, nur Farb-LED
AppMahle
Übersetzung48-31 - 11-34
LaufradsatzMavic Allroad Pro Carbon, 23-622
ReifenSchwalbe G-One Allround 40-622
LenkerSimplon Gravel Bar, Carbon, 420 mm
VorbauSimplon, Alu
SattelSelle Italia X3 Boost MAN Flow MG
SattelstützeCarbon Rod SL II 27,2 mm, Zero Setback
Besonderheiten
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Das ist uns an der Ausstattung aufgefallen

Unsere Simplon Inissio PMax GRX 810-Konfiguration ist klar die Performance getrimmte Variante. Die rund 1.425 g leichten Carbon Gravel-Laufräder von Mavic drücken das Gewicht ordentlich und bescheren dem PMax ein dynamisches Fahrgefühl, wenn der Motor an ist. Dabei ist die Maulweite für Gravel-Laufräder mit 23 mm zwar nicht üppig, aber bei der geringen Reifenfreiheit des Simplon PMax durchaus passend. Die 40 mm breiten Schwalbe G-One Allround Reifen laufen bekannt leicht und sind dabei für festen feinen Gravel oder Asphalt eine gute Wahl, aber auf weicheren Böden natürlich überfordert.

Gut gefielen uns auch andere Carbon-Komponenten: Besonders mit der Form des Lenkers, mit einer leichten Rückbiegung am Oberlenker und der eher Rennrad- als Gravel-typischen Breite kam die Mehrheit der Tester gut zurecht. Viel zum Dämpfungskomfort beitragen kann der Lenker allerdings nicht, sondern fühlt sich im Vergleich nach übereinstimmender Meinung eher hart an. Ähnliches gilt auch für die runde Simplon Carbonsattelstütze, die oben und außen am Sitzrohr geklemmt ist. Sie federt gefühlt nicht so gut, wie es manche andere Carbon-Stützen schaffen.

Die Übersetzung der Shimano GRX 810 Schaltung mit 2×11 Gängen und 48-31 zu 11-34 Zähnen passt gut zum Charakter des Simplon Inissio P-Max. Zum Dahingleiten jenseits der Unterstützungsgrenze auf dem großen Blatt sind die Gangabstufungen klein genug. Gleichzeitig reicht der Berggang von 31 zu 34 in Verbindung mit dem Motor auch für steilere Anstiege. Im direkten Vergleich mit den anderen E-Gravel Bikes im Test verlangt das Simplon aber ähnlich wie das Trek Domane+ etwas höheren Krafteinsatz am Berg.

Bergab können die Shimano GRX-Bremsen mit hartem Druckpunkt und hoher Kraft bei geringen Handkräften punkten. Sie sind aber bei geringeren Geschwindigkeiten nicht ganz so gut dosierbar.

Kritik gab es für die Platzierung der Zusatztaster zum Schalten der Antriebsstufen neben den Hoods. Dort sind sie zwar aus der vielgefahrenen Bremsgriffhaltung gut erreichbar. Beim Bremsen in Unterlenkerhaltung stören sie jedoch.

# Eine mechanische Shimano GRX 810 Gravel Gruppe stellt 2x11 passend gestufte Gänge bereit.
# Montiert ist die hochwertige GRX 810-Kurbel mit 48-31 Zähnen.
# Zusammen mit der 11-34 Kassette ergeben sich gute Berggänge – zur echten Bergziege wird das Simplon damit aber nicht.
# Die Shimano GRX-Bremsen in Kombination mit den XT-Disc-Rotoren überzeugten mit bissiger Bremskraft.
# Die Schwalbe G-One Allround halten das, was ihr Namen verspricht - sie sind gute Allrounder und machen auf Straße und festem Kies eine gute Figur.
# Simplon montiert die Carbon-Sattelstütze mit runder Klemmung - der Komfort am Sattel fällt gefühlt geringer aus als bei anderen Modellen im Test.
# Trotz vergleichsweise schlanker Rohre wirkte das Inissio PMax ausgesprochen fahrsicher und verwindungsfrei.

Mahle X20-Motor und E-System

Mahle nimmt für sich in Anspruch, das leichteste Fahrrad E-Motor-System am Markt anzubieten und ist mit einem Gewicht von 3,2 kg für das Komplettpaket in diesem Vergleich auch der leichteste Antrieb. Gleichwohl bietet der Standard-Akku mit 236 Wh auch die geringste Kapazität. Ein optionaler Range Extender für den Trinkflaschenhalter, der auch als Powerbank zu nutzen ist, spendiert noch einmal 172 Wh. Innerhalb von 2 Stunden soll der Standardakku wieder zu 80 % geladen sein.

