Rennrad-News

Trek Checkpoint SL6 im Test
Auf die sanfte und die lange Tour

Trek Checkpoint SL6 im Test. Mit einem Kopfsteinklassiker-bewährten Konzept für Komfort am Sattel fährt das Checkpoint in unserem Vergleich von vier gedämpften Gravelbikes vor. Obendrauf packt es noch eine Reifenfreiheit bis 45 mm in 700c. Wie es damit in der Fahrpraxis gegenüber den anderen Modellen abschneidet, lest ihr hier.

Steckbrief: Trek Checkpoint

Trek hat einen reichen Erfahrungsschatz, was aktive Dämpfungselemente angeht. Das sogenannte IsoSpeed-System führte der amerikanische Hersteller an Wettkampfrädern am Sattel ein, damit Profis auf dem brutalen Kopfsteinpflaster von Paris-Roubaix komfortabler und schneller unterwegs sein können – wohlgemerkt auf 25 mm breiten Reifen. Dabei rütteln die Pavés von Roubaix mehr am Rad als das, was man hierzulande als Waldweg vorfindet. Inzwischen gibt es vier Rennrad-Modelle mit der aktiven Dämpfung an Front und Heck: den Aero-Renner Madone, das gerade erneuerte Endurance-Roadbike Domane, das Cyclocross-Bike Boone und seit 2019 auch das Gravelbike Checkpoint.

=> Hier findet ihr die Vorstellung des Trek Checkpoint auf Rennrad-News

Unser Testmodell Trek Checkpoint SL6 vertritt das mittlere Ausstattungsniveau der Checkpoint-Baureihe mit Carbonrahmen. Das Kürzel SL steht für die einfachere Carbon-Qualität. Daneben gibt es auch noch Modellvarianten mit Alu-Rahmen, die aber ohne IsoSpeed-Dämpfung kommen. Wer von dem gedämpften Sitzdom profitieren will, muss mindestens 2.999 € für das Checkpoint SL5 mit Shimano 105 investieren. Unser Testrad mit gleicher Ausstattung, aber mechanischer Ultegra-Gruppe kostet rund 500 € mehr.

EinsatzbereichTour, Cyclocross, Gravel, Commute, Reise
RahmenmaterialCarbon
GabelCarbon
Gewicht (o. Pedale)9,1 kg
Stack567 mm
Websitewww.trekbikes.com
Preis: 3.499 Euro

Ausstattung: alles im Rahmen

Die durchdachte Dämpfung im Rahmen, die nur einen geringen Gewichtsaufschlag mit sich bringt, ist auch beim Trek Checkpoint das Pfund, mit dem die Amerikaner wuchern. Das Komplettrad-Gewicht bewegt sich dabei etwa auf Augenhöhe mit den anderen Geländerennern im Vergleich – nur das viel teurer ausgestattete BMC Urs ist deutlich leichter. Da der IsoSpeed-Sitzdom zugleich die Sattelstütze ersetzt, muss man mit der Festlegung auf Trek-Klemmaufsätze leben.

Alles über das Trek Checkpoint 2022

# Das Trek Checkpoint SL 6 rollt mit Shimano Ultegra 2x11-Gruppe und komfortabler IsoSpeed-Dämpfung am Sitzrohr in den Test
# Bei der IsoSpeed-Dämpfung ist das Sitzrohr aus Carbon durchgängig und am Knotenpunkt mit dem Oberrohr …
# ...schwingend gelagert. Das ermöglicht Flex und sensibles Ansprechverhalten

Neben dem IsoSpeed-Sitzdom zeichnet sich besonders das Trek Checkpoint-Rahmenset durch viele Details aus, die auf das Graveln und Commuten und Reisen mit Bikepacking-Taschen maßgeschneidert sind. Stichwort Bikepacking: Soviele Halteroptionen wie das Checkpoint bietet kein anderes der gedämpften Gravelbikes im Vergleich. Vier (!) Flaschenhalter lassen sich allein am Rahmendreieck anbringen. Dabei sind die Gewinde so fein abgedeckt, das man sie im ungenutzten Zustand schon suchen muss – wie überhaupt der gesamte Rahmen sehr ansprechend verarbeitet ist – und übrigens nur in dieser einen Farbvariante zu haben ist. Matt lackierte Flächen wechseln sich mit glänzendem Klarlack ab, der den Blick auf die äußere Carbonlage freigibt.

