Vittoria Corsa Pro Rennrad-Reifen im Test. Der neue Vittoria Corsa Pro ist der schnellste Reifen der Italiener und speziell für den Renneinsatz konstruiert. Der ebenfalls neue Vittoria Corsa Pro Control ist der Race-Reifen für schlechte Straßen und Kopfsteinpflaster. Wir haben die beiden neuen Reifen von Vittoria ausgiebig getestet und mit dem ebenfalls neuen Trainings-Reifen Vittoria Corsa N.ext verglichen.
Vittoria Corsa Pro: Infos und Preise
Der neue Vittoria Corsa Pro ersetzt den bisherigen Rennrad-Reifen Corsa und ist damit der wichtigste Reifen in der breiten Palette von Vittoria. Der Corsa Pro ist der Reifen, der von vielen Teams der UCI WorldTour bei Rennen eingesetzt wird. Schon vor der offiziellen Präsentation am 6. Mai zum Start des Giro d’Italia wurden mit dem neuen Wettbewerbs-Reifen zahlreiche Siege eingefahren. Unter anderem bei Paris-Roubaix, Mailand-Sanremo und einigen Etappen bei den großen Rundfahrten im Frühjahr. Auch während der Tour de France waren die Corsa Pro oft am Rad von Tour-Sieger Jonas Vingegaard und seinen Teamkollegen sowie vielen anderen Teilnehmern zu sehen.
- Neuer High-Performance-Reifen von Vittoria
- 12 % schneller und 18 % pannensicherer als der Vorgänger Corsa
- 4 % leichter als der Vorgänger
- Eingeschränkte Hookless-Tauglichkeit (mind. 28er Breite und max. 5 bar Druck)
- Für Tubeless-Einsatz und Verwendung mit Schlauch geeignet (TLR, Tube)
- Auch als Schlauchreifen (Tubular) erhältlich
- Hergestellt im Vittoria Werk in Thailand
- Karkasse Baumwolle 320 TPI
- Größen 24-622, 26-622, 28-622, 30-622, 32-622
- Gewicht 270 g (28-622, gewogen)
- Gemessene Breite 28 mm (28-622 gemessen auf Hookless-Felge mit 22,4 mm Maulweite)
- Preis 95 €
- Infos www.vittoria.com
Vittoria Corsa Pro im Test
Nach der Präsentation in Italien mit einer kurzen Ausfahrt konnten wir den neuen Vittoria Corsa Pro mittlerweile sehr ausgiebig testen und auf fast 1.000 km mit dem neuen Race-Pneu der Italiener viele Testeindrücke sammeln. Die Montage und die Testfahrten erfolgten auf einem Cadex Ultra Laufradsatz mit einer Felgen-Maulweite von 22,4 mm und Hookless-Konstruktion. Hakenlose Felgen stellen die Reifen ganz besonders auf die Probe, weil ihnen der Halt gebende Haken an der Seite des Felgenhorns fehlt. Somit müssen die Reifen besonders maßhaltig gefertigt sein, damit ein Lösen von der Felge auch unter extremen Bedingungen ausgeschlossen werden kann.
Zu bemerken ist, dass die 24 mm und 26 mm breiten Versionen des Vittoria Corsa Pro ausdrücklich nicht für den Einsatz auf hakenlosen Felgen freigegeben sind. Wer den Vittoria Corsa Pro also in klassisch schmaler Breite fahren möchte, kann dies nur auf Felgen mit Haken tun. Die Montage des 28er Corsa Pro auf der Cadex 50 Ultra Felge klappt problemlos mit der Hand. Weniger Geübte müssen evtl. einen Reifenheber zu Hilfe nehmen, sollten die Montage jedoch trotzdem ohne Probleme schaffen. Auffällig ist die hohe Geschmeidigkeit der Reifen, die von der Konstruktion mit Baumwolle-Karkasse stammt. Der Unterschied zu einem Reifen mit normalem Aufbau ist schon beim ersten „in die Hand nehmen“ direkt zu spüren und zeigt sich auch bei der Montage recht deutlich.
Der Vittoria Corsa Pro dichtet bei der Tubeless-Montage relativ gut ab und konnte auf unserer Testfelge mit einer handelsüblichen Standpumpe ohne Kompressor recht problemlos ins Felgenbett befördert werden. Dort dichtet er ohne Milch nur geringe Drücke ab und benötigt für den Praxis-Einsatz zwingend das flüssige Dichtmittel. Unsere Testreifen liefen einwandfrei rund und wiesen keinen Seiten- oder Höhenschläge auf.
Auf der Straße fällt das leichte Abrollen auf, welches subjektiv auf dem Niveau der besten Rennrad-Reifen liegt. Das Handling ist sportlich direkt, die Haftung ausgezeichnet. Entsprechend dem SRAM Reifendruck Ratgeber sind wir in unserem Set Up mit rund 3,9 bar Luftdruck vorn und 4,1 bar am Hinterrad gefahren. Mit diesem Druck sind die Vittoria Corsa Pro sehr komfortabel und laufen vor allem auf rauem Asphalt sehr leicht. Auffällig ist das geschmeidige Abroll-Gefühl und das sensible Reagieren auf Unebenheiten im Asphalt. Eine Eigenschaft auf die Vittoria sehr stolz ist – man wirbt dem Slogan „Feel what the pros feel“. Das Abroll- und Federungsverhalten ist damit auf absolutem Top-Niveau, das nur von wenigen Spitzenreifen anderer Hersteller in ähnlicher Form erreicht wird.