Leistungsdaten

  • Motor Mahle X20
  • Max. Drehmoment 55 Nm
  • Max. Leistung 250 Watt
  • Max. Geschwindigkeit mit Unterstützung 25 km/h +10 %
  • Gewicht Motor 1,4 kg
  • Gewicht System 3,2 kg
  • Q-Faktor wie bei jeweiliger Kurbel
  • Akku Standard 236 Wh oder 353 Wh
  • Optionaler Range Extender Mahle 172 Wh (auch als Powerbank nutzbar)
  • Unterstützungsstufen 3, wählbar über Oberrohr-Display oder Lenkerschalter (Option)
  • Bedienung Smartphone APP / Display-Einheit

Motorcharakter

Einmal in Fahrt, erzeugt der Mahle X-20 Motor ein sehr Rennrad nahes Fahrgefühl, aber beim Losfahren aus dem Stand hängt er nicht so am Gas. Es dauert ein wenig, bis der Motor anspricht, wenn man relativ langsam fährt, auch bei niedrigen Trittfrequenzen ist er nicht ganz so durchzugsstark. Das Fahrgefühl ähnelt in den meisten Situationen dem TQ-Mittelmotor. Mit einem Unterschied: Der Hinterrad-Motor schiebt etwas länger nach, was manchen in der Fahrweise entgegenkommt. In flachen Abschnitten ist der Übergang zum Fahren ohne Unterstützung kaum spürbar. Ein einzelner Tester fühlte sich vom Mahle-Antrieb oberhalb von 25 km/h stärker ausgebremst als mit den anderen Motoren. Der Support setzt unauffällig wieder ein.

Geräusche

Zusammen mit dem TQ-Motor ist der Mahle X-20-Antrieb die leiseste Motoroption in unserem Vergleichstest. Bei Windstille am Berg auf Asphalt ist das leise Surren bei genauem Hinhören zu vernehmen, man vergisst es aber schnell. Auf Gravel-Untergründen ist vom Motor gar nichts zu hören, Reifen und Boden sind in diesem Fall lauter als der sehr leise Antrieb.

Bedienung und App

Mit dem Einschaltknopf auf dem Oberrohr startet man den Antrieb. Das Display besteht lediglich aus fünf LED-Elementen, die mit ihrer Länge den Ladezustand der Batterie symbolisieren und mit ihrer Farbe die Stufe der Unterstützung anzeigen.

Zum Wechseln der Unterstützungsstufe kann man einerseits den Ein/Ausschalter auf dem Oberrohr nutzen. Dieser ermöglicht jedoch nur „Durchschalten“ der Stufen, also kein Runterschalten von 3 auf 2 zum Beispiel. Gleiches gilt leider auch für die Remote-E-Shifter neben den Schalthebeln. Sie sind zwar leichter zu erreichen, gestatten es aber ebenfalls nicht, die Unterstützung in alle Richtungen zu wechseln.

Reichweitenfahrt

Reichweiten-Angaben sind mit großer Vorsicht zu genießen: Am Rennrad kann allein schon die Sitzposition einen Unterschied von 10 Watt pro Stunde Verbrauch ausmachen. Reifendruck, Untergrund, Wind spielen außerdem hinein. Wir haben eine Reichweitenfahrt unter immer gleichen Bedingungen (aber an verschiedenen Tagen) unternommen und geben den ermittelten Wert hier als grobe Orientierung über das Machbare an. Er dient nicht dem Vergleich der Bikes und wurde auch nicht bewertet.

Gefahren wurde eine 22 km lange Testrunde mit 223 Höhenmetern auf der höchsten Unterstützungsstufe vom identischen Fahrer auf überwiegend schlechtem Asphalt und circa 20 % Gravel (im Video zu sehen). Die Akku-Restkapazität wurde abgelesen. Am Simplon Inissio Pmax mit dem 250 Wh-Akku des Mahle-Systems waren am Ende 47 % Energie übrig. Das ergäbe etwa eine Reichweite von 41 km unter diesen Bedingungen.