# Am hervorragend verarbeiteten Rahmen wechseln sich Mattlack- und Sichtcarbon mit Klarlack ab
# Ösen für Bikepacking und Commuten sind reichlich vorhanden: für einen Front-Träger an der Gabel …
# … 2 auf dem Oberrohr …
# ...und am Unterrohr finden sich gleich 2 Ösenpaare – womit immer noch nicht alle Ösen gezeigt sind

Fürs Pendeln mit dem Rad sind Gepäckträger-Ösen vorhanden, ebenso wie solche für fest montierte Schutzbleche. Auch eine Bohrung für einen Scheinwerferhalter an der Gabel gibt es. Wer Batterielicht bevorzugt, findet mit dem Trek-eigenen BlendR-System eine platzsparende Montagemöglichkeit dazu am Vorbau.

RahmenOCLV 500 Carbon, 12-mm-Steckachse, Hinterachse verschiebbar (Stranglehold)
GabelCarbon, tapered, A-Head, 12 mm Steckachse
Gewicht9,1 kg (gewogen ohne Pedale), Gr. 54
Entfaltung2,22 - 10,09 m pro Kurbelumdrehung
Zulässiges Gesamtgewicht 125 kg
SchalthebelUltegra R8000 2x11
Umwerfer / SchaltwerkUltegra / RX8000 Shadow Plus
Kurbel / ZähneUltegra R8000 / 50-34 Z.
Ritzel / ZähneShimano HG800 / 11-34 Z.
InnenlagerPress-Fit
KetteShimano CN-HG701
Bremsen / RotorenShimano Ultegra / 160/160 mm
LaufradsatzBontrager Paradigm Comp, Alu, 622x25c, Tubeless Ready
Reifen / GrößeBontrager GR1 Team Issue, Faltreifen / 40-622
LenkerBontrager Elite IsoZone VR-CF, 42 cm breit, 123 mm Drop
VorbauBontrager Pro, Alu, Blendr kompatibel, 100 mm
SattelBontrager Arvada Comp, 138 mm Breite
SattelstützeTrek Sitzturm, 20 mm Setback
Besonderheiten4 Ösen auf und 2 Ösen unter dem Unterrohr, 2 Ösen am Sitzrohr, 2 Ösen auf dem Oberrohr, Schutzblechösen, Bikepacking-Ösen an der Gabel, Scheinwerferbohrung an der Gabel, Unterrohrschutz, Kettenschlagschutz, verschiebbares Ausfallende
Preis3.499 €

Einzigartig in diesem Gravelbike-Vergleich ist das verschiebbare Ausfall-Ende. Es erledigt das, was an klassischen Stahlrennrädern lange gang und gäbe war: eine Verstellung des Radstandes. Bis zu 2 cm kürzer oder länger kann er eingestellt werden. Länger für bessere Traktion in steilen Anstiegen auf dem Kiesweg und Laufruhe, aber auch für dickere Reifen, kürzer für ein kurvenfreudiges Fahrverhalten. Trek nennt das Prinzip StrangleHold, weil es – im Unterschied zum Stahl-Klassiker – das Hinterrad dauerhaft fest fixiert.

# Die rechts abgesenkte Kettenstrebe …
# ...und viel Raum zwischen den Gabelscheiden lassen Platz für Reifen bis 45 mm in 700c
# Auf den schön breiten Bontrager-Felgen mit 25 mm Maulweite dehnt sich der Panaracer GR1 Team Issue-Reifen in Größe 40-622 auf circa 44 mm Breite aus
# Die Bontrager-Naben überzeugen mit schnellem Eingriff und dezentem Freilaufgeräusch

Viele Optionen haben Checkpoint-Fahrer auch bei der Reifendimension: Für Pneus bis 45 mm in 700c gibt Trek den Rahmen frei. Möglich macht das die rechts abgesenkte Kettenstrebe. Man gibt dem Rad zwar nicht gleich so breite „Schlappen“ mit, aber auf den breiten Felgen der Bontrager-Laufräder messen die Reifen der Hausmarke bereits rund 44 mm. Auf den Alu-Felgen mit satten 25 mm Maulweite kann man den Luftdruck schön weit absenken, ohne Durchschläge zu riskieren. Trek überlässt es den Kunden, ob sie tubeless fahren wollen: Ab Werk sind die Bontrager GR1 Team Issue-Reifen mit Schläuchen montiert. Die Naben in den gut gemachten Laufrädern erzeugen ein moderates Freilaufgeräusch.