Der Pannenschutz bereitete während rund 1.000 km keinerlei Probleme. Es gab lediglich einen schleichenden „Plattfuß“, der allerdings vom Vittoria TPU-Schlauch verursacht wurde. Mit anderen Schläuchen und im Tubeless-Setup, gab es keinerlei Probleme oder Auffälligkeiten mit dem Vittoria Corsa Pro.
Vittoria Corsa Pro Control: Infos und Preise
Wie schon beim Vorgänger gibt es auch zum neuen Corsa Pro eine Variante mit der Zusatzbezeichnung „Control“. Sie ist mit einer etwas dickeren Lauffläche ausgestattet und für schlechten Asphalt und unwegsame Straßen gedacht. Passend zum Einsatzgebiet gibt es den „Pro Control“ auch in der zusätzlichen Größe 34-622.
Seine Konstruktion prädestiniert den Corsa Pro Control für Rennen wie Paris-Roubaix. Der „Pro Control“ bietet im Vergleich zum „Pro“ einen besseren Pannenschutz, rollt dafür aber etwas schlechter und ist je nach Größe 20-30 Gramm schwerer. Interessant dabei ist die Tatsache, dass sich nicht alle Teams an die Empfehlungen von Vittoria halten. So wurde auf so manchem Teambike bei Paris-Roubaix 2023 der leichtere und schnellere Vittoria Corsa Pro gesichtet.
- Neuer Performance-Reifen von Vittoria
- 2 % schneller und 19 % pannensicherer als der Vorgänger Corsa Control TLR
- 2 % leichter als der Vorgänger
- Eingeschränkte Hookless-Tauglichkeit (mind. 28er Breite und max. 5 bar Druck)
- Baumwoll-Karkasse
- Für Tubeless-Einsatz und Verwendung mit Schlauch (TLR, Tube)
- Keine Tubular-Version erhältlich
- Hergestellt im Vittoria Werk in Thailand
- Karkasse Baumwolle 320 TPI
- Größen 26-622, 28-622, 30-622, 32-622, 34-622
- Gewicht 307 g (28-622, gewogen)
- Gemessene Breite 28 mm (28-622 gemessen auf Hookless-Felge mit 22,4 mm Maulweite)
- Preis 95 €
- Infos www.vittoria.com
Vittoria Corsa Pro Control im Test
In Sachen Montage unterscheidet sich der Corsa Pro Control nicht wirklich vom Corsa Pro. Kein Wunder, schließlich basiert die Control-Version auf der gleichen Konstruktion wie der Corsa Pro und ist lediglich mit einer dickeren Lauffläche ausgestattet, die zum einen den Pannenschutz und zum anderen die Laufleistung im Vergleich zum Corsa Pro verbessert. Allerdings hat unsere Redaktionswaage auch einen Gewichtsaufschlag von 37 Gramm pro Reifen gegenüber dem Corsa Pro bestätigt.
In Sachen Handling und Haftung ist beim Praxis-Einsatz kaum ein Unterschied zu spüren, auch das Abrollverhalten ist nicht signifikant anders. Auch der Corsa Pro Control bietet ein sehr sportliches und spielerisches Handling. Wir haben ihn unter anderem auf dem neuen Trek Madone SL eingesetzt, wo er das Handling im Vergleich zu den serienmäßig montierten Bontrager R3 Reifen deutlich verschärfen konnte. Sprich das Madone SL ließ sich mit den Vittoria Corsa Pro Control einfacher und etwas aggressiver einlenken, ohne bei hohem Tempo an Präzision oder Spurstabilität einzubüßen.
Entsprechend der Positionierung des Reifens haben wir damit auch einige ruppige Kopfsteinpflaster-Abschnitte bewältigt, von denen sich der Vittoria Corsa Pro Control gänzlich unbeeindruckt zeigte. Es gab während des Testes keine Probleme mit dem Pannenschutz.
Da sich das Handling und der Rollwiderstand nicht spürbar vom Corsa Pro unterscheiden, könnte der Corsa Pro Control nicht nur eine gute Wahl für Rennen auf schlechten Straßen sein, sondern auch eine interessante Alternative für alle, die das geschmeidige Fahrgefühl des Corsa Pro mit minimalen Abstrichen und einer dafür deutlich längeren Lebensdauer, gepaart mit besserem Pannenschutz erleben möchten.
Vittoria Corsa N.ext TLR: Infos und Preise
Der Vittoria Corsa N.ext ist ein komplett anderer Reifen als die beiden Corsa Pro Modelle, da er nicht auf einer Baumwoll-Karkasse aufbaut, sondern auf einer Konstruktion mit drei Nylon-Lagen basiert. Vittoria sieht den Corsa N.ext eher als Trainings-Reifen für Rennfahrer und Ambitionierte oder als hochwertigen Do-it-all-Reifen für Hobbyfahrer und alle, die Wert auf eine lange Lebensdauer und hohen Pannenschutz legen. Interessant ist, dass der N.ext auf unserer Redaktionswaage bei gleicher Größe 14 Gramm leichter als der Corso Pro Control war.