# Der Mahle X20-Hinterradmotor gehört zu einer neuen Motorengeneration aus 2022 - er leistet ein maximales Drehmoment von 55 Nm – trotzdem können ähnlich starke Mittelmotoren am Berg kräftiger wirken.
# Über die Bedieneinheit im Oberrohr schaltet man die Unterstüzungsstufen - Weiß bedeutet „Aus“; man kann nur Durchschalten.
# Violett kennzeichnet die höchste von drei Stufen - der Akkustand wir mit abnehmder Balkenlänge angezeigt und „Blinken“ ab 10 % Restkapazität.
# Zusatztaster in der Nähe der Schalthebel - auch über sie schaltet man die Unterstützung durch. Wir fanden die Position nicht optimal, sie lassen sich aber auch woanders platzieren.
# Ladebuchse und Anschluss für den optionalen Range-Extender-Akku zugleich - die Abdeckung ist gut gelöst.
# Der optionale Range-Extender hat die Form einer Trinkflasche - er wird dann im Spezialhalter am Sitzrohr platziert.
# Der Hauptakku ist ins Unterrohr integriert und nicht entnehmbar.

Geometrie: lang und etwas höher

Das Simplon Inissio PMax dient sich seinen Fahrer:innen in 5 Größenabstufungen an, womit die Sprünge etwas größer ausfallen als bei den zwei US-Bikes in unserem E-Gravel Bike-Vergleich. Ein Blick auf die Stack-to-Reach-Werte (STR-Werte) der einzelnen Rahmengrößen zeigt, dass Simplon sich für eine moderat sportliche Auslegung der Sitzposition entschieden hat. Die Kennzahl liegt etwas unterhalb dem, was beispielsweise für Langstrecken optimierte Endurance-Rennräder typisch ist. Zudem besitzt das Simplon Inissio PMax besitzt einen vergleichsweise langen Reach, den Simplon noch mit einem Rennrad typisch langen Vorbau ergänzt.

In der Praxis ergibt sich so eine Sitzhaltung, die von den meisten Tester:innen als eher lang und sportlich charakterisiert wird. Tester, die grundsätzlich gerne kompetitiv mit flachem Rücken auf dem Rad sitzen, fühlten sich auf Anhieb richtig wohl mit der Platzierung auf dem Inissio PMax. Eine „Streckbank“ war es aber auch für die anderen noch nicht.

Rahmengröße 45 49 53 57 62
Laufradgröße 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C
Reach 375 mm 382 mm 394 mm 406 mm 418 mm
Stack 535 mm 553 mm 577 mm 604 mm 632 mm
STR 1,43 1,45 1,46 1,49 1,51
Lenkwinkel 69° 70° 70° 71° 72°
Sitzwinkel, real 74,5° 74,5° 73,5° 73,5° 73,5°
Oberrohr (horiz.) 523 mm 535 mm 565 mm 585 mm 605 mm
Steuerrohr 120 mm 135 mm 160 mm 185 mm 210 mm
Sitzrohr 430 mm 470 mm 510 mm 550 mm 600 mm
Kettenstreben 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm
Radstand 1.025 mm
Tretlagerabsenkung 67 mm 67 mm 67 mm 67 mm 67 mm
Einbauhöhe Gabel 400 mm 400 mm 400 mm 400 mm 400 mm
Gabel-Offset 48 mm 48 mm 48 mm 48 mm 48 mm
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In unserem Geometrics Tool könnt ihr die Simplon Inissio PMax Geometrie mit anderen E-Gravel Bikes und Rennrädern ganz einfach vergleichen. Einfach auf die Links in der Tabelle unten klicken. Hier ein Vergleich mit den anderen 4 E-Gravel Bike Geometrien.

Ansonsten fällt auf dem Inissio PMax schon beim ersten Aufsitzen auf, dass der Sattel recht hoch über dem Boden steht. Weil das Tretlager deutlich weniger abgesenkt ist, als es bei aktuellen Gravel Bike-Geometrien üblich ist, liegt der Schwerpunkt ziemlich hoch im Rad. Wer mit Geometrien alter Cyclocross-Räder vertraut ist, fühlt sich stark daran erinnert. Keine Geometrie für Leute, die immer gerne schnell mit den Füßen am Boden sind, wenn es unsicher wird. Gleichzeitig aber hat Simplon dem Inissio PMax einen ziemlich flachen Lenkwinkel mit auf den Weg gegeben, was die Lenkeigenschaften beruhigt und den leicht „stelzbeinigen“ Schwerpunkt wieder ausgleicht.

In der Fahrpraxis führte die Kombi zu besseren Offroad-Eigenschaften als sie die Tester:innen rein nach der Optik des Inissio PMax ewartet hatten.

# Auf dem Simplo Inissio PMax sitzt man eher lang und leicht sportlich.
# Der lange Vorbau orientiert sich an Rennrad-Maßstäben.
# Der Simplon Carbon-Lenker besitzt einen leichten Flare, ist aber oben traditionell schmal
# Der recht hohe Stack macht mit anderem Vorbau auch aufrechtere Sitzpositionen möglich.