=> Ihr sucht ein günstiges Gravelbike? Hier findet ihr einen Test von 7 Gravelbikes mit Alu- oder Stahlrahmen auf Rennrad-News

Die Antriebs- und Schaltungsausstattung liegt mit der mechanischen Shimano Ultegra etwas unter dem Niveau, das man an Gravelbikes der Preisklasse bekommen kann (wenn man dem erste Priorität geben will). Hier lässt sich Trek wie Specialized den Aufwand am Rahmen entlohnen. Funktional ist die sortenrein verbaute Ultegra R8000 eine Bank in Sachen Schaltqualität. Ergonomisch und übersetzungstechnisch wäre allerdings auch eine der ausdrücklichen Gravel-Gruppen von Shimano eine gute Wahl gewesen, denn die montierte Kompaktkurbel lässt mit der bis 34 Zähne reichenden Kassette eine leichten Berggang fürs steile Schotterwege vermissen. Auch besser trainierte Fahrer dürfte die 1:1-Übersetzung an typischen Stichen im Gelände an ihre Grenzen bringen.

# Trotz langem Shimano RX8000-Schaltwerk und Kassette mit 34 Zähnen …
# ...fehlt der 2x11 Schaltung wegen der Straßen-Kompaktkurbel ein Berggang fürs Gelände
# Ansonsten liefert die Ultegra-Gruppe die gewohnt tadellose Schaltfunktion …
# … und die Disc-Bremsen überzeugen mit definiertem Druckpunkt und viel Biss

Am Cockpit vermissten wir eine konsequente zum Bike passende Abstimmung. Die Hände greifen an einen dicken Oberlenker und wandern von dort bequem an die eher schmale Bremsgriffposition. Aber ansonsten besitzt der Lenker keine spezielle Gravelform. Weder biegen sich die Lenkerenden unten nach außen, noch sind sie weiter zum Fahrer hin gezogen – ein Rad mit diesen Bikepacking-Qualitäten hätte unserer Meinung nach auch einen vielseitigeren Lenker verdient.

Geometrie: Alles in Maßen

Rahmengröße / mm490520540560580610
Sitzrohrlänge mm490520540560580610
Oberrohr waagerecht mm515536551566577592
Sitzwinkel757473,5737373
Lenkwinkel71,471,671,872,272,372,6
Steuerrohrlänge mm90107126145171200
Kettenstrebenlänge mm 425425425425425425
Radstand mm99510051014102010321044
Tretlagerabsenkung mm787876767474
Nachlauf mm 666564616159
Stack mm 532549567586609638
Reach mm373379383387391397
STR1,451,451,481,511,561,61

Das Trek Checkpoint kommt in 6 Rahmengrößen und ist wie die anderen Gravelbikes im Test ein Unisex-Modell. Wer einen Körper hat, der viel kleiner oder viel größer als die Norm ausfällt, sollte sich die Abmessungen des Checkpoint genauer anschauen. Am kleinen Ende des Größenspektrums fällt auf, dass zum Beispiel Specialized hier ein Modell mit weniger Reach anbietet. Vor allem aber die größte Rahmengröße setzt aufgrund des Sitzdoms eine ziemlich strikte Grenze für die Körpergröße, beziehungsweise die einhergehende Schrittlänge. Trek gibt eine Innenbeinlänge von 90 cm als größtmögliches Maß an. An dem ist nicht zu rütteln, weil die Länge des integrierten Sitzrohrs den limitierenden Faktor darstellt. Zwischen den beiden Extremen stufen die Amerikaner die Größenschritte fein ab.