- Neuer Tubeless Reifen für Training und Alltag
- 23 % schneller und 30 % pannensicherer als der Vittoria Rubino Pro TLR
- 8 % leichter als der Vittoria Rubino Pro TLR
- Eingeschränkte Hookless-Tauglichkeit (mind. 28er Breite und max. 5 bar Druck)
- 3-lagige Nylon-Karkasse
- 2 verschiedene Versionen: Tubeless- oder Tube Type
- Hergestellt im Vittoria Werk in Thailand
- Karkasse Nylon, 100 TPI
- Größen 24-622, 26-622, 28-622, 30-622, 32-622, 34-622
- Gewicht 293 g (28-622, gewogen)
- Gemessene Breite 29,6 mm (28-622 gemessen auf Hookless-Felge mit 22,4 mm Maulweite)
- Preis 69,95 €
- Infos www.vittoria.com
Vittoria Corsa N.ext TLR im Test
Dass der Vittoria Corsa N.ext ein ganz anderer Reifen ist, als die beiden Pro-Versionen, wird schon bei der Montage klar. Der N.ext fühlt sich im direkten Vergleich wesentlich steifer an, was natürlich auf die Konstruktion mit mehreren Nylon-Lagen im Gegensatz zur Baumwoll-Karkasse der Pro-Modelle zurückzuführen ist. Die Montage ist deutlich schwieriger als bei den Corsa Pro Modellen und ohne Reifenheber kaum zu bewerkstelligen. Auffällig auch, dass der Corsa N.ext TLR mit 29,6 mm deutlich breiter baut als nominell angegeben, während die beiden Corsa Pro Modelle auf unserer Hookless-Testfelge mit 22,4 mm Maulweite genau maßhaltig waren.
Dafür lässt sich der N.ext im Tubeless-Setup sehr einfach mit einer herkömmlichen Standpumpe aufpumpen und in die richtige Position auf der Felge befördern. Im Gegensatz zu den Corsa Pro hält der Corsa N.ext auch ohne Dichtmilch schon relativ gut den Druck. Fingerfertigkeit ist dann allerdings bei der Demontage gefordert, denn dabei zeigte sich vor allem eines der beiden Exemplare sehr widerspenstig. Mit dem Einsatz von Reifenhebern ließ er sich aber letztlich doch von der Felge trennen.
Im Praxiseinsatz fällt schnell auf, dass der Corsa N.ext bei Weitem nicht so direkt einlenkt wie die beiden Corsa Pro Modelle. Das Handling wird deutlich entschärft und verlangsamt. Mit den Corsa Pro Modellen reagiert das Testbike Giant TCR SL sehr direkt und aggressiv auf Lenkimpulse und zeigt ein wieselflinkes Handling, während mit dem Corsa N.ext das Fahrverhalten deutlich spürbar träger wird.
Auch der Komfort ist nicht so gut wie beim Corsa Pro. Querfugen oder Löcher im Asphalt werden deutlich stärker an den Fahrer weitergegeben, auch auf rauem Asphalt informiert der N.ext spürbar stärker über den Straßenzustand. In Sachen Rollwiderstand ist zudem spürbar, dass der N.ext nicht ganz so geschmeidig rollt wie der Corsa Pro und ein wenig mehr Energie raubt.
Fazit von Rennrad-News.de
Die komplett erneuerten Corsa Pro und Corsa Pro Control haben sich in unserem Test als sehr hochwertige Rennrad-Reifen präsentiert. Der Corsa Pro rollt sehr geschmeidig und bietet hohen Komfort, gepaart mit leichtem Rollen auf rauem Asphalt und schlechten Straßen. Das Handling ist sehr direkt und verbindlich und passt damit perfekt zur anvisierten Zielgruppe der Rennfahrer und Ambitionierten. Der Corsa Pro Control bietet sehr ähnliche Fahrleistungen, kombiniert mit einer dickeren Lauffläche und damit einhergehend besserem Pannenschutz. Allerdings auch mit deutlichem Mehrgewicht. Er ist eine Empfehlung für alle, die eine hohe Laufleistung mit dem sportlichen Handling kombinieren möchten. Beide Reifen ließen sich einfach montieren und bereiteten auf rund 1.500 km keine Probleme in Sachen Pannenschutz. Damit bewegt sich Vittoria mit den neuen Corsa Pro und Corsa Pro Control eindeutig im erlesenen Feld der besten Rennrad-Reifen. Allerdings auch mit einem ambitionierten Preis von 95 €.
Pro / Contra
Pro
- Geschmeidiges Abrollverhalten
- Hoher Komfort
- Direktes Handling
Contra
- Hoher Preis
Wer von euch konnte die neuen Race-Reifen von Vittoria schon selbst fahren?
80 Kommentare