Auf dem Kurs

Machen wir gleich mit den Fahreigenschaften auf Gravel weiter. Was das Simplon Inissio PMax auf unserem Testparcours in Bad Kreuznach auf die Schotterwege im Wald und zwischen den Weinreben zauberte, überraschte eigentlich alle Tester. Zwar wirkte es nicht wie ein Wunderwaffe im Glattbügeln von gröberem Geläuf wie das Specialized, dem man die Offroad-Performance aufgrund der Geometrie ebenfalls nicht zugetraut hatte. Aber das Simplon vermittelte auch bergab auf unbefesigten Wegen viel Vertrauen und verhielt sich in Kurven sicher und fahrstabil. Natürlich setzen die gering profilierten Reifen vor allem auf weicheren Böden früher Haftungsgrenzen, aber die Geometrie, macht das Simplon Inissio PMax dennoch zu einem berechenbaren Gravel-Gefährten.

# Schnell geschultert - mit dem geringen Gewicht ist das Simplon Inissio PMax ganz allgemein leichter zu handeln und dynamischer.

Dass das Simplon auf der Straße gut gefallen kann, war dagegen schon aufgrund der Straßen orientierten Sitzposition und des schmalen Straßenlenkers zu erwarten. Es trifft einen guten Kompromiss zwischen Wendigkeit und ruhigem Geradeauslauf, wirkt dabei aber nicht ganz so geerdet wie die noch offroad-lastigeren E-Gravel Bikes im Test. Weil die Sitzposition viel Gegenhalt beim Powern gibt, fühlt man sich ständig eingeladen, schneller zu Fahren. Schade, dass der Mahle X20-Motor jenseits der Unterstützungsgrenze von 25 km/h etwas mehr bremst, als es die anderen Systeme, wie sich zumindest 2 Tester einig waren.

# Viel vertrauen in Kurven - das Simplon konnte mit seiner Fahrstabilität in allen Lagen glänzen.

Bewegt man sich allerdings innerhalb der Unterstützungsbereiches, wie es auf Gravel ganz überwiegend der Fall ist, zeigt macht sich der Motor als Schubhilfe länger nützlich als andere, mit anderen Worten, er schiebt etwas nach. Rennrad-Puristen mögen sich daran stören, weil es dem natürlichen Fahrgefühl etwas entgegenwirkt. Andererseits glättet dieses Verhalten die Wellen der Krafteinleitung spürbar und macht dabei zum Beispiel den Wiegetritt runder oder hilft, Unebenheiten ohne kurzfristig erhöhten Krafteinsatz wegzubügeln.

Apropos „Wegbügeln“: Der Komfort ist nicht die Schokoladenseite des Simplon Inissio PMax. So wie es am Cockpit vergleichsweise härter wirkt, kann es auch am Sattel im direkten Vergleich des Fahrgefühls nicht so stark die Schläge dämpfen wie die komfortableren E-Gravel Bike im Vergleich. Ob es am Sattel oder der Sattelstütze liegt, vermögen wir nicht zu beurteilen. Die geringe Reifenfreiheit lässt hier aber zudem kaum Spielraum, den Dämpfungskomfort wesentlich zu erhöhen.

# Auf schnellen Abfahrten liegt es sicher - obwohl der Schwerpunkt etwas höher liegt als beiu den anderen Bikes im Test.

Ein „Alles-Platt-Mach-Motor“, wie manche ihn vom E-MTB kennen mögen, ist der Mahle-Antrieb deshalb noch lange nicht. An einem sehr steilen Gravel-Anstieg, der mit sehr niedriger Trittfrequenz gefahren wird, geht die Motor-Unterstützung soweit zurück, dass sie fast nicht mehr wahrnehmbar ist. Bei einem Tester quittierte der Motor an dieser Stelle der Testrunde sogar kurz ganz seinen Dienst, was auf eine Überlast-Abschaltung hindeutet. Vermeiden lässt sich das durch das Fahren mit flüssigen Frequenzen, vorausgesetzt die eigene Fitness gibt es her. Unter dem Strich ist der Mahle X20-Antrieb sicher am wenigsten geeignet, um sich unabhängig von der eigenen Leistung Fullspeed den Berg hochschieben zu lassen.

Viel Lob gibt es für die Shimano GRX-Bremsen, die mit satter Bremspower und in der Abfahrt Sicherheit spendender Hebelform Vertrauen stiften. So lässt sich das Simplon gezielt und mit geringen Handkräften verzögern. Weniger sensible „Bremser“ werden eher zu viel Bremskraft beherrschen müssen, als mit zu wenig zurechtkommen.