# Der Bontrager Alu-Lenker passt mit seiner geringen Rückbiegung …
# … und minimalem Flare nicht richtig zu den herausragenden Qualitäten des Rades beim Bikepacking
# Eine Besonderheit des Checkpoint: Die Ausfallenden ermöglichen eine Versetzung der Achse um rund 2 cm, was richtig lange Kettenstreben bringt
# Die Ausrichtung des Hinterrades lässt sich mittels Schrauben perfekt feinjustieren und fixieren

Und noch eine Besonderheit verdient bei der Checkpoint-Geometrie Beachtung: der verstellbare Radstand. Die Daten weisen das Checkpoint als eher mittellang bauendes Gravelbike aus. Doch das täuscht etwas. Denn durch das Verschieben der Ausfall-Enden kann es auf die betont laufruhige Seite des Spektrums gebracht werden. Die Angaben in der Geometrietabelle gelten für den Fall, dass man die Hinterachse soweit wie möglich Richtung Tretlager fixiert, wie der Abgleich mit dem Testrad zeigte. Mit der Achse ganz hinten positioniert gehört das Trek zu den Gravelbikes mit den längsten Kettenstreben überhaupt. Zugleich senkt sich in der hinteren Achsposition das Tretlager weiter ab. Das verlagert wiederum den Schwerpunkt noch etwas nach unten und beruhigt zusätzlich – zumal die Tretachse schon vorher eher tief liegt.

Ansonsten sucht Trek eher die goldene Mitte. Der Lenkwinkel fällt flacher aus, für eine beruhigtere Lenkung – wenn auch nicht so flach wie bei den neueren Gravelbikes im Stile von BMC, Liteville oder – ganz extrem – Evil.

# Die andere Besonderheit ist der Sitzdom, der Nutzer auf die Trek-Sattelstützenaufsätze festlegt
# Der Aufsatz ist in 2 Längen zu haben und mit einem Setback von 5 oder 20 mm – die Position lässt sich mit der Skala genau einstellen (und wiederfinden)

Eine Tendenz zur sportlichen Seite für ein Gravelbike haben die Stack-Werte. Anders gesagt: Weil das Steuerrohr eher kurz ausfällt, können ambitionierte Gravel-Fahrer auch eine stärker geneigte Position realisieren. Wer sehr aufrecht sitzen will, sollte deshalb testen, ob es sich lohnt, eine Nummer größer kaufen. Zur Orientierung: Am Testrad sind Spacer in Höhe von 3 cm montiert. Die erhöhte Abdeck-Kappe des Steuersatzes misst 2 cm in der Höhe.

Auf dem Kurs

So sitzt man: Das Trek Checkpoint bietet eine gemäßigt aufrechte Sitzposition, vergleichbar mit der vieler Endurance-Rennräder. Wer vom Rennradfahren kommt, wird sich mit der eher schmalen Griffweite an den Bremshebeln schnell anfreunden können, die auf sanft geschwungenen Schotterpfaden und auf befestigten Wegen auch eine sehr gute Wahl ist. Wer die Sitzposition gerne rennmäßig um das Tretlager Richtung Front rotieren will, ist auf die Verfügbarkeit des alternativen Trek Sattelstützen-Aufsatzes angewiesen. Wer eher Gelände-orientiert ist, wird sich mehr Breite im Cockpit wünschen, vor allem am Unterlenker, der an diesem Bontrager-Lenker nicht ausgestellt ist. Aber ein Lenkertausch gehört zu den einfacheren Umbauten, zumal, wenn die Leitungen und Züge wie hier nicht integriert sind (und in der Länge noch etwas Spielraum lassen).

# Weil die Züge von oben ins Unterrohr laufen, werden sie in einen Bogen gezwungen, der im Wiegetritt stören kann

Stichwort Züge: Diese können im Wiegetritt je nach Tester und Tretstil schonmal den Knien im Weg sein. Der Grund dafür ist, dass sie ins Unterrohr geführt werden. Dadurch drückt sie das Oberrohr zur Seite und wenn die Zuglänge korrekt für den maximalen Lenkeinschlag gewählt ist, entsteht ein kleiner Bogen direkt neben dem Oberrohr, der je nach Tretstil in der Kreisbahn des Knies liegen kann.

Auf der Straße: Das Trek Checkpoint gehört klar zu den Gravelbikes, die gute Gene für die Straße mitbringen. Das liegt sowohl an der Sitzposition als auch am überaus verwindungssteif wirkenden Rahmen- und Gabelset: es erzeugt direkten Vortrieb, wie man ihn sich wünscht. Auch die Lenkung wirkt in schnellen Kurven willig und präzise. Am Testrad bietet die Kompaktkurbel zudem eine Asphalt-orientierte Übersetzung für hohes Tempo. Um das Trek Checkpoint richtig ans Rennen auf Teer zu bringen, ist ein alternatives Laufrad-Setup aber ein unbedingter Tipp. Die Bontrager GR1-Reifen wirken nicht wie ausgesprochene Leichtläufer und erzeugen ein sonores Brummen als Abrollgeräusch. Zudem addieren die breiten, flachen Felgen ein paar Gramm an einer Stelle, wo sie beim Beschleunigen die Dynamik etwas begrenzen.

Glanzpunkte setzt das IsoSpeed-System auf der Straße. Für feine Stoßdämpfung fanden wir im Vergleich der vier Gravelbikes keine bessere Lösung. Mehr dazu unten.

# Waldwege und Schotterpisten, auf denen man es laufen lassen kann, sind die Domäne des Checkpoint
# In langsam gefahrenen, engen Kurven neigt die Lenkung zum Übersteuern …
# … die präzise Führung vermittelt aber viel Sicherheit – Schwachpunkt auf solchen Wegen ist das Profil der Reifen

Auf dem Kiesweg: Auf dem Schotter ist das Checkpoint SL6 eine Bank. Es rollt schnell und sicher, lässt sich weder in der Lenkung noch in Sachen Rahmenverwindung aus der Ruhe bringen. Besonders bei hohem Tempo gefällt die Auslegung. In langsamen Kurven präsentiert sich das Trek Checkpoint als Gravelbike, das eher zum Übersteuern neigt. Sprich: Áb einem gewissen Punkt zieht die Lenkung mit in die Kurve. Das Verhalten wird noch verstärkt, wenn man die große Felgenbreite konsequent nutzt und die breiten Reifen mit wenig Druck fährt. Unterm Strich ein Fahrverhalten, das wie gemacht ist für ausgedehnte Gravel Fondos und Bikepacking-Touren und sich klar abgrenzt zum Trek Boone für Gelände-Rennfahrer mit CX-Ambitionen.

Am Berg: Bergauf muss das Trek Checkpoint SL6 etwas Federn lassen. Dafür verantwortlich ist hauptsächlich die Übersetzung, die auch fittere Fahrer im Graveleinsatz im Mittelgebirge schnell an die Grenzen des flüssigen Pedalierens bringen dürfte. Sitzenbleiben und das IsoSpeed-System wirken lassen geht dann nicht. Schade, denn die (bei Nutzung des Spielraums) sehr langen Kettenstreben und die Sitzposition prädestinieren das Checkpoint eigentlich zum Klettern. Dank T47-Tretlagerstandard ist das Checkpoint aber theoretisch für eine Vielzahl von Kurbeln geeignet.

# Geht es steil bergauf, muss man den bequemen Bontrager-Sattel verlassen
# Der Spaß in der Abfahrt kommt aber nicht zu kurz

In der Abfahrt: In der Abfahrt fährt sich das Checkpoint fast ganz nach vorne in der Gunst der Tester. Es liegt sicher und zirkelt mit Speed präzise um die Kurven. Spaßbegrenzer sind hier erneut die Reifen, die auf losem Untergrund eine geringe Seitenführung haben und insgesamt etwas hölzern wirken – insgesamt ist die Bereifung also ein klarer Tuning-Tipp.

Die Ultegra Disc-Bremsen leisten zuverlässige und punktgenaue Verzögerungsarbeit. Auch zu Kettenabwürfen kam es dank des gedämpften Schaltwerkes nicht. Zusätzlich hat das Checkpoint aber auch einen vorbildlichen Kettenfänger über dem Tretlager. Und nicht zuletzt besitzt es einen sehr großflächigen Unterrohrschutz sowie einen perfekten Schutz vor Kettenklemmern – besser geht es in dieser Hinsicht nicht.