# Auf etwas gröberem Gravel ist der Komfort nicht so hoch wie mit anderen Bikes möglich - vor allem die vergleichsweise Härte am Lenker fiel einigen Testern auf.
# Beschleunigen und ...
# ... Tempomachen ist mit dem PMax auch auf Gravel ein Vergnügen.

Fazit: Simplon Inissio PMax Test

Das Simplon Inissio PMax überzeugt mit viel Fahrdynamik und einem Vertrauen stiftenden Fahrverhalten auf der Straße wie auf Gravel. Große Pluspunkte sind die vielseitige Rahmenbasis, die sich auch im Alltag nützlich machen kann ebenso wie das geringe Gewicht, das das Handling in Fahrt ebenso wie „im Stand“ spielerischer macht. Der Mahle X20-Motor fügt sich harmonisch ins Rennrad-Feeling, ist aber am wenigsten für Tretfaule geeignet. Die Verarbeitung des individuell konfigurierbaren Bikes gefiel uns sehr gut. Unterm Strich ein Vielseitigkeits-Tipp.

Pro / Contra

Pro

  • Geringes Gewicht
  • Viel Fahrdynamik
  • Kultivierter, leiser Motor
  • Vielseitige Rahmenbasis

Contra

  • Komfort
  • Moderate Reifenfreiheit
# Vielseitiges Leichtgewicht für Fahrspaß

Was sind eure Erfahrungen mit dem Simplon Inissio PMax? Schreibt sie in der Kommentare!



Testablauf

Hier haben wir unsere Fahreindrücke gesammelt:


Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, also vormontiert. Testräder werden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Für den Test werden die Räder gewogen, die Sitzposition wird bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen und die Reifen auf den mittleren empfohlenen Reifendruck befüllt. Für eventuelle Geländefahrten wird der Reifendruck zusätzlich auf den unteren empfohlenen Wert gesenkt. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
Tester-Profil: Jan Gathmann
Körpergröße 180 cm
Schrittlänge 86,5 cm
Oberkörperlänge 64 cm
Armlänge 58 cm
Gewicht 75-76 kg
Jan fährt alles, was einen Rennbügel hat: Rennrad, Cyclocrossrad, Gravelbike, Bahnrad. Nach einem kurzen Ausflug in die Amateurrennen ohne nennenswerte Ergebnisse beschränken sich seine Renneinsätze auf Hobby-CX-Rennen und das eine oder andere Jedermannrennen. Lieber kurz und schmerzvoll als lang und schmerzreich, lieber Frühjahrsklassiker als Alpenmarathon. Längere Etappentouren mit Gepäck stehen zahlreich auf der Wunschliste und werden nach zeitlichen Möglichkeiten eingestreut. Strava: https://www.strava.com/athletes/3294693.
Ich fahre hauptsächlich
Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
Vorlieben bei der Geometrie
Gemäßigt sportlich, eher lang

Tester-Profil: Harald Englert
Körpergröße 176 cm
Schrittlänge 85 cm
Oberkörperlänge 65 cm
Armlänge 56 cm
Gewicht 66 kg
Harry fährt gerne schnelle Rennräder und TT-Renner. Seit einigen Jahren dem Triathlon-Sport verfallen. Von kurzen und harten Intervalltrainings bis zu mehrstündigen Touren steht alles auf dem Programm. Meist mit Trainingsziel unterwegs, aber gerne auch auf Genusstour mit Kumpels und Freunden. Wenn Zeit bleibt, zudem auf dem Gravel-Bike oder Enduro-MTB durch den Spessart unterwegs.
Ich fahre hauptsächlich
Rennradtouren, Triathlon-Rennen, Trainings-Einheiten auf dem Rollentrainer
Vorlieben bei der Geometrie
Sportlich, nicht zu lang

Tester-Profil: Arne Koop
Körpergröße 184 cm
Schrittlänge 87 cm
Oberkörperlänge 67 cm
Armlänge 63 cm
Gewicht 74 kg
Arne ist vorwiegend auf abfahrtslastigen Mountainbikes unterwegs, greift jedoch auch des Öfteren zum Unterlenker-Bike. Dabei fühlt er sich sowohl auf dem Rennrad als auch auf dem Gravelbike wohl. Im Winter hält sich Arne mit Intervall-Training auf dem Rollentrainer fit.
Ich fahre hauptsächlich
Rennradtouren, Mountainbiken, im Winter Trainings-Einheiten auf dem Rollentrainer
Vorlieben bei der Geometrie
Sportlich, nicht zu lang

Alle Berichte unseres E-Gravel Bike Vergleichstest 2023 findet ihr hier:

Text: Jan Gathmann / Fotos: Moritz Zimmermann
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