# Je länger die Tour, je lieber mit dem Trek Checkpoint

Mit Rucksack oder Bikepacking-Taschen: Das Reisen und Touren mit Taschen oder Trägern aller Arten ist eindeutig die Paradedisziplin des Trek Checkpoint. Hier summieren sich sowohl das Komfortkonzept als auch die Länge-Läuft-Geometrie und die Auslegung von Cockpit und Übersetzung zum runden Gesamtpaket. Hinzu kommt das umfängliche Paket an Ösen für Flaschenhalter, Taschen und Träger, das in diesem Vergleich den Maßstab setzt.

Die Dämpfung

Wie der Sitzdom des Trek Checkpoint unter Last nachgibt, ist mit bloßem Auge zu erkennen, wenn man mit der Hand auf den Sattel drückt, wobei schon recht wenig Kraft genügt. Und so fühlt sich mit dem Trek IsoSpeed-System auch die Straße am Heck spürbar geglätteter an als mit den anderen Dämpfungen. Vor allem kleine Unebenheiten filtert der Sitzdom zuverlässig raus. Auch groben Schlägen nimmt IsoSpeed deutlich die Spitzen – in letzterer Hinsicht wirkte aber das BMC MTT-Prinzip noch effektiver. Wippen, das viele ambitionierte Rennradfahrer nicht mögen, ist nur nach Bodenwellen kurz zu spüren, insgesamt aber sehr unauffällig – wäre es anders, hätte die Technik sicher nicht so schnell den Weg in den Profisport gefunden, was übrigens schon 2012 geschah.

# Der Trek-Sitzdom flext spürbar und reagiert gefühlt am sensibelsten auf kleine Fahrbahnstöße
# Vorne müssen die (breiten) Reifen die gesamte Stoßdämpfungsarbeit übernehmen

Ein Vorteil des entkoppelten Sitzdoms ist, dass er keine Wartung benötigt. Dass die Sattelstütze Teil des Rahmens ist, bringt aber die üblichen Nachteile solcher Konzepte mit. So schränkt das herausragende Sitzrohr die Auswahl an passenden Transporttaschen ein. Außerdem ist die Sitzhöhe enger an eine bestimmte Rahmenhöhe gekoppelt. Heißt: Wer sportlicher sitzen will und deshalb eine kleinere Rahmenhöhe bevorzugen würde, kann das häufig nicht umsetzen, weil die Sattelhöhe sich nicht beliebig nach oben verlängern lässt.

Unterm Strich bleibt das Trek IsoSpeed für uns das beste Dämpfungskonzept am Sattel aus der Auswahl, wenn Straße und Gravel gleichermaßen auf dem Plan stehen – vor allem aufgrund der Sensibilität, mit der es auch typische kleine Unebenheiten auf der Straße ausbügelt. Eine Einstellbarkeit der Federhärte, wie sie das IsoSpeed am Trek Domane oder das Trek Madone bieten, muss gar nicht umbedingt sein. Schade aber, dass das Checkpoint das vordere IsoSpeed nicht bekommt. Wer das am Geländerenner haben will, muss zum Cyclocross-Bike Boone greifen.

Haltbarkeit

Vorab eins: Wie lange sich ein Rad beim Kunden hält, ist auch eine Frage, wie gut er vorher beraten wurde. In dieser Hinsicht muss an dieser Stelle die vorbildliche Trek-Webseite erwähnt werden, die über alle relevanten Details des Rades gut aufbereitet informiert und auch sonst gerne versteckte Details wie das zulässige Gesamtgewicht dokumentiert, das mit 125 kg erfreulich hoch ist. Auch die Gewichtsinfo ist ehrlich.

# Ein vorbildlicher Unterrohrschutz …
# … und eine von oben wie unten gut abgeschirmte Kettenstrebe stehen beispielhaft für die sehr gute Verarbeitung des Checkpoint
# Auf den Carbonrahmen des Checkpoint SL6 gewährt Trek eine lebenslangen Garantie

Im Rahmen des Vergleichstests der Modelle mit Dämpfung wurde das Trek Checkpoint SL6 knapp über 100 km über großteils unbefestigte Wege im Bergischen Land bewegt: von Straßen bis MTB-Trails war alles dabei. Während des Testzeitraums gab es keine Defekte. Ein anfängliches Knacken am Sitzdom ließ sich nach Reinigen und erneuter Montage beseitigen. Dabei blieb die Sattelhöhe unter Einhaltung der Drehmomente auch nach Offroad-Fahrten immer fixiert (was eigentlich selbstverständlich sein sollte, es aber nicht ist). Die offenbar durchgängig im Rahmen verlegten Schaltaußenhüllen dürften zur längeren exakten Funktion der Schaltung beitragen. Ein Manko ist prinzipiell der Sitzdom, der die Transportkoffer-Lösungen für Flüge etwas einschränkt und auch anfälliger ist, als eine herausnehmbare und verpackbare Stütze. Zudem schränkt die Bauart den potentiellen Käuferkreis beim Wiederverkauf ein.

# … der im Wiegetritt stören kann

Wie andere US-Marken auch gewährt Trek eine lebenslange Garantie auf Rahmen und Gabeln. Außerdem bietet das Unternehmen mit dem „Carbon Care-Programm“ einen vergünstigten Neu-Erwerb an, wenn es zu Schäden am Rahmen kommt, die nicht von der Garantie gedeckt sind. Zweit- und Drittkäufern gewährt man immerhin 3 Jahre.

Fazit @Rennrad-News

Das Trek Checkpoint SL 6 geht als eindeutiger Tipp für lange Bikepacking-Touren und Commuten aus unserem Vergleich hervor. Dabei ist das wartungsarme Dämpfungskonzept am Sattel für das Pendeln per Rad ein großer Vorteil und bietet sich mit seinem sensiblen Schluckverhalten auch für die Straße an. Das hervorragend verarbeitete Rahmen- und Gabelset wartet mit viel Flexibilität und jeder Menge durchdachter Lösungen auf. Dafür ist der Preis – trotz etwas geringerem Ausstattungsniveau – nicht zu hoch gegriffen. Wegen des speziellen Sitzdoms ist eine genaue Prüfung des individuellen Bike-Fits unbedingt zu empfehlen. Ein klarer Tuningtipp sind aus unserer Sicht die Reifen. Wer einen leichten Gravelsprinter oder Trailjäger sucht, ist woanders besser beraten.

Pro / Contra

Pro

  • Fein ansprechende, effektive Dämpfung am Sattel
  • Vielseitiger Rahmen
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Hervorragend für Bikepacking geeignet
  • Mit leichtem Laufradsatz auch eine Endurance-Option

Contra

  • Übersetzung fehlt Rettungsgang für bergige Schotterpisten
  • Sitzdom schränkt Transportmöglichkeiten und Wiederverkauf ein
  • Leitungsverlauf kann im Wiegetritt stören
# Komfort-Tourer für Kies & Co.

Was sind eure Erfahrungen mit dem Trek Checkpoint?


Testablauf

Vollständigen Artikel lesen …

Hier haben wir unsere Fahreindrücke gesammelt:


Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, also vormontiert. Testräder werden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Für den Test werden die Räder gewogen, die Sitzposition wird bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen und die Reifen auf den mittleren empfohlenen Reifendruck befüllt. Für eventuelle Geländefahrten wird der Reifendruck zusätzlich auf den unteren empfohlenen Wert gesenkt. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
Tester-Profil: Jan Gathmann
Körpergröße 180 cm
Schrittlänge 86,5 cm
Oberkörperlänge 64 cm
Armlänge 58 cm
Gewicht 75-76 kg
Jan fährt alles, was einen Rennbügel hat: Rennrad, Cyclocrossrad, Gravelbike, Bahnrad. Nach einem kurzen Ausflug in die Amateurrennen ohne nennenswerte Ergebnisse beschränken sich seine Renneinsätze auf Hobby-CX-Rennen und das eine oder andere Jedermannrennen. Lieber kurz und schmerzvoll als lang und schmerzreich, lieber Frühjahrsklassiker als Alpenmarathon. Längere Etappentouren mit Gepäck stehen zahlreich auf der Wunschliste und werden nach zeitlichen Möglichkeiten eingestreut. Strava: https://www.strava.com/athletes/3294693.
Ich fahre hauptsächlich
Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
Vorlieben bei der Geometrie
Gemäßigt sportlich, eher lang

Weitere Tests aus unserem Vergleich von 4 Gravelbikes mit Dämpfung:

Text: Jan Gathmann / Fotos: Gathmann, Herden
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